Im Morast um Fresach

Wie hat ein guter Tag zu beginnen? Ein Tag, der einen KTM-Test mit sich bringt, ist immer ein ausgesprochen guter. Wie könnte ein kalter Spätherbsttag besser beginnen, als mit der Aussicht auf bösheftigstes Lettenumstechen? Mir fällt da nix ein. Aber das ist für die Kundigen unter den gescheiten Leserinnen und schönen Lesern nix Neues nicht. Nachdem der Testtag aus mir nicht bekannten und verständlichen Gründen wieder nicht am Kärntenring stattfinden konnte, wurde er ultrakurzfrisitg nach Fresach verlegt. Das war echt kein Nachteil nicht.

Viel junges Volk tummelte sich im Enduroparks Fresach. Little Stiff Steven benutzte die Gelegenheit gleich, um eine Schleimspur um die fesche Repräsentantin der Chefetage von KTM zu ziehen. Besonders zu beachten ist die schwere Defensivhaltung der armen Frau.

Wie komm ich
verdammt noch
mal da hin?

Nur war der Weg halt ein sehr weiter. Viel weiter als das Katzerlsprungerl vom Heim der besten Frau von allen nach Mölbling. Sehr schlimm, aber doch schaffbar.

Nachdem ich im Drau-tal nicht besonders ortskundig bin, beschloß ich den argen Little Stiff Steven als Lotsen zu mißbrauchen. Wenn er schon sonst nicht zu viel zum Brauchen ist. Der Mad Mud Al mit seinem neuen Raketenhaus gesellte sich erfreulicherweise auch schon früh des Morgens zu uns und so radierten wir dann zu dreien von Annenheim nach Fresach. Schon die Auffahrt auf den unbekannten Berg des Schreckens durch den Märchenwald ist eigentlich ein Gedicht.

Das bei weitem dynamischste Duo im österreichischen Motorradsport. Unwiderstehlich. Die Groupies sind auf diesem Foto leider nicht zu sehen. Waren etwas kamerascheu. Sonst nichts.

Nur verfügt der mütterliche Ibiza nicht über das entsprechende und auch notwendige Schmalz, um den Iveco vom Al auf der engen Straße mit den kurzen Geraden ordentlich herzubrennen. Aber das Xanderl hat sich eh überhaupt nix geschenkt und das Raketenhaus gscheid auf den Hügel hinauf auffe getreten. Der Steff konnte nur durch brutale Ortskenntnis und Murl-Ausdrehen ohne Ende seinen Boliden wenigstens in Schlagdistanz halten.

 

Die Umgebung

Als wir endlich aus dem Märchenwald kamen, begrüßte uns die Sonne und eine beachtliche Schneedecke. Sonst nicht recht viel. Fresach ist ja nicht die Metropole. Und was dann erst in der Peripherie los ist, sollte sich der kundige Endurist schon vorstellen können.

Im Morast und im Märchenwald um Fresach läßt sogar der Fuchs den Hasen in Ruhe, weil er sonst ja doch allein wär. Die Fuchsin hat sich schon längst geschlichen, da auch der Fuchs kein Spannender nicht ist. Ein Spanner vielleicht schon. Aber damit war sie auch nicht zufrieden. Frauen halt.

Angeblich solls ja in Mattighofen auch nicht anders sein. Fuchs und Hase mäßig. Habe ich aus vertraulichen Quellen erfahren. Recht warm wars auch nicht, derwegen ham wir uns im neunen tollen Raketenhaus vom Mad Mud Al umge-zogen. Ist kamoter.

 

Das Mopedfahren, falls man das so nennen kann.

Die Gier konnte nicht wirklich lang bezähmt werden und so gings bald ans Werk. Mit der bekannten und beliebten Pause im Offroadfahren, die der Steff und ich ja jedes Jahr für ein Jahr einlegen, gings uns natürlich flockig vom Handerl. Voller Angriff gleich zu Beginn. So ghört sich das. Daß im vollen Angriff sich natürlich Fehler einschleichen ist ganz klar. Nur wer Fehler riskiert und auch macht, kann schnell sein. Eine Fahrlehrerfahrt hat ja noch nie was können. Nur gibts halt kaum Fahrlehrer, die langsamer sind als der Steff und ich. Das Xanderl drückt ja eh immer schwerst an und war wie gewohnt immer schwer vorn dabei.

