Großenduros in den Alpen - Highbike Testcenter Ischgl 2016

Aprilia Capo | BMW GS | Ducati Multi | KTM Adv | Triumph Tiger Ex

Wo sonst kann man Reiseenduros besser testen, als in den Alpen - wo man neben kniffligen Spitzkehren, engen Straßerln und schlechten Belägen mancherorts auch Kühe auf der Straße antrifft. Die 1000PS-Crew nahm beim Highbike Testcenter im Paznauntal gleich fünf Reiseenduros unter die Lupe: Aprilia Caponord 1200 Rally, BMW R 1200 GS, Ducati Multistrada 1200 Enduro, KTM 1190 Adventure und Triumph Tiger Explorer XRx.

Es ist nicht nur die herrliche Gegend in den Tiroler Alpen, die uns jedes Jahr zum Highbike Testcenter Ischgl pilgern läßt. Es sind auch nicht nur die genialen Straßen und Pässe, die wir dort befahren. Und es ist auch nicht nur dieses gemütliche Klima, das wir dort immer genießen - es ist all das zusammen! Und so machte sich die 1000PS-Crew mit K.OT, Nasty Nils, Vauli, Gaststarter Klausmaus Grammer und Kamerakind Kaptain Kuk auf den Weg in die abartig schöne Kulisse des Paznauntals.

Weltpremiere: 1000PS erstmals ohne Verfahren!

An unserem langen Tag, an dem wir in der Regel um 8 Uhr starten und dann aus navigationstechnischen Gründen erst um 21 Uhr retour kommen (diesmal erstmals ohne Verfahren!), nahmen wir uns natürlich die sogenannten Reiseenduros zur Brust, die ja wie geschaffen für dieses Terrain zu sein scheinen. Während wir sowohl die BMW R 1200 GS als auch die KTM 1190 Adventure schon öfters unter unseren Hintern hatten und auch schon in Ischgl getestet haben, konnte ich persönlich die Aprilia Caponord 1200 Rally und die Ducati Multistrada 1200 Enduro als einziger davor bei den jeweiligen Präsentationen fahren, die Triumph Tiger Explorer XRx hatte wiederum Kollege K.OT erstmals bei der Präsentation getestet.

Aprilia Caponord 1200 Rally:

Wer beim Motorrad die Meinung "erst der Motor, dann das Rad" vertritt, ist mit der Capo Rally bestens bedient: Das Triebwerk spielt auf diesem insgesamt sehr gelungenen Motorrad eindeutig die erste Geige - vor allem was den Sound betrifft. Trotz "nur" 125 PS ist der V2-Motor ein kräftiger Geselle, der mit gutem Durchzug aufwarten kann.. Das komfortable Fahrwerk muss man mögen, während die Fans der brettharten Liga die Nase rümpfen werden, erfreuen sich alle anderen am genialen aktiven Fahrwerk, das selbst die gröbsten Schläge ausbügelt. In Sachen Performance bietet die Aprilia Caponord 1200 Rally mit Traktionskontrolle, ABS und Temopomat auch noch ein komplettes Elektronik-Paket, das in schwierigen Situationen auf nassen oder rutschigen Untergründen in den Bergen schon hilfreich sein kann. Um Spitzkehren fahren einige Maschinen dieser Klasse zwar handlicher, über den breiten Lenker ist die fesche Italienerin aber sehr gut kontrollierbar und die Sitzposition bietet enormen Komfort - worum es bei einer Reiseenduro ja auch geht, selbst in den Alpen!

BMW R 1200 GS:

Eine GS ist nahezu überall daheim - funktioniert also klarerweise auch in den Alpen ausgezeichnet. Es ist schon ein Vergnügen, die Kraft des teilweise wassergekühlten Boxer-Zweizylinders am Kurvenausgang zu spüren - 125 PS wirken nur am Papier viel schwächer als 150 oder gar 160 PS bei der Konkurrenz. Mit 125 Newtonmeter Drehmoment ist der Antritt von unten ohnehin herrlich und die GS schleppt mit 238 Kilo fahrbereit trotz ihres wuchtigen Auftritts nicht allzu viel Speck mit sich herum. In Spitzkehren wirkt sich zusätzlich der tiefe Schwerpunkt positiv aus - die BMW R 1200 GS ist in den Bergen ganz schwer zu knacken! Sogar die vordere Telelever-Aufhängung, die das Einnicken des Vorderrads beim Bremsen unterdrückt, passt auf der GS ausgezeichnet zum Gesamtpaket und kann den sportlichen Charakter nicht schmälern. Führt die Reise schließlich über mehrere Pässe und vielleicht auch noch über die Autobahn, kann die R 1200 GS zusätzlich ihren Komfort-Trumpf ausspielen - viel bequemer kann man trotz ausgeprägter Handlichkeit und Offroad-Robustheit kaum reisen.

