Honda XL750 Transalp 2024 im Langzeittest
9000 km zwischen Tourenkomfort und Offroad-Abenteuer
Die Honda XL750 Transalp hat mich eine komplette Saison begleitet – als Instruktorenbike für meine Fahrtechniktrainings, als Tourenbike und Offroad-Partner. Rund 9000 Kilometer habe ich mit ihr zurückgelegt, viele davon abseits befestigter Straßen. Was kann die Transalp wirklich? Ist sie nur eine brave Reiseenduro oder ein unterschätztes Adventure-Bike? Hier mein ausführlicher Erfahrungsbericht.
Ergonomie & Sitzkomfort – Alltagstauglich mit Offroad-Bonus
Mit einer Sitzhöhe von 850 mm bietet die Transalp eine ausgewogene Ergonomie für Fahrer:innen unterschiedlichster Körpergrößen. Ich selbst bin 1,74 m groß und hatte jederzeit einen sicheren Stand - ein entscheidender Vorteil. Gerade bei technischen Offroad-Passagen hatte ich nie Probleme, dass mir die 210 kg schwere Dame aus dem Gleichgewicht kippte. Umfaller? Fast ausgeschlossen - auch für kleinere Biker:innen. Der Kniewinkel ist allerdings grenzwertig, die Sitzposition dafür entspannt und langstreckentauglich. Auch der Windschutz funktioniert und ermöglicht komfortables Reisen über viele Stunden hinweg, ohne die Nackenmuskulatur zu überbeanspruchen. Das Windschild lässt sich nicht verstellen, was bei sehr großen Fahrer:innen bei Autobahnfahrten zu Wackeldackel-Kopfbewegungen führen kann.
Für mich hat es gepasst!
Motor & Fahrverhalten – souverän auf der Straße, solide im Gelände
Der flüssigkeitsgekühlte Zweizylinder-Reihenmotor mit 755 cm³ leistet 92 PS und 75 Nm bei 7250 U/min und schnurrt wie ein zufriedenes Kätzchen. Auf der Straße überzeugt er mit geschmeidigem Ansprechverhalten und ausreichend Drehmoment für schaltfaules Fahren. Ideal für kurvige Bergstraßen und entspannte Touren. Auf meiner Spanienreise, insbesondere entlang der Küstenstraßen Andalusiens, zeigte sich der Motor von seiner besten Seite: ruhig, kultiviert und mit genug Kraftreserven für dynamisches Fahren. Wer allerdings sportlich unterwegs sein will, merkt: Im oberen Drehzahlbereich fehlt etwas der Punch. Für ambitioniertes Kurvenräubern braucht es ein paar Schaltvorgänge mehr - mit dem optionalen Quickshifter wird das aber zum Genuss, bis die Fußrasten glühen. Bei Kurvengeschwindigkeiten über 100 km/h wirkt sie etwas schwammig, bleibt aber stabil auf der Fahrlinie.
Wiederum bei engen Kurvenradien zeigt sich die Transalp als leicht zu fahrendes Bike mit gutmütigem Einlenkverhalten und sauberer Gasannahme.
Bei Kaltstarts und Außentemperaturen unter 10 °C läuft die Transalp mit erhöhtem Standgas. Das kann beim Anrollen aus der Hausausfahrt oder zur ersten Kurve hin störend sein. Empfehlung: Motor bei kühlen Bedingungen kurz warmlaufen lassen, auch wenns dem Nachbarn nicht schmeckt.
Offroad? Ja bitte! Und zwar richtig.
"Ewald, du willst mit DER ins Gelände?" - Diesen Satz hab ich bei meinen Big Enduro Trainings öfter gehört. Zu schwer, zu wenig Bodenfreiheit, zu weiches Fahrwerk, falsche Reifen - die Liste der Vorurteile war lang. Und ja, manches davon stimmt. Aber eben nur teilweise.
Denn wer sein Bike kennt und sich darauf einstellt, kann mit der Transalp richtig was reißen. Auf Schotterstraßen ist sie voll in ihrem Element und deckt damit schon die größte Zielgruppe der Globetrotter ab. Der Gravel Mode lässt Traktionskontrolle und ABS etwas lockerer arbeiten, perfekt für entspannte Offroad-Touren. Wer's ernster meint, geht in den User Mode und schaltet die TC ganz aus. Leider muss man das nach jedem Neustart neu einstellen - etwas mühsam.
