Honda NT1100 DCT ES 2025 mit semiaktivem Fahrwerk im Reisetest
Mit dem Update wird die NT1100 zum ultimativen Tourer!
In Slowenien stellt sich die überarbeitete Honda NT1100 DCT ES dem Praxistest. Mit neuem semiaktivem Fahrwerk und verbessertem DCT geht es auf Tour. Hat die NT1100 jetzt ihre Touring-Endstufe erreicht? Wir überprüfen das auf 2.000 Kilometern.
Die slowenische Fahne weht im warmen Wind, als wir uns mitten in meiner zweiten Heimat wiederfinden - diesmal mit der überarbeiteten Honda NT1100 DCT ES. Das Doppelkupplungsgetriebe wurde für 2025 verfeinert, und erstmals ist in diesem Modell ein semiaktives Fahrwerk verbaut. Diese Veränderungen können an sich durchaus ein Gamechanger sein, weshalb wir auf Tour überprüfen, wie gut diese Technik im Paket der NT1100 funktioniert. Mit dabei auf dieser Tour quer durch Slowenien sind Poky und Amelie.
Slowenien nun noch attraktiver für Motorradfahrer - Neues MoHo Motorrad Hotel Grof
Die NT1100 ist nicht das einzige Tourenmotorrad, mit dem wir auf dieser Tour unterwegs sind. Auch die Yamaha Tracer 9 GT+, Kawasaki Versys 1100 SE und Triumph Tiger Sport 800 müssen sich auf den slowenischen Straßen im Reisebetrieb beweisen. Aber warum bereisen wir gerade Slowenien?

Schon seit Jahren nutzen wir bei unseren Touren gerne MoHo Motorrad Hotels als Unterkünfte für unsere Reise-Produktionen. Diese speziell auf Zweiradfahrer ausgerichteten Hotels bieten zugeschnittene Dienste an und wissen, was man als Biker braucht. Neben MoHos in Bayern, ganz Österreich und Norditalien ist das Hotel Grof östlich der Hauptstadt Ljubljana das erste MoHo in Slowenien. Die Hotelbetreiber, selbst leidenschaftliche Motorradfahrer, bieten in ihrem nahe der Autobahn gelegenen Hotel nicht nur sichere Abstellplätze, sondern auch wertvolle Tourentipps und Services wie das Waschen und Trocknen der Motorradkleidung über Nacht. Besonders praktisch: Über ein gigantisches Touch-Display in der Lobby kann man sich die über zwanzig Tagestouren anschauen und per QR-Code direkt herunterladen. Diesen Tourentipps folgen wir auch die nächsten Tage, die uns durch die gesamte nördliche Hälfte Sloweniens führen.
Überarbeitete Honda NT1100 DCT ES - neue Technik, vertraute Stärken
Ein gutes Tourenabenteuer braucht nicht nur die richtige Unterkunft, sondern auch das passende Motorrad. Für diese Reise steht die überarbeitete Honda NT1100 DCT ES bereit - und sie hat einige spannende Neuerungen im Gepäck. Optisch wirkt sie jetzt noch markanter und leicht insektoid-aggressiv, ohne ihre eigentliche Charakteristik als Tourenmaschine zu verlieren. Das Doppelkupplungsgetriebe ist in seiner neuesten Ausführung an Bord, und erstmals kommt das Showa EERA-System auf der NT zum Einsatz - ein elektronisch gesteuertes, semiaktives Fahrwerk, das bisher nur für die Africa Twin Modelle verfügbar war. Damit sind die Karten für die NT1100 neu gemischt, auch wenn sie in den vergangenen Jahren schon viel Lob für ihren Komfort auf Tour einfahren konnte.
Auf den kurvigen Straßen Sloweniens zeigt sich schnell, wie gut die Technik harmoniert. Von Ljubljana aus führt die Route hinein ins Hügelland, weiter Richtung Julische Alpen mit dem bekannten Vršič-Pass und dem mächtigen Mangart. Schon die erste Etappe auf der Autobahn, trotz widrigem Wetter, unterstreicht die Stärken der NT1100: Überragender Schutz für die untere Körperhälfte, eine angenehme, aufrechte Sitzposition, komfortabler Sattel und ein passabler Windschutz mit großem, höhenverstellbaren Windschild. Abseits der etwas schwergängigen Mechanik des Windschilds gäbe es hier kaum etwas zu meckern, wenn die NT1100 nicht schon zuvor den möglicherweise besten Windschutz unter Tourenmotorrädern gehabt hätte. Nun wurde der Windschild im Zuge des 2025er Updates auch neu geformt und leitet bei meiner Größe von 1,85 m leichte Verwirbelungen an den Helm, was vorher nicht der Fall war. Dennoch bleibt der Touring-Komfort auf der NT1100 auf einem sehr hohen Niveau, auch dank der neuen Federung. Mit dem semiaktiven Fahrwerk auf weichster Einstellung gleitet die Maschine förmlich über die Unebenheiten hinweg.

