kot bei GSXR Challenge

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Erstes echtes Rennen seit langer Zeit. Die ganze Box hilft und der Erfolg macht Lust auf mehr.

Häng dich rein oder häng dich auf.

 

kot bei GSX-R Challenge

Größter Erfolg bisher. 11. bei den 600ern gesamt, 7. in der GSX-R600 Wertung. kot wird zum Schumacher.
 
Erfolge machen süchtig. Das ist nur ein Grund, warum ich nie Gefahr gelaufen bin, von irgendetwas abhängig zu werden. Ich habe alles in meinem Leben nur aus Spaß an der Freude oder aus Angst vor Bestrafung gemacht. Seit meiner Tätigkeit bei 1000PS eigentlich alles nur mehr aus Angst vor Bestrafung. So wagte ich es auch nicht, der GSX-R Challenge in Brünn fern zu bleiben, obwohl die Angst vor dem Rennen nach so langer Zeit der Abstinenz die Angst vor den Peitschenhieben im Serverraum beinahe überstieg. Nach dem ersten freien Training am Freitag war ich aber plötzlich nicht nur guter Dinge, ich war extrem motiviert. Ringfahren ist zwar fast sowas wie eine Leidenschaft von mir, trotzdem muss ich mich jedes Mal ein bisschen überwinden, wenn ich zur Rennstrecke aufbreche.

666 mögliche Sturzszenarien im Kopf.


Während der Anreise gehe ich circa 666 mögliche Sturzszenarien im Kopf durch, von denen in den letzten 6 Jahren noch nie eines eingetreten ist. Seltsamerweise sind diese Selbstmordgedanken verflogen, sobald ich mit meiner GSX-R600 in das Geschehen am Ring eingreife. Im Gegensatz zum Straßenverkehr, dessen Mechanismen selbst bei dem Überfluss an sicherheitstechnischen Regeln und Maßnahmen phasenweise von niemandem vorausgesehen oder verstanden werden kann, ist die Kontrolle im Sattel eines modernen Supersport-Motorrades mit entsprechenden Reifen viel direkter und klarer. Jeder Rennfahrer erstellt dir in 5 Minuten eine seitenlange Liste, welche Aktionen zum Sturz führen und welche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine bösen Folgen haben. Und nichts ist einfacher, als sich - bis zu einem gewissen Level - daran zu halten und somit unversehrt zu bleiben. So wie ich, denn bei all meinen Ausflügen in die Natur verursacht durch Verbremser, bin ich auf der Rennstrecke noch nie gestürzt.

Kein Gegenverkehr, keine Hindernisse am Streckenrand und durchwegs fähige Fahrer. Viele davon scheinbar fähiger als ich, denn nach dem Training am Freitag, das kurz nach Mittag von starkem Regen beendet wurde, lag ich hinter der Mitte. Erst am Sonntag sollte ich wieder die Möglichkeit haben, an meiner zeit zu feilen und die eine oder andere Sekunde abzusägen. 1,5 sind es schließlich geworden, vorvorletzte Startreihe (ich bin es gewohnt, von hinten zu zählen) und damit eine annehmbare Ausgangsposition. Ich bin nämlich seltsamerweise ein guter Starter, pflüge durchs Feld, bis das Feld nach der ersten Kurve wieder an mir vorbei pflügt.

Die netten Kollegen Hlavac und Gruber haben sich am Vorabend die Mühe gemacht und mein Motorrad professionell beklebt. Die Startnummer entspricht der Rundenzeit, der Spitzname dem Fahrverhalten.


Mein Gegner, mein Erzfeind, meine Deutsche Nationalmannschaft.


Diesmal konnte ich aber meine auf der Geraden erkämpfte Position halten, weil ich im Rennen bessere Rundenzeiten fuhr als einige Fahrer aus den Startreihen vor mir. In den 8 Runden war ich um bis zu 2 Sekunden schneller als im Qualifying. Doch der Kampf war knapp und hart. Die größten Sorgen machte mir meine quasi Teamkollegin. Ja, Kollegin. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ich von einer Frau geschlagen worden wäre, ist mir beim Supermoto mehrmals passiert und angesichts der besseren Qualizeit der Dame hatte ich große Zweifel, dass es diesmal gut für mich ausgehen würde. Am Ring mutiere ich einfach vom Frauenfreund zum Macho und auch wenn ich weiß, dass es weltweit wahrscheinlich Tausende....also sicher Hunderte....halt ein paar Frauen gibt, die schneller motorradfahren, mehr trinken und größere Haufen machen können als ich; das am eigenen Leib in einer, mit Verlaub, Männersportart zu erleben, tut besonders weh. Ich hatte also meinen Gegner, meinen Erzfeind, meine Deutsche Nationalmannschaft. Meine Konkurrentin hatte mir zwar am Vormittag noch geholfen, das Vorder- und Hinterrad zu wechseln, da ich noch die Bridgestone Battlax R10 (Testbericht) montieren lassen musste, doch im Rennen wollte ich mich dafür nicht erkenntlich zeigen.

Konkurrentin baut kots Hinterrad aus und ein.


