Husky Norden 901 im Vergleich mit Ducati und Honda - Straße only

Drei Reiseenduros im Straßentrimm - wer kann überzeugen?

Bei großen Reiseenduros zeigt schon die Dimension des Vorderrads, dass sie eigentlich für Farten im Gelände prädestiniert sind. Trotzdem verlassen in der Realität die meisten Adventure-Bikes nur selten die asphaltierten Straßen. Wie gut sich die Honda Africa Twin, Ducati DesertX und Husqvarna Norden 901 auf der Straße bewegen lassen, haben wir auf Metzeler Einheitsreifen überprüft.

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Die Kontrahentinnen im Vergleich sind sich recht ähnlich: Drei Zweizylinder, um die 100 PS und 219 bis 232 kg. Trotz, oder gerade aufgrund dieser Ähnlichkeit fallen die Unterschiede besonders auf. Doch gerade der Reifen macht beim Handling sehr viel aus, weshalb wir uns für diesen Vergleich für einen Einheitsreifen entschieden haben. Sowieso würden reine Straßenpiloten bald andere Reifen aufstecken lassen, denn die Serienbereifung ist oft, wie auch auf der Norden 901 schon für leichtes Offroad vorbereitet und durch das Stoppel-Profil suboptimal für die wilde Kurvenhatz.

Metzeler Tourance Next 2 als Einheitsreifen für den Reiseenduro-Vergleich auf der Straße

Unsere Wahl fiel auf den Metzeler Tourance Next 2. Der Touring Reifen ist in allen gängigen Reiseenduro Dimensionen verfügbar und bietet als Touring-Reifen zahlreiche Features, die für Adventure-Bike Fahrer auf der Straße relevant sind. Hohe Laufleistung, agiles Einlenkverhalten, guter Nassgrip und neutrales Handling, auch bei schweren Beladungszuständen. Selbst für Schotterpassagen soll sich der Reifen eignen, was wir diesmal jedoch nicht genutzt haben. Hier geht es zum Test des Metzeler Tourance Next 2.

Mehr als eine Edel-KTM: Husqvarna 901 Norden als Dauergast 2022

In der aktuellen Saison haben wir wohl kaum ein Motorrad so intensiv getestet und verglichen, wie die Husqvarna Norden 901. Nils war bei der Präsentation auf den Azoren, in Spanien durchlebte ich schon zwei intensive Testwochen mit ihr und Gregor verglich sie mit der Konzernschwester 890 Adventure, sowie mit Triumph Tiger 900 Rally Pro und Ducati Multistrada V2. Natürlich war die Norden auch beim 8er Reiseenduro Shootout rund um San Sebastian am Start. Zurück in Österreich muss sie sich nun einem weiteren 3er Vergleichstest stellen. Kann die Husqvarna der brandneuen langbeinigen DesertX aus Bologna und dem absoluten Dauerläufer des Segments, der Honda Africa Twin 2022 das Wasser reichen?

Nur für langbeinige Piloten? - Ergonomie der Husqvarna 901 Norden

Insbesondere in meinem Intensivtest bin ich auf das Thema schon ausführlich eingegangen: "Die Sitzhöhe der Husqvarna ist serienmäßig zwischen 854 und 874 mm verstellbar. Diese Zahlen versetzen jetzt wahrscheinlich auch kleinere Pilotinnen und Piloten nicht in Angst und Schrecken, doch sie sind nur die halbe Wahrheit. Denn ausschlaggebend, dafür wie stressfrei man mit einem Motorrad rangieren kann ist das Schrittbogenmaß. Durch ihren breiten Sitz ist dieses bei der Norden 901 länger, als auf anderen Maschinen mit dieser Sitzhöhe."

Nun haben wir diesen direkten Vergleich und ich hatte mich nicht getäuscht. Trotz quasi identer Sitzhöhen (Husqvarna und Honda: 874 mm, Ducati: 875 mm) fühlt sich die Norden 901 mit Abstand am höchsten an. Das Rangieren kann hier bei unebenem Untergrund schon einmal zur Herausforderung werden.

Für große Piloten (1,85 Meter aufwärts) hingegen passt die hohe Position sehr gut, der Kniewinkel ist entspannt und man kann sich auf lange schmerzfreie Etappen im Sattel der Norden freuen. Im direkten Vergleich mit der Africa Twin fällt auf, dass der Lenker der Norden nicht übermäßig breit ist. Das Zirkeln durch enge Kehren geht damit nicht ganz so gedankengesteuert von der Hand, wie im Sattel der Honda.

Motor, Handling und Fahrverhalten der Husqvarna 901 Norden im Vergleich

Immer wieder ein Genuss ist der Paralleltwin mit 105 PS und 100 Nm - mehr Motor braucht es nicht. Er mag nicht das räudige Flair des Ducati V2 versprühen und auch nicht das souveräne Bollern des Honda Zweizylinder mit Hubzapfenversatz erreichen, aber er hat die ausgewogenste Leistungsentfaltung und eine herrliche Getriebeabstufung. Das Aggregat liefert immer ab, ohne den Piloten zu überfordern. Dazu kommt die Elektronik, die, sei es beim Quickshifter oder auch bei den Eingriffen von ABS und Traktionskontrolle (jeweils schräglagenabhängig und Serie) eine ausgezeichnete Figur macht. Auf der Straße käme man auch ohne den Explorer-Modus aus, der auf unserem Testbike verbaut war. Das Hinterrad-ABS lässt sich in jedem Modus deaktivieren.

Die umstrittene Tankform, die so manche Reiseenduro aus Mattighofen ziert, birgt fahrdynamische Vorteile, da der Schwerpunkt nach unten wandert. Auch wenn die Norden 901 nicht ganz so selbstverständlich in den Radius fällt wie beispielsweise die DesertX, ist das Handling für ein Bike mit den klassischen Reiseenduro-Reifendimensionen auf einem verdammt hohen Niveau. Daran hat der straßenorientierte Metzeler Pneu natürlich auch einen gewissen Anteil. Flotte Wechselkurven gehen locker von der Hand, man fährt die Norden mit einer Selbstverständlichkeit schräg, dass das Streifen von Stiefel oder Fußraste beinahe überraschend kommt. Das geringe Gewicht von (vollgetankt auf der 1000PS Viehwaage gemessen) 219 kg kommt der Maschine hier ebenfalls zu Gute.

Knapp den letzten Platz im Vergleich erreichen die Stopper der Husqvarna. Das liegt aber nicht daran, dass die Brems-Performance schlecht wäre. Die Honda Africa Twin verzögert einfach einen Tick besser und die Ducati DesertX lässt sich mit ihren M50er Brembos nicht lumpen und setzt sich an die Spitze, womit der Husqvarna Norden 901 Platz 3 bleibt. Das Fahrwerk mit Federwegen von 220 mm vorne und 215 mm hinten, ist auch am strafferen Ende des Einstellbereichs noch auf der komfortablen Seite angesiedelt, beim scharfen Anbremsen taucht die Front entsprechend tief ein. In langen Radien bietet die Husky beinahe stoische Ruhe und es sind hohe Kurvengeschwindigkeiten möglich.

Langstreckentauglichkeit und Komfort der Husqvarna 901 Norden

In diesem Abschnitt möchte ich ebenfalls auf meinen Intensivtest verweisen, wo es heißt: "… Auf längeren Etappen oder gar auf einer Reise, für die die Norden 901 ja auch gerüstet sein sollte, weiß man aber auch andere Eigenschaften an einem Motorrad zu schätzen. Eine davon ist ein brauchbarer Windschutz. Hier manövriert die Norden den Besitzer in ein Dilemma. Der Windschutz am Oberkörper und Kopf ist mit dem wunderschönen in die Front integrierten niedrigen Windschild einfach unzureichend. Anders sieht es von der Körpermitte abwärts aus. Durch die breit bauende Verkleidung mit den integrierten Nebelscheinwerfern und den weit hinabgezogenen Tankelementen ist der Wind- und Wetterschutz untenrum top."

Im direkten Duell mit Africa Twin und DesertX teilt sich die Husvarna den ersten Platz mit der Ducati, die mit dem Serienwindschild oben herum besser für Ruhe sorgt, dafür unten herum durch die schmale Silhouette Einbußen hinnehmen muss. Die Africa Twin kann unten nicht ganz mit der Norden mithalten und bietet oben am wenigsten Schutz. Der Sattel der Norden bietet (all jenen die ihn gefahrlos erreichen) guten Komfort und lässt durch seine Form verschiedene Sitzpositionen - von leger bis angriffslustig - zu. Hier gibt es nichts zu meckern.

