Kawasaki ZX-6R 636 und Yamaha R6 Vergleichstest am Pannoniaring

Vergleichstest der aktuellen 600 ccm Mittelklasse-Supersportler

Für einen optimalen Vergleichstest sind Zonko und Dennis für Euch auf den 1000PS Track Days am Pannonia-Ring in Ungarn unterwegs gewesen. Vor Ort: Optimale Möglichkeiten für eine direkte Gegenüberstellung. Am ersten Tag trafen Piloten aus ganz Europa ein, tauschten sich aus und nutzen die intensive Zeit auf der Rennstrecke. Der Geruch von Benzin und der Gesang der heulenden Motoren steigerten die Vorfreude auf den aktuellen 600er Modellen die piekfeine Strecke zu erobern. Tag 2 war mit bestem Wetter gesegnet, sodass Zonko und Dennis die zwei Kaliber auf den Asphalt brachten.

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Yamaha R6 und Kawasaki Ninja ZX-6R 636 - Der erste Eindruck:

Durch ihre schnittige Form sieht die R6 insgesamt handlicher und aggressiver aus. Die aktuelle YZF-R6 ist wahrscheinlich sogar die schärfste 600er auf dem Markt, wenngleich sie auch nicht die stärkste Serienleistung besitzt. Bereits im Stand vermittelt die R6 eine klare unmissverständliche Botschaft - Ein Rennstreckenmotorrad zu sein! Die Yamaha R6 wirkt insgesamt sportlicher: Kompakt, schlank und leicht - und genau eben diese Eindrücke vermittelt sie auch auf der Rennstrecke.

Die Kawasaki ist in ihrer Designsprache eher klassischer gehalten. Unmissverständlich sind die Ninja Gene der Maschine zu erkennen. Die Designer bei Kawasaki sind ihrer Linie treu geblieben, allerdings hätte ein etwas weitreichenderes und ausgefalleneres Facelift der ZX-6R womöglich gut getan. Über Geschmack lässt sich aber dennoch bekannterweise streiten und ehrlich gesagt sind wir doch alle froh darüber, dass sich die Motorräder in ihrem Äußeren voneinander unterscheiden. Schließlich hat jeder Hersteller verdientermaßen seine Anhänger und wir wollen uns schlussendlich auf der Straße voneinander unterscheiden und unsere Liebesgefährten und Gefährtinnen noch weiter individualisieren.

ZX-6R 636 und YZF-R6 - Der Leistungsunterschied

In Puncto PS hat die ZX-6R ganz klar die Nase vorn. 130 PS bei 13.500 /min misst die Kawa wohingegen bei der Yamaha 118.4PS bei 14,500 /min anliegen. Diesen Unterschied spürt man auch! Der geringe Hubraumzuwachs von 36ccm hat der Kawasaki gut getan und sorgt für einen moderaten Leistungszuwachs speziell im niedrigen bis mittleren Drehzahlband! Das gesteigerte und früher anliegende Drehmoment machen die Kawa vor allem auf der Landstraße zu dem deutlich praktikableren Motorrad. Auf der Rennstrecke hat man das Leistungsplus der ZX-6R deutlich spüren können, speziell am Kurvenausgang war ein stärkeres Beschleunigen möglich. Die Yamaha hingegen möchte etwas mehr bei Laune gehalten werden. Damit die notwendige Leistung abrufbar ist, muss man die Maschine vorrangig im höheren Drehzahlband bewegen. Allerdings fühlt sich die Leistungsentfaltung der Yamaha nicht zuletzt durch das E-Gas linearer und vorrangig kontrollierbarer an. Die Kawa besitzt also einen kleinen aber feinen Leistungsbonus, allerdings macht das Fahrwerk und die Dynamik der R6 diesen Unterschied locker wett. Bei der Yamaha geht das Beschleunigen und Umlegen in den Kurven einfach so viel leichter von der Hand, sodass sie wahrscheinlich für die meisten Piloten von uns trotzdem das schnellere Rennstreckenmotorrad ist.

