So werden wir abgezogen!
Motorräder werden immer teurer!
Warum werden Motorräder immer teurer? In einem Video auf 1000PS spricht NastyNils über die Ursachen und die 1000PS Community hat zu dem Thema eine klare Meinung - früher bekam man mehr für das Geld. Doch warum ist das so?

Vielleicht hast du es auch schon bemerkt: Durchschnittliche Motorräder kosten plötzlich 13.000, 14.000 oder sogar 15.000 Euro. Wer heute ein neues Motorrad kaufen möchte, erlebt oft einen echten Preisschock. Besonders auffällig wird dieser Trend, wenn man die Preisentwicklung der letzten Jahre betrachtet. Maschinen, die früher noch als "Mittelklasse" galten, bewegen sich preislich inzwischen in Regionen, die vor einigen Jahren noch für Premium-Bikes reserviert waren. Doch woran liegt das? Nach zahlreichen Nachfragen aus der Community zu diesem Thema haben wir uns entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und die wichtigsten Faktoren zu beleuchten.
Regulierung ohne Ende: Euro5+ und Co.
Einer der Hauptgründe für die steigenden Motorradpreise sind die immer strengeren gesetzlichen Vorgaben. Mit dem Jahreswechsel 2024/25 kam Euro 5+, was bereits im letzten Quartal 2024 zu enormen Rabatten führte, da Händler ihre Lagerbestände loswerden wollten. Da hatten Kunden einen temporären Vorteil aus dem Regulierungsdruck. Doch langfristig sieht das Thema anders aus. Diese neuen Abgasnormen bringen zwar kaum merkliche Verbesserungen für Umwelt oder Sicherheit, erhöhen aber die Kosten für die Hersteller massiv. Die Testbedingungen für neue Motorräder werden immer komplexer: Längere Testzyklen, OBD2-Schnittstellen zur Überwachung abgasrelevanter Faktoren und weitere technische Anpassungen. All diese Maßnahmen retten zwar kein Klima, wie ich im 1000PS Video erläutere, führen aber zu erheblichen Mehrkosten, die am Ende der Kunde tragen muss. Es erinnert stark an die Auto-Branche, wo seit Juli 2024 neun neue elektronische Fahrerassistenzsysteme gesetzlich vorgeschrieben sind - darunter der "intelligente" Geschwindigkeitsassistent, der mehr nervt als hilft. Das Ergebnis: Teurere Produkte ohne echten Mehrwert für den Endverbraucher.
Marketing-Millionen und MotoGP
Ein weiterer kostenintensiver Faktor sind die enormen Marketing-Ausgaben auf Google und Meta der Hersteller. Millionen fließen auch in MotoGP-Engagements, Motorradmessen, Influencer und aufwendige Vertriebsstrukturen mit Europa- und Länderzentralen. Besonders beeindruckend: KTM gab angeblich rund 100 Millionen Euro pro Jahr für die MotoGP aus. Teilt man diese Summe durch die verkauften Motorräder, ergibt sich ein erheblicher Aufschlag pro Bike. Die Frage ist berechtigt: Wollen Kunden wirklich für die "Unterhaltung am Wochenende" mehrere hundert Euro Aufpreis zahlen? Ähnlich verhält es sich mit Motorradmessen. Eine regionale Messe kostet einen Hersteller etwa 100.000 Euro, internationale Events sogar bis zu einer Million Euro. Auch diese Kosten werden über den Verkaufspreis refinanziert. Die Hersteller können es uns aber nicht recht machen! Sparen sie bei den Messen, reagieren Medien und Kunden sauer. Sind die Motorräder zu teuer, gibt es ebenfalls schlechtes Feedback!
Die Elektronik-Falle
In der heutigen Motorradwelt beobachten wir einen Trend, der die Preisspiralle weiter antreibt: Hersteller stopfen Mittelklasse-Motorräder mit elektronischen Features voll, die nach außen hin glänzen, aber nicht viel kosten. So entsteht aus einem Mittelklasse-Produkt optisch ein "Premium-Produkt" mit höherer Gewinnmarge. In der Praxis bedeutet das: Viele neue Motorräder kommen mit alten Motoren, mittelmäßigen Fahrwerken und teilweise minderwertigen Komponenten auf den Markt - aufgehübscht mit etwas "Bling-Bling" und Elektronik. Der Kunde zahlt ein kleines Vermögen, wird aber letztlich nicht glücklicher als mit einem älteren Motorrad. Früher floss das Geld noch verstärkt in hochwertige Hardware - gute Kupplungshebel, Bremshebel, stabile Schwingen und solide Rahmen. Diese tragenden Elemente sorgten für Langlebigkeit. Heute wird bei diesen Komponenten oft gespart und stattdessen Elektronik hinzugefügt, was zu weniger langlebigen Produkten führt.
