Heimspiel in Niederösterreich und der Steiermark
Motorradtour und Camping am Fluß in den Ostalpen
Die Heimstrecken der Ostösterreicher sind beliebte Ziele für Tagestouren. Doch der östliche Alpenraum hat sich mehr verdient als bloß einen Tagestrip. Unterwegs mit der Africa Twin samt Zelt und Schlafsack kann man die Region noch intensiver erleben.
Die 10-Tagestour quer durch Österreich mit der Honda Africa Twin Adventure Sports gilt als unvollendet. Denn der erste Tag war so regnerisch, dass er auf der Autobahn absolviert wurde. Der östliche Alpenraum, also das Heimrevier der Ostösterreicher, wurde über die Autobahn umfahren. Grund genug die große Tour also final abzuschließen - mit einem herrlichen 2 Tagestrip zu den Epizentren der Motorrad-Hotspots in der Steiermark und in Niederösterreich.
Motorradparadies Wien - Die Metropole bietet phantastische Motorradstrecken vor der Haustüre
Immer wieder musste man in letzter Zeit über Beschwerden von Bewohnern an beliebten Strecken in Ostösterreich lesen. Diese beschwerten sich über Rennfahrer, welche die selbe Strecke mehrmals hoch und runterfahren. Offenbar besteht dieses Problem unter anderem am Tulbinger Kogel. Die Strecke ist nett, keine Frage, doch warum befährt man ein und dieselbe Strecke mehrmals? Vor allem wenn man eine solch große Auswahl an wunderbaren Strecken vor der Nase hat. Wien als Region mit seinen gesamt 2,8 Millionen Einwohner, liegt für seine Motorrad-Community wohl besser als jede andere Großstadt in Europa. In greifbarer Nähe liegen gleich mehrere Rennstrecken auf denen man sich mehrmals pro Woche austoben kann. Brünn, Slovakiaring und Pannoniaring sind selbst auf Achse für einen Tagestrip erreichbar. Auch der Red Bull Ring ist angenehm zu erreichen.
Zusätzlich dazu sind Natur und Wald unglaublich nah an der Großstadt. Quasi an den Stadtgrenzen im Süden und Osten beginnen Hügel, Berge und wunderbare Strecken. Selbst eine kurze Feierabendtour kann immer abwechslungsreich gestaltet werden. Motorradfreaks aus Berlin oder Hamburg müssten die Wiener für ihre perfekte Motorradlage beneiden. Für den Rest von Österreich gelten wir Nordburgenländer aber auch alle Leute in einem 50km Radius rund um Wien gemeinhin als Wiener. Was die Wahl der beliebtesten Motorradstrecken betrifft stimmt diese gemeinsame Bezeichnung natürlich auch. Wir teilen uns die Lieblingsstrecken in Niederösterreich und der nördlichen Steiermark.
Motorradhotspot Kalte Kuchl
Der bekannteste Hotspot der Szene ist die Kalte Kuchl. Die Ortsbezeichnung stammt aus dem 11. Jahrhundert. Eine Gaststätte und Raststätte gibt es dort seit 500 Jahren. Der Alpengasthof wird platt gesprochen von 2 Gruppen besucht und geschätzt. Von Pilgern am Weg nach Mariazell, oder von Motorradfahrern. Das Lokal punktet mit einem einfachen aber universell und international funktionierenden Marketingkonzept: Gute Qualität zu tiefen Preisen! Wir besuchten die Kalte Kuchl bei dieser Tour an einem Donnerstag Mittag und an einem Freitag zu Mittag. Da waren jeweils rund 40 Motorräder vor Ort. Als legendär gilt der mächtige Topfenstrudel. Die wohl größte Gefahr für Lederkombis in der gesamten Ostregion. Doch nicht nur das Essen lockt die Motorrad-Community in Scharen in die Kalte Kuchl. Quasi in alle Himmelsrichtungen liegen wunderbare Motorradstrecken welche jeweils für sich in ein neues Tourenuniversum vorstoßen. Dabei ist es so, dass internationale Touristen kaum diese Region besuchen. Die konzentrieren sich auf die Hotspots im Westen. Auf der anderen Seite inhalieren die Ostösterreicher die Region auch immer nur sehr oberflächlich. Viele Wiener befahren die Strecke bis zur Kalten Kuchl, dann weiter via Ochssattel nach Mariazell wo sie dann meistens wenden und nur selten weiter in Richtung Westen fahren. In der Region gibt es auch kaum Hotels mit einem klaren Fokus auf Motorradfahrer. Auch die MoHo Kette hat hier keinen Standort. Denn die meisten nutzen die Region ja bloß für einen Tagestrip.
Gefahr fürs Leder: Wuchtelwirtin und Kalte Kuchl an einem Tag!
