So geht es bei KTM in Zukunft weiter - AT-Chef im Interview

Chris Schipper über Neu-Ausrichtung, -Modelle & -Strategie

KTM Österreich-Chef Chris Schipper spricht im Interview offen über die Verfehlungen der Vergangenheit und Zukunftspläne der Marke – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Hoher Besuch am Firmensitz von 1000PS in Wr.Neustadt: Chris Schipper, seit Jahrzehnten bei KTM und mittlerweile Managing Director für Österreich ist zu Gast und spricht mit Poky über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges. Das volle Interview gibt es in Videoform zum Nachschauen unten verlinkt.

Welche neuen KTM Modelle kommen noch 2025?

Die Auslieferung der neuen 390er-Modelle ist gestartet: Supermoto, Enduro und die zwei 390 Adventure-Varianten R und X sind ab sofort in Europa verfügbar allerdings in begrenzter Stückzahl. Auch die Produktion weiterer Modelle läuft bereits: LC4 Supermoto und Enduro. Die 990 Duke R, die RC990 werden wir heuer noch zu fahren bekommen und die 1390 Super Adventure (S, R, Evo) ist ebenfalls bereits in der Pipeline. Ziel ist vollständige Verfügbarkeit am Markt im Frühjahr 2026, rechtzeitig zu Saisonbeginn.

Wann entspannt sich die Ersatzteilversorgung bei KTM?

Die teils dramatische Verfügbarkeitssituation im Ersatzteilbereich soll bis Mitte September 2025 weitgehend behoben sein. Im Mai wurden gezielt kritische Bauteile wie Steuergeräte und ABS-Modulatoren bestellt. Die Rückkehr zu 85-90 % Teileverfügbarkeit wird angestrebt. Für die kommende Saison verspricht Schipper wieder Normalbetrieb.

Wie will KTM das Vertrauen der Händler zurückgewinnen?

Die frühere Vertriebspolitik mit hohen Abnahmenmengen durch Händler und Bonusdruck sei gescheitert, räumt Schipper ein. Künftig soll die Planung datenbasiert, realistisch und partnerschaftlich erfolgen. Der Händler soll wissen, was kommt - und wann. KTM plant dafür ein umfangreiches Planungsevent im Oktober 2025, bei dem gemeinsam das Modelljahr 2026 abgestimmt wird.

Werden KTM-Motorräder jetzt fairer bepreist?

Statt aggressiver Aktionen, wie sie in der Vergangenheit teils schon ab der Saisonmitte gefahren wurden, will KTM künftig mit ehrlichen Listenpreisen überzeugen. Bereits mit dem Modelljahr 2025 wurden Preise im Offroad-Bereich um 300-600 Euro gesenkt, bei Straßenmodellen soll 2026 ein ähnlicher Schritt folgen. Promotions sollen durch ein besseres Grundpreisgefüge überflüssig werden.

Wie steht es um Qualität und Garantiefälle bei KTM?

Die Servicequalität soll deutlich verbessert und die Fertigungsqualität gehoben werden. Man wird künftig nur noch im Ein-Schicht-Betrieb produzieren. Elektronikprobleme, Ölverluste und Auslieferungsfehler hätten zu Vertrauensverlust geführt, gesteht Schipper. KTM reagiere mit längeren Prüfzyklen, besserer Produktionsqualität und ab Modelljahr 2024 mit vier Jahren Premium-Garantie auf Straßenmodellen.

Wird KTM sein Modellangebot ausdünnen?

Die Modellpolitik wird sukkzesive entrümpelt: Sonderserien, Zwischenmodelle und überstürzte Updates sollen der Vergangenheit angehören. Stattdessen setzt KTM auf längere Modell-Zyklen, mehr Modellfokus und klare Abgrenzung der Marken KTM, Husqvarna und GasGas - auch geografisch. Was nicht authentisch wirkt, soll verschwinden.

Wie geht es mit KTM unter den neuen Mehrheits-Eigentümern aus Indien weiter?

Der neue 75%-Eigentümer - die indische Bajaj-Gruppe - habe laut Schipper volles Commitment zur Entwicklung und zum Standort Mattighofen gegeben. KTM könne sich nur über Produkte und Innovationen sanieren, daher werde in F&E intensiv investiert. Für zwei Jahre sei kein Gewinn zu erwarten aber ab 2027 sollen sich die Investitionen rechnen. Auch personell sei KTM stabil aufgestellt: Der intensive Personalabbau sei gestoppt, ein vorübergehendes Kurzarbeitsmodell habe Arbeitsplätze in Mattighofen gesichert. Man schaut positiv in die Zukunft.

Wie will KTM sein Image als Premium-Marke zurückholen?

Der Claim "Ready to Race" bleibe zentraler Anspruch, so Schipper. Doch künftig sollen weniger Stückzahlen, bessere Planung und mehr Qualitätsbewusstsein dafür sorgen, dass KTM als verlässlicher Premium-Hersteller wahrgenommen werde. Die Vergangenheit als KTM durch hohe Rabatte für Aufsehen gesorgt hat solle abgelöst werden - durch Vertrauen, Technik und Authentizität.

Das Interview in voller Länge findet ihr auf YouTube:

Autor

Bericht vom 22.08.2025 | 1.236 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts