Ducati Scrambler Desert Sled Test 2017

Der Wüstenschlitten kann wirklich Gelände!

Für 0 Grad fährt man nicht nach Südspanien, aber für die neue Ducati Scrambler Desert Sled, den Wüstenschlitten, der auf großvolumige, für den Einsatz in den nordamerikanischen Wüsten umgebaute Motorräder zurückgeht, die sich durch Speichenfelgen, Unterbodenschutz, Verstärkungen am Rahmen und die Reduktion auf nur absolut Notwendiges auszeichneten.

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Wer aufgrund der Optik der Desert Sled denkt, Ducati hätte aus den Geschichtsbüchern anderer Marken abgekupfert, der irrt. Die Italiener gewannen 1969 mit einem Scrambler die Baja Rally. Heute bezeichnet Scrambler eine Untermarke der Bologneser und somit eine ganze Modellpalette, die nicht nur über alle Erwartungen erfolgreich, sondern auch sehr breit aufgestellt ist. Vielleicht bald zu breit, wenn Modelle wie der Cafe Racer nicht so ganz zum Grundthema passen wollen.

Ein würdiger Nachfolger der Urban Enduro

Der Desert Sled aber trifft es genau, ist er doch noch stärker auf den On/Offroadeinsatz abgestimmt als der Vorgänger Urban Enduro. Erreicht wurde dies vor allem durch ein neues Fahrwerk von Kayaba mit je 200 mm Federweg - Gabel voll einstellbar und das dezentral platzierte Federbein in Vorspannung und Zugstufe -, aber auch durch eine neue, längere Aluschwinge, eine stabilere Gabelaufnahme, einen neuen Lenker, einen neuen Sitz und eine neue Bereifung in Form von Pirelli Scorpion Rally STR in 120/70-19 vorne und 170/60-17 hinten.

Die Ducati Scrambler Desert Sled ist ein freundliches Motorrad

Die Sitzhöhe von 860 mm, wahlweise 840 mm wird die größte Hürde für Leute unter 175 cm darstellen, denn vor dem 75 PS starken, luftgekühlten 803 cc L-Twin muss sich niemand fürchten. Durch einen progessiven statt linearen Gasgriff spricht der Motor nun noch sanfter an. Man darf in der Ducati Desert Sled weder eine Supermoto noch eine Hard Enduro sehen. Sie ist ein Funbike, ein Freizeitmobil, eine Urban Enduro. Sie sieht aggressiver und ärger aus, als sie ist. Denn tatsächlich ist sie ein freundliches Motorrad, das jedem zuzutrauen ist. Hart im Nehmen, aber zart im Geben.

Ducati Scrambler Desert Sled - ein richtiges Gelände-Motorrad?

Durch den Radstand von 1505 mm, das Gewicht von 191 kg trocken und besonders die Bereifung verhält sie sich stabil und nicht nervös, dafür aber auch nicht so agil, wie manche erwarten werden. Das grobe Profil und die flache Kontur der Reifen brauchen auf Asphalt ein wenig Eingewöhnung, im Gelände weiß man beides aber schnell zu schätzen. Die Geländegängigkeit des gewöhnlichen Straßenfahrers übertrifft der Wüstenschlitten locker, was bei unserer Testfahrt ausreichend unter Beweis gestellt wurde.

Viele Individualisierungsmöglichkeiten bei der Desert Sled

Wer meist alleine unterwegs ist, der kann übrigens die Beifahrerfußrasten in Sekundenschnelle mit einem Imbus abschrauben. Was wir in Almeria am meisten vermisst haben, war aber nicht die Begleitung, sondern die Handguards. Die gibt's nur im Zubehör, wie viele weitere Individualisierungsmöglichkeiten. Wer mit den beiden verfügbaren Farben Weiß und Rot kein Auskommen findet, der kann die abschraubbaren Seitenpanele am Tank tauschen. Unter dem X neben dem Scrambler-Logo versteckt sich nämlich eine Schraube.

Der Sound könnte besser sein

Auch eine Auspuffvariante von Termignoni wird angeboten, die aber nach meinem Geschmack die Optik nicht verbessert, hoffentlich aber den sympathisch schnarrenden, aber zivilisierten Sound. Etwas enttäuschend auch das runde LC-Display, das zwar wichtige Infos wie z.B. zum abschaltbaren ABS anzeigt, aber insgesamt nicht sehr gut ablesbar ist und nicht klassisch genug aussieht.

Schwer verliebt in die Ducati Scrambler Desert Sled

Das Design der Ducati Scrambler Desert Sled ist trotzdem eines der besten des Jahres und wir haben uns alle schwer verliebt, weil sie aussieht wie etwas, das wir in Kindheit und Jugend gerne gehabt hätten. Ducati hat diesen Traum wiederbelebt und ist anderen Marken zuvorgekommen. Dass das Konzept in seiner Fahrdynamik einer möglichst breiten Kundschaft zugänglich gemacht wurde, ist somit nur logisch und wird wahrscheinlich den nächsten Erfolg von Ducati bedeuten.

Fazit: Ducati Scrambler Desert Sled 2017

Die Desert Sled ist zwar nicht für den harten Offroadeinsatz gemacht, aber für Spaßpartien auf Schotterstraßen und im leichten Gelände. Mit ihrem verstärkten Rahmen, dem großen 19“-Vorderrad und ihren voll einstellbaren Federelementen trägt sie den Anforderungen ihres neuen Einsatzgebiets Rechnung, die Sitzhöhe von 860 Millimetern (mit einer niedrigeren Sitzbank 840 Millimeter) lässt ebenfalls erahnen, dass Geländeausritte nicht völlig absurd sind. Genauso, jedoch ohne den Geist des Lifestyles außer Acht zu lassen, gibt sich die Ducati Scrambler Desert Sled. Erfreulicherweise ist das Scheinwerfergitter der neuen Scrambler homologiert, wie auch die hohen Kotflügel.


  • coole Optik
  • kultivierter Motor
  • robuster Auftritt
  • gute Bremsen
  • wirklich geländetauglich
  • keine Handguards in Serie
  • etwas hohe Sitzbank für kleine Fahrer

Bericht vom 22.01.2017 | 172.226 Aufrufe

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