Ducati Monster 1200 S 2017 Test

Monaco Monster - S wie superreich

Ducati spendiert der Monster 1200 nicht bloß ein EURO4-Update, sondern ein neues Design, einen aufgefrischten Motor und neue Elektronik.

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Wenn eine Modellfamilie einmal mehr als 2 Jahrzehnte überdauert und die ältesten Generationen neben den jungen stehen können, ohne von gestern zu wirken, dann hat eine Marke etwas richtig gemacht. Ducati hat vor 23 Jahren Mut bewiesen und bei der Monster alles weggelassen, für das man Die Bologneser bis dato eigentlich geliebt hatte. Nicht nur der Name war genial gewählt, auch die auf das Wesentliche reduzierte Optik im klassischen Stil und das Bekenntnis zur Sportlichkeit waren wegweisend für ein ganzes Genre.

Zurück in die Neunziger

Nach einem kurzen Abgleiten in die ebenso glitzernde wie kurzlebige Welt der Mode, in der die Monster drohte, zu poppig zu werden -man erinnere sich an die DIESEL-Edition - kehren die Italiener zu den Ursprüngen Anfang der Neunziger zurück und wollen die Monster wieder in grundschöner Schlichtheit präsentieren, ohne Kompromisse bei der Performance einzugehen. So erhält die 1200er für 2017 ein um 20 mm kürzeres Heck, einen um 26 mm kürzeren Radstand (jetzt 1485mm), einen neu geformten, schlankeren Tank mit 1 l weniger Fassungsvermögen (jetzt 16,5 l), eine neue Aluminium-Einarmschwinge, neue Fußrasten, einen neuen Scheinwerfer und Modell-abhängig neue Elektronik. Aus der Vergangenheit geholt hat Ducati hingegen den Tankverschluss (Ski-Boot-Lock) vorne am Tank.

Dass sich bei der Monster also einiges getan hat, wollte Ducati bei einer Fahrpräsentation in Monte Carlos (sic) demonstrieren, dem Ort mit der faktisch höchsten Einwohnerdichte und möglicherweise auch Kriminellendichte der Welt. Weil man als armer Mann in kein teures Casino geht, oder noch teurere Frauen anspricht und das alles ohne 00-Lizenz ohnehin keinen Sinn macht, fährt man mit einem italienischen Testastretta ins Gebirge.

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150 PS Standard

Die Monster 1200 wird befeuert von der neuesten Version des Testastretta 11° DS Motors. Der V2 liefert nun 150 PS bei 9.250/min (15 PS mehr als in der bisherigen Monster 1200 und 5 PS mehr als in der bisherigen Monster 1200 S) und ein maximales Drehmoment von 126 Nm bei 7.750/min. Der klassische Stahl-Gitterrohrrahmen nimmt den Testastretta als tragendes Chassis-Element mit auf. Schon ab 3000 Touren stehen über 100 Nm Drehmoment zur Verfügung gefolgt von einem breiten Drehzahlband. Die Leistungsentfaltung muss niemanden schrecken, der erste Gang ist sehr, vielleicht zu lang und der satte Druck kennt keine unerwarteten Spitzen. In dieser Liga fast schon zu zahm und verträglich. Ein bisschen Angst muss sein.

Ride-by-Wire, Fahrmodi, ABS, TC, WC

In Zaum gehalten werden die Cavalli vom Ride-by-Wire, das drei wählbare Fahrmodi ansteuert. Sport bedeutet volle Leistung bei aggressiverer Gasannahme, Touring volle Leistung bei sanfterer Gasannahme und Urban reduziert die Leistung auf 100 PS. Einige Kollegen und ich waren uns einig, dass Sport die beste Wahl war, weil die Leistungsentfaltung wie bereits erwähnt sehr berechenbar ist. Sollte sich jemand doch verrechnen, sind ABS, Traktionskontrolle und jetzt auch Wheelie-Kontrolle an Board, die sich ebenfalls mehrstufig adjustieren lassen. Die Monster S hat sogar das so genannte Kurven. Das Ganze nennt sich übrigens "Ducati Safety Pack" (3-stufiges Bosch Kurven-ABS, 8-stufiges DTC, 9-stufige DWC).

