Suzuki GSX-S1000 exklusiver Test 2021
Die neue Nackte von Suzuki – schöner geht nicht!
Die brandneue Suzuki GSX-S1000 hält, was die Bilder versprochen haben – viel schöner kann man ein potentes Power-Naked Bike kaum gestalten! Aber reicht das coole Äußere, um im Haifischbecken der etablierten Konkurrenz nicht gnadenlos gefressen zu werden, oder will sich Suzuki etwa gar nicht mit den Hyper-Nakeds anlegen?
Die brandneue Suzuki GSX-S1000 ist eigentlich gar nicht so brandneu, hätten sich die Designer nicht so sehr ins Zeug gelegt und das Power-Naked Bike aus Hamamatsu optisch nur behutsam aufgefrischt, wäre das Urteil vermutlich viel ernüchternder ausgefallen. Dann wäre es ganz einfach ein schlaues Update der GSX-S1000, die sich nach wie vor wegen ihres guten Preis-/Leistungs-Verhältnisses gut verkauft hätte. Allerdings durfte sich glücklicherweise die Designabteilung der Japaner verwirklichen und liefert beste Ware ab, denn selten zuvor war ein Update eines bestehenden Modells so herrlich anders als das Vorgängermodell! Aber Design ist wie immer sehr subjektiv und liegt im Auge des Betrachters, bleiben wir also vorerst bei den Fakten.
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Mit wem steigt die neue Suzuki GSX-S1000 in den Ring?
Klären wir also vorerst ab, mit wem sich die neue Suzuki GSX-S1000 überhaupt messen möchte. Sind es die sogenannten Hyper-Naked Bikes? Jenes Segment, das mittlerweile von den europäischen Marken Aprilia, BMW, Ducati, KTM, MV Agusta und Triumph sowie Kawasaki mit der Z H2 und Yamaha mit der MT-10 in Beschlag genommen wird? Grundsätzlich ja, wenn auch die Leistung der Suze mit 152 PS bei 11.000 Umdrehungen nicht ganz mit den meisten anderen mithalten kann. Und da meine ich nicht einmal die abartigen 200 PS und mehr dreier Konkurrentinnen, sondern die mehr als 170 Pferde, die von drei weiteren Modellen übertroffen werden. Bleiben also noch die BMW S 1000 R und die Yamse MT-10, die mit 165 und 160 PS nicht mehr ganz so weit weg sind. Allerdings bewegen sich all diese Hyper-Nakeds auch in Sachen Ergonomie und möglichen (wenn auch aufpreispflichtigen) Elektronik-Features auf einem Level, das die neue GSX-S1000 bei weitem nicht erreicht und eigentlich auch gar nicht erreichen muss.
Die neue GSX-S1000 steht zwischen Hyper- und Mittelklasse-Naked
Denn Suzuki sieht die bildhübsche GSX-S1000 als Mittelsmann zwischen den Hyper-Nakeds und der Armada an Mittelklasse-Naked Bikes. Für die Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens bürgt schon mal ein alter Bekannter der sogenannte legendäre K5-Motor aus der Suzuki GSX-R1000 von 2005. Wer den Hype um dieses Triebwerk nicht versteht, muss nur so viel verarbeiten: Ein langhubiger Motor wie der K5 hat Schmalz über das gesamte Drehzahlband und verleiht somit eine unfassbar stoische Kraftentfaltung, so als wären Drehzahlband und Leistungskurve mit dem Lineal gezeichnet worden.
Produkttipps
Das legendäre K5-Triebwerk von Suzuki ist und bleibt souverän
Das wirkt sich natürlich auch, oder besser gerade bei einem Naked Bike positiv aus, die Souveränität des Triebwerks bringt Kraft und gleichzeitig Ruhe in das gesamte Fahrzeug. Und da macht sich eben auch das ordentliche Drehmoment bemerkbar, das mit 106 Newtonmeter bei 9250 Umdrehungen gar nicht so bombastisch ist, wie bei einigen, bereits zuvor genannten Konkurrentinnen, allerdings bereits von weit unten aus dem Drehzahlkeller bis zum Begrenzer immer ausreichenden und vor allem souveränen Schub zur Verfügung stellt.
