Yamaha Super Ténéré 1200 im Retrotest: Dauerläufer geprüft
Warum die XT 1200 Z auch heute noch unterschätzt wird
2012 war sie Teststar, heute ein Geheimtipp: Die Super Ténéré 1200 im modernen Retro-Check. Lohnt sich der Griff zum gebrauchten Dauerläufer? Wir schauen ganz genau hin.

Rückblickend auf die 2010er Jahre war die Welt der Reiseenduros in festen Händen. Die BMW R 1200 GS dominierte wie eh und je, Ducati provozierte mit der Multistrada sportliche Fahransprüche, während Honda, Triumph und Kawasaki mit vielversprechenden Konzepten an der Vormachtstellung rüttelten. Und mittendrin stellte Yamaha eine Maschine vor, die viele zunächst kaum beachteten: die XT 1200 Z Super Ténéré.
2010 - als ein unterschätztes Motorrad auf den Markt kam
Die ersten Stimmen zur neuen Super Ténéré fielen verhalten aus. Während sie in puncto Daten mit 110 PS und rund 260 Kilogramm eher unspektakulär wirkte, fiel der Blick der Testfahrer schnell auf das, was man nicht messen konnte: ein stimmiges Gesamtpaket. Die Testcrew, die das Motorrad im Rahmen der 1000PS-Roadshow fuhren, legten den Fokus früh auf das, was auf dem Datenblatt nicht stand - auf das Fahrgefühl, die Ergonomie, das Reiseverhalten.
Schon beim Erstkontakt wurde klar, dass die Super Ténéré nicht mit Superlativen glänzen wollte. Sie war weder besonders stark, noch besonders leicht oder modern - aber sie funktionierte. Und zwar in einer Art, die vielen erst mit der Zeit bewusst wurde. Der breite Lenker, das aufrechte Sitzen, der geschmeidige, souveräne Motor - alles wirkte ruhig, durchdacht und langstreckentauglich. In einer Zeit, in der viele Hersteller versuchten, ihre Modelle mit Assistenzsystemen zu überfrachten, zeigte Yamaha eine fast klassische Interpretation des Reisemotorrads.
Erste Bewertung: Funktion vor Faszination
Der ursprüngliche Eindruck der Testmannschaft war geprägt von einer Mischung aus Überraschung und Respekt. Ein Tester betonte, dass die Super Ténéré im direkten Vergleich mit der Konkurrenz nicht in Einzelwertungen, sondern im Gesamtbild überzeugte. Schwerfällig sei sie keineswegs, auch wenn ihre Masse auf dem Papier für Stirnrunzeln sorgte. Ihre Stärke liege in der Ausgewogenheit.
Ein anderes 1000PS Crewmitglied, das mehr Leistung vermisste, stellte dennoch klar: Das Fahrwerk, der Windschutz, die Sitzposition - alles sei auf sehr hohem Niveau. Dass der Motor obenrum die Luft ausgeht, falle im Reisealltag kaum ins Gewicht. Arlo wiederum hob die Gelassenheit des Motors hervor und lobte vor allem die enorme Alltagstauglichkeit - sowohl auf Asphalt als auch auf leichten Offroad-Passagen.
Die Bewertung der Super Ténéré fiel damit klar aus: kein spektakuläres Motorrad, aber ein durch und durch brauchbares, zuverlässiges und angenehm zu fahrendes Modell - besonders auf langen Strecken.
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Die Community übernimmt: Langzeiteindrücke aus aller Welt
Mehr als zehn Jahre später hat sich der erste Eindruck bestätigt - und differenziert. In zahlreichen Foren, darunter 1000PS.at, wird die XT 1200 Z mittlerweile fast liebevoll als "Geheimtipp" bezeichnet. Zahlreiche Langzeiterfahrungen belegen eine außergewöhnliche Zuverlässigkeit. Viele Besitzer berichten von Laufleistungen jenseits der 100.000 Kilometer - ohne gravierende technische Probleme. Der Zweizylindermotor, ursprünglich als etwas träge kritisiert, wird heute als "unkaputtbar" beschrieben. Auch der Kardanantrieb gilt als nahezu wartungsfrei und damit prädestiniert für Vielfahrer und Tourenliebhaber.
