Enduro Spanien

Mit Malelobo nach Aras Rural bei Valencia. Endurowandern, Völlerei und Natur pur.
Endurowandern auf BMW in Spanien

Nur ein paar Flugstunden entfernt liegt das Enduroparadies im Hinterland von Valencia. 2.000 km Offroadpfade können erkundet werden. Die ersten 360 haben wir in 2 Tagen besichtigt, der Rest folgt dann nächstes Jahr.

 

Enduro Spanien - Mit Malelobo nach Aras Rural

Beginnen wir mit dem unangenehmen Teil der Reise welcher gar nicht mal so schlimm war - der Anreise! Airberlin sorgt für eine astreine Verbindung von Österreich und Deutschland nach Valencia. Im Normalfall mit einem Zwischenstopp in Malle, von München aus gibt es aber auch Direktflüge. Als Motorradfahrer reist man hier quasi in der Nebensaison, also Frühjahr oder Herbst, und entgeht so dem üblichen Gedränge im Flugzeug oder am Flughafen. Nach der Ankunft in Valencia bringt uns der spanische Taxifahrer ins spanische Hinterland. Die Fahrt dauert knapp über eine Stunde, doch Langeweile kam keine auf. Zum Einen wegen der akustischen Untermalung aus dem spanischen Autoradio. Unglaublich dass man ein Fußballspiel welches schon ein paar Tage zurückliegt immer noch auf eine einstündige Sondersendung ausdehnen kann. Nach der Fahrt kannten wir jedoch alle "Barca" Schlachtrufe in- und auswendig. Auf den ersten Kilometern der Anfahrt sah es noch nach Zivilisation aus, doch die letzten 40 Minuten der Reise ist nicht mehr viel zu sehen von anderen Menschen. Eigentlich gar nix! Das ist es auch was für Tomm Wolf, dem Kopf hinter Malelobo, den Reiz von Aras ausmacht. In greifbarer Nähe zu Mitteleuropa gibt es hier ursprünglichstes Endurogelände wo man in sicherer Umgebung einen auf Weltenbummler machen kann.

Hartes Trainingsbeginn im Speisesaal - Aras BRUTAL


Zivilisiert geht es doch bei der Unterkunft zu. Klar steht da kein 5*-Hotel mitten in der Pampa, doch das schicke Haus ist die ideale Basis für einen feinen Endurourlaub. Sauber, lieblich und gepflegt und scheinbar von kundiger Hand geführt begrüßt man die Endurofreaks aus Deutschland und Österreich. Nach Blitzkultivierung im Bad natürlich sofort der obligatorische Marsch zur netten Hotelbar. "Cervesa" ist eines der wenigen spanischen Worte die man intus haben sollte und damit wird auch schon der erste Gang serviert. Das Abendessen beginnt man nahtlos an der Bar. Die erste Schale Oliven und gesalzene Erdnüsse werden gereicht. Wobei wir nicht in der Lage waren herauszufinden, warum die Spanier hier die Erdnüsse außen an der Schale salzen und man quasi ungesalzene Naturerdnüsse mit salzigen Fingern isst. Ein Gedicht waren natürlich die Oliven doch das erste Handgemenge entstand dann natürlich beim spanischen Rohschinken. Er war würzig, deftig und schmolz quasi auf unseren Zungen. Dazu wurde feines spanisches Weißbrot gereicht und unsere 5-köpfige Truppe langte flink und begeistert zu. Langsam aber sicher wurden wir zu unserem Tisch geleitet. Nicht dass man uns an der Bar nicht haben wollte, doch die nun folgende spanischen Leckerein kann man unmöglich alle im Stehen packen - ein guter Sitz mit standfester Rückenlehne ist Voraussetzung. Wir begannen mit Patatas bravas. Erdäpfel bzw. Kartoffel für "Mutige".

