Naked-Bike Europareise

Ohne Verkleidung und viel Komfort auf dem Motorrad durch Europa.
biketour westeuropa
 

Naked-Bike-Tour durch Westeuropa

Teil 1
   

7 Länder und 9500 Kilometer in 6 Wochen
Die Sommer-Tour 2012 sollte mit meiner roten XJ6N über die 7 Länder Österreich, Tschechien, Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich und Italien entlang der 4 Meere Ostsee, Nordsee, Atlantik und Mittelmeer 6 Wochen über 7-8.000km führen. Leider alleine, denn kein Bekannter hatte Zeit, mich so lange zu begleiten. Aber kürzen war nicht drin. Nun ja. Es wurden über 9.500km. Ansonsten ging meine Planung ohne weitere Probleme auf. Ein kleiner Scherz natürlich, was die Probleme angeht, denn schon nach 1km hatte ich bei starkem Regen ein durchgescheuertes Loch in der rechten Hecktasche, aber wer lässt sich von Kleinigkeiten schon abhalten, einen Ausflug zu unternehmen.

Ich habe 18 Schluchten befahren, 24 Pässe bestiegen und habe über 200 Orte mehr oder weniger besichtigt, nicht zu reden von außergewöhnlichen und teils weniger bekannten Sehenswürdigkeiten nicht nur Kirchen, Brücken und der Mauer. Auf dieser Tour ist mir ein Haufen Zeug passiert und die ganze Story soll in einem bebilderten Buch als Hardcopy- oder Onlineversion-Version erscheinen.

Von der Kutna Hora zum Public Viewing
Die Fahrt führte mich über die außergewöhnliche Kathedrale von Kutna Hora, den Verkehrsinfarkt von Prag und die alten Steine der Dresdener Innenstadt nach Berlin. Dort blieb ich 2 Tage, um mir die enorm vielfältige Innenstadt und das Public Viewing des EM-Spiels Niederlande-Deutschland zu geben, das sich neben mir noch ca. 400.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor nicht gerade ohne Stimmung ansahen. Das Spiel Italien-Kroatien am nächsten Tag an gleicher Stelle schauten gerade einmal 40 Maxln, also 1/100 Prozent der Leute des Vortages.

Die F60 - Eine Förderbrücke der Superlative
Ach ja, vor Berlin und dem Spreewald zahlt es sich wirklich aus, die riesige Abraum-Förderbrücke F60 zu besichtigen. Dieses Stahlmonster ist so groß, dass es kaum ganz auf ein Foto passt. Man kann es besteigen und auf Förderbändern hochfahren. Außerdem gibt es interessante Führungen.

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Meine erste Salzwasserbrise atmete ich vor der Hansestadt Greifswald und fuhr über Stralsund Ankerplatz der Gorch Fock - Rostock, Wismar und Lübeck nach Hamburg, wo mir der 8-stöckige Riesendampfer Queen Elisabeth quasi über die Füße schipperte, ich die Reeperbahn kennenlernte und die Torpedorohre eines ausgedienten sowjetischen U-Boots im Hafen von innen besichtigte.

 

Österreich gegen Deutschland - Das altbekannte Duell
In Hamburg stellten mich deutsche Biker vor eine Herausforderung. Ich platzierte mich gerade vor einer roten Ampel auf, als mich bei Hellgrün zwei Rennmaschinen im fliegenden Start von hinten ankommend versägten. Ich dachte mir nur: Verdammt, haben die mich überrascht. Sie fuhren meine Richtung weiter und das einzige was mir über blieb, war ihnen zu folgen und auf eine zweite, aber faire Chance zu hoffen. Tatsächlich mussten Sie bei der übernächsten Ampel halten und ich schlängelte mich mühsam mit dem ganzen Gepäck neben sie. Wir grüßten uns und ich fragte mich, ob ich mit meiner Maschine überhaupt eine Chance hätte. Die Antwort sollte ich bald haben. Ich hatte einen guten Start und konnte die ersten 20 Meter vorne bleiben. Danach ging ich vom Gas ist ja schließlich Stadtgebiet. Bei der nächsten roten Ampel fuhren beide auf mich auf und stellten sich neben mich. Wir klappten die Visiere hoch und der Typ rechts neben mir sagte grinsend zu mir: Hauptsache Poleposition, was? Dann bogen die beiden ab.

Wettermäßig schmolz ich abwechselnd in der Sonne, wurde vom Regen durchgeweicht und bei Böen von bis zu über 100km/h auf der Autobahn fast vom Bike geblasen. Bei solchen Windverhältnissen biegen sich nicht nur die Bäume am Straßenrand und ein LKW-Windschatten bekommt eine ganz andere Dimension. Sprich, das Brett, das er einem verpasst, lässt einen nicht mehr kalt.

Über Bremen fuhr ich die endlosen Geraden, die mein Bikerherz nicht wirklich höher schlagen ließen, nach Holland. Ich besichtigte das fast 2.000 Jahre alte Utrecht, die Stadt Marco van Bastens (die Betagteren unter uns wissen: Das war ein Fußballer) und des höchsten Domturms der Niederlande.