Ob nun das Fahrwerk, die verbauten Bremsen der R1 oder das Elektronikpaket, einfach alles an der R6 schreit nach Rennstreckenbetrieb. Sie ist eben die kleine Schwester der R1 und genau wie eben jene Maschine fühlt sie sich auf der Rennstrecke speziell im Vergleich zur Kawasaki deutlich überlegen an. Das bedeutet keinesfalls, dass die ZX-6R nicht verdientermaßen seine Anhänger besitzt und auch rennstreckentauglich ist, jedoch stellt die Kawa einfach einen besseren Spagat zwischen Landstraßen- und Rennstreckenbetrieb dar. Mit der Kawa und deren werksseitigen Fahrwerkskomponenten musst du einfach viel stärker auf der Rennstrecke kämpfen. Nahezu jeder Bereich fühlt sich im Vergleich zur R6 träger und schwer dosierbarer an. Die Kawa stellt dennoch mit Sicherheit das bessere Landstraßen Motorrad dar, wohingegen die Yamaha der klare Rennstreckensieger ist. Nicht zu guter letzt bietet Yamaha enthusiastischen Piloten Tuning-Kits zur Verfügung, wodurch sich die Leistung und vor allem das Potential der R6 deutlich steigern lassen. Wohlgemerkt wenn man bereit ist, das nötige extra Kleingeld dafür zu berappen. So lassen sich unter anderem durch eine offene Abgasanlage und angepasster Motorsteuerung circa weitere 10 PS herausholen - je nach Abstimmung.

ZX-6R und R6 im Technik Duell:

Beide Modelle verfügen ab Serie über eine Vielzahl von elektronischen Helferlein. Die technische Unterstützung hat auch in der 600er Klasse endgültig Fuß gefasst. Sowohl die Yamaha als auch die Kawasaki besitzen eine Traktionskontrolle, einen Schaltassistenten zum kupplungslosen Heraufschalten der Gänge, eine Möglichkeit die Leistung des Motors anzupassen, einer Anti-Hopping-Kupplung und selbstverständlich über ein ABS-System. Beide Fahrzeuge sind für die 600 ccm Klasse hervorragend ausgestattet - Lobenswert! Die Unterschiede sind dennoch wie so oft im Detail. So ist die Traktionskontrolle der Kawasaki 3-stufig, die der Yamaha hingegen 6-stufig. Dadurch lässt sich die Traktionskontrolle noch genauer einstellen, sodass diese feiner regelt, eben ganz nach dem persönlichen Geschmack. Die YZF-R6 besitzt eine separate Leistungsanpassung des Motors, 3 Stufen sind auswählbar. Die Motorleistung der ZX-6R hingegen wird mit der Traktionskontrolle gebündelt.

Fahrwerk und Gewicht - Auf der Rennstrecke unterwegs ohne Verzicht!

Die Kawasaki lässt einen beim Aufsitzen und auf den ersten Metern etwas gemütlicher starten. Sie wirkt weniger radikal, was auch durch das höhere Gewicht von 196 Kg (fahrfertig) zu spüren ist. Die Yamaha hingegen hat ein fahrfertiges Gewicht von 190 Kg. Im ersten Moment mag der Gewichtsunterschied nur marginal wirken. Im Zusammenspiel mit dem deutlich strafferen Fahrwerk, was ganz klar für die Rennstrecke optimiert ist, einer aggressiveren Sitzposition und einem für die Rennstrecke besser gewählten Schwerpunkt, fühlt sich der Gewichtsunterschied eher wie ~20 Kg an! Das heißt nicht, dass die Kawasaki das schlechtere Motorrad ist, sie ist halt das benachteiligte Rennstreckenmotorrad. Die ZX-6R ist vorrangig für die Landstraße abgestimmt und besitzt zum einen komfortablere Sitzposition, zum anderen ist sie auch softer gefedert. Beide Motorräder haben Ihre Stärken und am besten setzt Du dich einmal auf beide Maschinen und achtest darauf was Dir besser gefällt!