ABS lässt sich nicht komplett deaktivieren, was bei sehr steilen Abfahrten auf grobem Schotter schon mal sportlich werden kann, findet man keinen passenden Anleger. Aber: Die Kupplung ist leichtgängig, der Druckpunkt präzise, Gold wert im Gelände. Und das oft kritisierte Fahrwerk? Mit meinen 74 kg fand ich's auf der Straße komfortabel und im Gelände ausreichend, solange man keine Ralley-Ambitionen hat. Sprünge und tiefe Löcher? Besser meiden. Aber Waldwege, Bachbetten und Wasserdurchfahrten? Kein Problem! Im Gelände ist die Honda Transalp eindeutig zu mehr fähig als ihr so mancher zutrauen würde.
Produkttipps
Geometrie & Bedienung – durchdacht auch für stehendes Fahren
Die Transalp überraschte mich mit einer gelungenen Ergonomie fürs stehende Fahren. Der breite Lenker vermittelt Kontrolle, die Fußbremse ist ohne Umbauten gut erreichbar. Fürs Gelände Fahren ein Muss. Die Geometrie passt, das Handling bleibt auch im Gelände intuitiv und berechenbar. Die Bodenfreiheit von 210 mm liegt im Mittelfeld der Reiseenduro-Klasse. Mit montiertem optionalen Motorschutz ist sie für moderate Offroad-Einsätze ausreichend gerüstet.
Bremsleistung – stark und kontrollierbar
- Bremsweg von 37 Metern aus 100 km/h auf trockener Straße ist ein hervorragender Wert für eine Reiseenduro mit 210 kg fahrfertigem Gewicht.
- Die Doppelbremsscheiben vorne (310 mm) mit radial montierten Zweikolben-Bremssätteln liefern eine sehr gute Verzögerung.
- Bei starker Bremsung wird die Transalp leicht kopflastig, was am weicheren Fahrwerk liegt. Dennoch bleibt das Hinterrad bei korrekter Technik am Boden.
Handling & Fahrverhalten – einfach, aber nicht supersportlich
Auf einem engen Handlingparcour zeigt sich die Transalp als leicht zu fahrendes Bike mit gutmütigem Einlenkverhalten und sauberer Gasannahme. Die Laufkultur bei niedriger Geschwindigkeit ist angenehm - ideal für Stadtverkehr, Trainings oder technische Passagen. Bei Kurvengeschwindigkeiten über 100 km/h wirkt etwas schwammig, bleibt aber stabil in der Linie.
Fazit – Honda XL750 Transalp: Vielseitigkeit trifft Verlässlichkeit
Die Honda Transalp hat sich über 9000 km als zuverlässiger Allrounder bewiesen. Ich hatte kein einziges technisches Problem. Sie kombiniert tourentauglichen Komfort mit überraschender Offroad-Kompetenz und ist damit weit mehr als nur eine Asphalt-Enduro. Wer ihre Eigenheiten kennt und sich darauf einstellt, bekommt ein ehrliches Adventure-Bike. Egal ob als Tagestourer, Reisepartner oder Offroad-Begleiter - die Transalp ist eine treue Gefährtin für alle, die die Welt entdecken wollen.
Du möchtest die Welt entdecken?
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Fazit: Honda XL750 Transalp 2024
Die Honda XL750 Transalp zeigt sich im Langzeittest als vielseitige und zuverlässige Reiseenduro, die Tourenkomfort mit solider Offroad-Tauglichkeit verbindet. Sie ist kein Sportler, aber ein ehrliches, unkompliziertes Adventure-Bike für alle, die ein zuverlässiges Motorrad für Straße und Schotter suchen. Kleine Schwächen beim Fahrwerk und der Elektronik-Einstellung trüben den insgesamt sehr positiven Eindruck kaum.- Ausgewogene Ergonomie
- Hoher Tourenkomfort
- Kultivierter Motor
- Zuverlässig
- Gutmütiges Handling
- Solide Offroad-Fähigkeiten
- Gute Bremsleistung
- Leichtgängige Kupplung
- Nicht verstellbares Windschild
- Weiches Fahrwerk
- ABS nicht vollständig abschaltbar
- Traktionskontrolle setzt sich zurück
- Enger Kniewinkel
- Wenig Punch im oberen Drehzahlbereich
FAQ zu Honda XL750 Transalp 2023 - 2024
Bericht vom 17.11.2025 | 3.847 Aufrufe