Wien - Kapstadt

Mit dem Bike zur Hochzeit nach Kapstadt. Wolfgang Niescher beschreibt detailgetreu und spannend seinen irren Trip nach Afrika.

Inspiration:
Mein Interesse an Motorradfernreisen wurde schon vor Jahren geweckt. Vielleicht schon in der Kindheit, aber bevor jetzt zu weit ausgeholt wird sei kurz erwähnt, dass im Sommer 2005 der Auslöser dieser Reise eine Einladung zu einer Hochzeit nach Kapstadt für den März 2006 war und ich, der Sprudel beim Sektempfang zeigte Wirkung, meinte im Scherz: "Klar, ich komme mit dem Motorrad!"

Ein paar Wochen zuvor endete mein Dienstverhältnis in einer Medizintechnik-Firma, in der ich in den vergangenen knapp 10 Jahren viel mit aufgebaut hatte. Ich war also frei und es wurde mir immer klarer, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt zur Erfüllung eines großen Traumes gekommen war - auf nach Kapstadt, mit dem Motorrad zur Hochzeit!

Organisation:
Die Liste der sog. ToDos war lang. Einige Brocken waren Auflösung des Haushaltes, Versicherung, technischer Check des Motorrades, Organisation der Visa (dauern tw. bis zu 5 Wochen) und nicht zuletzt Packliste und die Materialbeschaffung. Auch meiner Lebensgefährtin, Familie und dem nahen Freundeskreis wollte ich noch genug Zeit vor dem Abschied widmen. Ich hatte das große Glück während meiner Abwesenheit zu Hause verlässliche und engagierte Vertreter, meine Freundin und meinen Vater, zu haben. Ohne sie wäre es schwieriger gewesen.

Dann der Anruf: "Die Hochzeit ist um ein halbes Jahr verschoben!" Fassungslosigkeit, Unglauben, einmal drüber schlafen und "Wurscht, ich fahr trotzdem!" Am 4. Oktober 2005 war die Wohnung übergabefertig und die vielen Wochen der Recherche, Erledigungen und Basteleien waren auf einmal vorbei und plötzlich gab es nur noch die Maschine und vor mir die endlose Strasse ...

Wien-Kairo. 
Rund 5500 Kilometer. 4.-20. Oktober 2005 Schwer zu beschreiben, das Gefühl, die Türen für einige Zeit hinter sich zu schließen und nach vielen Wochen der Vorbereitung nur mit sich und dem Motorrad auf eine lange Reise zu gehen. In ihrer Mittagspause treffe ich noch meine Freundin Gerdi, sie bringt Sushi und am liebsten wäre sie mitgekommen. So beginnt die Reise mit einem Kuss - it started with a kiss ...

Da ich Zeit habe, gehe ich es langsam an und rolle die mir schon gut bekannte Strecke nach Rumänien zum Eisernen Tor, wo sich die Donau auf 150 Meter verengt und ein großer Steinkopf streng auf die Vorbeireisenden blickt.

Bei Turnu Severin geht es 80 km durch Serbien. Ab Bulgarien wird es schwieriger, da ich wegen des Kyrillischen praktisch Analphabet bin. Die grobe Übersichtskarte im Maßstab 1:2 Mio. tut ihr Übriges und so verfahre ich mich gleich ein paar mal ganz ordentlich und ernte nur mitleidiges Kopfschütteln, wenn ich mich mal nach dem Weg erkundige. Irgendwann erfahre ich, dass Kopfschütteln soviel wie "JA" bedeutet. Also schüttle auch ich den Kopf. Dennoch finde ich das wunderschön in den Bergen gelegene Kloster Rila, das besonders im kühlen Herbstlicht prächtig aussieht.

Warum auch immer, die Schutzabdeckung der Antriebskette beschließt, sich vom Motorrad zu lösen, wird von der Kette zersägt und zwischen Schwinge und Reifen zerrieben. Mit Ersatzschrauben und ein bisschen Spucke war das wieder hinzukriegen. Das erste türkische Wort, das ich lerne, heißt "Werkstatt" (Sanayj). Der Zöllner hat es mich gelehrt, als ihm das voll beladene Motorrad fast auf die Füße gefallen ist. Der Seitenständer muss natürlich bei der Grenzkontrolle abreißen. Nicht zum letzten Mal auf dieser Reise landet die XT beim Schweißer. Einige Einladungen zum Tee und ein phänomenales Fischessen bei Sonnenuntergang in Istanbul entschädigen für die Umstände.