Der widerliche Little Stiff Steven kann keinem hoffnungsvollen Nachwuchsfahrer erspart werden. Nehmen Sie sich ein Beispiel. Einzig die hochgeschätze Frau Mama des Herrn Steff reißt die Galerie aus dem Abgrund der Widerwärtigkeit. Warum hat so eine liebe Frau so ein arges Kind???

Daß der Steff schon zu Beginn alle seine Qualitäten zusammenpackt (fahrtechnisch gesehen ist daß eh nicht viel) und einen feinen eingrollten Doppelschrittberger in die Letten legt, war sogar von mir nicht erwartet worden.

Aus purer Vorsicht ließ ich ihm den Vortritt und stieg erst danach ein. So war ich dazu verdammt, daß unwürdige Schauspiel aus nächster Nähe zu verfolgen. Schon die erste Rampe bereitete ihm derartige Schwierigkeiten, daß ihm die Auffahrt von einem aufmerksamen Mittester abgenommen werden mußte. Da ich ja kaum besser zurecht komme abseits der Straßen, wurde mir gleich einmal vorsorglich schlecht.

Zu meiner massiven Erkältung sollte nicht noch eine mechanische Verletzung an den Extremitäten hinzukommen. Das wäre zuviel geworden. Da wäre die Frau und auch die Mama sehr ungut geworden, haben sie mir doch in schwerer Kenntnis meiner Defizite von der Teilnahme abgeraten. Aber ein Käptn geht Kanten testen, was auch immer passiert.

 

Der Käptn beim Andrücken

Überraschenderweise entpuppte sich der Hügel aber als tadellos bewältigbar. Mit dem gleichen Moped wie der Steff, der EXC 250 Racing, ist die Strecke durchaus zu bewältigen. Man muß nur immer schwerst am Kabel ziehen, weil Drehmoment gibts nicht recht viel.

Nach dem widerlichen Steff kommt der noch viel schlimmere widerliche Käptn! Keine Mama oder Frau weit und breit zum herausreißen. Schlimm

Sonst aber tut das kleine Rumpelding ganz brauchbar. Meins isses ja nicht, da ich ein elender Nuppler bin und mich ständig nur mit dem hammermäßigen Drehmometen der Viertakter über Hindernisse retten kann. Eine ewige Würgerei, die nur Mopeds mit 400 oder mehr Kubik mitmachen.

Wo der Steff und ich doch normalerweise auf ähnlichem Niveau liegen, war ich doch sehr überrascht. So schlecht kann doch nicht einmal der Little Stiff Steven sein!

 

Eine 400er ?? Für Einsteiger ????

Mit dem nächsten Moped, der 400 EXC Racing, ging schon sehr fein zur Sache. Das ist das ideale Moped für Einsteiger. Die hat noch nicht das Reißerte von der 450 oder gar 525, aber schon einen gscheiden Berg im Drehmomentverlauf, der sich von der 250er sehr wohltuend abhebt. Und das ist ja nix Nachteiliges nicht, für einen Vorzeigenuppler wie mich. Rührend, nicht ?!?

 

Eine 450er nur für Fortgeschrittene!

Die drauf folgende 450er ist mir schon zu stark. Der Leistungseinsatz ist brachial und untenrum gehts viel schlechter. Aber wer heftig am Kabel zu ziehen weiß, den belohnt der Herr nur allzu oft mit einem Überschlag. Hintrisch.

Wie es sicht bei einer solchen Veranstaltung gehört, waren auch richtige Erdferkel zu Gast. Diesmal eben mit Helm, aber die verräterischen Ohren druckts ihm halt doch aus der Gretzky-Kachel heraus. Im vertrauten Terrain fühlte er sich aber sehr wohl und zauberte einige feine Runden in die Gegend.

 

Auch ein Held muß einmal ruhen !

Als ich nach der wohlverdienten Mahlzeit, die klassischerweise aus einer Eitrigen und einem Tee bestand, wieder ins Geschehen eingriff, wars um ich auch schon geschehen.

 

Glabts erm nix, dem stinkatn Steff!

Dem Drängen des Little Stiff Steven nachgebend, warf ich mich auf eine EXC 200. Die wär was Feines meint er. Wo er doch schwerst einen Zweitaktigen an der Waffel hat.

Schon der Anfang war schlecht. Beim Kicken war ich gedankenlos und ging in gewohnt heftiger Viertakt-Manier zu Gange. Prompt schlug die Fußschaufel am Fußraster auf und besorgte mit im ohnehin schon angeschlagenen Zustand auch noch eine Stauchung des Sprunggelenks. Pipifein.