Was sagt die Community?
Die Resonanz aus der Community zu diesem Thema ist überwältigend. Innerhalb von 24h hatten wir hunderte Kommentare unter dem YouTube Video. Viele Motorradfahrer teilen ihre Erfahrungen und bestätigen den Trend zu überteuerten Maschinen mit fragwürdigem Mehrwert. Ein Community-Mitglied bringt einen wichtigen Punkt zur Sprache: Bei Motorradtests liegt der Fokus oft zu stark auf elektronischen Features und Displays, während grundlegende Fahreigenschaften wie Handling oder Gasannahme manchmal zu wenig Beachtung finden. Was Fahrer letztendlich suchen, ist ein Motorrad mit guten Fahreigenschaften, nicht unbedingt eines mit der neuesten Elektronik. Ein anderer Nutzer, sebbwebbo7557, berichtet von seiner Enttäuschung bei Probefahrten mit neuen Reiseenduros: "Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass die Dinger im Verhältnis zu meinem älteren Motorrad (mit 60k km auf der Uhr) nicht wirklich viel besser gefahren sind... also sie waren in manchen Bereichen vielleicht 10% 'besser'... und deutlich stärker... aber nen Wow-Effekt hatte ich nirgends." Besonders interessant: Viele Leser schwärmen von ihren älteren Maschinen. muaythai78 schreibt: "Meine FZS 1000 Baujahr 2001 macht mich einfach glücklich... und das fürs sehr kleines Geld..." Diese Aussage erhielt 48 positive Reaktionen aus der Community. Auch heiko6983 teilt seine Erfahrung: "Ich fahre seit 40 Jahren Motorrad und habe auch zunehmend das Gefühl, dass die Maschinen immer komplizierter, aber nicht besser werden."
Die Gebrauchtmarkt-Blase
Ein weiterer spannender Aspekt, den dokudida anspricht: "Viel krasser als Preisentwicklung bei Neufahrzeugen finde ich den Gebrauchtmarkt. Mittlerweile werden für 20 Jahre alte Motorräder sehr hohe Preise aufgerufen, während man bei Nicht-Premium-Herstellern u. Modellen Neuware inkl. Garantie für's gleiche Geld bekommt." Tatsächlich werden beispielsweise für eine Honda Fireblade von 2010 (ursprünglicher Neupreis ca. 14.000 Euro) nach 15 Jahren noch etwa 7.000 Euro verlangt. Dieser Trend ist teilweise auf die gestiegenen Neupreise zurückzuführen, die den gesamten Markt nach oben ziehen. Werfen wir einen Blick auf einige beliebte Modelle in den Gebrauchtbörsen: - Eine BMW R1250GS mit Baujahr 2019 kostet oft noch über 15.000 Euro obwohl sie bereits mehrere Jahre alt ist und üblicherweise viele Kilometer auf dem Tacho hat. - Für eine Yamaha MT-09 von 2018 werden regelmäßig noch Preise um die 7.500 Euro aufgerufen nahezu zwei Drittel des damaligen Neupreises, trotz fünf Jahren Nutzung. - Ducati Panigale-Modelle halten ihren Wert erstaunlich gut; selbst acht Jahre alte Modelle werden noch für 12.000-14.000 Euro angeboten. - Besonders krass: Eine gut erhaltene Honda CB1000R (SC60) aus 2012 ist mittlerweile werstabiler als so manche Aktie
Bei klassischen Modellen ist der Trend noch deutlicher: Eine Honda CB 750 Four aus den 70er-Jahren kann heute mehr kosten als damals neu. Und selbst bei Modellen wie der Suzuki Bandit oder der Honda Hornet aus den 2000er-Jahren, die einst als preiswerte Einsteigerbikes galten, werden mittlerweile Preise aufgerufen, die in keinem Verhältnis zum Alter und zur damaligen Preisklasse stehen.
