Michelin Road 5 TRAIL im Test an Big Enduros und Adventure Bikes

Ein rein straßenorientierter "Fahrspaßreifen" für Großenduros?!

Die Erwartungshaltung vor dem Event war eine ganz andere. Beim Lesen des Produktnamens malten sich die Gedanken einen langlebigen, steifen Gran-Tourismo-Reifen für die schweren Adventure Bikes aus. Umso überraschender dann der erste Satz in der Präsentation des vortragenden Michelin Produktentwicklers, "...wir wollten für BMW R 1200 GS, KTM 1290 Super Adventure und Co einen Reifen für den reinen Straßenbetrieb entwickeln, welcher ganz gezielt auf sportliche Performance und Fahrspaß ausgelegt ist." Klingt spannend, nicht?

Michelin Road 5 Trail - Aufbau und Technologie im Überblick

Optisch orientiert sich der Road 5 Trail stark am normalen Road 5, das Profildesign wurde unverändert übernommen. Ebenfalls unverändert sind die verwendeten Technologien 2CT und 2CT+, wo am Vorder- und Hinterreifen mit jeweils zwei unterschiedlichen Gummimischungen gearbeitet wird. Die Besonderheit an 2CT+ ist, dass sich am hinteren Pneu, die mittlere (härtere) Compound-Lage unter die weichen Reifenschultern zieht und diese somit etwas unterstützt und in weiterer Folge für zusätzliche Stabilität in schnellen Radien sorgt.

Ebenfalls unverändert übernommen hat man die Technologie XST Evo, welche auch maßgeblich zur futuristischen Optik beträgt. Diese Technik kombiniert Lamellen und Reservoirs im Profil des Reifens, um bei Nässe den Wasserfilm zu brechen und die Flüssigkeit schnell abzuführen. Mit steigender Laufleistung verbreitern sich die Lamellenkanäle, so dass eine optimale Wasserableitung über den gesamten Lebenszyklus des Reifens erreicht werden kann.

Verzichtet hat man beim Road 5 Trail allerdings bewusst auf die ACT+ Technologie. Der zusätzliche, hochgezogene Karkassenumschlag, welcher beim "normalen" Road 5 Verwendung findet um den Flanken noch mehr Steifigkeit und Stabilität zu geben, wurde zugunsten einer besseren Eigendämpfung beim Trail nicht integriert.

Michelin Road 5 Trail Laufleistung und Compound Eigenschaften

Großes Aufhorchen gab es während der Präsentation als man verkündete, dass der Trail ein weicheres, noch sportlicheres Compound spendiert bekommen hat als des Schwestermodell ohne dem Trail Zusatz. Oberstes Entwicklungsziel war einen Pneu mit grandiosem Grip und Fahrspaß-Garantie für das Big-Enduro Sortiment zu schaffen. Michelin bescheinigt dem neuen Road 5 Trail auch eine ausschließliche, sozusagen 100 %-ige Straßeneignung. Für partiellen Offroad-Einsatz habe man andere Produkte im Sortiment, wie beispielsweise den Anakee 3 (90/10 Straße/Offroad) oder für noch intensiveres Räubern auf unbefestigtem Terrain den Anakee Wild (50/50 Straße/Offroad).

Laufleistungswunder möchte der Reifen mit diesen Eigenschaften dann auch gar keines sein. Mit kolportierten 5.000 - 7.000 Kilometern bei sportlicher Fahrweise bekommt man aber dennoch eine faire Gegenleistung. Zumal nach den Infos von der Michelin Entwicklungsabteilung auch die Nass-Performance über diesen Zeitraum konstant hoch bleibt.

Michelin Road 5 Trail im Fahrbetrieb auf der Landstraße

Die sportliche Ausrichtung des Reifens bestätigte sich im Anschluss auch auf der umfangreichen Tour über die Landstraßen im schönen Elsass. Intuitiv und spielerisch lassen sich die großen Bikes damit in die Radien werfen. Zudem überzeugt der Pneu auch mit einem wunderbar neutralen und - im positiven Sinne - unauffälligen Handling. Wie auch schon beim Test des supersportlichen Schwestermodells Power RS festgestellt, liefert die neuste Generation der Michelin Reifen angenehm wenig Aufstellmoment beim Bremsen oder Beschleunigen in Schräglage. Dass der Reifen auf den KTM Modellen 1290 Super Adventure und 1090 Adventure entwickelt wurde, merkt man sobald man im Sattel der besagten Bikes Platz genommen hat. Wunderbar handlich lassen sich die schweren Österreicherinnen durch das Kurvengeschlängel auf den Straßen im Hinterland bewegen.

Auf der Rückreise über die deutsche Autobahn ergibt sich auch bei Geschwindigkeiten von deutlich über 200 km/h ein tolles Bild. Gerade die KTM Adventue Modelle werden erfahrungsgemäß bei hohem Speed gerne etwas unruhig. Aber auch hier begeistert der Road 5 Trail mit souveränem und stabilem Geradeauslauf. Selbst wenn man bei 240 Stundenkilometern den Versuch startete das Motorrad über den Lenker etwas anzuregen ließ sich die Fuhre nicht aus der Ruhe bringen - gut gemacht Michelin! Man merkt tatsächlich, dass dieser Reifen genau auf und mit diesen Bikes entwickelt wurde.

Michelin Road 5 Trail - lieferbare Dimensionen und Luftdruckempfehlung

Die Dimensionen 120/70 ZR 19 und 170/60 ZR 17 (die ZR Kennung bedeutet eine Freigabe für Geschwindigkeiten von über 240 km/h) für Großenduros wie BMW R 1200 GS und KTM 1290 SuperAdventure sind seit August 2018 am Markt erhältlich. Die Dimensionen 110/80 R 19 und 150/70 R 17 gib es bereits seit Jänner 2018 im Handel.

Kritisch anzumerken gibt es an dieser Stelle, dass der Reifen optisch ein extrem schmales Bild an den 4,5 Zoll breiten Felgen der BMW GS macht. In der obligatorischen 170er Breite misst der Pneu an der BMW auch nur noch 164mm, was selbst mit freiem Auge gut wahrgenommen werden kann. Auf den 5-Zoll-Felgen der KTM Modelle stimmt hingegen proportional wieder alles. Der Performance tut das freilich keinen Abbruch, auch im Fahrbetrieb ergibt sich subjektiv empfunden kein Nachteil - doch für den ein oder anderen Konsumenten mag die optische Erscheinung an der BMW R 1200 GS (und speziell der noch wuchtigeren Adventure Variante) gewöhnungsbedürftig sein.

Untypisch aber lobenswert: Michelin gibt bezüglich des Luftdrucks die aktive Empfehlung zum Variieren und Ausprobieren. Je nach Beladung und Vorliebe des Piloten kann man sich am Hinterrad zwischen 2,5 und 2,9 Bar einpendeln, an der Front liegt der empfohlene Luftdruck zwischen 2,3 und 2,5 Bar. Eine Absenkung des Luftdrucks soll bei diesem Reifen auch in einer sehr deutlichen Verbesserung der Eigendämpfung resultieren.

Bericht vom 22.09.2018 | 92.294 Aufrufe

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