KTM Abenteuer

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Superenduro? Adventure 990? LC4? Welches ist das richtige Bike für kleine und große Abenteuer

KTM Abenteuer


Wege wie diese können in Slowenien nach wie vor legal befahren werden. Bikes in orange gibt es dafür genug.
 

Es konnte nur noch besser werden

Es regnete die ganze Nacht und der Himmel über Slowenien versprach keine Besserung. Niemand wollte fahren, doch niemand war mutig genug es zuzugeben. So startete unser Trio bei strömenden Regen hinauf auf den Vrsic Pass. Die Spitzkehren sind teilweise eng und teilweise steil. Manchmal auch eng und steil aber kombiniert mit nassem Kopfsteinpflaster äußerst glitschig.

Glücklich mit der Adventure S

Ich saß auf der neuen 990er Adventure S und war glücklich über die Motorabstimmung. Es gab Zeiten, da wunderte ich mich sehr, dass nicht der 120 PS Motor aus der Superduke in der Adventure seine Verwendung findet. Nun weiß ich es. Der Adventure Motor lässt sich wesentlich sauberer dosieren und man fährt erstaunlich sicher aus den selektiven Kehren. Der sehr gute Wind- und Wetterschutz der voluminösen Adventure Verkleidung wird mir auch erst jetzt das erste mal so richtig bewusst. Die Fahrt über den Vrsic Pass verlief so erstaunlich problemlos. Die original montierten Pirelli Scorpion machten im Regen eine tadellose Figur. Die Ralleyguards können die für Weicheier wie mich fehlenden Heizgriffe zwar nicht ersetzen aber den Schmerz etwas lindern. Merke: Die Wahl der passenden Handschuhe sollte nicht nur aufgrund des aktuellen Datums im Kalender gewählt werden. Denn selbst im August kann es bei Kälteeinbruch und Regen auf 2000 Meter noch richtig kalt werden.


Die schnellste Big Enduro am Markt. KTM Adventure S.

Umstieg auf die Superenduro

Beim Umstieg auf die Superenduro musste ich etwas Vorsicht walten lassen. Das Bike ist kürzer übersetzt, ist leichter und reagiert somit direkter auf Befehle vom Gasgriff. Mit den hier montierten Metzeler Karoo kann man aber das Tempo des Adventure Piloten mit den Pirellis nicht ganz mitgehen. Doch die Zeit der Stollen wird noch kommen. Im Vergleich zur Adventure S müssen in Sachen Sitzkomfort keine großen Abstriche gemacht werden. Deutlicher wäre schon der Unterschied zur kuscheligen Sitzbank mit Geleinsätzen wie er in der Adventure verwendet wird. Logisch, dass die kleine Verkleidung an der Superenduro mehr Einflüsse von Außen zum Fahrer durchdringen lässt als das Klima-Schutzschild an der Adventure S.


Es muss nicht immer Schotter sein. Die Superenduro macht auch auf Asphalt viel Freude.

Spielzeug LC4 640?

Beinahe schon spielerisch ging dann die Fahrt im Regen mit der kleinen LC4. Mit etwas mehr als der halben Leistung konnte man auf nasser Fahrbahn fast nix falsch machen. So denkt man zumindest, wenn man von der bärenstarken Superenduro auf das leichte und schwächere Spielzeug umsteigt. Solange man sich von den Berggipfeln fern hält, lässt sich der großvolumige Einzylindermotor auch sauber dosieren. Doch eklatant wird der Unterschied zwischen dem mittlerweile doch schon etwas betagten LC4 Motor und den modernen 2-Zylinder-Aggregaten sobald man über die Baumgrenze fährt. In Wahrheit kann man schon am Kurveneingang der Spitzkehre Vollgas geben, denn der Leistungsschub setzt mit deutlicher Verzögerung ohnehin erst am Kurvenausgang ein. Auch die Superenduro wird nach wie vor mit Vergasern gespeist, doch hier gibt es auch in luftigen Höhen keine spürbaren Abstriche in Sachen Komfort oder Leistung. Apropos Komfort: Eingefleischte Einzylinder Piloten bezeichnen die Vibrationen im Sattel der LC4 als Charakter. So dachte auch ich als ich noch jung und zäh war. Doch mit zunehmendem Alter fährt man eben mit dem Aufzug in den 1. Stock oder findet eben wenig Gefallen an den Vibrationen unterm Hintern.