 

Wenig erfreulich sind die türkischen Spritpreise von bis zu 2 Euro pro Liter, da kommt die Reisekasse ins Schwitzen. Schlauerweise beginnt gerade der Fastenmonat Ramadan und kostspielige kulinarische Verführungen unterwegs halten sich durchaus in Grenzen. Da ich eine Woche mit dem Kärntner Sepp (er fährt eine KTM LC4) unterwegs sein werde, halbieren sich zumindest die Quartierkosten.

Durch Zentralanatolien tuckern wir mit beständigen 90-100 km/h am großen Salzsee Tuz Goelu vorbei, durch grasbewachsene Hügellandschaften, die sich im Abendlicht goldgelb vor dem dunkel werdenden Abendhimmel abheben. Klar, dass wir uns Kapadokien anschauen, bevor es auf Nebenstrassen nach Adana, nahe der syrischen Grenze, geht.

In Mersin bekommt die XT die neue Kette montiert, und Mehmet, von der einzigen Yamaha Vertragsfachwerkstätte in der Gegend, nimmt sich dankenswerterweise auch des plötzlich marodierenden Bremszylinders an. Abends machen wir mit Einheimischen und ein paar Bierchen den ersten Arabisch-Crashkurs. Bei der Aussprache wäre ein starker Raucherhusten als durchaus hilfreich zu betrachten.


Syrien empfängt uns mit Geisterfahrern und Schafen auf der Autobahn. Crak De Chevaliers ist der Name einer der größten und imposantesten Kreuzfahrerfestungen des Nahen Ostens. Bis zu 5000 Leute waren früher in der Anlage untergebracht, die der Feste Hohensalzburg durchaus ebenbürtig ist.

Wirklich tief sinken wir in Jordanien, genauer gesagt auf 400 Meter unter dem Meeresniveau und spielen Luftmatratze im Toten Meer.

In der Hafenstadt Akkaba schiffe ich mich übers Rote Meer nach Afrika ein. Das Abenteuer kann beginnen - oder bin ich nicht schon längst mitten drin?

Ganz so einfach war dann doch nicht: nachdem nach 12 Stunden endlich die ägyptischen Nummerntafeln montiert und alle Einreiseformalitäten erledigt sind, schwöre ich mir, nie wieder über österreichische Bürokratie auch nur ein einziges schlechtes Wort zu verlieren. Die Mühen sind vergessen als ich vor dem legendären Suezkanal stehe, und den Riesenfrachtern beim Passieren dieser Wasserstraße zusehe, einem Bauwerk, das mich seit meiner Jugend fasziniert. Unvorstellbare 1,5 Mio Menschen haben hier gebaut, jeder zehnte an Cholera verstorben.

 



Kairo - Mombasa
Kairo hat 15 Mio. Einwohner und jedes Jahr kommt angeblich eine Million dazu. Jeder dritte Haushalt hat keinen Strom, kein Wasser und keinen Kanalanschluss. Ein Moloch und verkehrstechnischer Supergau, ein Infarkt, der sogar Los Angeles alt aussehen lässt. Der Verkehr fordert eine todesverachtende Gelassenheit, ein lebensnotwendiges Reaktionsvermögen und eine ordentliche Prise Gottvertrauen. Es hilft, wenn man sämtliche Bodenmarkierungen komplett ignoriert (gar nicht so leicht am Anfang) und auf jeden Fall hupt statt zu blinken. Überhaupt, beim Losfahren gleich hemmungs- und grundlos drauf loshupen - das ist der bestmögliche Start.

Damit es noch ein bisschen lustiger wird: ramadanbedingt sind die Fahrer nachmittags auch schon ordentlich ausgehungert und dehydriert. Mit einer Extraportion Nerven bin ich dank GPS Unterstützung in 4 Stunden durch. Die XT bekommt unterwegs eine anständige Auskühlpause, denn das Ölthermometer verrät 130 Grad im Chaos!

Und dann kam der große Moment, an dem Jahrtausende auf mich herabblicken - hoffentlich nicht doppeldeutig - und ich erreiche die Pyramiden von Gizeh mit dem Motorrad. Ein kleiner Moment für die Menschheit - ein großer für mich.