Wobei man uns zum Glück die touristentaugliche Variante serviert hat. Also man selbst konnte ohne viel Angst genießen, viel Mut musste nur der Gesprächsnachbar vis-a-vis beweisen. Die mutigen Kartoffel waren nämlich mit sehr viel Knoblauch garniert aber keinesfalls ungenießbar scharf. Doch hören wir auf übers Essen zu schreiben und widmen uns dem eigentlichen Zweck der Reise. Tomm Wolf berichtete uns über die Geschichte des Offroad-Paradieses. Eigentlich ist es von BMW Spanien für den spanischen Markt angelegt worden, doch die Spanier nahmen das Konzept nicht wirklich an. Der durchschnittliche spanische Endurofahrer hat ohnehin irgendwo ein Revier wo er fahren kann wann und wie er möchte. Nachdem das Endurogelände im BMW Konzern im Kreis gereicht wurde kam es nun bei der kleinen aber feinen Malelobo Truppe an. Der Boss, Tomm Wolf, ist der kompetenteste Endurotrainer mit dem wir bei 1000PS je zusammengearbeitet haben. Er war jahrelang Cheftrainer vom BMW Enduropark Hechlingen und kann seinen Besucher zum Einen lehrreiche Tage ohne nerviges Oberlehrer-Getue bieten, andererseits aber auch herrliche Abenteuertouren in die weitläufige Gegend. Das Zentrum hier in Aras ist ein Endurotrainingsgelände welches aber in alle Richtungen hin quasi offen ist um drauf los zu fahren.

Endurowandern auf BMW in Spanien Endurowandern auf BMW in Spanien
Das Rätsel! Warum nur salzen die Spanier hier die Erdnüsse an der Außenschale? Das Rätsel! Wie solle ich nur diese riesen Paella verdrücken?
Endurowandern auf BMW in Spanien Endurowandern auf BMW in Spanien
Die Auswahl am Frühstückstisch war klein aber in Sachen Geschmack ebenfalls wieder beeindruckend. Abendessen und Frühstück bestücken den Körper mit 5.000 Kalorien - eine ideale Basis für eine lange Endurotour.

Hartes spanisches Leben


Pünktlich zur Befehlsausgabe wurde vom Kellner gnadenlos und mit den Worten "Aras BRUTAL" die Nachspeise serviert. Jeder am Tisch hat mittlerweile seine Gürtelschnalle ein Loch weiter außen einrasten lassen und die Kraft reichte gerade noch um die Leckerein zum Mund zu führen. Glücklicherweise wird hier in der Gegend aber bei der abschließenden Verdauungshilfe genauso wenig gespart wie beim Essen selbst. Der milde und geschmackvolle Brandy wird ganz normal in Gläsern serviert die man bei uns als "Achterl" kennt.

So ist es das spanische Leben - gegessen wird bis spät in die Nacht, dann wird lange geschlafen und ein "kleines" Frühstück später beginnt der Tag kurz nach 10 Uhr. Ein schlechtes Gewissen wegen dem späten Start der Endurorunde hatten wir überhaupt nicht. Durften wir doch vorher noch Angestellte der heimischen Forstbehörde bei ihrem morgendlichen Ritual vor Dienstbeginn beobachten. Zwei Bier, ein Cafe mit Schnapps und dann noch ein Klarer - der Arbeitstag begann auch für sie erst nach 10 Uhr.

Endurowandern auf BMW in Spanien

Für GS-Strassen-Piloten UND Endurofreaks


Erste Aufwärmübungen wurden quasi in geschützter Umgebung durchgeführt. Auf dem Trainingsgelände schüttelten wir den Winterrost ab und machten uns mit den BMW 650 Xchallenge Leihfahrzeugen vertraut. Die Spielwiese wird vom Boss Tomm Wolf auch dazu genutzt die Teilnehmer auf ihre Fähigkeiten hin abzuklopfen. Das Spektrum der Kunden ist ja sehr breit. Vom GS Fahrer der bisher 99,9% seiner Motorrad-Kilometer auf Asphalt abgespult hat bis zum erfahrenen Enduropiloten ist alles dabei.

