Kawasaki KLX 450 R

Kawa schafft es eines der erfolgreichsten 450er MX Bikes der letzten Jahre in ein Endurokleid zu stecken und mit Typenschein in den Laden zu stellen. Gelang die Verwandlung?

Kawasaki KLX 450 R

Grün ist der Jäger!

Kawasaki gelang es eine leichte 450er MX Rakete zu typisieren und auf den heimischen Markt zu platzieren. Das dieses Konzept nicht neu ist und sehr erfolgreich sein kann bewies Mika Ahola der heuer auf seiner 450er Honda in der E2 Klasse Weltmeister wurde. Auf Wunsch gibt es die grüne Macht mit oder ohne Typenschein je nach persönliche Vorlieben und Goldbörse.

Beim Abholen der Kawasaki in den grünen Hallen der Daminaniks machte sie mit ihrem Stolz aufgeklebten 1er gleich mal klar was sie will: gewinnen, und nicht nur mitfahren. Also eingepackt und ab ins Enduroparadies nach Lunz. Dort wo Enduros noch Enduros sein dürfen.
Ikone und Hausherr vom legendären Sommer- und Winterenduro Gerhard "Haki" Lechner stellt nicht nur sich sondern auch seine Landschaft zur Verfügung. Der 2. Teil des Test erfolgte auf der Strecke des Enduroweekends Pramlehen das glücklicherweise zur selben Zeit stattfand.

1. Eindruck

Beim ersten Beschnuppern sticht gleich mal der "böse Blick" des Scheinwerfers ins Auge welcher in einem feschen LED Rücklicht am Heck endet. Durch den großen Digitaltacho und der relativ weit noch vorn gezogenen Lichtmaske sowie einem großen Tank wirkt die Kawa sehr mächtig und schwer.
Also gleich ab auf die Waage. Und siehe da, die Kawa ist ein Leichtgewicht. Mit 118kg steht sie fahrbereit ohne Sprit da. Da mögen jetzt ein paar raunzen und bemerken da gibt es noch leichtere Enduros. Schon aber sicher nicht mit großen Tacho, Ausgleichsbehälter inkl. Kühlwasser, Alu Motorschutz und massiven Seitenständer und Stahlzahnkränze. Doch am meisten schlägt sich der Enddämpfer zu Buche der mit seinem Katalysator 1,5 kg über dem eines Nachbaudämpfers liegt.
Der Tank ist zwar unwesentlich größer als der MX Tank wirkt aber recht klobig, im Fahrbetrieb merkt man aber davon nichts.
Der Luftfilter läßt sich mit einem Schnellverschluß rasch tauschen. Generell merkt man der Kawasaki an das sehr auf Robustheit und Standfestigkeit geachtet wurde.
 

 

Motor

Die Techniker haben den MX-Motor anständig umgekrempelt, verpassten ihm die doppelte Schwungmasse, Ventile aus Stahl, andere Steuerzeiten usw.
Ebenso wurde der Krümmer weit nach unten gezogen. Dadurch steht er recht weit nach außen, da könnte es schon das eine oder andere mal eine beleidigtes Krümmerrohr geben. Selbstverständlich hat Kawasaki einen E-Starter. Der dürfte mächtig Kraft besitzen, denn wenn man ihn nur ein wenig berührt blubbert die Kawa schon vor sich hin. Wird eine Wucht bei allen LeMans Starts!
Beim Fahren sind die Änderungen voll aufgegangen. Der Motor lässt sich ewig nudeln ohne zu reißen und baut unheimlich Traktion auf. Er besitzt viel Kraft im unteren Drehzahlbereich, wird dann aber ein wenig vom Katalysator gebremst. Wir hatten das Gefühl er will und kann aber seine Abgase nicht loswerden. Ist aber auch kein Wunder. Beim Endrohr brachte ich nicht mal meinen kleinen Finger rein! Hat aber den Vorteil das sie sicher das leiseste Bike am Markt ist.
Aber keine Frage die Kawa besitzt trotzdem noch einen mächtigen Hammer, wahrscheinlich brauchten wir auch gar nicht mehr.
 

Sowohl auf der Strecke, als auch im Fahrerlager ist ein schlankes Bike unglaublich wichtig!

 
Ergometrie, Fahrwerk

Hier ist de Kawa eine echte Macht. Ein echt klasses Serienfahrwerk. Die Gabel schluckt unterarmdicke Äste weg wie nichts. Das Federbein baut Traktion auf wie keine anderes. Bei einer richtig schweren steinig-schlammigen Auffahrt wo andere Top Piloten versuchten raufzukommen, musste ich anständig bremsen um die Kurve bei der Ausfahrt noch zu erwischen. Das war teilweise schon ein wenig unheimlich. Hr. Damianik, der Öhlins-Guru, versicherte uns, dass in seinem Testfahrzeug wirklich nur Serienteile eingebaut sind. Nach den ersten Testkilometern hat er auch schon Tipps für zukünftige Kawa Enduristen Parat. Für seinen Geschmack stellte er die KLX vorne 2 Clicks weicher und hinten die Druckstufe ein wenig härter. Die hintere Feder hat nach den ersten Runden nachgelassen und so hat er deutlich nachgespannt.