Heimspiel für die LC4

Doch das Heimspiel der LC4 folgte schon auf den nächsten Kilometern. Wir haben die Regenwolken hinter uns gelassen und folgen nun einer Strasse mit schlechtem Asphalt. Die Fahrbahn besteht nun aus nassen und trockenen Teilen. Und diese Segmente sind noch mal unterteilt in griffig und grindig. Die LC4 zirkelt für die Gegner viel zu flott durch den Fleckerlteppich. Hier spürt man den Gewichtsunterschied, das noch quirligere Handling und das Vertrauen in den deutlich schwächeren Motor. Schon zwei Ortschaften weiter reicht der Vorsprung auf die dicken Brummer um eine Pinkelpause einzulegen.


Erst wenn der Waldweg sehr eng und sehr unbekannt wird die LC4 vor den Zweizylindern sein.

Ab ins Gelände

Lässig dann die Fahrt über den Stol. Auf beiden Seiten des Berges wurde beim Weg mit Asphalt gespart. Auf der südlichen Seite sind die Kehren teilweise recht eng und der Schotter recht grob. Der Weg führt fast bis zum Gipfel. Erstaunlich wie schnell sich die große Adventure hier bewegen lässt. Das Fahrwerk bügelt ausgewaschene Rillen, grobe Steine und Schlaglöcher einfach aus. Der LC4 Pilot kann das Tempo gar nicht mitgehen. Der Vorsprung welcher mit der Adventure auf den Geraden herausgefahren wird, ist in den engen Kehren nicht wieder gut zu machen. Die 990er kann hier mehr, als wir ihr auf den ersten Blick zutrauten. Erst als der Schotter wirklich grob wurde, verschwand die Superenduro endgültig am Horizont.


Hier freut sich die Wabe übers geringe Gewicht.

Hier regiert die Superenduro

Wege wie dieser sind natürlich das Terrain der Superenduro. Mit genügend Leistung lassen sich Hindernisse vor dem Vorderrad einfach wegzaubern und das stabile Fahrwerk lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Hinter so mancher Kurve lauerten Überraschungen, doch die Superenduro ließ mir ständig mehrere Optionen offen. Heikle Situationen waren mit dem Gasgriff, mit der ausgezeichneten Bremse oder mit einem flinken Fahrmanöver zu meistern. Wer gerne auf unbekanntem Terrain unterwegs ist, wird dieses Fahrzeug lieben.


Liefert einen imposanten Auftritt

Opfer bei der Talfahrt?

Souverän dann auch die Abfahrt auf der anderen Seite des Berges. Mit LC4 und Superenduro wird dies ein Sonntagsausflug. Wir haben auch nichts anderes erwartet. Doch auch hier keine Schweißperlen auf der Stirn des Adventure Piloten. Fester Stand in den Rasten, Knie ein wenig zusammenpressen und schon lässt sich das schwerste Motorrad in der Runde ebenfalls sehr leicht ins Tal bringen.

Schwarze Striche leicht gemacht

Danach erwartet uns endlich ein wirklich trockenes Stück Asphalt. Die Stunde des Adventure Piloten ist gekommen. In den weiten Radien ist er nun mit den Pirelli Scorpions unbesiegbar. Die Sitzposition auf der Superenduro ist zwar aggressiver und das Bike auch spürbar quirliger, aber in weiten Radien kann der Adventure Pilot einfach früher ans Gas gehen. Mit dem Metzeler Karoo kann man dafür ein paar nette Einlagen für die überholten PKWs machen und spielend leicht ein paar schwarze Striche in den Kurvenausgang zeichnen.

Eng und feucht

Chancenlos war nun natürlich die arme Sau im Sattel der LC4. Der Einzylindermotor wurde gnadenlos ausgewunden, doch hier ist der Einzylindermotor mit seinem Leistungsvermögen am Limit. Doch das Schicksal meinte es an diesem Tag sehr gut mit der guten alten LC4. Pünktlich bei der Ankunft am Fuße des Vrsic Pass begann es wieder leicht zu regnen. Die Bedingungen der Fahrbahn änderten sich in jeder Kurve. 27 Kehren später stand die LC4 als erstes am nassen Gipfel. Fazit: Die LC4 hat es gerne eng und feucht. Offen gesagt war aber auch der relativ schlechte Versicherungsschutz kombiniert mit dem höheren Kaufpreis der Zweizylinder ein echtes Hindernis am Gasgriff. Grimmige Henker mit viel Herz und wenig Hirn machen bestimmt auch hier den Zweizylinder zum Etappensieger.


Der Wolf im Schafspelz. Im leichten Gelände auch für die Superenduro nicht einfach abzuschütteln.

Touren mit der Superenduro? Ins Gelände mit der Adventure?

