Triumph Street Triple R und RS im Test 2017

Die neue R gegen das Topmodell RS - wieviel Streety braucht man?

Ein ganzes Jahrzehnt ist es nun bereits her, dass Triumph die kleine Street Triple auf den Markt brachte. Ein quirliger Roadster, der sich durch seine Agilität und Handlichkeit als eines der sportlichsten Naked Bikes in seiner Kategorie etablierte. Mit dem heurigen Jahrgang kommt ein größerer Motor, mehr Leistung und noch mehr Elektronik in die Streety-Baureihe. Zur Street Triple RS gesellt sich außerdem die Street Triple R über der Einstiegsversion Street Triple S - reicht die goldene Mitte oder muss es wirklich das Topmodell sein?

Bei all den technologischen Fortschritten in allen Bereichen der Motorradtechnik und vor allem der atemberaubenden Elektronik definieren sich Motorräder in erster Linie immer noch über ihre Kubikzahl und damit über ihren Motor. Je praller also die Hose gefüllt, desto besser, eine 1000er kann daher schon vor den ersten Metern Fahrt mehr als eine 500er. Und das wird auch stolz im Namen zelebriert, meist wird aufgerundet und bei Kawasaki etwa reicht sogar ein Buchstabe vor der Kubatur und alle knien nieder - die Z 900 ist wieder da...

Die Triumph Street Triple hat es nicht nötig

Natürlich beeindruckt auch mich so manch klingender Name, so richtig cool finde ich allerdings die Maschinen, die es offensichtlich nicht nötig haben, ihre Größe hervor zu kehren - bei der Triumph Street Triple kann man wahrhaft von britischem Understatement sprechen. Dabei könnte die neue Streety ganz schön auftrumpfen - statt 675 Kubik stehen nun ordentliche 765 Kubik zur Verfügung, also 90 Kubik mehr, die sich in mehr Leistung, Drehmoment und Souveränität von weit unten widerspiegeln.

Ein völlig neues Triebwerk in der Street Triple-Reihe

Als Basis wurde der Daytona-Motor mit 675 Kubik hergenommen, mit mehr als 80 neuen Teilen einschließlich neuer Kurbelwelle, Kolben, Nikasil-beschichteten Alu-Laufbuchsen sowie größerer Bohrung und Hub steht aber ein völlig neues Triebwerk da. Die unterschiedlichen Charaktere der Modelle werden über die Leistung und das Drehmoment herausgearbeitet, wobei die Street Triple S mit 113 PS den Einstieg markiert. Wir konzentrieren uns aber auf die beiden höher angesiedelten Modelle R und RS.

Die Triumph Street Triple RS - der derzeitige Höhepunkt

Mit einer modellspezifischen Kurbelwelle erhöht die Street Triple R die Spitzenleistung auf 118 PS bei 12.000 Touren und generiert ein maximales Drehmoment von 77 Newtonmeter bei 9400 Umdrehungen. Den derzeitigen Höhepunkt aller Streetys markiert die RS-Version mit gewaltigen 123 PS bei 11.700 Umdrehungen und 77 Newtonmeter Drehmoment bei 10.800 Touren. Und so wie es am Papier steht, benehmen sich die beiden Schwestern auch im echten Leben. Die Street Triple R erreicht schon etwas früher ihren Höhepunkt und wirkt im mittleren Drehzahlbereich etwas bauchiger.

Viel Power und ein herrlicher Sound auf der Street Triple

Schwachbrüstig ist die RS auch in diesem Bereich nicht, bei ihr beeindruckt aber noch viel mehr der spürbare Leistungsvorteil im höheren Drehzahlband und die gesteigerte Sportlichkeit. Untermalt wird das ganze von einem noch markanteren Röhren ab rund 8000 Touren und der Gewissheit, dass man mit diesem Triebwerk auf der Landstraße kaum Gegner fürchten muss und auch bei so manchem Trackday auf der Piste nicht verhungert.

Showa Big Piston und Öhlins an der Street Triple RS

Damit es dabei nicht an Präzision mangelt, besitzen beide Modelle voll einstellbare Federelemente. Bereits die Street Triple R eine Big-Piston Upside-Down-Gabel von Showa mit 41 mm Durchmesser und getrennten Funktionen für Zug- und Druckstufendämpfung sowie ein Showa-Zentralfederbein mit Piggyback-Ausgleichsbehälter. Die Krönung ist aber die RS-Version mit einer Showa Big-Piston Gabel mit 41 mm Durchmesser, bei der sich Vorspannung, Zug- und Druckstufendämpfung komplett in beiden Holmen einstellen lassen und sogar einem Öhlins STX40 Zentralfederbein hinten - bestes Schwedengold für das Topmodell.

