Hyper Nakeds auf der Rennstrecke 2021 - Ducati Streetfighter V4 S

Das 208 PS-Naked Bike vs. Aprilia, BMW, KTM und Triumph

Mit ihren 208 PS stellt die Ducati Streetfighter V4 S den absoluten Höhepunkt der Hyper-Naked Bikes dar! Das sollte zusammen mit den restlichen hochwertigen Komponenten doch eigentlich für einen glatten Durchmarsch auf der Rennstrecke reichen. Allerdings zählt auch auf der Piste die Gesamt-Performance mehr als die schiere Leistung. Reichen also die PS eines Superbikes auch für die Naked Bike-Krone?

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Das Grundgerüst für das beste Naked Bike aller Zeiten ist bei der Ducati Streetfighter V4 S schon mal da: Der V4-Motor mit geringfügigen Änderungen aus dem bärenstarken Superbike Panigale V4 übernommen, ein ausgeklügeltes Monocoque-Chassis und ein elektronisches Öhlins-Fahrwerk, das in allen möglichen Nuancen verstellt werden kann. Die Daten am Papier sprechen da auch eine klare Sprache: Mit 208 PS ist die Streetfighter V4 S ordentliche 28 PS stärker als die danach folgenden KTM 1290 Super Duke R und Triumph Speed Triple 1200 RS und sogar 43 (!) PS stärker als die BMW S 1000 R - da relativiert sich die gerade mal 7 Kilo mehr gegenüber der leichtesten Triumph. Die Ducati ist sogar einige Kilo leichter als Aprilia und KTM, die ja selbst kein Gramm zu viel haben für ihre vielen PS.

Die Leistung der Ducati Streetfighter V4 S - ist sie zu stark, bist du zu schwach

Das müsste also eigentlich für einen haushohen Sieg reichen - mir ist die Ducati aber schlicht und ergreifend zu stark für die typische, aufrechte Naked Bike-Sitzposition. Es ist vor allem auf der Rennstrecke ein dauernder Kampf mit der Maschine, die fast schon gewalttätig vorwärts stürmt und mir die Arme lang zieht. Klar könnte ich einen sensibleren Fahrmodus einwerfen, derer hat die Streetfighter V4 S natürlich auch mehrere, allerdings will ich ja die vollen 208 PS auskosten, wenn ich sie schon haben kann.

Seid froh, dass es diese unbändige Ducati-Power in einem Naked Bike gibt!

Es wäre vermutlich schlau gewesen, wenn Ducati der Streetfighter V4 S einen etwas niedrigeren Lenker verpasst hätte, etwa im Stil der MV Agusta Brutale 1000 RR (die lustigerweise gerade eben eine Schwester namens MV Agusta Brutale 1000 RS mit höherem Lenker an die Seite gestellt bekam). Wer sich nun denkt, dass ich gefälligst nicht so viel jammern sondern einfach nur jubeln sollte, dass es diese unbändige Ducati-Power in einem Naked Bike überhaupt gibt, kann sich glücklich schätzen, denn er/sie ist exakt die richtige Zielgruppe für dieses Kraftpaket!

Tibors Meinung zur Ducati Streetfighter V4 S:

Brutale Leistung, mächtige Bremse - muss auch sein, bei einer Ducati. Und sie hat eine mega Optik. Für mich noch nicht zu bändigen!

Klausi-Mausis Meinung zur Ducati Streetfighter V4 S:

Die Ducati hat aus meiner Sicht den brutalsten Auftritt. Da passt die Modellbezeichnung Streetfighter tatsächlich. Die Winglets tragen einen erheblichen Teil zur bösen Optik bei, aber auch die restliche Erscheinung führt zur dunklen Seite der Macht. Macht aber nix! Fahrwerk, Bremsen, Elektronik - alles super, aber der Sith Lord sitzt im Motor. Einen derartigen Schub auch noch im 5. und 6. Gang habe ich noch nicht erlebt. Da stehen am Pannoniaring trotz aufrechter Haltung über 260 km/h am Tacho. In der Streetfighter V4 ist der Motor nicht das tragende, sondern das bestimmende Teil.