Auch zu zweit interessant? - Sozius-Tauglichkeit der Husqvarna 901 Norden

Ebenso wenig Grund zur Beschwerde hat die Person am Soziusplatz. Ein ausladender, gerader, breiter Sitzpolster sowie gut positionierte Halte-Griffe sorgen für echte Langstreckentauglichkeit. Auch die Zuladung von 231 kg ist die zweithöchste im Vergleich und bietet genug Reserven für eine ausgedehnte Reise zu zweit. Diese Kapitel kann die Husqvarna Norden 901 locker für sich entscheiden, auch da Africa Twin (zu stark nach vorne geneigter Soziussitz, geringste Zuladung) und DesertX (am wenigsten Platz, Haltegriffe unterdimensioniert) keine perfekte Vorstellung abliefern.

Elektronik und Ausstattung der Husqvarna 901 Norden

Bei der elektronischen Ausstattung lässt die Norden 901 mit den eleganten Animationen im 5 Zoll TFT-Display, die schnell klar machen, was man denn da gerade verstellt) Oberklasse-Flair aufkommen. Die Bedienung ist top. Hier liegt man vor der Honda, während man im Connectivity-Bereich hinterher hinkt. Das Connectivity-Paket ist aufpreispflichtig (leidiges Thema im KTM-Konzern) und bietet lediglich eine Pfeil-Navigation im Display. Ein Tempomat ist hingegen, wie bei allen Kontrahentinnen des Vergleichs serienmäßig an Board. Schwachpunkt an der Husky: Im Cockpit befindet sich lediglich eine 12-Volt und keine USB-Buchse, das kann die Honda besser. Drei Fahrmodi (plus dem aufpreispflichtigen Explorer-Modus, in dem sich die Traktionskontrolle in 9 und die Gasannahme in 3 Stufen einstellen lässt) bedeuten im Jahr 2022 das untere Ende des Trios - Ducati und Honda bieten 6(!) Modi - sind aber in der Praxis vollkommen ausreichend.

Fazit zum Landstraßen-Test der Husqvarna Norden 901

Die Husqvarna Norden 901 ist ein Allrounder, wie er im Buche steht: Ein im positivsten Sinne unauffälliger Motor, reichhaltige Serien-Ausstattung, individuelle Optik, tolle Performance zu zweit. Die Norden 901 bietet ein rundes Reiseenduro-Paket, das wenige Wünsche offen lässt. In diesem Trio muss sie sich hinter dem charakterstarken Newcomer Ducati DesertX und der für 2022 sanft überarbeiteten Ikone Honda Africa Twin nicht verstecken. Ihre Berechenbarkeit, das geringe Gewicht und das komfortable Fahrwerk machen sie zu einer guten Wahl für all jene, denen die Ducati zu radikal und die Honda zu wuchtig ist.

1000PS.com - Unsere internationalen Websites für Husqvarna

Für unsere 1000PS Freunde aus anderen Ländern bieten wir unter 1000PS.com folgende Inhalte an:

Fazit: Husqvarna Norden 901 2022

Eine wie keine! Die Norden 901 ist eine grandiose Bereicherung für den Reiseenduromarkt. Ein Motorrad mit Charakter, das eine erstaunliche Vielseitigkeit besitzt. Einzig für kleinere Piloten kann das ausgewachsene Reisemotorrad eine Spur zu hoch sein. Große Piloten erfreuen sich an der komfortablen aber dennoch nicht passiven Ergonomie. Der grandiose Motor macht aus der Norden eine agile Kurvenräuberin. Beim Thema Windschutz heißt es jedoch: Wer schön sein will, muss leiden.


  • Großartiger Motor mit hoher Praxistauglichkeit
  • Tolles Ansprechverhalten des Motors
  • Lineares Drehzahlband
  • Kaum Vibrationen im Sattel
  • hochwertiges Elektronikpaket
  • Hoher Reisekomfort
  • Angenehm abgestimmtes Fahrwerk
  • zugänglicher aber gleichzeitig aufregender Charakter
  • guter Wind- und Wetterschutz bis zur Körpermitte
  • Windschutz für Oberkörper und Kopf mäßig
  • Windschild nicht verstellbar
  • kein USB Stecker im Cockpit

Bericht vom 11.08.2022 | 28.201 Aufrufe

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