Vom Start weg hatte ich aber plötzlich ein anderes Problem. Der Fahrer einer ZX-6R aus dem ehemaligen Kawa-Cup setzte mich stark unter Druck, weil er auf jeden meiner Angriffsversuche eine Antwort parat hatte. Auf der Start-Ziel konnte er zudem aufgrund einer offensichtlich höheren Motorleistung immer einen Abstand herausfahren, den ich erst wieder aufholen musste. Es folgte ein weiterer erfolgloser Überholversuch. Und in der nächsten Runde ging das Ganze wieder von vorne los. Als sich dann die schnelle Sabine vor Kurve 5 an mir vorbei bremste, geriet ich außer Kontrolle. Alarm, Defcon 1, Atomkrieg! Da sie einen größeren Radius fahren musste, fiel sie wieder hinter mich zurück, aber der Kawa-Pilot war immer noch da. Und mit jeder Runde machte er mich wütender. Nicht nur, weil seine ZX-6R jener von NastyNils verdammt ähnlich sah (auch er trug die Nummer 600), sondern weil ich mir bald nicht mehr zu helfen wusste.

Kawasaki in der GSX-R Challenge? Ja, weil die zusammen mit dem Bridgestone Cup ausgetragen wird.

 
Und hinter mit die feminine Furie, deren nächster Angriff nur eine Frage der Zeit war. In solchen Situationen, allein im Sattel und von allen Seiten bedroht, kann ich meine Konzentration so verdichten und fokussieren, wie es mir in 10 Jahren Büroarbeit noch nicht annähernd gelungen ist. Es ist seltsamerweise der nackte, archaische Überlebensinstinkt, der einen zu motorisch komplexen Höchstleistungen treibt, vorausgesetzt, man hat gelernt, diese Kräfte in die richtigen Bahnen zu lenken. Mit jeder Runde schob ich mich ein paar Zentimeter weiter an das Grüne heran, ließ es meinen kalten Atem im Nacken spüren, machte es nervös und konnte schließlich seine Hartnäckigkeit brechen. Plötzlich war ich vorne und vor mir war nichts und niemand mehr. Ich war der Anführer der Verfolger, die schnelle Meute hatte uns deutlich abgehängt. Ich konnte nur mein Bestes tun, um die Kawa bis zum Ende des Rennens hinter mir zu halten, denn ich war mir ziemlich sicher, dass der Kawafahrer wiederum die Sabine für einige Runden hinter sich festhalten würde. Mit dem Messer zwischen den Zähnen und im Rücken fuhr ich die wahrscheinlich geilsten Runden meines Lebens. Nicht die schnellsten, aber die geilsten. Der 7. Platz ist (eh traurig) mein bisher größter Erfolg. Ich hoffe ich bleibe am Boden und werde nicht zum Ungustl.

Ergebnisse GSX-R Challenge / Bridgestone Brünn


Drei Unikate in einer Box: Nr.4 Sabine Eder, einzige 100%ige Frau im Feld, Nr.77201 kot, auf einziger 100%iger Serienmaschine unterwegs und Nr.32 Jochen Rotter, einziger 100%iger Sieger der 600er Klasse.

Natürlich geht das nicht ohne ein funktionierendes Team. Mir wurden die Räder ausgebaut, die Reifen gewechselt, vollgetankt, Reifenwärmer geborgt, Essen zubereitet, die Fingernägel lackiert...einfach das volle Programm. Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zeichnen sowieso diese Veranstaltungsserie aus. Patrick Doppelhammer von der 2RadBörse z.B., der in der 750er Klasse antritt, stürzte im Qualifying und kehrte mit recht lädiertem Material zurück in die Box. Das Motorrad wurde unter Hochdruck und der Mithilfe zahlreicher Konkurrenten aus den anliegenden Boxen ca. 10 Sekunden vor dem Rennen fertig zusammengeklebt und so konnte Patrick rechtzeitig starten. Er stürzte zwar erneut, aber darum geht's nicht.

Sabine Eder kann nicht nur am Kabel ziehen, sie kann im Gegensatz zu mir auch selber schrauben.

 
Bei all dem Ehrgeiz, den manche in sich tragen und der Ernsthaftigkeit, die bis in die hintersten Ränge zu spüren ist, vergisst man nicht darauf, dass hier Menschen im Sattel sitzen, die entweder aus Spaß an der Freude oder aus Angst vor Bestrafung dabei sind. Amen.

Die echten Sieger hießen Jochen Rotter (Team Bogoly), der seit zwei Jahren die 600er GSX-R Klasse dominiert, vor Robert Auer (Team Lietz) und Gerhard Bammacher (Team Holzapfel). In der 750er Klasse siegte Franz Winkler (Team cafeti) vor Walter Lorenz (Lorenz Klima) und Richard Finazzer (Motorrad Wolf Imst). Und Martin Stranz triumphierte in der GP Klasse mit einer besten Rundenzeit von 2:07.5 vor Ernst Tisch und Alex Schult.



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Text: kot
Fotos: A.Hlavac

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Bericht vom 10.08.2011 | 4.874 Aufrufe

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