Nichts hält mich in Kairo und nach einigen Mühen finde ich die berühmte Oasenroute, welche auf 1200 Kilometern durch die Lybische Wüste zu den großen Oasen des Landes und schließlich nach Luxor führt. Am Weg liegt die Weiße Sahara mit ihren bizarren weißen Felsformationen und eine Schlammorgie. Ja, mitten in der Sahara schlittert das Motorrad fast zu Boden aufgrund des knöcheltiefen Schlammes einer Baustelle, auf der gegen die Staubentwicklung Wasser verspritzt wurde. Abgesehen von gelegentlichen Sandverwehungen ist es eine weitgehend gute Asphaltstraße. Die endlose Landschaft unterm stahlblauen Himmel faszinieren ebenso wie die Unendlichkeit dieser größten aller Wüsten. Am Ende gelangt man nach Luxor, folgt dem Nil nach Assuan, wo man über den Nasser Stausee Richtung Sudan einschifft. Es ist Ramadan, Essen untertags ist Mangelware, die meisten Menschen etwas schlaff oder entnervt. 

Am dritten Tag nach unserer Ankunft in Wadi Halfa, Nord-Sudan, sind wir und die Motorräder einfuhrverzollt und können weiter. Wir, das ist eine kleine Gruppe Abenteurer, die sich für die bevorstehende extreme Etappe durch die nubische Wüste zusammen schließt. Elektrischer Strom, befestigte Straßen, Wegweiser, Supermärkte - alles Utopien in einer Gegend, in der seit Beginn der Zeit eben diese still zu stehen scheint. Die Landung eines UFOs könnte kaum mehr Aufmerksamkeit erregen als unsere Gruppe von drei Motorradfahrern. Die Nubier, höchst respektvoll und freundlich, erklären uns den Weg. Das ist sehr hilfreich, da für den Nordsudan keine vernünftige GPS Kartensoftware aufzutreiben war. Ergänzend verwende ich Karte und Kompass, und auch wenn die teilweise kaum zu erahnende Piste kilometerbreit ist, finden wir gelegentlich einen Ort, um Wasser und ein paar Lebensmittel zu organisieren. Mystisch, mitten in der Wüste gelegen, lädt die Nekropole von Merowe, vor tausenden von Jahren Hauptstadt des alten Königreiches von Kush, zur Besichtigung. Im Sonnenuntergang, zwischen den 27 Pyramiden ist weit und breit kein Tourist zu sehen.

Auch in Kartoum gibt es ebenfalls wenig bis keine Wegweiser. Die freundliche Polizei geleitet uns mit Blaulicht zum Campingplatz, auf dem ein Kanonenboot aus der britischen Kolonialzeit als Clubhaus des Blue Nile Sailing Clubs dient. Auch ein Schweißer für den schlaglochbedingt gebrochenen Rahmen des Motorrades ist schnell gefunden. Die Hauptverbindungsstraße von Gedareff nach Äthiopien ist für normale PKWs unpassierbar. Teilweise kniehohe Spurrillen machen das Fahren schwierig - in der Regenzeit sogar unmöglich. Kühle feuchte Bergluft empfängt mich. Nach Wochen ist jetzt die Sahara durchquert und nur die Meldungen über einen beginnenden Bürgerkrieg in Äthiopien, dem schon mehrere hundert Tote zum Opfer gefallen waren, bremst etwas die Vorfreude auf dieses Land welches auch als die Wiege der Menschheit bezeichnet wird. Um möglichen Ausnützern der Unruhen nicht aufzufallen schalte ich die Scheinwerfer aus und reise bei Nacht ein. An der Grenze gibt es statt einer (oder mehrerer) unverschämten Schmiergeldforderung ein Formular der Qualitätssicherung, ob ich auch mit Abwicklung und Service an der Grenze zufrieden war. Ich beginne an einen Scherz mit versteckter Kamera zu glauben, jedoch weit und breit ist keiner vom Film zu sehen. Stattdessen entgegenkommende, neugierige Menschen, manchmal zu neugierig und gegen das "youyouyou, mistermister, give me money, mister, youyouyou" der Kinder hört sich das Kriegsgeheul aus den Winnetoufilmen richtig schwach an. 