Tolle Einheitsbereifung Pirelli Diablo Supercorsa SP

Als Einheitsbereifung diente uns beim großen Hyper-Naked Bike-Test auf der Rennstrecke der Pirelli Diablo Supercorsa SP, ein Pneu, der sich bestens für den Dienst auf der Piste eignet, allerdings dank Straßenzulassung auch auf Achse anreisen kann. Die Straßen sollten dann zwar möglichst trocken sein, denn Silica wurde in der Gummimischung nicht verarbeitet, umso besser benimmt sich der Supercorsa SP aber auf der Rennstrecke. Hohe Temperaturen machen ihm also nicht so viel aus wie reinen Straßenreifen, was bei modernen Hyper-Nakeds mit bis zu unfassbaren 208 PS natürlich durchaus eine Rolle spielt. Lobenswert ist auch die kurze Aufwärmphase des Supercorsa SP, Gelegenheits-Rennstreckenfahrer können ihn auch gerne ohne Reifenwärmer nutzen.

Mex´ Meinung zur Ducati Streetfighter V4 S:

Kein anderer Antrieb vermittelt mehr Rennsport-Emotion als der 90-Grad-V4 in der Ducati. Mit spät anliegender Spitzenleistung samt unglaublicher Drehzahl-Reserve ist dieser Motor auf der Rennstrecke perfekt platziert. Das Chassis samt erstklassig arbeitendem, elektronischen Öhlins-Fahrwerk kann am Pannonia-Ring überzeugen. Auch die Bremse und der Quickshifter gehört zu den Besten im Test. Die Sitzposition ist sportlich mit gutem Gefühl fürs Vorderrad aber nicht ganz auf dem Niveau der Aprilia. Gute Rundenzeiten gelingen mit etwas Eingewöhnungszeit. Sie will auf der Rennstrecke sauber und geschmeidig bewegt werden. Abrupte Bewegungen und zu harsches Aufreißen des Gasgriffs am Kurvenausgang bringen sofort Unruhe ins Fahrwerk. Kurzum, ein echtes Raubtier, welches gekonnt geführt werden möchte. Genau das macht auch den Reiz an ihr aus.

Zonkos Meinung zur Ducati Streetfighter V4 S:

Einfach zu fahren? Nein, definitiv nicht. Aber erstens hat die Duc den mit Abstand stärksten Motor der Nakeds (unglaublich, wie der oben anreißt und wie brutal leiwand der klingt!) und zweitens sind auch sehr schnelle Rundenzeiten möglich, wenn man das Fahrwerk auf seine persönlichen Vorlieben einstellen kann und man als Pilot mit der Ducati zusammenwächst. Irre starker Eindruck, mächtiger Emotionsbock!

Fazit: Ducati Streetfighter V4 S 2021

Das Problem der Streetfighter V4 S mit Euro4-Triebwerk, nämlich keine Kraft im unteren, dafür die Explosion im oberen Drehzahlbereich, ist beim Update auf Euro5 weitestgehend ausgebessert. Zwar stehen die abartigen 208 PS nach wie vor erst bei 13.000 Touren zur Verfügung, aber die SF V4 S geht nun auch unten akzeptabel zu Werke. Das elektronische Öhlins-Fahrwerk zeigt sich dabei von seiner besten Seite und die brachialen Brembo Stylema-Stopper zelebrieren wiederum den Hang zur Rennstrecke. Ergonomie und Handling sind grundsätzlich ebenfalls gelungen, lediglich auf der Rennstrecke wünschte man sich wegen der abartigen Power einen niedrigeren Lenker. Ein perfektes Poser-Bike also, das auch auf der Landstraße funktioniert, auf der Rennstrecke sowieso. Einzig der allzu laute Sound dürfte ein wenig eingebremst werden.


  • das stärkste Naked Bike aller Zeiten
  • gute Ergonomie
  • herrliches, elektronisch verstellbares Öhlins-Fahrwerk
  • brachiale Brembo Stylema-Bremsen
  • volles Elektronik-Paket
  • hübsche, unverwechselbare Optik
  • sehr teuer
  • lauter Auspuffsound
  • volle Leistung erst im oberen Drehzahlbereich

Bericht vom 22.09.2021 | 16.727 Aufrufe

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