Wieso die Moto2 Triumphs beste Entscheidung war

Einblicke beim #ValenciaGP

Seit 2019 ist Triumph alleiniger Motorenlieferant der Moto2-Klasse. Das Ergebnis könnte nicht besser sein, denn durch diese Zusammenarbeit zwischen der Dorna und Triumph profitiert jeder: Der Sport, die Marke und der Endkunde.

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Wie schon 2019 flatterte Anfang Oktober eine Einladung in die 1000PS Redaktion, die wir nicht ablehnen konnten: Ein Rennwochenende der Motorrad-Weltmeisterschaft mit Triumph Motorcycles verbringen. Vor drei Jahren noch am Red Bull Ring sollte es dieses Jahr zum wohl spannendsten Wochenende der Saison gehen: Der Entscheidung der MotoGP- und Moto2-Klasse. Doch nicht nur spannende Rennen gab es zu sehen, wir erhielten auch Einblicke hinter die Kulissen der Moto2 und durften die neue Street Triple Baureihe das erste Mal in Person betrachten.

Die Moto2 schlägt Rekorde - dank Triumph

Mit der Saison 2019 begann eine neue Zeitrechnung in der mittleren Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft. Der britische Hersteller Triumph wurde exklusiver Motorenlieferant und beendete damit die neunjährige Honda-Ära. Somit wurde der bereits etwas angestaubte 600 Kubik Reihenvierzylinder in Rente geschickt und von einem moderneren und mit 765 Kubik größerem Dreizylinder ersetzt. Das Aggregat stammt aus der Street Triple Baureihe und sollte in den kommenden Jahren für so manche Überraschung sorgen. Denn auf jeder Strecke, auf der die Moto2 in den kommenden Jahren bis heute unterwegs war, wurden die Rundenrekorde eindeutig geknackt und die Klasse erhielt neuen Aufschwung sowie mehr Spannung für den Zuseher.

Der Dreizylinder ist in der Weltmeisterschaft voll und ganz angekommen

Auch wenn Triumph mit den Dreizylindermotoren eine wunderbare Basis stellen, passiert die wahre Magie bei ExternPro, wo die Verwaltung der Aggregate übernommen wird. Bei der Firma, die schon in Honda-Zeiten aktiv war, werden die Dreizylinder zusammengebaut, modifiziert und während der Saison gewartet - natürlich immer im engen Austausch mit Triumph. Die Änderungen an den Aggregaten sind ziemlich umfassend, eine genaue Auflistung findet ihr hier: Wie funktioniert die Moto2?

Seit unserem letzten Gespräch mit dem Technical Director von ExternPro, Trevor Morris, sind bereits drei Jahre vergangen. Was hat sich also seit 2019 mit dem Triumph Dreizylinder Motor geändert? So gesehen nicht viel. Über die Jahre wurde vielleicht die Übersetzung angepasst, doch Morris zeigt sich eher begeistert, wie wenig Probleme das britische Aggregat macht. Wenn das wer wissen kann, dann er mit seinem Team von ExternPro - schließlich sind das die Personen, die alle drei Rennen die Motoren servicieren und an die Teams verteilen.

Trevor Morris von ExternPro.
Trevor Morris von ExternPro.

Wie arbeitet ein Moto2 Team? Besuch bei Intact GP

Während unseres Aufenthalts hatten wir auch die Freude und Möglichkeit, hinter die Kulissen vom Intact GP Racing Team zu blicken (das ab nächstem Jahr Husqvarna Factory Team wird). Unser Gesprächspartner Maurizio Bäumle, Geschäftsleiter und Inhaber von Speedbox, ist seit 2016 in der Moto2 tätig und erklärte welche Änderungen die Teams an den sehr einheitlichen Moto2-Maschinen durchführen können. Tatsächlich kommt die größte Änderung an den Bikes über die Geometrie. Jeder Crewchief kennt die Voraussetzungen aller Strecken im Rennkalender und arbeitet eine Strategie für den jeweiligen Fahrer aus.

An der Front kann deshalb unter anderem die Position des Lenkkopfs nach vorne und hinten variiert werden, der Lenkkopfwinkel um wenige Grad verstellt werden oder die Position der Gabel verändert werden. Im Heck wird gerne mit der Schwingenlänge gearbeitet, oder der Drehpunkt der Schwinge nach oben oder unten verlegt. Klingt nach drastischen Umbaumaßnahmen, doch tatsächlich betragen diese Änderungen meist nur wenige Millimeter, beziehungsweise Grad, die der Fahrer jedoch sofort spürt. Ein weiterer spannender Punkt ist die Verwaltung des Reifendrucks und der Temperatur. Die Dunlops werden anstatt mit Luft mit Stickstoff gefüllt, da dieser temperaturbeständiger ist. Über einen mehrstündigen Prozess werden dann die fertig montierten Räder auf 80 bis 100 Grad erhitzt, damit Felge und Reifen im Temperatureinklang sind.