Auf die Wheelie-Kontrolle könnte ich zumindest auf der Straße verzichten, denn diese habe ich in der rechten Hand, der Rest macht natürlich Sinn, auch wenn ich ABS und TC auf niedrige Level gesetzt habe. Das geht über das intuitive Menü und dem TFT-Display in Sekundenschnelle. Persönliche Einstellungen kann ich für jeden Modus treffen und zusätzlich mit "Default" mein eigenes Programm angeben. Die Einstellungen merkt sich das System auch nach dem Neustart.

Monster S im Test

Wie bei fast jedem Hersteller fuhren wir auch hier die besser ausgestattete Version, die neben dem Kurven-ABS mit Öhlins-Fahrwerk, 330 mm Scheiben vorne (statt 320 mm), vorderem Carbon-Kotflügel, Y-Speichenräder, LED-Tagfahrlicht, Sitzbankabdeckung und in Grau kommt. Oder in Rot, während es die normale Monster 1200 nur in Rot gibt. Die Brembo-Bremsen funktionierten hervorragend; transparent, stark, auf den Punkt. Das Fahrwerk war mir und anderen hingegen zu hart abgestimmt für die von uns befahrenen Straßen. Trotz des gekürzten Radstands und einem Gewicht von gerade mal 200 kg (normale Monster 202 kg) ist die Monster im Winkelwerk viel Arbeit, wenn man sich nicht auf sie einstellt. Sie ist keine als Naked Bike getarnte Supermoto, sondern eher Supersportler, aber weniger kurvengierig. Spitzkehren zu nehmen sind fast ein Lernprozess. Je mehr man versucht, sie über den Lenker ins Eck zu zwingen, desto stärker wehrt sie sich dagegen. Der Einsatz des ganzen Körpers ist gefragt, der Hüfte und der Oberschenkel, während der Oberkörper die Richtung vorgibt. Dabei ist die Monster mit dem Diablo Rosso III sehr sportlich bestückt.

Fahrbar und zugänglich

Fahrbarkeit und Zugänglichkeit sind bei der Monster wieder stärker ein Thema geworden, selbst bei den großen Modellen. Wenn ich an die hochgezüchteten 998er-Modelle S4R und S4RS denke, kann ich es kaum glauben, wie weit sich die modernen Motorräder davon entfernt haben. Das bedeutet einerseits viel mehr Komfort und kaum noch Stress im Stadtverkehr, andererseits aber einen deutlichen Rückgang an Charakter. Dass Nase und Lunge geschont werden, ist selbstverständlich positiv, aber das Ohr hätte mehr italienischen Krawallo verdient. Bei all den vorbildlichen Manieren der Monster: Ein V2 bleibt ein V2 und ein falscher Gang bleibt ein falscher Gang, zum Stottern kann man das Ding noch immer bringen. Das liegt dann aber am Fahrer.

Quickshifter für rauf und runter

Während ich ABS und TC bei der Testfahrt trotz schlechter Straßen und mäßigem Wetter kaum gebraucht habe, nutzte ich eine Neuheit im Laufe des Tages mehr und mehr: den Quickshifter. Dieser verfügt über eine Up- und Down-Shift-Funktion, man braucht die Kupplung also eigentlich nur beim Anfahren. Auf der Rennstrecke ist der Schaltautomat für mich seit Jahren ein Muss, auf der Straße brauche ich ihn zumindest nicht die ganze Zeit, weil mich das eher nervt. Besonders beim Runterschalten in der Bremszone benütze ich gerne die Kupplung. Warum ich gegen Ende der Testfahrt trotzdem fast ausschließlich den Quicky verwendet habe - auch in der Stadt, wo er ebenfalls gut funktionierte- , lag an meiner ermüdeten linken Hand, die ich am Tag zuvor stark belastet hatte. (NICHT vor dem Computer!)