Ich lauerte mit der Kamera ewig vor der Sandkiste, doch der obligatorische Sandköpfler blieb leider aus. Unsere Truppe bestand leider durchwegs aus erfahrenen Enduristen und so war Tomm auch bereit uns bis zu den höchsten Berggipfeln der Umgebung zu führen. Die Umgebung beginnt quasi hinter dem Haus und schon nach wenigen Kilometern findet man sich in einer anderen Welt wieder. Keine Menschen, keine Straßen, keine Autos. Und das KEINE ist dabei nicht plakativ gemeint. Hier ist einfach niemand. Das hat beim Endurofahren viele Vorteile, macht aber auch klar dass man hier keinesfalls alleine ins Gelände gehen sollte. Handyempfang gibt es hier natürlich keinen und im Fall des Falles liegt man monatelang unentdeckt im Böschungsgraben. Tomm hatte diesbezüglich eine schaurige Geschichte auf Lager. Wir folgten seinen Anweisungen daher wie tüchtige Schüler eines britischen Vorzeigeinternates und wagten keinen Abstecher auf eigene Faust. "Insgesamt stehen uns hier rund 2.000 km Offroadtracks zur Verfügung. Basis bieten Forststraßen und Trampelpfade", erläutert Tomm Wolf. Die "Forststrassen" präsentierten sich in verschiedenen Verwesungszuständen und reichten von breiter Schotter-Waldautobahn für herzhafte Highspeed-Driftpassagen bis hin zu steilen Aufstiegen mit fußballgroßen Schlaglöchern und Felsbrocken. Tomm wurde aber nicht müde zu betonen, dass man seine Touren hier in der traumhaften Region auch locker mit seinen R 1200 GS Leihmotorrädern fahren kann. Er kann die Passagen je nach Teilnehmer und gewählter Leihfahrzeuge beliebig variieren.

Endurowandern auf BMW in Spanien Endurowandern auf BMW in Spanien
So springen echte Gentleman-Racer. Immer würdevoll, immer mit Stil. So springen angehende Endurohelden. Immer zu weit, niemals die nächste Kurve im Blick.
Endurowandern auf BMW in Spanien

Der selbsternannten 1000PS Enduroheld ARLO humpelte ausgesprochen unwürdig mit der 650er über das Felsenmeer. "Das geht mit ihr nicht?", war sein Urteil. Tomm hätte auch einfach mit der leichten Xchallenge über den Parcours fahren können, doch um die Demütigung komplett zu machen fegte er mit seiner dicken HP2 Enduro über den Felsenhaufen.

Endurowandern auf BMW in Spanien

Mit der Nase in den Kräutergarten


Irgendwann ertappt man sich im Sattel dabei, dass es schon schwierig ist so viele Sinneseindrücke aufzunehmen und zu speichern. Normalerweise bewegen sich Mitteleuropäer beim Endurofahren auf einer mehr oder wenig kleinen Runde und fährt diese dann eben immer und immer wieder. Oder man hat im Idealfall ein geheimes Endurorevier im Wald eines Verwandten oder Bekannten. So oder so wird man dabei recht wenig neue Sinneseindrücke erleben. Hier ist es jedoch gänzlich anders. Man fährt von einem Ende des Horizontes bis zum anderen Ende des Horizontes um dann am dortigen Ende wieder das nächste Ende des Horizontes anzupeilen. Dazwischen gilt es so viele Sinneseindrücke aufzunehmen, dass man sich fühlt wie ein Kleinkind in der blinkenden Spielzeugabteilung kurz vor Weihnachten. Die Bäche und Flüsse zum Beispiel plätschern mal in braun, mal in grün und mal in blau neben dem Weg entlang. Dabei geben sie auch je nach Größe unterschiedliche Geräusche von sich. Die Felsen und Berge bieten ebenfalls ein Farben- und Formenschauspiel der Extraklasse. Schon damals als ich gemeinsam mit meiner Ehefrau Bettwäsche auswählte wurde mir klar, dass es unterschiedlichste Definitionen der Farbe "grün" gab. Diese beeindruckende Bandbreite an Farben wurde hier jedoch nochmal getoppt. Ganz besonders steh ich auch die beruhigende Ausstrahlung der souverän wirkenden Olivenbäume. Die riesigen Flächen mit dem kräftigen Grün der frischen Triebe an den Laubbäumen ein paar Kilometer weiter brannten dir die Lebensfreude förmlich in die Augen. Doch auch der Geruchssinn kam nicht zu kurz. Bei den Genießerpausen zwischendurch hatte man steht's das Gefühl seine Nase direkt in den Kräutergarten zu stecken.
Endurowandern auf BMW in Spanien

So viel Zivilisation muss sein. An den wichtigen Stellen gab es Brücken über den Fluß. Teilweise mit spektakulärer Kulisse.

Endurowandern auf BMW in Spanien
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Tourguide Tomm gönnte uns immer mal eine kurze Pause um die Landschaft inhalieren zu können.