Ducati Multistrada 1200 Enduro:

Mit der Enduro-Variante rudert Ducati wieder ein wenig retour, wurde die neue Multistrada 1200 doch als ultimative Straßen-Reiseenduro angepriesen. Mit der Multi 1200 Enduro sollen nun aber auch Offroad-Touren möglich sein. Längere Federwege, ein höherer Lenker, Zweiarmschwinge und Feinabstimmung der Elektronik bieten mit fahrbereiten 254 Kilo nicht nur im Gelände sondern auch in den Alpen eine Menge Spaß. Denn der kraftvolle, unglaubliche 160 PS starke Motor zieht schon von unten respektabel und wegen des DVT-Systems völlig ruckelfrei hoch - damit lassen sich Spitzkehren locker und entspannt umrunden. Gut auch das riesige und herrlich unauffällig integrierte 30 Liter-Spritfass, mit dem sich bis zu 450 Kilometer absolvieren lassen - Tankstellen sind in den Alpen nämlich nicht unbedingt an jeder Ecke zu finden. Gewöhnungsbedürftig war an dem, von uns getesteten Modell nur der niedrigere Sattel, der für größere Piloten einen etwas unangenehmen Kniewinkel verursachte. Für kleinere Piloten ist diese Option aber natürlich Gold wert.

KTM 1190 Adventure:

Bei der 1190er-Adventure ist es zumindest bei mir immer wieder der gleiche Ablauf: Drauf setzen, wohl fühlen, Vollgas. Und letzteres trotz der gewaltigen 150 PS und 125 Newtonmeter Drehmoment völlig ohne Reue, weil die KTM so einfach zu handeln ist. Die homogene Leistungsentfaltung macht die 1190 Adventure trotz der brutalen Fahrleistungen immer gut kontrollierbar. In Spitzkehren sollte man nur darauf achten, den Motor nicht in den Drehzahlkeller purzeln zu lassen, denn da beutelt sich das Triebwerk unschön ab. Beherzt man aber diesen Tipp, legt man die handliche KTM einfach in die Kurve und wischt dank der vergleichsweise freizügigen Traktionskontrolle mit dem Hinterreifen aus der Ecke heraus. Die Sitzposition hat ebenfalls einen großen Anteil am Wohlfühlklima, man sitzt erwartungsgemäß bequem und der Sattel schmerzt auch auf langen Etappen nicht, durch die Supermoto-ähnliche Position hat man aber zusätzlich stets ein gutes Gefühl für das Vorderrad - und kann die (goldene) Mitte zwischen 1050 Adventure und 1290 Super Adventure flotter fahren, als man von einer Reiseenduro vermuten würde.

Triumph Tiger Explorer XRx:

Das Segment der Reiseenduros ist in Sachen Motorisierung mittlerweise stark aufgeweicht - neben den typischen Zweizylindern gibt es auch schon Vierzylinder in R- und V-Form und das Alleinstellungsmerkmal des Reihen-Dreizylinders muss sich Triumph nun mit zwei weiteren Herstellern (MV Agusta Turismo Veloce und Yamaha Tracer 900) teilen. In unserem Alpentest ist die Tiger Explorer XRx neben den vier Zweizylinder-Enduros dennoch die Außenseiterin. Das aber keineswegs im negativen Sinn, denn das große Dreizylinder-Triebwerk mit 1215 Kubik Hubraum geht ähnlich kraftvoll, jedoch durchwegs kultivierter ans Werk. Bereits der Sound vermittelt, dass da etwas anderes daher kommt und mit 140 PS ist die große Tigerin keineswegs untermotorisiert. Und dank des guten Ansprechverhaltens sind Spitzkehren in den Alpen trotz des stattlichen Gewichts von 246 Kilo kein Problem. In Sachen Komfort kann man der ausgezeichnet ausgestatteten XRx-Version keine Vorwürfe machen, sogar ein elektrisch höhenverstellbares Windschild ist mit an Bord - da können die Zweizylinder-Konkurrentinnen nur neidisch glotzen...

Und wo kann man diese und weitere Motorräder günstig in den Alpen mieten?

