Rennstreckenbericht Triumph Speed Triple 1200 RS 2025
Schönheit, Premiumqualität und geballte Macht
Die Triumph Speed Triple 1200 RS ist synonym für Schönheit, Premiumqualität und geballte Macht. Doch verwendet man die hübsche Engländerin am besten, um auf der Landstraße Gummi in den Asphalt zu brennen und sich an der Eisdiele an den neidischen Blicken zu ergötzen oder liefert sie die nötigen Grundlagen für ein gutes Rennstreckenmotorrad?
Als Hilfe zur Beantwortung dieser Frage nehmen wir die wichtigsten technischen Daten kurz unter die Lupe. Der Triumph-typische 3-Zylinder Motor liefert satte 183 PS bei 10.750 Umdrehungen und starke 128 NM bei bereits 9000 Umdrehungen, vielversprechende Daten für einen mächtigen Landstraßenheizer. Vergessen wir das RS im Namen der Speedy nicht, denn es gibt uns den ersten Indiz, dass es sich bei ihr in Wirklichkeit um weit mehr als ein exzellentes Landstraßenmotorrad handelt.

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Wie also schlägt sich die 2025er Triumph Speed Triple 1200 RS auf der Rennstrecke?
Genau dieser Frage bin ich im Zuge des 1000PS-Trackdays am Slovakiaring nachgegangen. Der Abend vor Tag 1: Abfahrt vom Büro in Wiener Neustadt zum Slovakiaring, beste Voraussetzungen das gute Stück erstmal kennenzulernen bevor die nächsten zwei Tage alles aus ihr herausgeholt wird. Die Landstraßen, Autobahnabschnitte und teils sehr holprigen Bodenwellen vermitteln mir eines ganz klar: das semiaktive Fahrwerk ist absolut phänomenal. Die Bremse funktionierte auch gut, doch würde für sie das Härteste noch bevorstehen, denn bis noch wurde sie nicht wirklich auf die Probe gestellt, immerhin verlief die Hinfahrt so, dass ich auch garantiert nicht meinen Führerschein verlieren würde. Tag 1: kurz vor 9:00 Uhr, Leben kommt in die 1000PS-Box, die letzten Vorbereitungen werden getroffen, Reifendruck wird angepasst, Lichter etc. abgeklebt und der Triumph wird erneut Leben eingehaucht, denn sie würde noch einen langen Tag vor sich haben.
Fahrwerk und Quickshifter
Nach wenigen Turns ist bereits klar, dass das semiaktive Fahrwerk von Öhlins auch auf der Rennstrecke erste Sahne ist und eine sehr gute Fahrwerksabstimmung ohne Eingriffe am Motorrad ermöglicht. Wie? Über die Einstellungen im Display gibt der Fahrer sein Gesamtgewicht ein und das Motorrad passt die Fahrwerksabstimmung von allein auf seine Bedürfnisse an. Kein Eingriff und kein Schraubenschlüssel nötig. Gleichermaßen genügen wenige Schaltvorgänge, um zu verstehen, dass der Quickshifter mit Blipper exzellent ist: er gibt sehr gutes Feedback, ist sehr vorhersehbar in seiner Betätigung und reagiert auf die feinsten Inputs. Achtung also auf die Fußposition, sonst kann es leicht passieren, dass man aus Versehen in den Leerlauf schaltet!
Motor, Leistung und Drehmoment
Nachdem die ersten Turns am Vormittag des ersten Tages nützlich waren, die Reifen, das Motorrad und mich selbst warmzufahren, wird jetzt ordentlich am Gashahn gezogen. Es sei vorweggenommen, dass der Motor eine absolute Pracht ist. Egal welcher Gang, egal welche Drehzahl, der kreischende Dreizylinder mit dem typischen Ansauggeräusch schiebt dich verlässlich, konstant und linear nach vorne. Verbremst oder im falschen Gang? Kein Problem, im Weg steht man mit der Speedy nicht, denn das Drehmoment ist immer da und sorgt für ausreichenden Vortrieb, um schnell wieder auf Racepace zu sein. Diese Leistung gekoppelt mit dem niedrigen Gewicht von 199kg vollgetankt und der aufrechten aber sportlichen Sitzposition kulminieren in einem agilen, wendigen, leicht verspielten aber trotzdem sehr erwachsenen Motorrad und das trotz ca. 1200cc Hubraums!
