Suzuki V-Strom 800DE im Offroad-Test 2025

Sie fällt nicht mit spektakulären Eckdaten oder edlen Anbauteilen auf, sondern mit Verlässlichkeit. Die Suzuki V-Strom 800 DE war unser stiller Star bei den diesjährigen 1000PS Offroad-Testtagen. Schon beim ersten Aufsteigen vermittelt sie ein souveränes Gefühl von Robustheit und Stabilität. Und spätestens nach der ersten knackigen Passage durchs Red Stag Gelände war klar: Dieses Motorrad hascht nicht nach Aufmerksamkeit, es verdient sie sich.

Offroad-Fahren ist im deutschsprachigen Raum oft mit Einschränkungen verbunden, vor allem wenn alles legal ablaufen soll. Doch hier, im Alpenvorland südwestlich von Wien, öffnet sich ein wahres Paradies für Enduristen: das Red Stag Endurogelände. Mit über 50 Kilometern Offroad-Strecke und rund 33 Kilometern an anspruchsvollen Hard-Enduro-Sektionen bietet das Gelände alles, was das Geländeherz begehrt. Die Trails sind farblich markiert - von grün bis blau - und somit für Einsteiger wie Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Auch große Reiseenduros sind hier ausdrücklich willkommen. Immer wieder wagen sich Fahrer mit vollbepackten Dickschiffen auf die mal mehr, mal weniger technisch fordernden Abschnitte, um ihre Maschinen an der Belastungsgrenze zu erleben. Betrieben wird das Gelände von Enduro Extreme, das acht Events pro Jahr veranstaltet - von Mai bis Ende Oktober. Wer dabei sein will, findet alle Infos unter www.enduro-extreme.com. Für den großen 1000PS Offroad-Vergleich ist der Red Stag Enduropark nicht nur geografisch ideal gelegen - er liefert auch die perfekten Bedingungen, um Adventure-Bikes wie die Suzuki V-Strom 800 DE realitätsnah zu testen.

Bei den diesjährigen Offroad-Testtagen setzt 1000PS auf einen echten Klassiker: den Continental TKC 80. Dieser Reifen hat 2025 ein bemerkenswertes Jubiläum zu feiern - 40 Jahre ist er nun schon im Einsatz, auf Expeditionen und Reisen rund um die Welt. Und obwohl die Gummimischung über die Jahrzehnte immer wieder modernisiert wurde, blieb die Grundkonstruktion samt ikonischem Blockprofil weitgehend unangetastet. Ein Beweis für zeitlos gutes Design - das sich auch heute noch bewährt. Der TKC 80 bietet genau das, was im Gelände zählt: satten Grip, hohe Traktion auf losem Untergrund und gute Selbstreinigung bei matschigen Passagen. Gerade in den gröberen Sektionen des Red Stag macht der Reifen richtig Laune. Unsere Testcrew war sich schnell einig: Der TKC 80 ist nach wie vor ein verlässlicher Partner, wenn es ins Unwegsame geht. Ein verdienter Platz als Einheitsreifen für die Offroad Testtage.

Die V-Strom 800 DE wirkt mächtig, bleibt dabei aber erstaunlich handlich. Trotz ausladender Verkleidung besitzt sie eine schlanke Taille und eine gut zugängliche Sitzhöhe von 855 mm. Der breite Lenker und die ausgewogene Ergonomie ermöglichen komfortables Sitzen wie auch sportliches Stehen. Für den Offroad-Einsatz haben wir den Lenker leicht aufgedreht, das Ergebnis war eine aggressive, aber angenehme Haltung mit mehr Last auf dem Vorderrad. Die Ergonomie, mit reichlich Platz zwischen Fußrasten und Lenker, vermittelt Vertrauen. Sie erlaubt Bewegungsfreiheit und bleibt auch nach Stunden im Sattel komfortabel. Verbesserungspotential gibt es bei den Fußrasten - für ernste Geländeeinsätze könnten diese gerne etwas breiter ausfallen.

Vorne wie hinten stehen je 220 mm Federweg an der Showa-Upside-Down-Gabel bzw. dem zentralen Federbein zur Verfügung. Komplett einstellbar, hervorragend abgestimmt und mit sahnigem Ansprechverhalten. Die V-Strom glänzt in ruppigen Passagen mit stoischer Ruhe, kaschiert ihr Gewicht erstaunlich gut und erlaubt auch ambitioniertes Tempo. In technischen Sektionen brilliert die Kombination aus guter Bodenfreiheit, sanftem Ansprechverhalten und progressiver Dämpfungsreserve. Im Laufe unseres dreitägigen Tests haben wir mittels der vielfältigen Einstellmöglichkeiten das Fahrwerkt noch etwas straffer abgestimmt. Damit blieb die Suzuki selbst bei hohem Tempo auf welligem Terrain angenehm ruhig und berechenbar.

