KTM EXC 2020

Die neueste Generation der KTM Hard Enduros

KTM läutet als erster Hersteller das Modelljahr 2020 ein. Nach den großen Updates in den letzten Jahren wie etwa die Einspritzung bei den Zweitaktern, oder das neue Motorenkonzept der Viertakter, haben wir für dieses Modelljahr nur sanfte Änderungen an den Bikes erwartet - so viel gleich mal vorweg, wir haben uns getäuscht!

Man kann es drehen und wenden wie man will, die Mattighofner sind im Hard Enduro Bereich seit Jahrzehnten das Maß aller Dinge. Nichts desto trotz werden sie nicht müde, uns jedes Jahr mit Updates zu überraschen, die die Performance ihrer Bikes noch besser machen. Auch nach den großen Würfen der letzten beiden Jahren gibt es im neuen Modelljahr viele Neuigkeiten. Der augenscheinlichste Unterschied zur 19er Modellreihe ist das Bodywork. Im direkten Vergleich fällt eine schmälere Linie am Tank und am Heck auf. Erreicht wurde dies zum einen durch Tieferlegung des Kühlers und zum anderen durch eine neue Auspuffanlage (sowohl 2T als auch 4T). Dadurch verspricht man sich eine verbesserte Handhabung in extremen Situationen.

Auffallend ist auch der neue Rahmen, er kommt nun in schwarz anstatt orange. Obwohl die Geometrie des Rahmens gleich geblieben ist, wurde stark an der Steifigkeit des Rahmens gearbeitet. So wurde die seitliche Flexibilität und die Längssteifigkeit erhöht. In Kombination mit dem neuen Fahrwerkssetting bekommt man so ein besser balanciertes Bike. Apropos Fahrwerk, die Gabel bekam eine geringere Federrate dafür mehr Dämpfung. Dem PDS Federbein wurde ebenfalls eine neue Abstimmung verpasst.

Neue Auspuffanlagen

Mit dem Modelljahr 2020 kommen bei allen Modellen neue Auspuffanlagen zum Einsatz. Bei den Zweitaktern gut sichtbar, ist das neue Rillenprofil an der Birne. Dieses erhöht die Steifigkeit um Schäden beim Sturz zu verringern und macht die Bikes auch eine Spur leiser. Außerdem ist die Birne nun deutlich schmaler (sie steht also seitlich nicht mehr vor) und bietet mehr Bodenfreiheit. Beim Viertakter besteht die Auspuffanlage nun aus drei Teilen, somit lässt sich das Federbein ohne einer kompletten Demontage der Auspuffanlage ausbauen.

2 Takt Modellupdates

Die Zweitakter bekommen ein neues Mitglied in ihrer Familie. Die KTM 150 EXC TPI ersetzt die 125 EXC (Vergaser), somit bietet KTM nun alle Modelle mit Einspritzung und Homologation. Alle TPI Modelle erhalten nun einen zusätzlichen Umgebungsdrucksensor, dieser ermöglicht eine Anpassung des Luft/Benzin Verhältnisses in Echtzeit bei unterschiedliche Seehöhen. Bei den 250/300 fällt der Kickstarter weg, KTM versichert uns, dass durch die stärkere Batterie und einem verbessertem Kaltstartverhalten niemand dem Hebel nachweinen wird. Für all jene die das doch tun gibt es ein Nachrüst Set. Neu ist bei diesen beiden Modellen auch der neue Einbauwinkel. Die Motoren wurden um 1° noch vorne gedreht, somit wandern die Massen näher Richtung Mittelpunkt. Ein neuer Zylinderkopf bringt mit einem überarbeiteten Mapping eine noch geschmeidigere Leistungsentfaltung für die beiden großen Zweitakter.

4 Takt Modellupdates

Bei allen Viertaktern fällt der Knubbel vom Kickstarter weg. Ein nachrüsten des Kickstarter ist somit also nicht mehr möglich. KTM ging diesen Schritt, da die Nachrüst Sets der vorigen Modelle ganz einfach nicht bestellt wurden und bei den unzähligen verkauften Motorrädern keine Probleme mit dem Starter auftraten. Durch den Wegfall des Gussteils wird auch eine besserer Verlauf der Auspuffanlage möglich. Alle Viertakter erhalten neue Zylinderköpfe und Abstimmungen, bei 250/350 wirkt sich das sogar mit einem Leistungsplus von ca. 3Ps aus. Bei 450/500 wird der Kopf etwas niedriger. An dieser Stelle möchte ich das Thema Gewicht ins Spiel bringen, die Viertakter sind mit 103kg (250 EXC-F) bis 105,6 (500 EXC-F) die leichtesten ihrer Klasse und nahezu auf Zweitakt Niveau. Trotzdem werden die Bikes immer noch leichter, alleine beim Motor hat man bei der 250 EXC-F 350 Gramm, 350 EXC-F 500 Gramm und bei den beiden Großen 800 Gramm eingespart. Der Motor der 250 EXC-F wiegt nun nur mehr 27,9kg. Eigentlich Wahnsinn wie viel da eingespart wurde wenn man das mit den EXC Bikes aus 2016 vergleicht.