 
 

Amsterdams Grachten und Brücken
Nach Amsterdam gelangte ich über die Südeinfahrt. Mein Hauptziel in dieser Stadt war nicht die touristische Besichtigung der Innenstadt, sondern hauptsächlich die interessanten Brücken, die sich über das weite Stadtgebiet verteilen. Schon bei der Stadteinfahrt fallen die vielen schönen Gebäude und Grachten auf. Die Wasserkanäle sind auf eine natürliche Weise in die Stadt integriert und verleihen ihr ein besonderes Flair. Besonders in den Außenbezirken herrscht eine lockere Atmosphäre. Ich fuhr kreuz und quer durch die Stadt und war wirklich begeistert von den Brücken. Amsterdam hat zwar weniger als halb so viele Brücken wie Hamburg (1.000 zu 2.500! so steht es geschrieben), aber viele der Brücken hier sind nicht einfache Verbindungen über eine Gracht, sondern wirken wie lebendige und kreative Kunstwerke der Begegnung, die mit Liebe zum Detail gestaltet sind.

Viele Fahrer auf zwei Rädern - Die meisten davon ohne Motor
Die Stadt ist noch mehr als Utrecht auf die Bedürfnisse der Fahrradfahrer ausgerichtet. Sie haben in jedem Fall Vorrang. Als Biker ist man geduldet und kommt relativ gut voran, aber Autofahrern ist die Stadt nun wirklich nicht zu empfehlen. Die Innenstadt vermittelt einen ganz anderen Eindruck als die Außenbezirke. Die Häuser sind prachtvoller, die Straßen enger und statt der entspannten Atmosphäre herrscht hier ansteckende Hektik. Daher zog es mich weiter ins kleine Haarlem der Namensgeberin des berühmten New Yorker Stadtviertels, mit dem sie allerdings nur den Namen gemein hat.

 
 

Gent - Geburtsstadt von Kaiser Karl V
Über Leiden, Den Haag, das modern-progressive Rotterdam mit dem größten Hafen Europort, dessen Ausmaße unfassbar sind und Antwerpen ging es in die großartige Stadt Gent. Wem diese Stadt mit der relaxten Atmosphäre nicht gefällt, ist selber schuld. Phantastische mittelalterliche Bauwerke neben modernen, Kirchen neben Brücken und Schlössern ja, in der Mehrzahl. Quasi jeder Meter, den man sich voranstaunt bietet sich ein neuer interessanter Ausblick. Und erst die Geschichte der Stadt beeindruckt. Hunderte Jahre lang war sie eine der einflussreichsten Städte Europas und zeitweise größer als London. Natürlich zählen weite Teile Gents, die auch Geburtsstadt des Habsburger Kaisers Karl V ist, zum UNESCO-Welterbe. Brügge ist kaum weniger schön als Gent, aber anders.

 
 

Von Belgien nach Frankreich
Der schöne Kern des belgischen Ieper war bei meiner Ankunft mit Gittern für den Verkehr gesperrt, da gerade eine Rallye-Sonderprüfung mit Zuschauermassen, Buden und Technikerzelten stattfand. Im belgischen Grenzort zu Frankreich Tournai war schon alles auf die in zwei Tagen hier Station machende Tour de France gebügelt. Ein überdimensionales gelbes Trikot hing vom Stadtturm und beinahe die gesamte Bevölkerung hatte sich faschingsmäßig verkleidet. Selbst wer normalerweise an Kirchen vorbeigeht, sollte sich die Kathedrale der Hauptstadt der französischen Region Picardie ansehen. In der Stadt Amiens steht nämlich eine Ausgabe, in die die Notre Dame von Paris theoretisch zweimal hineinpasst. Sie ist nicht nur groß, sondern auch sehr sehenswert innen wie außen.

Frankreich - Das Bikerparadies
Nach der französischen Grenze ist es ein Vergnügen zwischen den sanften Wellen der Wiesen und Felder zu fahren. Hier fanden vor langer Zeit Schlachten des ersten Weltkriegs statt. Die heutige Friedlichkeit der Landschaft spricht jeder Gewalt hohn. Überhaupt ist das Biken in Frankreich nicht nur wegen der Landschaft ein Vergnügen. Wirklich jeder Biker grüßt freundlich mit Händen und Füßen und besonders für Wiener sehr schwer vorstellbar die Autofahrer nehmen Rücksicht und machen von sich aus Platz. Außerdem sind die Straßen in Frankreich bikergerecht, da es statt einer langweiligen Geraden eher zwei geschwungene Kurven zum Hineinlegen gibt. Der französische Straßenbelag ist grundsätzlich OK. Die Bergregionen machen hier allerdings interessante Ausnahmen, aber dazu und über das Fahren in Schluchten und über die Pässe mehr im zweiten Teil.


Text: Richard Hepperle
Fotos:
Richard Hepperle

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Autor
patrick_b

PATRICK_B

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Bericht vom 12.08.2013 | 12.305 Aufrufe

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