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Blickfänger und Fahrstil
Des Weiteren sei auch erwähnt, dass wer mit einer Speed Triple 1200 RS ins Fahrerlager kommt, sich der Blicke anderer ergötzen kann und schnell merkt, dass sie keinerlei Einleitung unter hartgesottenen Trackdayfahrern bedarf. Was den Fahrstil anbelangt war ich auch sehr zufrieden. Obwohl sie sich auch drückend fahren lässt, was auf der Landstraße angenehm ist, ist auf der Rennstrecke natürlich der Hangoff die passendere Fahrweise und auch diesbezüglich punktet die hübsche Engländerin, denn nichts ist einfacher als das mit ihr. Knie-Am-Boden-Garantie!
Der Nachmittag geht langsam seinem Ende zu und der Abend naht, die Sonne steht tief, die Temperaturen haben sich bei angenehmen 25°C angesiedelt und die Anzahl der Fahrer sinkt mit jedem Turn. Doch ein gewisser Jemand will von Schussmachen noch nichts hören; die Speed Triple will noch keinen Feierabend machen.
Die Bremse
Erst am Ende des Tages maße ich mir an, die verbauten Brembo-Bremsen anzusprechen. Es handelt sich um Brembos beste Ware und dementsprechend sind die Erwartungen hoch. Dass sie die erste Zeit gut bewältigt ist klar, aber kann sie einer konstanten Verwendung standhalten? Wandert der Druckpunkt im Laufe der Turns? Fühlt man sich weniger sicher mit jeder weiteren Session, die man fährt? Hier gibt es nur eine richtige Antwort: ein starkes Nein. Die Bremboanlage hat absolut fabelhafte Arbeit geleistet und mich nicht nur in kürzester Zeit von über 200kmh auf die richtige Kurvengeschwindigkeit für den Slovakiaring gebremst, sondern blieb auch Session für Session, Runde für Runde zuverlässig, unbeeindruckt und souverän. Auf sie war allezeit Verlass. Der Druckpunkt blieb gleich, das Bremsverhalten war jederzeit stark und progressiv und der Hebel immer gleich sanft zu betätigen. Wer gerne eine Bremse hat, die einen starken Anfangsbiss hat, der muss minimal fester ziehen und man erreicht genau das, während diejenigen, die gerne einen etwas sanfteren Biss haben mit einem Hauch an Kraft das Motorrad zum Stoppen bringen können. Die Bremskraft ist so enorm, dass sie das Bremsen am allerletzten Moment ermöglicht. Zu Beginn kam es tatsächlich vor, dass ich das Gas zu früh geschlossen habe und angesichts der starken Bremsleistung zu früh geankert habe.
Fazit: Triumph Speed Triple 1200 RS 2025
Die hochwertigen Federwerkselemente mit dem semiaktiven Öhlins-Fahrwerk, die Bremboanlage mit Brembobremszylinder, der Topklasse Quickshifter und das Prachtstück an Motor, der in der Triumph Speed Triple 1200 RS verbaut ist, machen aus ihr ein Motorrad das den Namenskürzel „RS“ nicht aus Marketinggründen trägt, sondern weil es sich ihn verdient hat. Einzig und allein der mangelnde Windschutz hat mir zu schaffen gemacht, denn jeder der schon über 200 km/h auf einem Nakedbike gefahren ist, weiß wie anstrengend das ist, auch wenn man sich so klein wie möglich macht. Wer also vor hat sie öfters auf der Rennstrecke zu bewegen, der könnte in eine Form von Windschutz investieren. Alles in allem ist es ein fantastisches Allrounder-Bike, das ihren Wert auf der Rennstrecke bewiesen hat. Auf der einen Seite ist es dank seiner Agilität und seines Drehmoments ein überragend spaßiges Landstraßenmotorrad. Auf der anderen Seite ist es dank seiner Spitzenleistung, Premiumausstattung und Stabilität eine scharfe Waffe auf der Rennstrecke, die sich vor keiner Supersportlerin verstecken muss.- hervorragendes elektronisches Öhlins-Fahrwerk mit breitem Einstellbereich
- top Bremsen
- super Quickshifter
- vertrauenserweckendes Fahrverhalten
- makelloses Motoransprechverhalten
- präzise Anti-Hopping-Kupplung
- vielseitig von Landstraßenkomfort bis Rennstreckenspaß
- neue Front Wheel Lift Control mit praxistauglichen 4 Einstellstufen
- tolle Oberkörper- Ergonomie
- hohe Ausstattungsqualität
- gutes Feedback vom Vorder- und Hinterrad
- leicht mit 199 kg fahrfertig
- begrenzter Lenkeinschlag für Rangiermanöver
- Bedienkonzept und Handy App bieten immer noch Verbesserungspotential
- auf der Rennstrecke kein Windschutz
Bericht vom 04.09.2025 | 11.049 Aufrufe