Etwas zu zahm

Ein bisschen fehlt der Monster die Radikalität, die ein Motorrad mit diesem Namen und Motor verdient hätte. Vielleicht soll sie das aber auch von den anderen unterscheiden und die Ducati ist einfach distinguierter als ihre Mitbewerberinnen, die meist mit extrem aggressiven, aber eben kurzlebigeren Formensprachen protzen. Mit einer Sitzhöhe von 795 - 820 mm ist sie einem breiten Kundenkreis zugänglich. Dieser sollte auf keinen Fall auf eine Probefahrt mit der Monster verzichten. Alles auf Rot!

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Ducati Monster 1200 technische Daten

  • Ducati Red mit rotem Rahmen und schwarzen Radern
  • 1.198 cm3 Testastretta 11° DS Motor mit 150 PS bei 9.250/min und 126,2 Nm bei7.750/min
  • Euro4
  • Auspuffanlage mit zwei Schalldampfer
  • 10-Speichen-Rader mit DIABLO ROSSO III Reifen in 120/70 ZR17 vorne und 190/55 ZR17 hinten
  • 43 mm Kayaba Gabel, einstellbar
  • Sachs Federbein, einstellbar
  • Brembo Bremsanlage mit 320 mm Scheiben und M4.32 Festsattel vorne
  • 3 Riding Modes
  • Ducati Safety Pack (3-stufiges Bosch Kurven-ABS, 8-stufiges DTC, 9-stufige DWC)
  • TFT-Farbbildschirm
  • Ducati Monster 1200 S technische Daten
  • Farbvariante: Ducati Red mit rotem Rahmen und schwarzen Radern
  • Farbvariante: Liquid Concrete Grey mit schwarzem Rahmen und schwarzen Radern
  • 1.198 cm3 Testastretta 11° DS Motor mit 150 PS bei 9.250/min und 126,2 Nm bei 7.750/min
  • Scheinwerfer mit DRL
  • 3-Y-Speichenrader mit DIABLO ROSSO III Reifen in 120/70 ZR17 vorne und 190/55 ZR17 hinten
  • 48 mm Ohlins Gabel, einstellbar
  • Ohlins Federbein, voll einstellbar
  • Brembo Bremsanlage mit 330 mm Scheiben und M50 Festsattel vorne
  • 3 Riding Modes
  • Ducati Safety Pack (3-stufiges Bosch Kurven-ABS, 8-stufiges DTC, 9-stufige DWC)
  • TFT-Farbbildschirm
  • 185 kg Trockengewicht
  • LED Licht für die Monster S

Fazit: Ducati Monster 1200 S 2016

Ducati kehrt zur Konsequenz zurück und kehrt den klassischen Charakter der Monster wieder stärker hervor, während das Design in kleinen Schritten nachgeschärft wurde: Kürzeres Heck, kürzerer Radstand, kleinerer Tank. Der Motor wurde sauberer und stärker zugleich, die Elektronik umfangreicher. Neben ABS und TC erhält die Monster auch eine Wheelie-Control, die S-Version sogar Kurven-ABS. Der serienmäßige Quickshifter unterstreicht die Sportlichkeit der Monster, die in der Kraftentfaltung gerne aggressiver sein könnte. Dafür sind diese 150 PS für einen sehr breiten Kundenkreis fahrbar.


  • Topfahrwerks-Hardware
  • zeitloses Design
  • starke Bremsen, intuitive Menüführung
  • Schaltautomat serienmäßig
  • eigenwilliges Handling
  • nicht in jedem Detail hochwertig
  • Punch fehlt etws

Bericht vom 20.11.2016 | 94.161 Aufrufe

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