Reifenmordende Pisten, Berge bis zu 4400m (Bwahit, Semien Mountains), die sagenhaften Monolythkirchen von Lalibela und schließlich die Wüste Danakil sind Eckpunkte dieses phantastischen Landes, in dem man neben faszinierender Schönheit auch unaussprechliches Elend erfährt. Kyrillisch, Arabisch, Amharisch - die Schriftzeichen der letzten Wochen, Monate. Ab Kenya "normale" Schrift, Kreditkarten, Englisch und Fahren auf der linken Straßenseite "left way drive" welches aufgrund der vielen Schlaglöcher häufig zum "best way drive" mutiert. Mit einem Bergführer und Träger besteige ich den Mt. Kenya, 5.200m, ein wunderschönes, 5-tägiges Naturerlebnis pur. Die XT bekommt ein großes Service in Nairobi, und nach einem Abstecher zum Lake Victoria, Uganda, und einem Besuch an der Quelle des Nils geht es nach Mombasa, wo ich meine Freundin Gerdi, an ihrem Geburtstag, mit dem Motorrad vom Flughafen abhole - was für eine Wiedersehensfreude!



Mombasa - Kapstadt

Nach Tagen am Strand unter Palmen, Schnorcheln und Entspannen werden neue Reifen aufgezogen, Gerdi schafft es, ihr Gepäck für vier Wochen in einem 45 Liter Rucksack unterzubringen und so können wir die Reise gemeinsam fortsetzen.

Das mit einem Öhlins Federbein und White Power Gabelfedern verstärkte Fahrwerk macht sich absolut bezahlt. 40 PS sind heutzutage nicht viel für ein Motorrad. Aber diese kommen aus einem 600-er Einzylinder Motor und das Drehmoment ist ausreichend stark genug, um die Fuhre zügig auf gut 100 km/h Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Mehr als 110 km/h auf afrikanischen Strassen halte ich nicht für angebracht und wären sowieso Sache des individuellen Risikomanagements.

Tansania empfängt uns mit 50 km mittelschlechter Piste. Wir sehen Schwarzstörche und essen mittags im "Road Kill Kaffee - You kill it, we grill it". Die Speisekarte empfiehlt Gerichte wie "Flat Cat" oder "Poodles with Noodles". Im Mikuni National Park sehen wir Giraffen, Antilopen und Elefanten links und rechts von der Fahrbahn. Von der afrikanischen Ostküste geht die Fahrt durch Tansania, Sambia bis hin zu den "Donnernden Wassern", den Victoria Fällen. Auf über einem Kilometer Breite stürzen die Wassermassen des Zambesi in eine tiefe Schlucht. Einen halben Tag lassen wir das Naturschauspiel auf uns wirken, bevor es nach Namibia weitergeht. Als wir einem Parkplatzwächter erklären, dass wir auf dem Motorrad von Mitteleuropa angereist sind meint er nur kopfschüttelnd: "That's so wrong, man!"



Pünktlich zum Kaffee um 15 Uhr beginnt die sog. Kleine Regenzeit. Sie ist so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr, und nicht einmal die Flucht in die Namib Wüste hält uns trocken, und so werden wir mitten in den Sanddünen ordentlich eingeweicht. In Swakopmund, an der afrikanischen Westküste, begrüßt man uns auf Deutsch: "Was habt Ihr für ein Glück, Regen hatten wir schon lange nicht mehr!". Erst ein paar Tage später, in der weiter südöstlich gelegenen Kalahari wird es trocken. Von einem Arzt des deutschen Entwicklungsdienstes und seiner Frau werden wir zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Bei Ihnen erfahren wir viel Interessantes und Hintergründe über die praktische Arbeit des DED und vor allem Zahlen über die schockierende Ausbreitung der Krankheit AIDS. 43% der Bevölkerung sind infiziert. Fast jeder Zweite, den man auf der Strasse oder im Supermarkt sieht, wird in ein paar Jahren nicht mehr da sein.

4 wunderbare Wochen kreuzten wir durch Afrika. Schweren Herzens bringe ich Gerdi zum Johannesburg International Airport. Sie flirtet mit ein paar Zivilpolizisten und wir dürfen die beladene Maschine unter polizeilicher Aufsicht im Parkverbot abstellen, damit ich Gerdi noch zum Gate begleiten kann, von wo sie zurück nach Wien fliegt.