Im abwechslungsreichen Zentrum Sloweniens entfaltet die Honda dann ihr volles Potenzial. Das DCT bietet verschiedene Modi, der D-Modus überzeugt für entspanntes Rollen und schaltet extrem früh, weshalb der S1-Sportmodus für mich den perfekten Sweetspot für gemütliches Cruisen liefert. So werden die Gänge etwas länger gehalten, der grandiose 1100er Twin kommt zur Geltung, ohne jedoch allzu aggressiv auszudrehen wie im S2 und S3 Modus. Die Landschaft mit ihren endlosen, schmalen Kurvenstraßen ist wie geschaffen für die NT1100. Aufrecht und komfortabel sitzt man im Sattel, und trotz ihres beachtlichen Gewichts bietet sie ein williges, nicht zu nervöses, aber agiles Handling. In den Kurven kippt sie harmonisch ein, und aus engen Radien schiebt der kräftige Reihenzweizylinder souverän heraus - mit sattem Klang, selbst bei den strengen Euro-5-Plus-Vorgaben.
Komfort trifft Alpenflair - Touren ohne Kompromisse
Eine der wenigen Herausforderungen dieser Reise waren die hohen Temperaturen, besonders bei langsamen Passagen. Durch den ausgezeichneten Windschutz der NT1100 kommt nur wenig Fahrtwind am Fahrer an, und die Kühlungsöffnungen können hier kaum Abhilfe schaffen. Doch sobald die Strecke wieder flotter wird, spielt der Motor seine Stärken aus: kräftiger Druck aus allen Lagen, unterstützt vom hohen Drehmoment, das in engen Kurven für souveräne Beschleunigung sorgt. Das semiaktive Fahrwerk erweist sich dabei als echte Bereicherung. Ob auf komfortabel-ruhigen Abschnitten oder in zügigen Passagen - durch die konstante Anpassung der Dämpfung man muss viel weniger Kompromisse eingehen. Die Honda bleibt stets stabil, komfortabel und vermittelt viel Vertrauen.
Die Tour war bisher ein Traum, doch das geplante Grande Finale - die Auffahrt über die spektakuläre Mangartstraße - fiel ins Wasser. Ende Juni ist eine Sperre dort eher unüblich, und die Enttäuschung war groß. Nicht nur wir, sondern auch zahlreiche andere Motorradfahrer und Reisende standen am vollen Parkplatz, den Blick auf das mächtige Gebirgsmassiv gerichtet, das unerreichbar blieb. Doch statt lange zu hadern, stand schnell eine würdige Alternative fest: der legendäre Vršič-Pass.
Die Auffahrt belohnte uns mit perfektem Timing zur Golden Hour. Das Abendlicht tauchte die serpentinenreiche Traumstraße in ein goldenes Leuchten, während die NT1100 souverän Kurve um Kurve meisterte. Die Herausforderung lag höchstens darin, sich zu entscheiden, ob man den Blick lieber auf die Fahrbahn oder auf die grandiose Landschaft richten sollte. Eine Fahrt, die Fahrfreude und Naturerlebnis in seltener Perfektion vereinte.
DCT-Feinschliff und semiaktives Fahrwerk - die größten Fortschritte
Beim aktuellen Doppelkupplungsgetriebe der 2025er Honda NT1100 sind die Unterschiede zu den Vorgängermodellen eher subtil. Das DCT war bereits zuvor extrem ausgereift, weshalb es ohne direkten Vergleich schwer ist, konkrete Verbesserungen festzumachen. Dennoch wirkt die Gasannahme im unteren Drehzahlbereich noch einen Tick sauberer, besonders beim Anlegen des Gases am Kurvenscheitelpunkt - selbst in höherer Schräglage oder engen Kehren bleibt das Ansprechverhalten butterweich.
Die deutlichste Neuerung liegt jedoch im semiaktiven Showa-Fahrwerk. Schon erwähnt wurde der gewonnene Komfort ohne Einstellungskompromisse - hier kann der Fahrer nun blitzschnell zwischen verschiedenen Modi wechseln, um das Motorrad perfekt auf Fahrstil und Streckenbeschaffenheit abzustimmen. Gerade für Tourenfahrer, die gerne auch mal sportlicher unterwegs sind, ist das ein spürbarer Vorteil. Mit dem früheren, konventionellen Fahrwerk war die NT1100 in engen Kurven durch ihr relativ hohes Gewicht und die damit verbundene stärkere Einfederung schneller an der Grenze ihrer Schräglagenfreiheit. Das führte dazu, dass die Fußrasten für sportliche Fahrer oft zu früh Bodenkontakt hatten.