Der serienmäßige Quickshifter samt Blipper ist DER Kracher!
Absolutes Highlight ist ohnehin der serienmäßige Schaltassistent mit Blipper-Funktion, der seine Arbeit sowohl bei sportlicher Gangart als auch bei gemütlichem Cruisen ausgezeichnet verrichtet. Präzise und exakt braucht der Quickshifter genau so viel Druck, dass er nicht zu schwergängig ist, aber auch nicht zu nervös die Gänge reinklopft. Ausserdem erlaubt er mir, bei geschlossenem Gas hochzuschalten und der Blipper funktioniert auch bei offenem Gas. Also keine Bevormundung, was ich zu tun und zu lassen habe sehr vorbildlich!
Das Fahrwerk der neuen Suzuki GSX-S1000 ist leicht durchschaubar
Was der Schaltassi vormacht, setzt sich beim Fahrwerk fort, das funktioniert richtig gut, wenn man weiß, was man auf einem Naked Bike vom Schlage der GSX-S1000 erwarten darf. Oder besser, wenn man auf einen ausgezeichneten Kompromiss aus einer sportlich straffen Abstimmung, gepaart mit ausreichend Komfort steht. Denn die Federelemente (vorne eine wunderschöne 43er-USD-Gabel von KYB in edlem Gold, hinten ein Mono-Federbein) sind zwar voll einstellbar, haben aber keine elektronische Unterstützung. Das bedeutet, das Fahrwerk sollte sowohl auf brettebenen Pisten als auch auf schlechtem Asphalt funktionieren und das tut es für solch einen Naked-Allrounder bestens. Straff genug, um die notwendige Stabilität für eine sportliche Fahrweise zu bieten, aber mit einem gewissen Komfort in der Hinterhand, der bei den Testfahrten dafür gesorgt hat, dass auch auf so mancher Rüttelpiste nicht gleich der Spaß am Fahren völlig abhanden kommt.
Brembo Monoblock-Bremsen - und trotzdem gutmütig
Dementsprechend sind auch die Bremsen auf einem hohen, aber angemessenen Level. Damit meine ich, dass die Brembo-Monoblock-Anlage mit 310er-Doppelscheibe bestimmt noch aggressiver zupacken könnte, allerdings wäre damit auf diesem ausgewogenen Naked Bike niemandem geholfen. Da gefällt es doch viel besser, dass man mit wenig Handkraft zuverlässig verzögern kann, ohne beim ersten Antippser gleich vornüber abzusegeln.
Handling und Ergonomie der neuen Suzuki GSX-S1000 sind vertraut
In Sachen Ergonomie darf man nicht vergessen, dass die brandneue GSX-S1000 nun mal eine Mogelpackung ist Chassis und Sitzhöhe sind also bekannt, dass der Lenker pro Seite um 1,15 Zentimeter breiter wurde und 20 Millimeter näher zum Fahrer rückt, ändert die Auslegung als klassisches Naked Bike nicht nachhaltig - muss es aber auch nicht. Denn man sitzt ausreichend aufrecht und somit bequem auf der neuen GSX-S1000 und hat alles bestens unter Kontrolle. Damit ist mir auch das Handling der Maschine nicht völlig fremd, sofort fällt wieder auf, wie willig die Suzuki trotz gutem Geradeauslauf bei Schräglage sofort in den Radius fällt und das Handling der 214 Kilo fahrfertig angenehm macht. Im Übrigen kann die neue GSX-S1000 sogar 2 Liter mehr Sprit bunkern - 19 Liter Tankvolumen stehen also zur Verfügung! Was die Ingenieure offensichtlich bei der GSX-S1000S Katana mit ihren lächerlichen 12 Litern vergessen haben, bekam nun die nackte GSX-S1000 dazu.
Vauli fährt testen? Regen steht am Programm!