Vom äußeren Aufbau her sind keine Unterschiede zur MX-Gabel zu erkennen, doch das Setup kommt vor allem dem breiten Hobbypublikum entgegen. Laut Damianik ist die Kawa auf der MX-Strecke gerade noch hart genug um nicht durchzuschlagen aber weich genug um angenehm durchs Enduro-Gelände zu pflügen.

Der große Spaßfaktor im Gelände ist vermutlich eine Kombination von geringem Gewicht, weichem Endurofahrwerk und Motor mit viel Drehmoment im Keller. Durch die agile MX Geometrie lässt sich die Kawa aber auch sehr leichtfüßig bewegen und wirkt dadurch sehr wendig. Unruhe im Fahrwerk, oder gar Lenkerpendeln ist ein völliges Fremdwort. Besonders gut gefiel der Rahmen im unteren Fußbereich. Dort ist die Kawa etwas breiter und man hat ein sehr gutes Gefühl das Motorrad immer im Griff zu haben. Dadurch gelingt das Steuern des Bikes mit den Füßen ganz easy. Die breite Sitzbank und die Tank-Kühler Kombination lässt ebenfalls keine Wünsche offen.
 

Hier geht's zu den technischen Daten

Kupplung, Bremsen

Gekuppelt wird per Seilzug. Der ist aber so leichtgängig das er mit den meisten hydraulischen Armaturen mithalten kann. Zumindest solange der Seilzug frisch ist, und fleißig gewartet wird.
Bei den Bremsen gefiel vor allem die hintere besonders gut, die vordere arbeitete unauffällig. Beide Bremsscheiben sind in Wave Design montiert

 

Fazit:

Die Kawasaki KLX 450 R ist ein echt gelungenes Endurobike. Kein halbherziger MX Ableger, sondern eine waschechte Enduro.
Beim Fahren merkte ich oft einen breiten Grinser unter meinem Helm, und genau das macht ein tolles Bike aus. Der Motor ist stark und kultiviert und total auf Drehmoment und Traktion ausgelegt. Das Fahrwerk ganz einfach ein Traum.
Ein klassisches "will ich haben" Bike mit dem ihr euch sicher von der Masse abhebt. Der Hacken an der Geschichte: Für die Enduroversion ohne Typenschein sind in Österreich 8.950,- inkl. Steuer und Nova hinzublättern (da kann man sich aber wieder 7% Nova vom Finanzamt zurückholen). Will man einen Typenschein dazu sind nochmals 1000,- fällig.
Leider wie so oft im Leben, Qualität und Leidenschaft hat eben seinen Preis.
 

+ Motor
+ Fahrwerk
+ Geometrie
-  versteckter Choke
-  Preis

 

Die Reifen beim Test:

Bridgestone M403/404, eigentlich der Reifen der den größtmöglichen Einsatzbereich abdeckt, war auf unserer Test Kawasaki montiert.
Doch die Tage vor unserem Test hatte es geregnet und jeder der schon mal in Lunz unterwegs war, weiss wie schwierig und schmierig dort die Verhältnisse sein können. Trotzdem hat die Paarung voll und ganz überzeugt. Der Hinterreifen in Kombination mit der 450er 4 Takt Kawasaki hat sich wie schon beschrieben ganz böse in den Schlamm verbissen. Nicht einmal als ich ein paar Auffahrten zuerst gar nicht probieren wollte. Der Vorderreifen den ich auch schon auf anderen Untergründen gefahren bin, gibt viel Vertrauen. Bewegt man sich im Grenzbereich wird dieser lange angezeigt bevor es irgendwann nicht mehr geht. Ein unkontrolliertes Wegbrechen konnte ich bislang noch nie feststellen.
 

 

Werbung doch keine G'schichtl

Bridgestone verwendet in den MX-Reifen 2 interessante Technologien. Zum einen ist das die Cap & Base Technik. Ein stabiler Stollenkern gibt dem Profil die nötige Stabilität während eine weichere und flexible Deckschicht für Traktion sorgt. Ein angenehmer Nebeneffekt ist die längere Lebensdauer vom Reifen: Auch wenn zwischendurch ein paar felsige Passagen auftauchen, brechen keine Stollen aus.

Die MX SACT Technik bietet verschiedene Gummimischungen an den Reifenflanken und in der Reifenmitte. Auch diese Technik hilft mit die Themen Traktion und Haltbarkeit unter einen Hut zu bringen.
 

Interessante Links:

Text: Edi Ederer

Fazit: Kawasaki KLX 450 R 2007

Die Kawasaki KLX 450 R ist ein echt gelungenes Endurobike. Kein halbherziger MX Ableger, sondern eine waschechte Enduro. Leider wie so oft im Leben, Qualität und Leidenschaft hat eben seinen Preis.


  • Tolles Fahrwerk, verbesserter Motor, Geometrie, Relativ geringes Trockengewicht
  • Standfestigkeit E-Starter
  • Spaßfaktor
  • Bremsen.
  • Tank wird recht klobig
  • Erwerbpreis doch recht hoch
  • versteckter Choke.

Bericht vom 24.09.2007 | 26.614 Aufrufe

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