Die neue elektronische Dämpfungsregelung entschärft dieses Problem deutlich. Sie passt die Härte in Echtzeit an, verhindert ein tiefes Abtauchen in Schräglage und gibt dem Fahrer damit mehr Freiraum in der Linienwahl. Das steigert nicht nur die Präzision, sondern auch den Fahrspaß enorm. Nach dieser Tour steht für mich fest: Die NT1100 ist nun nicht mehr nur ein komfortabler Tourer, sondern auch ein williger Begleiter für beschwingte Urlaubsreisen. Früher empfand ich sie für meinen Geschmack etwas zu gemütlich, jetzt schafft sie den Spagat zwischen Tourenkomfort und Fahrspaß aber deutlich ausgeglichener.
Metzeler Roadtec 02 - starker Partner bei jedem Wetter
Ein weiterer Punkt, der auf dieser Tour positiv hervorsticht, ist der montierte Metzeler Roadtec 02. Schon auf der Autobahn musste er bei katastrophalem Regen und sintflutartigen Wassermengen zeigen, wie gut er Wasser ableitet und bei Nässe haftet. Später, bei über 30 Grad und griffigem Asphalt in den Julischen Alpen, stand die Trockenperformance im Fokus - und auch hier gab es keinen Grund zur Kritik. Trotz des hohen Fahrzeuggewichts der NT1100 und teils sehr engagierter Fahrweise zeigte sich kein verstärkter Abrieb, kein Schmieren und keine übermäßige Erwärmung.
Das Einlenkverhalten der Honda ist grundsätzlich eher harmonisch als extrem agil. Sie lenkt neutral und linear ein, ohne spitze Kipppunkte, verlangt aber in schnellen Wechselkurven einen klaren Lenkimpuls. Hier harmoniert der Roadtec 02 perfekt mit seiner runden Kontur, insbesondere am Vorderrad. Das Motorrad fällt willig in den Radius, bleibt dabei berechenbar und vermittelt ein hohes Maß an Vertrauen. Die Mehrfach-Compound-Mischung sorgt dafür, dass auch in tiefen Schräglagen eine saubere, kontrollierte Linie möglich ist.
Kollegeneindrücke - NT1100 im Hitzetest und im Handling-Check
Der nächste Stopp führte uns ins malerische Logartal, schon fast an der österreichisch-slowenischen Grenze. Nach intensiven Kurvenetappen und sommerlichen 35 Grad entschieden wir uns, das Tempo herauszunehmen und die Landschaft zu genießen. Die NT1100 lädt mit ihrer bequemen Sitzposition, dem hervorragenden Fahrwerk und praktischen Tourenfeatures geradezu dazu ein. Der Verbrauch lag auf dieser Tour bei sparsamen 4,9 Litern, was mit ihrem 20,4 Liter fassenden Tank eine Reichweite von ca. 400 km bedeutet. Das Gepäck verschwindet im großzügigen Koffersystem, welches sogar einen Integralhelm fasst, und mit einem zusätzlichen SW-Motech Rackpack erweitert wurde.
Doch wie schlägt sich die NT aus Sicht meiner Mitfahrer? Amelie beschreibt als größten Überraschungsmoment, wie leicht sich die Honda fahren lässt - trotz ihrer Größe und des Gewichts von 256 kg laut unserer 1000PS Viehwaage. Besonders für Fahrerinnen und Fahrer mit weniger Körperkraft ist das Handling kein Hindernis. Das DCT nimmt viel Arbeit ab, vor allem in engen Spitzkehren, und vermittelt Sicherheit. Ihr einziger Kritikpunkt: das hohe Gewicht im Stand. Ein Umfaller bleibt für sie alleine nicht zu beheben. In ihrer Wunschvorstellung würde sie sich 30 kg weniger wünschen.

Poky erinnert sich an die NT1100 aus dem Jahr 2022, die zwar viele Vorzüge bot, sportlich aber durch begrenzte Schräglagenfreiheit eingeschränkt war. Die 2025er-Version mit dem elektronischen Fahrwerk hebt für ihn das Kurvenerlebnis auf ein neues Niveau und eliminiert genau diese Schwäche. Die bekannten Stärken sind geblieben, hinzugekommen ist ein deutlich gesteigertes sportliches Potenzial. Seine Wünsche gehen in zwei Richtungen: mehr Farbvielfalt, wie die neue blaue Lackierung und mehr in diese Richtung, sowie eine Verbesserung der Hitzeführung. Bei hohen Temperaturen leitet die Verkleidung die warme Luft des Motors direkt auf die Beine, wodurch der exzellente Windschutz im Sommer zum Nachteil werden kann. Dennoch steht die NT1100 für ihn ganz oben auf der Liste der besten Tourenmotorräder.