Es waren ja in Fresach nicht nur Nuppler unterwegs. Auch kundiges Volk war zugegen. Spärlich halt. Dieser Stunt fand bei einem Luftstand von 14 Metern statt. Überm Parkplatz vom Enduropark, wohlgemerkt.

 

Das ekelhafte Ende

Nachdem ich mich auf der zu argen 450 er schon vom Steff herbrennen lassen mußte, kam ich mit der 200er absolut nicht zurecht. Nach zwei Runden gab ich auf.

Da aufgrund meiner suboptimalen Gesundheit die Konzentration und das Schmalz ganz wild nachließ und der Zweitakter schrägstens an der Ärmeln zerrte, mußte ich aufgeben und fuhr nach Hause zur besten Frau von allen um mich trösten zu lassen.

Deliriernd stammelte ich unverständliches von wegen unmöglicher Herbrennung und darf nicht sein, nicht vom Steff und überhaupt kommt sofort eine 400er ins Haus und Punkt. In langjähriger Erfahrung an meinen Aussetzern gestählt, wußte die Frau natürlich, was zu tun war: Sofort ins 24-Stunden-Bier-Verkaufsgeschäft und den Flüssigkeitsverlust mit gscheider Nahrung wieder auffüllen. Und der Schweinsbraten von der Schwiegermutter mußte auch in bessere Gesellschaft. Verdauungsmäßig. Sonst gibts da nix zum Meckern am Schwiegermutterfutter!

Ein offensichtlich schwer desorientierter Mittester wuchtete seine Kante über die Geländestufen seitlich der Strecke hinunter anstatt umzudrehen. Das brachte ihm eine saftige Rüge vom Schlapfenchef, dem Boss im Enduropark, ein.

 

Die Nachwehen ohne Abgang

Am nächsten Tag liessen die Fieberfantasien nach und ich konnte von der Niederlage berichten. Natürlich fiel mein blumiger Bericht nicht auf fruchtbaren Boden, aber so sinds halt, die Prinzessinen. Ein hartes und karges Leben ist das. Der Mad Mad Al hat sich auch nicht übertrieben engagiert, eher mit der Kamera und hat auch bald aufgegeben. Eh gscheid, bevors einen so in den Matsch plattelt, daß der alte Traum vom Rasenerotiker wieder erwacht. Schon vergessen gehabte Reflexe aus der Downhillzeit tauchten aus dem Nebel der Verdrängung wieder auf. Ich kann echt nicht sagen, wie ich es geschafft habe, den Tag zu überstehen ohne mich plakativ auszubreiten.

Wie immer bei solchen Auftrieben ging es um jede Menge. Beinharte Duelle wurden angedroht und ausgefochten. Natürlich nicht vom Steff und mir, dem Käptn. Das ergab sich auch ohne Androhen.

 

Der abartige Abgang am Kärntenring

Allen Beteiligten ist noch mein Jahrhundertstunt vom Testtag 2001 am Kärntenring in Erinnerung, anläßlich dessen ich vermutlich aus dem Handstand über den Lenker abging und satt am Boden aufschlug. Natürlich mit der Murmel voran. Und finster wars. Allerdings nicht besonders lang.

Nach dem Erwachen aus der wohlverdienten, aber leider ohnmächtigen Ruhe konnte ich nicht feststellen, in welchem Umlaufsinn die anderen fahren. Wo ich bin und was ich da tue, war allerdings sofort klar. Als einzigen Ausweg begriff ich die Diretissima zum Aufwärtssprung seitlich des Fahrerlagers und nahm diesen souverän. Besser als vorher.

Die Mechaniker waren um meine Gesundheit sehr besorgt und ich noch mehr um das Motorrad. Nach einer Viertelstunde voller Gefasel, daß sogar für meine Verhältnisse nervtötend war, lichtete sich der Nebel und ich bekam Hunger. der obligate Besuch im Krankenhaus blieb ergebnislos und mit drei großen Schmerztötern konnte ich trotz der Brustprellung schlafen.

Wie geil war das Gefühl als die Schmerzen nachließen! Unvergleichlich. Die Brustschmerzen natürlich, was in meiner Murmel soll den weh tun???

 

In Liebe

Der Käptn

 

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Autor
Captain Black

CAPTAIN BLACK

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Bericht vom 07.11.2003 | 4.612 Aufrufe

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