Triumph Tiger 800 XC vs. Triumph Tiger 1050

Herbstausfahrt mit zwei Engländerinnen

Arbeit nervt? Dann nichts wie rauf auf's Motorrad! Die beiden 1000PS-Redakteure Vauli und Kot flüchten mit Triumph Tiger 800 XC und Triumph 1050 Sport vor der tristen Realität im Redaktionsbergwerk. Der Herbst ist die Zeit der Enduros und lädt zu entspannten Ausfahrten ins Gebirge ein.

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Wenns uns nicht gfreut, dann steigen wir aufs Motorrad, und zwar nicht nach der Arbeit, sondern in der Arbeit, denn schließlich gehört es zu unserem Job, dass wir Motorräder nicht nur theoretisch beschreiben und bewerten, sondern auch im praktischen Einsatz auf Hubraum und Nockenwelle testen. Unlängst war es wieder einmal soweit. Die Luft im Büro wurde etwas dick und die Stimmung düster. Es ist ein unerklärliches physikalisches Phänomen, dass die Lichtverhältnisse in einem geschlossenen Arbeitsraum mit zunehmend schönem Wetter immer schlechter werden und der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre sinkt. Wir müssen dann einfach fluchtartig das Gebäude verlassen und auf zwei Rädern in die Freiheit flüchten. Glücklicherweise sind auch ständig ein paar Testmotorräder verfügbar, die eigentlich nur ein Problem mit sich bringen: Man muss sich für eines entscheiden.

Herbst - Der Wurmfortsatz des Sommers

Momentan fällt jede Entscheidung zugunsten einer englischen Marke aus, denn unsere Triumphs sind die letzten, die die Stellung halten und tapfer bis zum Ende der Saison am 31. Oktober durchhalten. Nur die Daytona 675R fröstelts schon ein bisschen, schließlich hat sie es als Renndiva gerne etwas wärmer, was vor allem für ihre Reifen gilt. Es macht einfach nicht mehr so viel Spaß, mit einem Supersportler im Herbst die Grenzen des (Er)Fahrbaren auf der öffentlichen Straße zu suchen, wenn diese Grenzen dünn wie Zahnseide werden. Für den Wurmfortsatz des Sommers sind die beiden Tigers wie gemacht, oder wie für mich gemacht, wenn ich schon etwas bequemer sitzen möchte, nicht mehr das volle Feuer in mir spüre und von den vielen Ausfahrten und Testkilometern der vergangenen Monate schon etwas gesättigt bin. Die Tiger 800 XC in der Special Edition erlaubt dabei sogar den einen oder anderen (absichtlichen) Ausflug abseits asphaltierter Straßen.

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1050er Triple - Einer der besten Motoren

Die Tiger Sport 1050 hingegen ist ein reines Straßenfahrzeug, das mich schon bei unserem Megatest in Ischgl äußerst positiv überrascht hat. Sicher ein Modell mit etwas angegrauter Basis, aber ein harmonisches, gelungenes Konzept, das seine Beschreibung irgendwo zwischen Performance-Nakedbike und Bigenduro finden sollte. Der exakt 1050 Kubik große Reihendreizylinder aus der Speed Triple, der in der Tiger 125 PS leistet, zählte schon immer zu meinen Lieblingsmotoren. Mit keinem anderen Aggregat konnte ich so problemlos und kontrolliert wheelen. Wieso ich es diesmal nicht konnte, liegt vielleicht an der unterschiedlichen Geometrie der Tiger. Beim Sitz noch fast auf gleicher Höhe (Speed Triple: 825 mm, Tiger: 830 mm), hat die Tiger einen um 105 mm längeren Radstand (1540 mm) und vorne und hinten einen um jeweils 20 mm größeren Federweg. Dazu kommen etwas mehr als 20 Kilogramm Mehrgewicht. Das wirkt sich vielleicht etwas negativ auf die Agilität aus, Supermoto ist sie keine, aber ebenso positiv auf die Stabilität. Sie macht das, das ich von ihr verlange, nicht mehr und nicht weniger. Berechenbarkeit zählt für mich zu den wichtigsten Eigenschaften bei einem Motorrad, deshalb gefiel mir die charakterlich und motorisch gleichermaßen starke Tiger Sport besonders gut.

