Kawsasaki Z900 - Reise durch die Alpen 2018

Das Mittelklasse-Naked Bike in den kurvigen Bergen

Man könnte die Kawasaki Z900 als gutes Beispiel für eine sogenannte "Win-Win-Situation" heranziehen: Die Ingenieure nutzen beim Triebwerk die große Schwester Z1000 als Basis um Kosten zu sparen, der Endkunde bekommt im Gegenzug ein herrliches Naked Bike mit fast 1000 Kubik Hubraum zum Preis eines Mittelklasse-Naked Bikes. Ein großartiges Vierzylnder-Herz in einem hochwertigen Motorrad. Ist die Z900 aber auch in den Alpen gut?

Vierzylinder-Motoren gehen immer geschmeidig ans Werk, haben dafür im unteren Drehzahlbereich keinen Punch. So viel zur Theorie, die zwar in den meisten Fällen zutrifft, aber eben nicht immer. Die Kawasaki Z900 etwa besitzt ein Vierzylinder-Triebwerk, das tatsächlich wie ein Kätzchen schnurrt und angenehm homogen seine Leistung entfaltet, allerdings auch erstaunlich agil aus dem Drehzahlkeller hochbeschleunigt und damit die Theorie Lügen straft. Grund für diese tolle Performance ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass dieser Reihen-Vierer vom Triebwerk der Kawasaki Z1000 abstammt, sozusagen ein mächtiger Murl mit "Downsizing". Viel weniger ist es ohnehin nicht, mit 948 Kubik Hubraum werden weniger als 100 Kubik gestutzt und auch die Leistungsausbeute kann sich durchaus sehen lassen: 125 PS bei 9500 Touren stehen zur Verfügung und stolze 98,6 Newtonmeter Drehmoment bei 7700 Umdrehungen sind die logische Erklärung für diesen spontanen Durchzug der Z900.

DIe Kawasaki Z900 ist eines der wenigen "echten" Naked Bikes

Zusammen mit der vergleichsweise tiefen Sitzposition in der Maschine "drinnen", ist die Kawasaki Z900 eines der wenigen modernen Naked Bikes, das mich tatsächlich noch an die guten alten Naked Bikes erinnert. Kein hohes thronen wie etwa auf der Yamaha MT-09, kein allzu spielerisches Handling wie etwa auf der KTM 790 Duke. Stattdessen eine solide Fahrbarkeit, die ausgezeichnete Rückmeldungen sowohl im Bereich der Bremsen als auch des Fahrwerks bietet. Denn letzteres ist so wie der Rest der Maschine sehr hochwertig ausgeführt, da schaukelt sich auch in schnellen Kurven nichts unangenehm auf. Allzu eng sollten die Radien aber nicht werden, zumindest im direkten Vergleich mit den zuvor erwähnten Konkurrentinnen erkauft man sich die ausgeprägte Stabilität mit mehr Gewicht, die Kawasaki Z900 bringt ordentliche 210 Kilo fahrfertig auf die Waage.

Wenig Elektronik an der Kawasaki Z 900, dennoch ein tolles Paket

Dafür kann sie durch ihren sonor und wahrlich gut dosierbaren Motor auch in Spitzkehren voll punkten und bringt dank der guten Bremsanlage mit Vierkolben-Zangen an den 300 Millimeter-Scheiben auch beim harten Anbremsen angenehme Ruhe in das Fahrwerk. Dass sie außer einem herkämmlichen ABS keine weiteren Elektronik-Features wie Traktionskontrolle oder Fahrmodi mit an Bord hat, mag in der heutigen Zeit als Handicap gesehen werden, immerhin fehlen ihr damit Sicherheits-Gimmicks, die einige Konkurrentinnen serienmäßig dabei haben. Allerdings ist der Motor tatsächlich so homogen und gut zu durchschauen, dass zumindest auf trockenen Straßen kein Wunsch nach Fahrhilfen aufkommt.

Was die anderen Tester von der Kawasaki Z900 in den Alpen halten:

Tibor im Shortcut:

Positiv:

tiefe Sitzposition für kleine Fahrer

einstellbare Kupplung und Bremshebel

Handlichkeit

Motorsound

Negativ:

Für große Fahrer zu extreme Sitzposition

Elektronische Ausstattung nicht up-to-date

Juliane im Shortcut:

Positiv:

größter Tank im Vergleich

stärkstes Bike im Vergleich

sehr handlich

präzise einlenkbar

Fahrer im Fahrzeug integriert

sehr harmonisch und ausgeglichen

Negativ:

Keine Traktionskontrolle, allgemein wenig elektronische Ausstattung

Meddes im Shortcut:

Positiv:

Optik

Motor angenehm zu fahren

stärkste im Vergleich

Negativ:

Sitzposition nicht für große Fahrer geeignet

Ergonomie nicht sehr gut im Allgemeinen

Nasty Nils im Shortcut:

Positiv:

einfache Bedienung an allen Ecken und Enden

aggressive Optik und tolle Fahrleistungen trotzdem große Zugänglichkeit für jeden Fahrer / jede Fahrerin

gut gelungenes klassisches Nakedbike-Feeling

Negativ:

Hohes Gewicht in engen Kehren und Rangieren im Stadtverkehr spürbar

Fazit: Kawasaki Z900 2018

Im heiß umkämpften Naked Bike-Segment spielt die Z900 ganz vorne mit. Vor allem ihr Motor ist absolut grandios, läuft unglaublich seidig und bietet satte Leistung in allen Drehzahlregionen - wie es sich für einen japanischen Vierzylinder gehört. Dazu passt ihr sportlich-aggressives Aussehen. Auf elektronischen Schnickschnack verzichtet sie, vermittelt aber dennoch viel Sicherheit beim Kurvenjagen, Bremsen und Herausbeschleunigen. Der niedrige Sitz kommt vor allem kleineren Fahrern zugute, große Fahrer könnten jedoch auf langen Strecken einen flacheren Kniewinkel vermissen. Das geringe Gewicht und die Kompaktheit machen die Z900 besonders wendig und einfach handzuhaben. Eine Sportskanone, die auch preislich äußerst ansprechend ist


  • Durchzugstarker und seidiger Motor
  • Toller Sound
  • Fahrwerk
  • scharfe, sportliche Optik
  • niedrige Sitzposition
  • einfaches Handling und Wendigkeit
  • Fehlende Traktionskontrolle
  • Kniewinkel für große Fahrer auf Dauer anstrengend

Bericht vom 28.08.2018 | 23.817 Aufrufe

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