Endurowandern auf BMW in Spanien Endurowandern auf BMW in Spanien

Die weitläufige und menschenleere Umgebung beeindruckte uns sehr, doch der Boss Tomm Wolf kennt entlang der Route zum Glück auch auch die Abstecher zurück in die Zivilisation.

Endurowandern auf BMW in Spanien

Endurowandern auf BMW in Spanien

Der Tourguide, Mechaniker, Entertainer und Witwentröster in Personalunion: Tomm Wolf! Er kennt alle Hotspots der Region.


160 km am ersten Tag, 200 km am zweiten Tag


Am Ende des Tages hatten wir herrliche 160 km am Tageskilometerzähler. Das waren 160 gute Gründe an der Hotelbar gemeinsam ein kühles Bier zu genießen. "Die Region in der wir heute unterwegs waren zählt mit 0,4 Einwohnern pro Quadratkilometern zu den am dünnsten besiedelten Gebieten in Europa", verkündete Tomm stolz.

Wir alle waren beim Einschlafen fest der Meinung, dass es kaum besser werden könne. Doch wir irrten! Tomm hat scheinbar nicht nur gute Beziehungen zu sämtlichen weiblichen Wesen hier in der Gegend sondern auch einen direkten Draht zu Petrus. In der Nacht regnete es in genau jenem Ausmaß, welches für idealem Grip und staubfreie Piste nötig war. Pünktlich zur Abfahrt verzog sich die letzte Wolke und wir starteten eine Tour hinein in die frisch gewaschene Bergluft. Die Erlebnisse wurden noch intensiver, der Meister hat sich sowohl fahrerisch als auch landschaftlich eine Reserve für den zweiten Tag vorbehalten. Vergessen die unbeantworteten E-Mails und der Stress im Büro, hier gibt es nur die Kumpels, die Natur, das Bike und mich. Das Abenteuerfeeling wird durch die Abenteuerstorys von Tomm und Joe noch verstärkt. Denn die Jungs sitzen das ganze Jahr über im Sattel und empfinden ein Büro wie wir es kennen genauso erstaunlich wie wir diese einsame Gegend rund um den spanischen Fluß Rio Turia.

Endurowandern auf BMW in Spanien

All Inclusive Urlaub für Endurogenießer


Abgerechnet wird zum Schluss, doch die Rechnung bei der Verabschiedung am Flughafen Valencia ist überraschend kurz. Die Malelobo Crew bietet hier echten All-Inclusive an. Tomm und seine Profiinstruktoren ersetzen dabei jedoch die peinlichen Animateure vom Club, der Strand wird durchs Enduroparadies ersetzt und das 20-Meter Buffet durch himmlischen Serano-Schinken. Es ist tatsächlich alles mit im Preis dabei. Kein Cafe, Wasser, Bier oder Benzinkanister ist extra zu bezahlen. Je nach gebuchtem Motorrad kostet eine 5-Tagestour mit 3 Fahrtagen zwischen 1.350 Euro (BMW 650er Xchallenge) und 1.750 (BMW HP2 Enduro). Tomm selbst ist ja der größte HP2 Fans nördlich und südlich des Äquators und hat sich damals als BMW aufhörte dieses Enduromonstrum zu produzieren gleich eine ganze Flotte gekauft. Das Motorrad selbst ist ja quasi unzerstörbar, nur der Reifenverschleiß lässt seine Haare täglich weiter ergrauen.
Endurowandern auf BMW in Spanien
Endurowandern auf BMW in Spanien Endurowandern auf BMW in Spanien

Am Ende des Tages das übliche Gejammere von Tomm zum Thema Reifenverschleiß an seiner HP2. Doch wer in der Kurve Freude hat, der macht nun mal den Reifen schlapp (siehe oben). Cotrainer Joe (rechts unten) geht es da schon gemütlicher an. Bei seinen Weltreisen muss ein Satz Enduroschlapfen ein paar tausend Kilometer überstehen.


Informationen, Links, Preise - Malelobo Aras Rural


Interessierte Endurogenießer finden Informationen, Preise und Termine unter www.malelobo.com.

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Bildergalerie - Endurowandern in Spanien


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Viele Bilder in der Slideshow zum Enduroausflug nach Spanien. Link: Bilder Endurowandern Spanien.

 

Video Enduro Spanien


Mit Tomm Wolf von Malelobo nach Aras Rural in Spanien.

Bericht vom 23.05.2011 | 8.686 Aufrufe

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