Dass die Moto2-Klasse streng auf das Reglement achtet, sieht man schnell am Eingang der Boxengasse: Nach den Sessions und bevor die eigene Box wieder betreten werden kann, werden die Fahrer stichprobenartig aus dem Verkehr gezogen, um den Reifendruck zu prüfen.

Die neue Street Triple - ein Bike mit echtem Racing Pedigree

Abgesehen von verschiedenen wählbaren Mappings sind die Moto2-Maschinen relativ simpel gehalten - schließlich fährt man hier auch noch ohne Traktionskontrolle. Dennoch können jegliche Daten ausgelesen werden, so auch die des Motors; ein großer Vorteil für Triumph Motorcycles. Denn durch das Learning der letzten drei Jahre konnte geforscht werden und die Erkenntnisse in den Serienbau übertragen werden. Vorhang auf für die neue Triumph Street Triple.

Bisher wurden über 125.000 Street Triples verkauft. Eine Zahl, die mit der aktuellen Generation deutlich steigen dürfte. Die neueste Generation der Streety übernimmt motorisch viele Komponenten aus der Moto2, wie Pleuel und Kolben, sodass man als Normalsterblicher ein Bike kaufen kann, das tatsächlich vom Rennsport profitiert. Auf die Spitze treibt das natürlich die neue Street Triple Moto2 Edition, die in zwei Farben verfügbar ist und jeweils auf 765 Stück limitiert ist.

Triumph Triple Trophy - Jeremy Alcoba holt sich die begehrte Trophäe

Wir hatten während unseres Aufenthalts das Vergnügen, jede Session der Moto3, Moto2 und MotoGP verfolgen zu dürfen. Während die Moto3 bereits entschieden war, verschob sich der Spannungsbogen Richtung Moto2 und MotoGP, wo Augusto Fernandez den Titel in der mittleren Kategorie und Francesco 'Pecco' Bagnaia den Titel der Königsklasse an sich rissen - Gratulation an beide!

Einen letzte Hauptpreis gab es hingegen noch zum Abstauben: Den der Triumph Triple Trophy. Unter diesem Namen veranstaltet Triumph jedes Jahr in Zusammenarbeit mit der Dorna einen Moto2-internen Wettbewerb, um den besten Fahrer in den Kategorien Best Progression (bester Fortschritt im Rennen), Pole-Position und schnellste Rennrunde zu küren. Neben den WM-Punkten sammeln die Fahrer zusätzliche Punkte in den genannten Kategorien, die am Ende der Saison zusammengezählt werden. Wer sich gegen die Konkurrenz durchsetzt, erhält einen speziellen Preis: Eine neue Triumph Street Triple RS mit einzigartigem Design. Emotional kann das natürlich nicht mit einem Weltmeistertitel gleichgesetzt werden, doch der siegende Fahrer hat damit bewiesen, dass er über die gesamte Saison gute Performance abliefert. Etwas, was bei den Teamchefs der gesamten Motorrad-Weltmeisterschaft ankommt und gemerkt wird.

Dieses Jahr konnte sich Jeremy Alcoba vom Intact GP Team gegen die Konkurrenz durchsetzen. Das Einzige das ihm nun noch fehlt, ist der passende Führerschein, um die Street Triple auf der Straße zu bewegen. Eine wahrscheinlich kleine Hürde, nach solch einer Moto2 Saison.

Jeremy Alcoba mit seiner neuen Street Triple RS.
Jeremy Alcoba mit seiner neuen Street Triple RS.

Fazit: Warum Triumph von der Moto2 profitiert

Triumph Motorcycles kann nun also auf drei Saisonen Moto2 zurückblicken und hat bestimmt noch zahlreiche vor sich. Dass dahinter aber nicht nur ein Prestigeprojekt steckt, sondern es die Marke nach vorne bringt, wird man vor allem in den kommenden Jahren spüren. Mit dem Einstieg in die Motorrad-Weltmeisterschaft legte der britische Traditionshersteller einen neuen Fokus auf Rennsport, der ab 2024 auch auf Motocross-Strecken dieser Welt zu sehen sein wird. Mit neu entwickelten MX-Bikes will man die Motocross-Meisterschaft aufwühlen - ein Projekt, an das Fans und Unterstützer glauben. Schließlich hat das Team aus Hinckley bereits in der Moto2 bewiesen, dass man im Straßen-Rennsport eindrucksvoll abliefern kann.

Auch der Blick in die Zukunft wird dank den Erkenntnissen im Rennsport erleichtert. So verkündet man, dass Triumph bereits an nachhaltigen Kraftstoffen forscht, die unseren heiß geliebten Sport grüner machen sollen, ohne dass wir den Sound von Verbrennern vermissen müssen. Es lässt sich also sagen, dass die Investitionen von Triumph in die Moto2 bestimmt gewaltig sein müssen, doch lange Dauer wird es sich bezahlt machen - denn das Image des Traditionsherstellers aus Hinckley hat und wird sich noch weiter in eine sportliche Richtung bewegen.

Bericht vom 13.11.2022 | 8.892 Aufrufe

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