Kawasaki Meguro S1 im Test

Es gibt diese seltenen Momente im Sattel, die sich einbrennen wie die Silhouette eines Sonnenuntergangs auf dem Salzsee von Bonneville. Der erste Lenkimpuls mit der Meguro S1 auf unserer engen 1000PS Bestzeit-Teststrecke in Bad Fischau war genau so einer. Ohne Erwartung, ohne Vorurteil stieg ich auf, ließ den luftgekühlten Einzylinder an und noch bevor das Vorderrad die erste Kehre durchmessen hatte, hatte sie mich. Diese Kawasaki im alten Kleid, aber mit jungem Herzen, flüsterte mir zu: Vergiss die Zahlen spür mich!

Die Kawasaki Meguro S1 spielt die Retro-Karte so stilsicher wie ein Gentleman den Trumpf im Herrensalon. Ihr Design erinnert an die goldenen Zeiten edler Einzylinder. Doch unter dem Blech lebt sie modern. Mit Einspritzung, E-Starter und gut abgestimmter Dämpfung. Ihre 18 PS aus 233 cm³ wirken bescheiden auf dem Papier aber die Art, wie dieser Motor seinen Saft freigibt, ist ehrlich, direkt und wunderbar linear. Keine Spitzen, keine Zicken, sondern ein feines Band an Leistung, das sich von unten sauber hochzieht und erst spät seine Stimme erhebt.

Mit 12,9 kW bei 7.000 Touren und 18,6 Nm bei 5.800 U/min ist der luftgekühlte Single kein Draufgänger, aber auch kein Bittsteller. Was ihn besonders macht, ist seine Gleichmäßigkeit er spricht sauber an, dreht willig hoch und bleibt dabei kultiviert. Selbst in engen Wechselkurven, wenn man in unteren Gängen durchschaltet und beschleunigt, gibt es keine Lastwechsel-Schläge, kein Gezicke. Die Getriebeabstufung passt zur Motorcharakteristik man hat stets das Gefühl, im richtigen Gang zu sein.

Die größte Überraschung liefert das Fahrwerk. Die Meguro S1 fährt sich wie ein gut eingesessenes Paar Maßstiefel passgenau, verlässlich, geschmeidig. Die Kombination aus 133 kg Trockengewicht, schmaler Bereifung (vorn 90/90-18, hinten 110/90-17) und kurzem Radstand sorgt für ein lässiges Handling auf dem kurvigen Kurs. Kein Kippeln, kein Zappeln. Stattdessen ein sattes Gefühl für die Front, auch beim harten Anbremsen in Schräglage. Die Gabel spricht gut an, die hinteren Twin Shocks tun brav ihren Dienst auch ohne High-End-Federung ist das Setup stimmig und praxistauglich.

Die Meguro S1 setzt auf Purismus. Keine Traktionskontrolle, kein Quickshifter, kein Fahrmodus-Feuerwerk. Doch genau das ist ihr Trumpf. Auf der Bestzeit-Strecke zählt das pure Gefühl und das liefert sie in vollen Zügen. Die Scheibenbremsen vorn 265 mm, hinten 220 mm sind gut dosierbar und bieten ausreichend Verzögerung, ohne die Maschine aus dem Takt zu bringen. Die Kupplung ist leichtgängig, das Getriebe schaltet sauber. All das trägt dazu bei, dass der Fokus stets auf dem liegt, was zählt: dem Flow.

Im Konzert der klassischen Leichtgewichte spielt die Meguro S1 eine melodische, aber markante Note. Die Royal Enfield Classic 350 wirkt träger, die Honda GB350 nur am Papier deutlich größer. Die Yamaha SR400, falls man noch eine auftreibt, hat das kantigere Retro-Profil und spielt in einer anderen Hubraumliga. Die Meguro fühlt sich wie ein klassischer 250er-Einzylinder aus Japan der 70er-Jahre aber mit dem Feinschliff moderner Technik.

Unsere 1000PS Bestzeit-Strecke ist kein Ort für Superlative sondern für Wahrheit. Und hier zeigt die Meguro S1, dass Fahrspaß nichts mit PS zu tun haben muss. Mit flüssigem Fahrstil, guter Linienwahl und harmonischer Technik schafft sie Respektables. Kein Wheelie-Monster, keine Topspeed-Bestie, aber ein echter Kurvenfreund. Die Rundenzeit? Mal sehen was das Video auf 1000PS TV zeigt.

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Der luftgekühlte SOHC-Single mit 233 cm³ Hubraum leistet 18 PS und 18,6 Nm, kombiniert mit einem 6-Gang-Getriebe und Kettenantrieb. Die Federwege betragen vorn 117 mm, hinten 95 mm. Der Tank fasst 12 Liter, die Sitzhöhe liegt bei 740 mm ideal auch für kleinere Fahrer. Das fahrfertige Gewicht beträgt 143 kg ein Wert, der zur exzellenten Handlichkeit beiträgt.