Federwege wie ein Storch

Mit der Tiger 800 XC tue ich mir nicht so leicht, mal liebe ich sie, mal liebe ich sie nicht, dazu muss ich nicht einmal ein Gänseblümchen zerreißen. Das liegt wohl daran, dass man den kleinen 800 Kubik Dreizylinder naturgemäß wesentlich mehr drehen muss, um voranzukommen. Das maximale Drehmoment von 79 Nm ist erst bei 7850 U/min. erreicht, während es bei der Tiger Sport (104 Nm) schon bei 4300 Touren ansteht. Das treibt auch die akustisch wahrnehmbaren Frequenzen des Motors in auf Dauer an meinen Nerven sägende Sphären. Die Sitzhöhe ist mit 845 bis 865 mm nicht wirklich hoch, die Federwege mit 220 mm vorne und 215 mm hinten aber so lang wie die eines Storchs. Deshalb fühlt sich die 800er schon etwas stelzig an. Damit fühle ich mich auf der Straße nicht so wohl, zumal die Tiger auch noch die Metzeler Karoo 3 montiert hatte, die schon ein richtig grobes Profil aufweisen. Sympathisch ist mir allerdings das Design der XC, das nach Hart-im-Nehmen aussieht, auch wenn ich ein paar Teile, wie Scheinwerfergitter oder Sturzbügel, gerne im Serienumfang sehen würde.

Hier geht´s zum Tiger 800 XC Special Edition vs. Tiger Sport-Bericht von Vauli:

Fazit: Triumph Tiger Sport 2014

Im direkten Vergleich mit ihrer kleinen Schwester Tiger 800 XC kann die Tiger Sport 1050 nur in einem Kapitel voll punkten: Die Bremsen sind extrem ausgewogen und packen ordentlich zu, wenn man es braucht. In den meisten anderen Disziplinen kann sie sich aber nicht durchsetzen. Vor allem beim Handling benimmt sich die große 1050er viel störrischer als die kleine Schwester. Da sie auch nicht wirklich Offroad nutzbar ist, engt sich ihr Aktionsradius gegenüber der Tiger 800 XC stark ein. Geht es aber um einen universellen Partner für die Straße, der neben einer angenehmen Sitzposition auch ein gewisses Maß an Sport bieten soll, ist die Tiger Sport 1050 gewiss nicht die falsche Wahl.


  • Sportliches und eigenständiges Design
  • kräftiger Dreizylinder-Motor
  • guter Klang
  • bequeme Sitzposition
  • ausgezeichnete Bremsen
  • stabiles Fahrwerk
  • Störrisches Handling im engen Winkelwerk
  • nicht geländetauglich

Fazit: Triumph Tiger 800 XC Special 2014

Die Tiger 800 XC kann man eigentlich jeden Tag bei jedem Wetter fahren. Rauf und los, den Asphalt entlang, über den Schotterweg abkürzen, die Wiese runter, den Erdhügel wieder rauf...So könnte das tägliche Abenteuer aussehen. Leider entspricht das nicht unserer Realität, 90% werden wohl die meisten auf Asphalt abspulen. Und dort hat die XC leider ihre Schwächen. Die Federwege sind riesig, die Bremsen eher Mittelklasse, um die Leistung abzurufen, braucht man hohe Drehzahlen, Andrücker werde damit keine Freude haben. Aber als Allzweckwaffe mit Abenteuer-Touch ist sie ein sehr gute Wahl.


  • extrem beweglich
  • Sonderlackierung mit Tiefeneffekt
  • offroadtauglich
  • für Asphalt große Federwege
  • Motor braucht Drehzahl
  • Sound kann auf Dauer nerven
  • Bremsen mittelmäßig

Bericht vom 07.10.2014 | 20.105 Aufrufe

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