BMW M 1000 R vs. Ducati Streetfighter V4 S im engsten Winkelwerk
Hyper Hyper in den Alpen!
Das oberste Level bei den Naked Bikes ist mittlerweile bei unfassbaren 210 PS angelangt, die BMW M 1000 R definiert nun das Ende der Nahrungskette. Ducatis Streetfighter V4 S ist mit 208 PS allerdings alles andere als schwachbrüstig. Beide können vor allem auf der Rennstrecke brachial performen - passen diese Hyper-Nakeds aber auch auf die superengen Sträßchen in den Alpen, oder können sie dort kaum laufen vor lauter Kraft?!
Es war ein Paukenschlag, als BMW das Naked Bike M 1000 R präsentierte und mit der Erwähnung der Leistung von 210 PS sogar den bisherigen Höchstwert von 208 PS egalisierte. Nicht, dass die BMW mit gerade mal zwei PS mehr gegenüber der Ducati Streetfighter V4 S auch massiv mehr Performance bringen würde, aber gegenüber der eigenen Schwester S 1000 R, von der sie das Chassis und viele andere Kompomenten übernimmt, sind es doch stolze 45 PS mehr! Der Motor wird auch ungeniert und unverändert direkt aus dem Superbike S 1000 RR übernommen - mit all seinen Stärken und Schwächen.
Werden mich die beiden Hyper Hyper-Nakeds ganz normal abwerfen?
Dementsprechend eingeschüchtert ging ich an die Sache heran, die BMW M 1000 R und die Ducati Streetfighter V4 S im engen Winkelwerk der Alpen zu testen - würden mich diese Kraftwerke im unteren Drehzahlbereich völlig im Stich lassen, nur um mich dann in den oberen Drehzahlen ganz normal abzuwerfen? Weit gefehlt, vor allem die BMW funktioniert in allen Drehzahlen dermaßen homogen und gut, dass man nicht glauben würde, dass dieses Triebwerk auch in einem Superbike seinen Dienst verrichtet. Aus tiefsten Drehzahlen kommt bereits ausreichend Schub, ohne Ruckeln oder etwaige Einbrüche kann von weit unten ansatzweise sogar kraftvoll hochgedreht werden. Die Power steigert sich dann immer weiter, bis ab rund 10.000 Umdrehungen das Inferno beginnt. Aber auch das gut kontrollierbar, nur eben für die engen Alpen mit (zu) kurzen Geraden nicht wirklich nutzbar.
Der Sound der Ducati Streetfighter V4 S ist fast schon zu viel des Guten!
Die Ducati macht es grundsätzlich ganz ähnlich, allerdings ist sie im unteren Drehzahlbereich doch etwas zickig und braucht dadurch etwa in engen Kehren etwas mehr Fingerspitzengefühl. Der wahre Unterschied ist jedoch der Sound, während nämlich der Reihen-Vierer der BMW sonor brummt und bei Gasstößen leicht die Stimme hebt, ist der V4 der Ducati bereits im Standgas fast schon asozial laut und brüllt bei höheren Drehzahlen noch ärger. Wer die Ducati wählt, sollte jedenfalls sehr leidensfähige, im Idealfall extrem schwerhörige Nachbarn haben. Die Streetfighter V4 S um 7 Uhr Morgens anzureißen, könnte jedenfalls zu bösen Reaktionen der Mitmenschen führen.
1000PS gemeinsam mit MOTORRAD in den Alpen
Unsere Tests in den Alpen entstanden im Zuge des Alpenmasters 2023 unserer Partnerzeitschrift MOTORRAD. Im Tauschgeschäft mit unseren Videofähigkeiten bekamen wir einen Großteil der Motorräder zur Verfügung gestellt und dürfen auch auf Testergebnisse der MOTORRAD-Crew zurückgreifen - denn Messwerte ergänzen subjektive Einschätzungen.
Viele Parallelen zwischen BMW M 1000 R und Ducati Streetfighter V4 S
Erstaunlich ähnlich sind sich die beiden Hyper hyper-Naked Bikes in Sachen Ergonomie, Fahrwerk, Handling und Bremsperformance. Man sitzt auf beiden unerwartet bequem, natürlich sportlich vorderradorientiert, aber doch noch so aufrecht, dass selbst längere Etappen zu schaffen sind. Da sind dann vor allem auf den oftmals schlechten Straßen in den Alpen die Fahrwerke das größere Hindernis - zwar auf beiden erwartungsgemäß herrlich präzise und sensibel, so manches Schlagloch fährt aber schon heftig ins Rückgrat. Dafür stellen die engen Kurven wiederum kein echtes Problem dar - die BMW ist unter anderem dank den (aufpreispflichtigen) Carbon-Felgen und dem geringen Gewicht äußerst agil und handlich, die Ducati steht der Bayerin mit ein paar Kilos mehr kaum nach. Schließlich erlauben sich auch beide keine Patzer bei den Bremsen - hartes Anbremsen vor der nächsten Kehre wird auch auf Rüttelpisten souverän gemeistert, da gibt es definitiv nichts zu meckern.