Das gemeinsame Bier nach der Ausfahrt sollte nun für Klarheit schaffen. Welches Bike war die beste Wahl? Doch leider waren wir nun noch unsicherer als vorhin. Denn das Anwendungsgebiet von Adventure und Superenduro überschneidet sich weit mehr, als man auf den ersten Blick glauben kann. Denn das Gelände wird auf Ausfahrten wie diesen selten schwer genug um die große Adventure in echte Bedrängnis zu bringen. Umgekehrt sind die Abstriche in Sachen Komfort bei der Superenduro bei Touren von 300-400km Länge ebenfalls noch zu verschmerzen. Die Reichweite beträgt ca. 130km + 30km Reserve und mit dem Tankrucksack hat man auch noch Platz für eine Tagesration Gepäck. Erst wenn die Tour richtig lang wird, das Gepäck richtig schwer und der Asphaltanteil in Richtung 95% geht, fühlt man sich auf der Superenduro deplaziert. Die LC4 hat gezeigt, dass es immer noch Situationen gibt, wo auch der kleine Einzylinder seine Berechtigung hat. Doch gerade bei Ausfahrten in luftige Höhen machen sich die Nachteile bemerkbar. Aber Abhilfe kommt schon bald. Der neue 690er Einzylinder Motor steht in den Startlöchern und schon in der nächsten Saison werden die neuen leichten Bikes mit 60PS für Rache sorgen.

Das Marketing ist bei der 950er Superenduro komplett in Richtung Radikal und Extrem getrimmt. Das ist gut fürs Image aber vermutlich schlecht für die Verkaufszahlen. Man kann damit am Erzberg fahren, muss aber nicht. Das Bike ist ein herrliches Allroundbike mit dem höchsten Spaßfaktor im Feld. Eigentlich die logische Folge nach 2-3 Saisonen mit einer LC4. Probe fahren!!!

 

  KTM 990 Adventure S KTM 950 Superenduro R KTM 640 LC4 Enduro
Bremsen Die besten Bremsen des Trios. Zwei Scheiben vorne. Auch lange Duelle bei der Passabfahrt sind kein Problem. Aber auch im Gelände sauber zu dosieren. Im Gelände perfekt, auf der Strasse gut genug. Montiert man Reifen für die Strasse, könnten im Infight die Bremsen das Nadelöhr sein. Nur eine Scheibe vorne. Gutes Teil für Gelände und Strasse. Kann aber klarerweise nicht mit giftigen Beißern von modernen Supermotos mithalten.
Motor Schöner zu dosieren als in der Vergangenheit. Bärenstark. Wir hatten in keiner Situation zu wenig Leistung. Trotz Vergaser keine spürbaren Nachteile in luftigen Höhen. Etwas spritziger als der Einspritzer Motor. Ein Traum für den Fahrer bzw. ein Albtraum für die Verfolger im Schotter. Eigentlich ein toller Motor, verblasst im direkten Vergleich mit den modernen Zweizylindern etwas. Bewährtes Teil. Man sollte sich vor einer Ausfahrt ins Hochgebirge die Vergaserbedüsung zur Brust nehmen. Läuft bis 150kmh sehr tapfer, darüber dann nur mit Heimweh.
Chassis Für die meisten Käufer offen gesagt eine Verschwendung. Kann sehr viel. Das schnellste Big-Enduro Fahrwerk am Markt. Viel Bodenfreiheit, viel Schräglagenfreiheit, viele Reserven. Steckt auch härteste Offroadeinsätze weg. Vor allem durch die aggressivere Sitzposition fühlt sich die Superenduro noch handlicher und agiler als die Adventure an. Das ganze Fahrwerk ist wie bei der Adventure eine Wucht. Viel zu gut für uns. Auch beim Einzylinder ist auch das Fahrwerk der größte Pluspunkt im Vergleich zu den Gegnern aus Japan. Für jeden Einsatz gerüstet.
lange Reisen Kein Problem mit der Adventure S. Die "normale" Adventure bietet eine gemütlichere Sitzbank, die S dafür mehr Bodenfreiheit. Auch mit Sozia und Gepäck schön zu fahren. Umfangreiches Zubehör für die Reise aus dem Powerparts Katalog. Mit kleinen Einschränkungen erstaunlicherweise auch für die Reise zu gebrauchen. Serienmäßig sind die Soziusrasten zwar nicht montiert, nachträgliche Montage ist jedoch möglich. Nicht so tolle Gepäcklösungen wie bei der Adventure. Für Tagestouren von einem Punkt weg okay, für lange Reisen eher nicht. Reichweite in zivilisierten Ländern kein Problem. Anderswo muss großer Tank montiert werden. Theoretisch kein Problem. Man darf davor nur nicht auf der Adventure gesessen sein. Denn dann fallen die Vibrationen erst richtig auf. Reisen würde ich damit nur alleine. In kurvenreichen Gegenden hat man mit der LC4 einen universellen Begleiter zur Hand. Macht sehr viel mit.
kurze Ausfahrt Ein tolles Bike für die Sonntagsrunde. Kann bei jeder Superbike Runde locker mithalten. Zur Zeit mit gewaltigem Image-Plus. Stellt am Hauptplatz sicher alles in den Schatten. Für die kurze Ausfahrt ein Traum. Auf richtige Bereifung achten. Die Heimat der LC4. In die Arbeit, zur Schule auf die Hausstrecke.
Leistung
Trockengewicht
Tank
Preis
98 PS
199 kg
22 Liter
14.798 Euro