Dabei werden Niederösterreich und die Steiermark immer interessanter je weiter man nach Westen vorstößt. Die Ötscherregion ist dünn besiedelt und die landschaftlichen Eindrucke stehen jenen in Westösterreich um nichts nach. Wir legten unsere Strecke daher weiter an und fuhren bis Lunz am See. Da wir es nicht eilig hatten, fuhren wir auch die Schleife über die Haselrast und umgingen so den lästigen Beschränkungen für Motorradfahrer elegant. Doch diese Strecke bietet sich nur für Endurofahrer an. Die Strecke ist eng, der Asphalt eher schlecht. Auch zwischen Mariazell und Kalte Kuchl fuhren wir nicht entlang der besser ausgebauten B21 sondern fuhren über die kleine L101 über den Hubertussee zurück zur Kalten Kuchl. Wer jedoch sowohl Hubertussee als auch Kalte Kuchl an einem Tag in seine Routenplanung integriert, bringt die Passform seines Leders in große Gefahr. Denn am Hubertussee liegt die ebenfalls berüchtigte Wuchtlwirtin. Die imposanten Wuchteln türmen sich wie kleine Berge im Teller auf und werden von einer Wagenladung Sauce (Schoko oder Vanille für Fahrer, Eierlikör auf Wunsch für Beifahrer) begleitet. Mächtig!
Die Heimstrecke der Wiener meidet man besser am Wochenende
Wer die Landkarte der Region studiert erkennt schnell, dass man in Sachen Routengestaltung fast nix falsch machen kann. Beinahe alle Strecke sind wahre Motorradparadiese. Wirklich schön ist es aber östlich von Mariazell aber nur unter der Woche. Am Wochenende sind die Polizeikontrollen lästig und die Wochenendfahrer schlicht und ergreifend gefährlich. Wer die Strecke Ochssattel und Höllental am Samstag oder Sonntag befährt, lässt besser immer einen Meter Abstand zur Mittellinie. Denn entlang der Strecke wird dieser Raum mehrmals pro Ausfahrt von entgegenkommenden Bikern in Anspruch genommen. Mein Tourenvorschlag beinhaltet ein paar sehr schöne Streckenabschnitte. Mit eingezeichnet ist auch der Umweg zur Erlaufschlucht, ein lohnendes Ziel für Wanderer und Abenteurer.
Camping am Fluß - Ötscherlandcamping in Lunz am See
Lunz am See ist für viele Wiener für einen Tagestrip zu weit, gilt aber nicht nur bei Wanderern als Geheimtipp. Der See im Ort ist glasklar aber eiskalt und die Anreise ist lang und intensiv. Doch Natur und Strecken haben es in sich. Wir schlugen vor Ort das Zelt am Campingplatz (https://www.oetscherlandcamping.at/) auf. Das kleine 2-Mann Zelt konnte man sogar direkt am Fluß Ois aufschlagen. Frische Luft und tiefe Temperaturen auch im Hochsommer sind im Zelt garantiert. Auch in der Hochsaison findet man hier ein ruhiges Plätzchen. Wer möchte kann im Flußwasser oder auch im Lunzer See baden. Wer etwas länger bleibt und gerne wandert, sollte unbedingt auch etwas Richtung Norden pilgern. Dort empfiehlt sich die Erlaufschlucht als spektakuläre Wanderung für 2 Stunden oder einen ganzen Tag an.
Camping mit der Africa Twin
Die Africa Twin wurde bei diesem Trip ordentlich belastet. Diesmal musste sie nicht nur Fahrer, Beifahrer und Gepäck befördern sondern auch noch die Campingausrüstung. Dabei kam das elektronische Fahrwerk an seine Grenzen. Wenn Du die arme Adventure Sports wirklich voll anpackst, dann beginnt sie sehr spät aber doch auch mal zu untersteuern. Doch es ist erstaunlich wie viel man ihr zumuten kann bis das Wunderding bei den Fahreigenschaften etwas nachlässt. Doch auch mit einem turmartigen Aufbau am Heckträger bleibt sie immer stabil und berechenbar. Ein angenehmes Reisetempo war auch auf der Autobahn mit Topcase plus Packtasche on top noch möglich.
Bei Temperaturen über 30 Grad wäre auch ein kleineres Windschild nett gewesen. Ansonsten präsentiert sich die Adventure Sports weiterhin als Traummotorrad. Ein Motorrad auf dem man gerne weit fährt. Ein Motorrad wo man sich auch mit seinem Sohn am Soziussitz immer sicher und in guten Händen fühlt. Am Ende konnten wir mit der Nacht im Zelt die Lücke unserer Österreichtour perfekt schließen. Hier der Link zu den weiteren Berichten von der Tour. Die Ötscherregion hat sich dabei einmal mal als Traumdestination erwiesen. Wir sehen uns wieder!
Weitere Berichte von der Österreichtour
Bericht vom 13.07.2020 | 21.287 Aufrufe