Typische Probleme tauchen selten auf - wenn, dann sind es Kleinigkeiten wie die Trägheit bei niedriger Geschwindigkeit oder die zum Teil etwas harsche Gasannahme bei frühen Baujahren. Einige Nutzer weisen zudem auf die schwächelnde Batterie hin, wenn die Maschine zu lange steht. Diese Probleme sind jedoch weitgehend beherrschbar. Die Entwicklung des Modells verlief technisch ruhig, aber solide. Ab 2014 wurde die Elektronik überarbeitet, das Ride-by-Wire-System feinfühliger gestaltet. Auch die Fahrwerksabstimmung erhielt kleine Updates, was sich positiv auf das Handling auswirkte. Das Grundprinzip aber blieb: robust, reisefreudig, unspektakulär zuverlässig.
Technische Perspektive: Wartung, Verschleiß und Ersatzteile
Die technische Langzeitbilanz der Super Ténéré fällt positiv aus. Die mechanische Basis zeigt sich belastbar, mit geringem Wartungsaufwand. Ölwechsel, Luftfilter, Bremsflüssigkeit - alles bleibt im üblichen Rahmen. Der Antrieb mit Kardanfunktion minimiert den Pflegeaufwand nochmals deutlich, was vor allem im Reiseeinsatz ein klarer Vorteil ist. Häufig genannt werden die hohe Standfestigkeit der Kupplung sowie die unauffällige Funktion der Elektronik.
Wartungsarbeiten wie das Einstellen des Ventilspiels stehen alle 40.000 Kilometer an, werden aber als problemlos durchführbar beschrieben. Ersatzteile sind gut verfügbar, sowohl über Yamaha-Händler als auch über freie Anbieter. Schwieriger kann es bei spezifischen Komponenten wie ABS-Modulen oder Auspuffklappen werden - deren Ausfall ist jedoch extrem selten.
Aktueller Marktwert: Gebraucht, aber nicht billig
Ein Blick auf den Gebrauchtmarkt zeigt: Die Super Ténéré hat sich längst etabliert - nicht als Klassiker, aber als fester Bestandteil der "vernünftigen Wahl". Der Preisverlauf ist stabil, gute Exemplare mit gepflegter Historie und mittlerer Laufleistung liegen meist im Bereich von 6.000 bis 8.000 Euro. Modelle mit World Crosser Ausstattung oder umfangreichem Zubehör (Sturzbügel, Alukoffer, Zusatzscheinwerfer) erreichen teils höhere Preise. Hier findet ihr aktuelle Angebote: Yamaha Super Tenere kaufen.
Beim Kauf lohnt sich der Blick auf das Serviceheft. Entscheidende Faktoren sind regelmäßige Ölwechsel, Wartung der Kardanwelle und Kontrolle der Elektronikkomponenten.
Fazit: Eine Maschine für echte Tourenfahrer
Auch aus heutiger Sicht bleibt die Super Ténéré eine der meistunterschätzten Maschinen im Segment der großen Reiseenduros. Ihre ursprüngliche Einschätzung - solide, zuverlässig, komfortabel - wurde durch tausende reale Erfahrungen bestätigt. Was sie an Leistung vermissen lässt, macht sie durch Beständigkeit, Ruhe und Ausgewogenheit wett. Während moderne Konkurrenten mit immer neuen Technologien und Systemen aufrüsten, bleibt die XT 1200 Z ein wohltuend simples, aber durchdachtes Motorrad. Wer sich für sie entscheidet, wählt kein Showbike - sondern ein Werkzeug für echte Kilometer.
Besonders empfehlenswert ist sie für Fahrer, die viel reisen, Wert auf Komfort legen und dabei auf hohe Zuverlässigkeit und wartungsarme Technik setzen. Die Zielgruppe sind nicht Wochenend-Racer oder Technik-Fetischisten, sondern Menschen, die mit ihrem Motorrad leben - nicht spielen.
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Fazit: Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré World Crosser 2012
Die Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré ist ein ausgereiftes Reisemotorrad mit großem Komfortpotenzial und hoher Alltagstauglichkeit. Trotz ihres unspektakulären Auftritts überzeugt sie durch ihre robuste Auslegung, zuverlässige Technik und gute Balance auf langen Touren. Sie bleibt auch aus heutiger Sicht eine unterschätzte, aber lohnenswerte Wahl für Viel- und Fernfahrer.- komfortable Sitzposition
- harmonisches Fahrwerk
- sehr zuverlässig
- geländetauglich
- souveräne Motorcharakteristik
- hohe Langstreckentauglichkeit
- unsportliche Bremsanlage
- hohes Gewicht
- schwache Spitzenleistung
- etwas träges Handling
Bericht vom 16.06.2025 | 972 Aufrufe