Motorradausrüstung für den wechselhaften Sommer
Temperaturen von bis zu 35 °C, sintflutartige Regengüsse und heiße Filmfahrten - bei unserer Crossover-Tour waren nicht nur die Bikes und wir, sondern auch unsere Ausrüstung gefordert. Mit den versatilen Softgepäcklösungen von SW-Motech wurde der Stauraum erweitert und Textilkombis von Modeka machten uns die Tour so angenehm wie möglich. Sowohl Pokys Modeka Lucano Kombi, als auch Amelies Striker III Lady Kombi, wie auch meine Aeris II Kombi haben sich durch pragmatische Qualitäten, wie gut verteilte Taschen, kühlende Lüftungsflächen und angenehmen Tragekomfort ausgezeichnet. Unsere verschwitzten Köpfe zierten währendessen HJC F100 Carbon Helme, die mit ihrem Flip-Back-System noch angenehmer zu tragen sind, als herkömmliche Klapphelme. Die Vielseitigkeit unserer Ausrüstung wurde komplettiert durch die Cardo Packtalk Pro Kommunikationssysteme am Helm. Damit gelingt die Abstimmung bei jeder noch so chaotischen Tour.
Abschluss der Tour - Slowenien, Logartal und letzte Eindrücke zur Honda NT1100 DCT ES 2025
Bevor wir die Heimreise antreten, lohnt sich ein kurzer Ausflug in das Logartal. Fahrtechnisch ist die rund sieben Kilometer lange Sackgasse zwar keine Herausforderung, doch landschaftlich zählt sie zu den Highlights Sloweniens. Eingebettet zwischen steilen, von Gletschern geformten Bergmassiven und mit herrlichen Wanderwegen ausgestattet, bietet sie eine willkommene Abwechslung zum Motorradalltag. Der Eintritt für Motorräder liegt bei sieben Euro - eine Investition, die sich für den Ausblick und die Atmosphäre lohnt.
Mit dem Erreichen der österreichischen Grenze endet unsere Tour und damit auch die Zeit mit der überarbeiteten Honda NT1100 DCT ES. Die Kombination aus extrem entspannter Ergonomie, pragmatischen Tourentugenden, dem bewährten DCT-Getriebe und dem erstmals eingesetzten elektronischen Fahrwerk hat dafür gesorgt, dass wir Slowenien in vollen Zügen genießen konnten. Das neue Fahrwerk erweitert die Vielseitigkeit des Motorrads deutlich und reduziert Kompromisse zwischen Komfort und sportlicher Fahrweise auf ein Minimum. Die Devise "draufsetzen und genießen" beschreibt die NT1100 wohl am besten.
Mankos findet man nur mit kritischem Auge und im Detail, zum Beispiel beim Windschutz. Wenn der Windschild der NT noch so viel Abschirmung wie früher bieten würde, wäre die NT1100 ein perfekter 10-von-10-Tourer. Doch schon jetzt ist sie verdammt nah dran - ein absolutes Highlight unter Tourenmotorrädern.
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Fazit: Honda NT1100 DCT Electronic Suspension 2025
Die Honda NT1100 hat sich von 2022 bis 2025 - obwohl schon ein zufriedenstellendes Bike - deutlich weiterentwickelt. Während das Grundkonzept eines komfortablen, zuverlässigen und effizienten Tourers beibehalten wurde, sorgen die zahlreichen Verbesserungen dafür, dass die neue NT1100 noch besser für lange Reisen gerüstet ist. Das erstmals verfügbare, semiaktive Fahrwerk erweitert ihre Komfortzone gewaltig und ermöglicht dadurch mehr Fahrspaß bei gleichbleibendem, wenn nicht sogar höherem Komfort. Wer bereits das 2022er Modell mochte, wird die 2025er Version lieben.- Verbesserte Motorleistung
- Vielseitiges, semiaktives Fahrwerk
- Effizientes DCT-Getriebe
- Erstklassiger Wind- und Wetterschutz
- Modernisierte Elektronik
- Praktische Ausstattung
- Optionale Zubehörpakete
- Optimierte Ergonomie
- Vielseitigkeit
- Hohes Fahrzeuggewicht
- Geringe Bodenfreiheit
- Eingeschränkte Farbvarianten
- Durchschnittliche Bremsleistung.
- Verwirbelungen am Helm bei hoher Windschild-Position und großem Fahrer
Bericht vom 12.08.2025 | 438 Aufrufe