Unseren spannenden Vergleich auf der Rennstrecke beider Modelle auf dem 1000PS Kanal

Fazit: Yamaha YZF-R6 2019

Es scheint fast so, als wäre die Yamaha YZF-R6 auf der Rennstrecke geboren. Dass die R6 die kleine Schwester der YZF-R1 ist, ist unschwer zu erkennen. Ob nun das Design, die Ergonomie, de Bremserei, oder die elektronischen Helferlein - Die Renngene sind überall zu spüren! Die R6 stellt ein hervorragendes Stück Ingenieurskunst in der 600er Klasse dar und ist je nach eigenen Vorlieben, sehr wahrscheinlich sogar die aktuell beste 600er - Zumindest für die Rennstrecke. Die Yamaha vermittelt dem Fahrer eine unglaublich hohe Präzision und Feedback übers Vorderrad und das Fahrwerk und ist dabei super handlich! Der Motor ist extrem drehfreudig, möchte aber auch bei Laune gehalten werden. Schade, dass die aktuellste Version der R6 aufgrund von Euro-4 etwas an Leistung hat einbüßen müssen... Troztdem wird sie für die meisten Fahrer von uns das schnellere Rennstreckenmotorrad sein. Und wenn Bedarf besteht, kann man mit einer offenen Abgasanlage (ohne Straßenhomologation) und Mapping nochmals einige PS aus dem Supersportler herauskitzeln. Scharfes Design trifft auf noch schärfere Komponente - TOP!


  • TOP Fahrwerk - straff und sportlich
  • Extrem starke Bremsen aus der YZF-R1
  • Unglaublich scharfes Design!
  • Moderne Beleuchtungsanlage - LED lässt grüßen!
  • Ausgereiftes Elektronik-Paket an Bord
  • Gut ablesbares und übersichtliches Display Interface
  • Sehr drehfreudiger Motor - Ein wahres "Orgel Orchester"...
  • ...der Motor könnte etwas mehr "Punch" aus der Drehzahlmitte vertragen
  • Deutlicher Preisunterschied zur Kawasaki - Der aber gerechtfertigt ist!

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-6R 636 2019

Die Kawa kann alles gut; ob nun die Bremserei, das Umlegen in schnellen Wechselkurven, oder das Vermitteln von Sicherheit auf der Strecke - Doch die Yamaha kann alles einfach noch einen Tick besser. Wo die Kawasaki ganz klar punktet, ist der Motor! Der kleine aber feine Hubraumzuwachs von 37 ccm im Vergleich zur Yamaha bringt ein echtes Plus an Leistung! Fast 10 Nm mehr Drehmoment macht sich einfach stark bemerkbar und ist vor allem im Landstraßenbetrieb, bei geringeren Drehzahlbereichen spürbar! Die ZX-6R braucht sich jedoch keinesfalls zu verstecken, denn sie ist zum einen deutlich günstiger (was finanziellen Spielraum für Tuning bereitstellt), zum anderen stellt sie in einigen Belangen den alltagstauglichen Kompromiss dar. Die Kawasaki ist eine gutes Rennstreckenmotorrad aber wohl einfach das viel bessere Landstraßenbike.


  • Moderne LED Beleuchtung an Bord
  • Durchzugsstarker Motor im unterem und mittleren Drehzahlband dank Hubraumerweiterung
  • Spürbares Leistungplus im Vergleich zur R6
  • Das landstraßenfreundlichere von beiden Modellen
  • Günstiger als die Yamaha
  • Fahrwerk etwas "schwammig" und zu soft
  • Schnelles Umlegen der Kawasaki kostet Kraft und viel Körpereinsatz
  • Leider kein E-Gas - Und das spürt man auch..

Bericht vom 12.07.2019 | 58.293 Aufrufe

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