Am besten im Highbike Testcenter in Ischgl / Paznauntal - da gibt es alle Traummotorräder quasi zur "freien" Entnahme. Maschinen wie eine BMW K 1600 GTL, KTM 1290 Super Duke GT, Aprilia Tuono Factory, Ducati XDiavel S oder Triumph Thruxton stellt man sich nicht so ohne weiteres in die Garage. Sie sind geil aber nicht günstig. In Ischgl kann man sie zu konkurrenzlos günstigen Preisen mieten und fühlt sich dabei wie im Paradies. Subventioniert wird das Projekt vom Tourismusverband und von der Motorradindustrie. Die Abwicklung ist denkbar unkompliziert: Einfach ein Wunschquartier für den Alpenurlaub im Paznauntal wählen - dabei spielt es keine Rolle ob man am Campingplatz nächtigt, im MoHo Motorradhotel oder im 5-Strerne-Palast. Die Zimmerpreise sind im Sommer deutlich günstiger als im Winter und das Personal ist auch wesentlich entspannter. Die Partymetropole Ischgl wird zum Mekka für Aktivurlauber und man fühlt sich als Motorradfahrer/in richtig wohl. Die Motorräder reserviert man dann vorab auf der Website vom Highbike Testcenter.

Ischgl Top of the Mountain Biker Summit

Im Winter ist Ischgl der Party-Hotspot schlechthin. Wer die Partystimmung aber auch im Sommer genießen möchte, besucht Ischgl am besten während des "Ischgl Top of the Mountain Biker Summits". Das große Motorradtreffen mit dem einzigartigen Rahmenprogramm findet von 22. bis 24. Juli 2016 statt. Mehr Infos zum Ischgl Top of the Mountain BIker Summit.

Fazit: BMW R 1200 GS 2016

Eine GS ist nahezu überall daheim - auf der Rennstrecke zwar nur bedingt, dafür fühlt sie sich auch offroad pudelwohl. Es ist schon ein Vergnügen, die Kraft des teilweise wassergekühlten Boxer-Zweizylinders zu spüren - 125 PS wirken nur am Papier viel schwächer als 150 oder gar 160 PS bei der Konkurrenz. Mit 125 Newtonmeter Drehmpment ist der Antritt von unten ohnehin herrlich und die GS schleppt mit 238 Kilo fahrbereit trotz ihres wuchtigen Auftritts nicht allzu viel Speck mit sich herum. In ganz engen Kurven wirkt sich zusätzlich der tiefe Schwerpunkt positiv aus - die BMW R 1200 GS ist ganz schwer zu knacken! Sogar die vordere Telelever-Aufhängung, die das Einnicken des Vorderrads beim Bremsen unterdrückt, passt auf der GS ausgezeichnet zum Gesamtpaket und kann den sportlcihen Charakter nur leicht schmälern.


  • kräftiger Motor
  • niedriger Verbrauch
  • bequeme Sitzposition
  • auch im Gelände nutzbar
  • hohes Ansehen
  • lange und teure Aufpreislsite
  • Telelever-Vorderradaufhängung gewöhnungsbedürftig
  • Bremse sehr scharf

Fazit: KTM 1190 Adventure 2016

Die KTM 1190 Adventure ist ein absolutes Universaltalent, kein Anspruch, den sie nicht erfüllt: Sport, Reise, Passstraßen und Gelände bringt sie unter einen Hut. Mit kaum einem anderen "Alleskönner"-Motorrad ist man so schnell - sogar auf der Rennstrecke macht die 1190 Adventure mit ihren 150 PS eine gute Figur. Besonders auf engen Bergstraßen ein unschlagbarer Gipfelstürmer, aber auch bei der täglichen Fahrt in die Arbeit ein angenehmer Begleiter. Mit dabei ist auch ein umfangreiches Elektronik-Paket mit verstellbaren Leistungs-Modi, Traktionskontrolle und sogar ein Schräglagen-ABS ist an Bord.