Der 776 ccm große Parallel-Twin mit 84 PS und 78 Nm Drehmoment beeindruckt durch seinen kräftigen Punch im unteren bis mittleren Drehzahlbereich. Dank Ausgleichswelle läuft er seidenweich, nahezu vibrationsfrei. Offroad besonders wertvoll: Schon aus dem Drehzahlkeller steht kraftvolle, fein dosierbare Leistung bereit. Gerade in technischem Terrain, auf der Suche nach Traktion, erlaubt das sanfte Ansprechverhalten ein sehr präzises Dosieren der Leistung. Obenraus verliert der Reihenzweizylinder dann etwas an Drehfreude, doch diese Bereiche im Drehzahlband haben wir im Gelände ohnehin eher selten genutzt. Die Gänge lassen sich butterweich und sehr präzise durch das Sechsgang-Getriebe sortieren, einzig die Kupplung benötigt etwas mehr Kraft als bei anderen Vertretern in dieser Klasse. Ob tiefer Schotter oder auf schmalen Pfaden, der Motor hat uns allesamt überzeugt, ein prächtiger Adventurebike Antrieb!

Die vordere Doppelscheibenbremse (310 mm) bietet einen klaren, angenehmen Druckpunkt. Nicht zu aggressiv, aber sehr effektiv. Die hintere Bremse (260 mm) spricht etwas schärfer an, was bei ungeübten Piloten zunächst zur Vorsicht mahnt. Nach kurzer Eingewöhnung gelingt aber auch hier eine präzise Dosierung. In technischen Downhill-Passagen hat sich das System bewährt, selbst wenn man den hinteren Hebel zu Beginn mit etwas mehr Bedacht einsetzen muss.

Suzuki verfolgt bei der V-Strom 800 DE ein klares Konzept: Weniger ist mehr. Die drei Hauptfeatures: Fahrmodi, Traktionskontrolle und ABS lassen sich direkt auf der Startoberfläche des Displays bedienen. Keine Untermenüs, kein Frust. Der Gravel-Mode (G) bietet Einsteigern Kontrolle mit leichtem Schlupf. Fortgeschrittene deaktivieren die Traktionskontrolle per langem Tastendruck und das Beste: Die Einstellung bleibt auch nach Zündung AUS aktiv. Das ABS am Hinterrad lässt sich separat abschalten, allerdings nicht dauerhaft, nach jedem Neustart ist es wieder aktiv. Weiterer Anlass zur Kritik? Zwar nicht für den Offroad-Einsatz aber ganz generell würde ein Tempomat der V-Strom 800 DE sehr gut stehen.

Der Serviceintervall liegt bei 12.000 km, das ist praxisnah und entspricht den Standards in dieser Fahrzeug-Kategorie. Ein schönes Detail in der Konstruktion der V-Strom 800: Der Heckrahmen ist separat verschraubt, ein echter Vorteil bei Reparaturen nach Stürzen. Sind kleinere Arbeiten am Straßenrand notwendig, wirft man einen Blick auf das Bordwerkzeug, letzteres fällt recht spartanisch aus, so dass man sich für längere Touren besser noch ein paar zusätzliche Teile einpackt. Luftfilterzugang? Dieser ist wiederum gut gelungen. Sitzbank runter, Batteriefach entfernen, zwei Abdeckungen und schon ist man am Ziel. Das schafft man bei Bedarf auch noch nach einem langen, staubigen Offroad-Tag in wenigen Minuten.

Auf dem 21-Zoll-Vorderrad pflügt die Suzuki souverän über Geröll und kleine Hindernisse hinweg. Der lange Radstand bringt Stabilität, das tolle Fahrwerk gute Kontrolle, auch bei hohem Tempo. Die Balance stimmt, das Gewicht ist zentralisiert, das Handling bleibt intuitiv, selbst Korrekturen gelingen einfach. Davon profitieren speziell Einsteiger und wenig erfahrene Abenteurer. In den Händen versierter Piloten verwandelt sich die V-Strom 800 DE in eine ernstzunehmende Enduro, mit der auch grobe Abschnitte gut bezwungen werden können. Im Reigen der Adventure-Bikes um 800 ccm gibt sich die Suzuki keine Blöße. Sie ist nicht die leichteste, nicht die schärfste, und auch nicht die mit der besten Ausstattung, aber sie ist vielleicht die ehrlichste. Yamaha Ténéré 700, Honda Transalp oder KTM 790 Adventure mögen je nach Fokus punkten, doch bei der Mischung aus Qualität, Robustheit und intuitiver Bedienung spielt die Suzuki ganz vorne mit.

Bei den Offroad Testtagen 2025 überzeugen die beiden Adventure-Kombis von Leatt mit Funktionalität, Schutz und Tragekomfort. Die MultiTour 5.5 ist der wetterfeste Allrounder mit 3-lagigem Aufbau, 20.000 mm wasserdichter Innenjacke und durchdachter Belüftung - ideal für 10 bis 20 °C und wechselhafte Bedingungen. Die FlowTour 5.5 punktet mit großflächigen Mesh-Einsätzen, sportlichem Schnitt und ebenfalls wasserdichter Außenjacke - perfekt für aktive Fahrer bei 25 °C+. Beide bieten hochwertige Level-2-Protektoren, clevere Details wie Trinksystemvorbereitung und variable Weitenverstellungen. Wer kompromisslose Touring-Funktion sucht, greift zur MultiTour. Wer Leichtigkeit, Luft und Flexibilität schätzt, liegt mit der FlowTour richtig.