"Insgesamt haben mich sowohl die BMW M 1000 R als auch die Ducati Streetfighter V4 S in den Alpen überrascht - beide kommen weitestgehend ohne Starallüren oder unangenehmes Benehmen aus. Die BMW funktioniert überhaupt unglaublich homogen, man würde nicht glauben, dass es sich bei diesem umgänglichen und fast schon gutmütigen Motorrad um die absolute Spitze bei den Naked Bikes handelt. Doch auch die Ducati macht ihre Sache erstaunlich gut und kann sogar im engsten Winkelwerk ohne viel Kraftaufwand bewegt werden - das war bei der ersten Generation der Streetfighter V4 noch anders. Den Unterschied zur Bayerin macht trotzdem das Triebwerk aus, bei all seiner Umgänglichkeit ist der V4 der Ducati immer noch ein viel rauerer Geselle als jener R4 der BMW. Leider fast schon zu aufdringlich ist der dominante Sound der Italienerin - da wäre etwas weniger eher mehr gewesen. "
"Die BMW M 1000 R und Ducati Streetfighter V4 S sind zwei brachiale Eisen, die eigentlich viel zu viel können, um sie als Straßenmotorrad zu nutzen. Die 210 bzw. 208 PS sind durch die lange Übersetzung im öffentlichen Verkehr unerreichbar, der Drehzahlbegrenzer nur eine theoretische Grenze. Aber selbst wenn man nur im mittleren Bereich des Drehzahlbandes "herumtuckert", sorgen die hochwertigen Komponenten und ausreichend Leistung für Adrenalin im Sattel. Wenn es sein muss, lässt sich die BMW aber auch in Alltagssituationen ganz problemlos und entspannt bewegen. Das lässt sich nicht von der Streetfighter behaupten. Ihr Motor spricht bei niedrigen Touren weniger sauber an und selbst bei Schrittgeschwindigkeit böllert der Motor einem immens laut ins Ohr. Dafür bietet die Ducati auch wesentlich mehr Charisma in Form von Klang und Vibrationen, als die nüchterne BMW."
VAULI
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Fazit: Ducati Streetfighter V4 S 2023
Ducati hat es erneut geschafft, mit gezielten Änderungen an der Streetfighter V4 S eine Performancesteigerung zu erzielen. Auch wenn die Leistungsdaten sich nicht geändert haben, ist doch die Fahrbarkeit entscheidend verbessert worden. Die großen Änderungen konnte man bei dem ohnehin bereits auf höchstem Niveau arbeitenden Bike nicht erwarten - bei den aktuellen Hyper-Naked Bikes gibt es sowieso kaum noch etwas zu bekritteln. Beim Sound haben die Ingenieure ein wenig über das Ziel hinaus geschossen, egal ob Standgas oder Fahrbetrieb, die Streetfighter V4 S ist einfach zu laut. Gerade auf schnellen Strecken drückt der Winddruck den Helm zwar ordentlich gegen die Nase und verspannt somit die Halsmuskulatur enorm, aber das ist wohl der Preis den man zahlen muss, wenn man ein Naked Bike fahren möchte, so wie bei Nacht mit Dunkelheit zu rechnen ist!- starker V4-Motor mit viel Charakter
- sportliches und stabiles Fahrverhalten
- leichtgängiger Quickshifter
- angenehme Ergonomie
- gut funktionierende und einstellbare Fahrhilfen
- übersichtliches Display
- teuer
- schlicht und ergreifend zu laut
VAULI
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Fazit: BMW M 1000 R 2023
Die M 1000 R ist definitiv gut gelungen und das gesamte Paket passt. Auch wenn es sicherlich eher auf die sportlichen Fahrer abzielt, kann sich das Bike auch bei längeren Landstraßenfahrten mit kleinen Einschränkungen hinsichtlich Fahrkomfort gut bewähren. Durch den tieferen geraden Lenker eher nach vorne orientierte Sitzhaltung in Kombination mit höheren Fußrasten ergibt sich automatisch eine sportivere Dynamik, die gerade bei größeren Fahren keine Couchgefühle aufkommen lassen. Dafür hat man einen guten Kontakt zum Vorderrad und ausreichend Schräglagenfreiheit. In Kombination mit dem starken Antrieb spielt das Hyper Naked auf jeden Fall in der obersten Liga. Der starke RR-Motor ist abgesehen von leichten Vibrationen eine Macht, der derzeit nur wenig Konkurrenz im Naked-Segment zu fürchten braucht. Die neue Elektronik verhilft auch den nicht so geübten Fahrern bei konservativen Einstellungen die geballte Kraft dosiert freigeben zu können.- starker und gleichzeitig gut kontrollierbarer Motor
- tolle und einstellbare Elektronik
- gute Rückmeldung des Fahrwerks
- stabile Bremsen
- hoher Preis
Bericht vom 14.07.2023 | 18.810 Aufrufe