  • Kombiniert Sport mit Komfort
  • butterweiches Getriebe
  • kraftvoller und gut kontrollierbarer Motor
  • ausgezeichnete Sitzposition
  • handliches Fahrwerk
  • ausgereifte Elektronik
  • Schräglagen-ABS
  • Motor ruckelt etwas unter 3000 Touren
  • anders als bei der Vorgängerin eine nicht mehr ganz so eigenständige Optik
  • Sanftes Gleiten ist nicht ihre Stärke

Fazit: Aprilia Caponord 1200 Rally 2016

Die Aprilia Caponord 1200 Rally tritt unübersehbar als Topmodell der Capo-Reihe auf den Plan: Edles Kofferset, Sturzbügel, Motorschutz, LED-Zusatzscheinwerfer und ein extravaganter Speichenfelgen-Satz schmeicheln dem Auge ungemein. In Sachen Performance ist die Rally mit Traktionskontrolle, ABS und Temopomat nicht weit weg von ihrer „normalen“ Travel Pack-Schwester. Und auch der Motor ist und bleibt mit seinen 125 PS ein kräftiger Geselle, der vor allem durch seinen kernigen V2-Sound und den guten Durchzug betört. Das komfortable Fahrwerk muss man mögen - während die Fans der brettharten Liga die Nase rümpfen werden, erfreuen sich alle anderen am genialen aktiven Fahrwerk, das selbst die gröbsten Schläge ausbügelt. Offroad-Einsätzen steht eigentlich nur die Straßenbereifung im Weg, das vordere 19 Zoll-Rad würde mit anderer Bereifung gewiss auch den einen oder anderen Geländeausflug gerne mitmachen.


  • Kräftiger V2-Motor mit herrlichem Sound
  • sehr sensibles und komfortables Fahrwerk
  • großes Windschild
  • angenehme Sitzposition
  • Traktionskontrolle und ABS serienmäßig und abschaltbar
  • Leistungsmodi
  • Tempomat
  • LED-Zusatzscheinwerfer
  • Alu-Kofferset
  • Fahrwerk wirkt auf guten Straßen etwas weich

Fazit: Triumph Tiger Explorer XRx 2016

Das Segment der Reiseenduros ist in Sachen Motorisierung mittlerweise stark aufgeweicht - neben den typischen Zweizylindern gibt es auch schon Vierzylinder in R- und V-Form und das Alleinstellungsmerkmal des Reihen-Dreizylinders muss sich Triumph nun mit zwei weiteren Herstellern (MV Agusta Turismo Veloce und Yamaha Tracer 900) teilen. Bei der Tiger Explorer XRx geht das große Dreizylinder-Triebwerk mit 1215 Kubik Hubraum jedenfalls sehr kraftvoll, jedoch durchwegs kultiviert ans Werk. Bereits der Sound vermittelt, dass da etwas anderes daher kommt und mit 140 PS ist die große Tigerin keineswegs untermotorisiert. Und dank des guten Ansprechverhaltens sind ganz enge Kurvein trotz des stattlichen Gewichts kein Problem. In Sachen Komfort kann man der gut ausgestatteten XRx-Version keine Vorwürfe machen.


  • Dreizylindermotor mit viel Punch
  • hoher Komfort
  • höhenverstellbares Windschild
  • wechselbare Fahrmodi
  • Traktionskontrolle
  • sportliche Bremsanlage
  • hohes Gewicht
  • verwechselbare Optik

Fazit: Ducati Multistrada 1200 Enduro 2016

Wer sich schon immer darüber geärgert hat, dass die Ducati Multistrada 1200 so sehr, um nicht zu sagen nur auf den Straßenbetrieb ohne jegliche Offroad-Ambitionen ausgelegt ist, kann nun endlich aufatmen - die Multistrada 1200 Enduro macht tatsächlich eine gute Figur im Gelände. Längere Federwege, ein höherer Lenker, Zweiarmschwinge und Feinabstimmung der Elektronik erlauben es, trotz der fahrbereiten 254 Kilo auch gröberes Gelände unter die Räder zu nehmen. Der riesige 30 Liter-Tank ermöglicht zudem eine Reichweite von bis zu 450 Kilometer - gute Voraussetzungen für eine Weltumrundung. Besonders überraschend und erfreulich ist dabei, dass solch ein Universal-Talent nicht zwangsweise klobig und zerklüftet aussehen muss, sondern so hübsch sein kann wie die Mulitstrada 1200 Enduro.


  • starker und dennoch sensibel ansprechender Motor
  • Fußrasten und höherer Lenker für Gelände adaptiert
  • 30 Liter-Tank
  • 200 mm Federweg vorne und hinten
  • einstellbares Skyhook Fahrwerk
  • Brembo M4-Bremsanlage
  • Kurven-ABS
  • LED-Licht und -Kurvenlicht
  • augezeichnete Optik
  • Seitenverkleidung drückt bei stehender Fahrt auf die Wade
  • teuer in der Anschaffung

Bericht vom 03.08.2016 | 37.380 Aufrufe

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