Daten

98 PS
185 kg
13 Liter
13.498 Euro

Daten

54 PS
148 kg
12 Liter
8.198 Euro

Daten

 

Die Ausfahrt in Wort und Bild

Der Beginn der Ausfahrt war etwas lähmend. Regen bei der Abfahrt und noch immer Regen bei der ersten Rast. Doch zu Mittag wurde es besser und einem Abstecher ins Gelände stand fast nix mehr im Wege. Martin Wiesner und NastyNils beim Kartenstudium mit dem netten Wirten in Bovec. Er kennt sich nicht nur mit den Offroad-Wegen in der Gegend aus, sondern auch mit Offroad Bikes.
Ob die Fahrt auf den Gipfel vom Stol mit unseren Bikes möglich ist fragen wir. "Mit DIESEN Bikes schon!", war seine deutliche Antwort. Doch der liebe Wirt hat die Rechnung ohne die Piloten im Sattel der Bikes gemacht. Hier war Endstation!
So mussten wieder ein paar Sonderschichten an der Karte eingelegt werden... ...und ein paar Mal mussten wir wenden....
...doch am Ende blickten wir auf eine tolle Ausfahrt zurück. Komische Sitten dann bei den Getränken. Der Schnaps roch nach Essig...
...und Öl und schmeckte ein wenig nach Kräutern. Und Martin die Wabe verlässt fluchtartig den Tisch.... ...als er diese Sauerei mit ansehen muss. Wir hörten nur noch leises Gemurmel "Bitte vergib uns Herr.."
 

Reifentipps fürs Abenteuer

KTM und Metzeler - Pirelli verbinden besonders intensive Geschäftsbeziehungen. Ein Großteil der Bikes aus Mattighofen werden mit Reifen des Deutsch-Italienischen Reifenherstellers ausgeliefert. Hier ein Überblick über die Enduro Reifen fürs Abenteuer mit den KTMs.

Pirelli Scorpion MT90: Erstausrüstungsreifen für die Adventure. V-Geschwindigkeitsindex. Auf der Strasse legt man die KTM damit um bis aufs Knie. Leise, guter Grip und angemessene Laufleistung. Im leichten Gelände und auf Schotter kommt man damit auch noch einigermaßen voran. Endstation ist klarerweise bei gröberen oder nassen Offroad-Einlagen.

Metzeler Enduro 3: Ein altbekannter Enduroreifen für den gemischten Einsatz. Weicher als der Scorpion. Etwas bessere Offroadtauglichkeit.

Metzeler Karoo (T): Erstausrüstung Superenduro. Ist der Reifen speziell für starke 2-Zylinder Enduro. Der Reifen lässt einem auf fast keinem Terrain im Stich, ist aber auch nirgendwo wirklich perfekt. Das traurige Schicksal von Universalisten. Aber für eine gemischte Tour Schotter / Asphalt auf starken Bikes die beste Wahl.

Metzeler MCE Six Days Extreme: Ein reinrassiger Offroadreifen mit Straßenzulassung. Der Weltmeisterreifen der KTM Piloten. Passt auch auf die Superenduro. Schmilzt auf Asphalt rasant dahin. Nur im Gelände mit kurzen Verbindungsetappen zu verwenden.
 

  Felgen Dimension vorne Felgen Dimension hinten
KTM 990 Adventure S 2,15x21" 4,25x18"
KTM 950 Superenduro R 1,85x21" 2,15x18"
KTM 640 LC4 Enduro 1,6x21" 2,15x18"
 

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Text: NastyNils
Bilder: Martin die Wabe,, NastyNils

Bericht vom 20.08.2006 | 13.252 Aufrufe

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