Welches Bike für welchen Anwender

Grundsätzlich muss man festhalten, dass alle Bikes, mit Ausnahme der 150 EXC TPI eine irrsinnig große Bandbreite in Sachen Einsatzgebiet haben. Ich bin auch davon überzeugt, dass es nur mehr eine Frage der Zeit ist, bis bei der Mutter aller Extrem Enduro Events, dem Erzbergrodeo, ein Viertakter als erster Zielflagge beim Hare Scramble sieht. Demgegenüber stehen die neuen TPIs die durch ihre smoothe Leistungsentfaltung und den Wegfall der Zweitakt typischen Vibrationen auch bei schnellen Endurance Rennen Sinn machen. Nichts desto Trotz hier meine persönliche Empfehlung welches Bike für welchen Anwender:

KTM 150 EXC TPI

Die Neue ist die quirligste in der EXC Familie. Mit nur 96,8 kg (trocken, fahrbereit) legt sie ein Fahrverhalten an den Tag, das einem Fahrrad gleichkommt. Die Abstimmung des Motors ist eigentlich für diese Kubatur atypisch, denn sie liefert bereits in den unteren Drehzahlen gute Leistung und steigert dieses dann auch halbwegs linear mit zunehmender Drehzahl. Der klassische 125 Bämmm bleibt bei ihr aus. Meine Empfehlung für die 150er richtet sich an junge Leichtgewichter die ein ebenbürtiges Enduromotorrad suchen und damit auf der Sonderprüfung ordentlich Gas geben wollen. Eine Empfehlung geht aber auch an Leute mit dicker Brieftasche, die ein wieselflinkes Spaßbike als Zweitmotorrad suchen.

KTM 250/300 EXC TPI

Die beiden Bikes sind einander sehr ähnlich, sie haben ausreichend Leistung in Kombination mit einen sehr einfachen Handling. Obwohl sich Zwei und Viertakt in Sachen Gewicht und Fahrverhalten immer mehr nähern, sind die beiden bei Extrem Enduro Events zu Hause. Dort können sie ihren noch vorhandenen Gewichtsvorteil und den leichten Handling Vorteil ausspielen. Außerdem findet sich im Motor weniger Technik als in einem Viertakter, was die Erhaltung und Wartung günstiger macht. Wenn Du also liebend gerne auf Felsblöcken herumspringst und dich gerne im Wald abquälst dann solltest Du diese beiden Bikes ins Auge fassen.

KTM 250EXC-F

Die 2020er ist die Beste 250 Viertakt die jemals die KTM Fertigung verlassen hat. Noch leichter und mit dem Leistungsplus von 3 PS noch stärker. Wenn dein Ego groß genug ist und du am Stammtisch keinem was beweisen musst, dann greif zu ihr. Die sanfteste Leistungsentfaltung und trotzdem ausreichend Kraft um dich überall hoch zu führen. Sie ist gemeinsam mit der 350er die flinkeste im Feld der Viertakter und durch die perfekte Motorabstimmung am Kräfte schonendsten. Einzig wenn deine Körperwaage eine dreistellige Zahl anzeigt solltest du die 350er ins Auge fassen.

KTM 350EXC-F

Die 250er mit noch mehr Punch, wenn Du wie beschrieben immer brav aufisst, oder noch schwer motiviert bist um auf der Sonderprüfung die letzten Hundertstel rauszuholen dann ist die 350er das Bike für dich.

KTM 450/500 EXC-F

Der Renneinsatz ist nicht deine oberste Priorität und Du verbringst öfters ein Endurowochenende mit Freunden? Dann wirf einen Blick auf diese beiden Bikes. Sie haben ausreichend Kraft bei jeder Drehzahl und ziehen dich überall hoch. Trotzdem sind sie nur unwesentlich schwerer als der Rest der Familie.

EXC Sondereditionen

Mittlerweile schon fixer Bestandteil der EXC Modellreihe sind die Six Days Modelle. Sie zeichnen sich durch ein eigenständiges Design und einer Reihe von Powerparts aus. Neu ist dieses Jahr eine Sonderedition der 300 EXC TPI. Die KTM 300 EXC TPI Erzbergrodeo ist eine auf 500 Stück limitierte Sonderedition mit eigener Grafik und noch mehr Powerparts die beim Hare Scramble Sinn machen.

Mit dem Modelljahr 2020 ist den Mattighofnern wieder ein weiter Wurf gelungen. Nur weil etwas gut ist, heißt es noch lange nicht, dass man es nicht noch besser machen kann - dürfte einer der Leitsprüche der KTM Techniker sein. Die komplette Modellreihe wurde zum einen optisch mit neuem Bodywork aufgewertet, bei den einzelnen Modellen gibt es eine Fülle an Verbesserungen die den Orangen wieder einen kleinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Bericht vom 22.05.2019 | 96.663 Aufrufe

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