Wie speedyB1050 aus der Community anmerkt: "Wenn ich sehe zu welchen Preisen eine R1 (ab RN32) gehandelt wird, ist das einfach nur noch unverhältnismäßig." Er beobachtet allerdings auch: "Was man aber auch sagen muss ist, dass viele Motorräder auch sehr lange Online sind, mit anschließender Korrektur des Preises."
Was können wir als Fahrer tun?
Die wichtigste Empfehlung: Vor der Kaufentscheidung verschiedene Motorräder Probe fahren! Nur so kann man herausfinden, was einen wirklich glücklich macht. Oft gewöhnt man sich an die Macken des eigenen Motorrads und bemerkt erst bei Probefahrten mit anderen Modellen, worauf es wirklich ankommt. Dreht den Spieß um und kauft nur das, was ihr wirklich braucht. Vielleicht macht euch die 750er Version genauso glücklich wie die 1300er - und ihr spart 10.000 Euro. Konzentriert euch auf die Eigenschaften, die euer Fahrerlebnis wirklich verbessern, statt euch von Marketing-Versprechen blenden zu lassen. Glücklicherweise bieten die Hersteller in Deutschland, Österreich und der Schweiz regelmäßig Probefahrt-Events an. Nutzt diese Gelegenheiten und testet verschiedene Modelle, um herauszufinden, was für euch wirklich zählt.
Preis-Leistungs-Favoriten der Community
Wie sieht es mit Motorrädern aus, die nach Meinung der Community ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten? Hier einige Beispiele, die in den Kommentaren genannt wurden:
- Die FZS 1000 (Fazer) der Jahrgänge 2001-2013 wird mehrfach als Glücksgriff bezeichnet. Ein Nutzer schreibt: "Meine FZS 1000 Baujahr 2001 macht mich einfach glücklich... und das fürs sehr kleines Geld..." => Aktuelle Angebote im 1000PS Markt
- Ein anderer Kommentator schwärmt von seiner 1997er Kawasaki ZRX, die ihn "so glücklich macht wie keine zuvor" trotz oder gerade wegen des Verzichts auf moderne Elektronik. => Aktuelle Angebote im 1000PS Markt
- Die Honda CL 500 und Suzuki SV 650 werden als aktuelle Modelle genannt, die noch ohne übermäßigen elektronischen Schnickschnack auskommen und dennoch überzeugen.
- Auch ältere BMW-Modelle finden Liebhaber: "Meine damals 5 Jahre alte K1100LT begleitet mich inzwischen seit 28 Jahren problemlos", berichtet ein zufriedener Fahrer.
- Ein Nutzer plant den Kauf einer BMW R 65 von 1980 mit H-Kennzeichen und begründet: "Keine Elektronik. Das ist noch echtes Biken und klingt auch noch gut."
Abschlussgedanken
Als Motorradjournalisten müssen wir selbstkritisch einräumen, dass auch wir manchmal zu viel Gewicht auf elektronische Features legen. Die Rückmeldungen aus der Community haben uns zum Nachdenken gebracht, wie ich selbst auf YouTube mit einem selbstkritischen Kommentar auch bestätige: "Da hast Du einen Punkt! Wir haben uns leider von einzelnen Personen in der Community und falschem Pflichtbewusstsein zu einer umfangreichen Berichterstattung über die Elektronik hinreissen lassen. Ich persönlich versuche das künftig eher hinten anzustellen." Die Preisspirale bei Motorrädern ist das Ergebnis mehrerer Faktoren: Regulierung, Marketing-Kosten und Geschäftsinteressen der Hersteller. Als Konsumenten haben wir jedoch die Macht, den Markt durch unser Kaufverhalten zu beeinflussen. Wenn wir klug einkaufen und uns auf das konzentrieren, was uns beim Motorradfahren wirklich Freude bereitet, können wir diesem Trend entgegenwirken.
In jedem Fall werden wir auch künftig immer wieder unseren Focus auf günstige Motorräder legen. Wie zum Beispiel bei diesem Überblick über 32 günstige Nakedbikes unter 5000 Euro im Vergleich!
Bericht vom 17.05.2025 | 1.074 Aufrufe