Das Testprozedere der neuen GSX-S1000 war ohne menschliches Zutun von der Natur aus perfekt geregelt, denn nach rund 70 Prozent Fahrerei auf trockenem Asphalt, waren die letzten 30 Prozent verregnet. Wodurch ich eben auch das Verhalten der Maschine bei Nässe beurteilen kann. Und da lobt man, wenn es so reibungslos abläuft, für gewöhnlich den Reifen was ja auch nicht völlig verkehrt ist. Im Falle der Bereifung auf der großen GSX-S ist es nun ein ganz neuer Pneu, der extra für die Suzuki von Dunlop entwickelt wurde. Und mit seinem hohen Silica-Anteil konnte der Sportmax Roadsport 2 auch auf nassem Untergrung voll und ganz überzeugen. Ganz alleine ist es allerdings nicht der Verdienst der Reifen, wenn man sich auf einem Motorrad bei widrigen Verhältnissen so wohl fühlt. Im Falle der neuen GSX-S1000 ist es auch das harmonische Handling, das viel Vertrauen schenkt und die ausgewogene Fahrwerksabstimmung, die eben auch bei Nässe einen guten Kompromiss zwischen Stabilität und Komfort liefert.
Hat die neue Suzuki GSX-S1000 wirkliche Innovationen an Bord?
Insgesamt also ganz schön viel Lob für ein neues Motorrad, das sich technisch gar nicht so sehr von seinem Vorgängermodell unterscheidet. Dass die Traktionskontrolle STCS (Suzuki Traction Control System) nun 5-fach verstellbar (und abschaltbar) ist, werte ich ganz nett. Und dass ich mit SDMS (Suzuki Drive Mode Selector) nun aus drei Motormappings wählen kann (wobei selbst der Confort-Mode nicht die Leistung kappt) ist ebenfalls gut gemeint, wäre bei dieser äußerst transparenten Leistungsentfaltung im A-Mode (was man natürlich wiederum dem, für die Euro5-Norm notwendigen Ride-by-Wire-System zugestehen muss) nicht unbedingt notwendig. Auch das bekannte Easy Start System (den Startknopf antippen reicht, die Maschine macht den Rest) und Low RPM Assist (hebt die Leerlaufdrehzahl an, wenn man die Kupplung loslässt) sind feine, aber schon länger bekannte Features.
Die Suzuki GSX-S1000 ist nicht topausgestattet? Seht Euch mal den Preis an!
Und es stellt sich tatsächlich die berechtigte Frage, warum Suzuki nicht einmal ein Kurven-ABS auf der neuen GSX-S1000 verbaut. Die Antwort von Suzuki kommt aber wie aus der Pistole geschossen: Wir wollten entweder alles reinpacken, was derzeit möglich ist, oder einen richtig attraktiven Preis schaffen und wir haben uns für den attraktiven Preis entschieden. Passt für mich, ist eine logische Erklärung und unter 13.000 Euro in Deutschland sind eine echte Ansage! Denn dann kann ich auch nachvollziehen, warum man kein modernes Farb-TFT-Display verbaut, sondern die (zumindest für mich) nicht allzu gut ablesbare LCD-Einheit, die zwar sehr brav viele Infos anzeigt, dadurch aber auch ziemlich überfrachtet wirkt. Immerhin ist ja der Schaltassistent in Serie mit dabei und das haben nicht einmal einige, viel teurere Konkurrentinnen!
VAULI
Weitere Berichte
Fazit: Suzuki GSX-S1000 2021
Die neue GSX-S1000 ist vom Grundaufbau her eine alte Bekannte – Motor und Chassis stammen nach wie vor von der Vorgängerin. Allerdings wurde die Maschine in vielen Bereichen modernisiert und präsentiert sich vor allem optisch auf einem extrem hohen Level. Das merkt man auch am gelungenen Finish der verbauten Teile. Der Motor kann zwar nicht in der Liga der superpotenten Hyper-Nakeds mitspielen, funktioniert nun mit Ride-by-Wire (Euro5-tuglich) aber sehr harmonisch und gut. Auch das konventionelle Fahrwerk geht einen guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort ein. Hammerargumente sind definitiv das gelungene Design, der serienmäßige Quickshifter mit Blipper und nicht zuletzt der vergleichsweise niedrige Preis.- souveräner Motor
- hervorragender Schaltassistent samt Blipper
- ausgewogenes Handling
- hervorragendes Design
- bequeme Sitzposition
- sehr guter Preis
- Elektronikpaket nicht sehr umfangreich
- Display nicht sonderlich gut ablesbar
Bericht vom 13.05.2021 | 37.561 Aufrufe