Die Triumph Street Triple ist immer noch die leichteste ihrer Klasse

Dementsprechend sportlich ist auch die Abstimmung der Street Triple RS gelungen, nachdem ich schon die R-Version als sehr präzise und ausreichend komfortabel befand, war ich nach dem Umstieg auf die RS begeistert. Das Minus an Alltagstauglichkeit durch die straffere Abstimmung macht die stark gesteigerte Sportlichkeit allemal wett, immerhin ist die neue Street Triple-Reihe unter anderem dank noch geringerem Gewicht (sie ist immer noch die leichteste ihrer Klasse) agiler und quirliger denn je und animiert ohnehin permanent zum Kurvenwetzen.

Gullwing-Schwinge für noch mehr Stabilität

Sehr dienlich ist dabei auch die brandneue Gullwing-Hinterradschwinge, die für eine erhöhte längsseitige Torsionssteifigkeit in Verbindung mit einer gewollten Verringerung der Seitensteifigkeit sorgt. Das maximiert die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und die optimierte Position des Schwingendrehpunkts unterstützt mechanisch wirkungsvoll die Druckstufendämpfung des Federbeins bei harter Beschleunigung.

Die Triumph Street Triple RS kann auch Rennstrecke

Diese neue Konstruktion besitzen beide Modelle, für die stärkere Abgrenzung von R und RS sorgt die unterschiedlich abgestimmte Elektronik - Sport kombiniert mit Komfort auf der Street Triple R, noch mehr Sport auf der RS. Daher gibt es zusätzlich zu den vier Fahrmodi der R-Version (Sport, Straße, Regen und vom Fahrer programmierbar) auf der RS auch noch einen Rennstrecken-Modus. Die serienmäßige Traktionskontrolle lässt sich ebenso wie das ab Werk verbaute ABS bei beiden einstellen und ausschalten.

Die Bremsanlage der Street Triple R hätte doch gereicht

Die Bremsen sind im Übrigen auf beiden Modellen herrlich dosierbar und packen vehement zu, wenn man es möchte. Da ist also bereits die radiale Brembo M4.32 4-Kolben-Monoblock-Bremsanlage auf der Street Triple R mehr als ausreichend, die radialen Brembo M50 4-Kolben-Monoblock-Bremssättel auf der RS, die auch an reinrassigen Superbikes ausgezeichnet funktionieren, wären gar nicht nötig gewesen. Allerdings zeigt Triumph auch hier den ernsthaften Willen, das Topmodell ordentlich abzugrenzen.

Hochmodernes TFT-Farbdisplay auf Street Triple R und RS

Das gelingt sogar bei den Armaturen, beide Modelle besitzen die gleiche einstellbare Instrumenteneinehit mit einem 5 Zoll großen TFT-Farbbildschirm mit drei wählbare Bildschirmdarstellungen, die für alle Fahrmodi voreingestellt sind und auch unterwegs leicht umgeschaltet werden können. Bei der Street Triple RS sind aber drei zusätzliche Bildschirmdarstellungen verfügbar, die besonders dynamisch sind und sogar einen Laptimer beinhalten.

Dank Quickshifter schrumpft der Preisunterschied

Glanzpunkt dieser Höherpositionierung des RS-Modells ist jedoch der serienmäßige Quickshifter, der dem Fahrer das kupplungslose Hochschalten ermöglicht, das mit der bis zu 2,5-fachen Geschwindigkeit eines erfahrenen Fahrers mit Kupplungsbetätigung erfolgt. Dieser Schaltassistent ist zwar optional auch auf der Triumph Street Triple R erhältlich, frisst aber bereits rund ein Drittel des Preisvorteils gegenüber der Street Triple RS auf und schrumpft den Unterschied auf knapp 1000 Euro in Österreich / Deutschland und sogar weniger als 800 Franken in der Schweiz. So günstig bekommt man selten mehr Power, ein besseres Fahrwerk samt Öhlins-Federbein und eine spürbar gesteigerte Performance.

Niedrigere Sitzhöhe und A2-Führerschein auf der Street Triple

Ach ja, für all jene, die erst den A2-Führerschein besitzen, bietet Triumph eine Street Triple 660 S mit weniger Hubraum an, die dank 95 PS Leistung ganz einfach auf die regelkonformen 48 PS gedrosselt werden kann. Und für die kleineren Piloten unter Euch kommt sogar eine Street Triple R Low mit besonders niedriger Sitzhöhe.