Allein geht die Fahrt über Nebenstraßen ins Hinterland, durch die weitgehend unbekannten Winterberg Mountains wo ich für ein paar Tage auf eine Farm eingeladen werde, die ca. doppelt so groß wie Wien ist. Mit Landrover und Treibern auf Pferden werden an die 300 Rinder zusammengetrieben, geimpft, die Hörner verödet, und die Jungbullen kastriert. Beim abendlichen Barbecue erfahre ich viel vom Leben im "pure afrikaans country". "Willst Du mal mit einem Jagdgewehr schießen?" Da ich mit auf einem Game-Drive, einer privaten Safari durch das Farmland bin, will ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Als normaler Mitteleuropäer hat man ja nicht viel mit Feuerwaffen zu tun und Kaliber 416-Rigby hat mir bis dahin auch nicht viel gesagt. Heute weiß ich, das mit dieser Munition hauptsächlich auf Elefanten und Wasserbüffel geschossen wird. Stell Dir vor, der Schwergewichts Weltmeister Mike Thyson ist stink sauer weil er glaubt Du hast ihm seine Freundin ausgespannt und landet eine rechte Gerade auf Deiner Schulter. Das muß ganz ähnlich sein wie der Rückstoß dieser Flinte. Knall, Ohrensausen, die Knarre steht im 45 Grad Winkel in die Höhe und das Ziel, der honigmelonengroße Stein in 30m Entfernung hat sich in seine einzelnen Moleküle aufgelöst.

Einen Tag weiter südlich erreiche ich bei Port Elizabeth wieder den Indischen Ozean. Vom Cowboy zum Beachboy verwandelt verbringe ich noch ein paar Tage am weißen Strand von Jeffreys Bay, bevor ich den südlichsten Punkt Afrikas erreiche, nicht das Kap der Guten Hoffnung - das wäre etwas nordwestlicher, sondern das Kap Aghulas.

Ein letztes mal spanne ich die Kette. Der Spanner steht am Maximum, trotzdem hängt sie etwas schlaff und traurig zu Boden. Seit der Türkei hält sie und viel mehr kann ich ihr guten Gewissens nicht mehr zumuten. Aber für die berühmte Garden Route von Port Elisabeth nach Kapstadt reicht sie im wahrsten Sinne des Wortes "locker".

Nach 27.000 Kilometern im Sattel fühlt es sich etwa so an wie am Ende der Welt zu stehen. Einen Tag später ist Kapstadt erreicht. Emotional kaum zu beschreiben der Moment, in dem ich am Highway im Stadtzentrum einrolle, beide Arme zum Triumph in der Höhe brülle ich vor Freude und Tränen vor Freude sind nicht aufzuhalten. Drei genussreiche Wochen verbringe ich in Kapstadt und Umgebung.

Ausflüge in die Berge, ans Kap der guten Hoffnung und die Organisation des Motorradrücktransportes per Schiff stehen am Programm. Mitte Februar besteige ich einen Flieger, der mich, wie durch Zeit und Raum, ins verschneite Mitteleuropa katapultiert, wo ich überglücklich von meiner Familie empfangen werde.


Nachwort: Das Gelingen einer solchen Reise, aufgrund der Dimension könnte man es wohl Expedition nennen, hängt sicher von einer sehr guten Vorbereitung ab. Auch die verwendete Ausrüstung war durch und durch getestet und sorgfältig ausgewählt. Nicht zuletzt habe ich mich unterwegs richtig verhalten, alle Menschen respektvoll behandelt und ab und zu den richtigen Riecher für brenzlige Situationen gehabt. 

Aber das Wichtigste war es, viel Glück zu haben. Auch das Glück, Glück empfinden zu können. Nicht zuletzt gibt es ein Gefühl der Sicherheit, den Rückhalt der eigenen Familie zu haben. Die Hochzeit wurde übrigens im September gefeiert, diesmal kamen wir mit dem Flieger! Viele Geschichten und Bilder von dieser Reise gibt es auf www.globebiker.com und bei Diavorträgen.

Text&Bild: Wolfgang Niescher

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Bericht vom 27.02.2007 | 7.441 Aufrufe

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