Die Triumph Street Triple R im Detail:

•Neuer 765 cm³ Motor

•118 PS (87 kW) bei 12.000 U/min

•77 Nm bei 9.400 U/min

•radiale Brembo M4.32 4-Kolben-Monoblock-Bremssättel, vorne

•Anti-Hopping-Kupplung

•Fully adjustable Showa separate function fork front suspension

•Fully adjustable Showa RSU

•Abschaltbares ABS und Anti-Hopping-Kupplung

•Abschaltbare Traktionskontrolle

•Neue Gullwing-Hinterradschwinge

•Instrumenteneinheit mit 5'' TFT-Farbbildschirm

•4 Fahrmodi Regen, Straße, Sport und Fahrer

•Umfangreicher Bordcomputer

•Neue Schaltereinheit mit 5 Wege-Joystick

•Neue Scheinwerfer mit LED-Standleuchte

•Sebstrückstellende Blinker

•Sportliche Flyscreen in Fahrzeugfarbe mit

•Sitz mit hochwertigen Ziernähten und Bezug

•Roter Heckrahmen, Zierstreifen an den Rädern und weitere Details in Rot

•Modell low ride height (LRH) lieferbar

Die Triumph Street Triple RS im Detail (zusätzlich zu Street Triple R):

•123 PS bei 11,700 U/min

•77 Nm bei 10.800 U/min

•radiale Brembo M50 4-Kolben-Monoblock-Bremssättel, vorne

•Brembo MCS span and ratio-adjustable lever, radial master cylinder

•Showa Big-Piston Gabel, bei der sich Vorspannung, Zug- und Druckstufendämpfung komplett in beiden Holmen einstellen lassen, vorne

•voll einstellbaren Öhlins STX40 Zentralfederbein mit Piggyback-Ausgleichsbehälter, hinten

•Quickshifter

•Zusätzlicher Fahrmodus Rennstrecke (Regen, Straße, Sport, Rennstrecke und Fahrer)

•Alu-Heckrahmen und Details in Mattsilber

•Soziussitzabdeckung in Fahrzeugfarbe (Soziussitz wird mitgeliefert)

•Unterer Kettenschutz

Fazit: Triumph Street Triple 765 R 2017

Die goldene Mitte der drei Street Triple Schwesetern S, R und RS begeistert mit ausgewogenen Fahrleistungen - nicht zu komfortabel aber weit genug entfernt vom Topmodell RS. Die Motorcharakteristik zielt auf eine bauchige Mitte im Drehzahlband und versprüht viel Charisma - unter anderem wegen des einzigartigen Klangs. In Sachen Handlichkeit gibt es kaum etwas besseres, die Street Triple ist die leichteste ihrer Klasse. Für kleinere Piloten gibt es eine Version mit niedriger Sitzhöhe, für A2-Führerscheinbesitzer eine Variante mit 95 PS, die sich ganz einfach auf 48 PS drosseln lässt.


  • kräftiges Trieberk
  • ordentliches Drehmoment
  • toller Klang
  • super Bremsen
  • ausreichend komfortabel
  • Farb-TFT-Display
  • ABS abschaltbar
  • Traktionskontrolle Serie
  • sehr leicht
  • eigenständige Optik
  • etwas rauere Gasannahme
  • spürbare Distanz zum Topmodell RS

Fazit: Triumph Street Triple 765 RS 2017

Das Topmodell unter den Street Triples verdient die Bezeichnung voll und ganz. In allen Belangen sportlicher als die R-Version präsentiert sich die RS auf der Landstraße als Spaßgerät, das nur wenige Gegner zu fürchten braucht. Auch Trackdays auf der Rennstrecke sind ein Thema, zumal der Motor sehr spitz zu Werke geht, die Brembo-Bremse supersportlich zupackt und das Fahrwerk mit dem Öhlins-Dämpfer herrlich exakt arbeitet. Das Handling ist ohnehin eine Wucht, die Street Triple ist nach wie vor die leichteste in ihrer Klasse. Der serienmäßige Quickshifter festigt die Position des Topmodells noch weiter.


  • herrlich sportlicher Motor
  • Quickshifter serienmäßig
  • röhriger Sound
  • exzellente Bremsanlage
  • ABS und Traktionskontrolle Serie und abschaltbar
  • coole Optik
  • wenig Gewicht
  • komplizierte Menüführung

Bericht vom 23.08.2017 | 61.549 Aufrufe

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