YART Spielberg

Die Schwiegermutter im Gangbang mit dem harten YART Team am Red Bull Ring.
 

Yart Monster Day in Spielberg

Die Revitalisierung des Red Bull Rings in der Obersteiermark - der Region mit der höchsten Selbstmordrate in Österreich - gehört zum epochalen, sportpolitisch wichtigsten Ereignis für den österreichischen Motorradsport seit der Geburt von Gustl Auinger.
 
Wo in den letzten Jahren nur Kühe mit dem ansässigen Bauernehepaar laute Flatulenzen ausgetauscht haben, brüllen dank des allmächtigen blau-grauen Getränkeherstellers wieder die Motoren.

Wenn Urgestein Mandy Kainz und seine Crew vom Yart Racing Team für Hobbyrennfahrer einmal im Jahr zum Monster Day blasen, ist dies für einen Umherlutscher ungefähr vergleichbar mit einer Seligsprechung in der Sixtinischen Kapelle oder der Mitwirkung an einem Pornocasting mit Cyntherea. Nirgendwo anders ist es für einen Durchschnittsbürger möglich, einer professionellen Sportmannschaft 24h hautnah beim Werken zuzusehen. Somit war klar, sich 6 Monate vorher anzumelden, um sich gezielt körperlich und psychisch auf diesen wichtigsten Tag im Jahr vorzubereiten. Soviel sei vorweg gesagt: Gebracht hat es nichts außer Schmerzen auf der Rennstrecke.

Als ich dem bremsenden Notar mitteilte, dass ich ihn ebenfalls in der zügigeren Gruppe angemeldet hatte, stellte er seine Renn-Eierspeise in die 1000ps Börse zum Sofortkauf um 1000 Euro, um dem unvermeidlichen Gangbanging im Ring zu entgehen. Nachdem aber keiner die bei 6000 Touren plombierte, entehrte Italienerin haben wollte, begaben wir uns am Vortag zwecks romantischer Einstimmung an die Strecke.
 


Wie ein saudiarabischer Spielplatz für Ferrarifahrer.


Die klimatisierte Red Bull Lane mit Lederbestuhlung und das Fahrerlager sind vergleichbar mit einem saudiarabischen Spielplatz für Ferrarifahrer. In den alle 10 min blitzblank geleckten Duschräumen könnte man eine Herztransplantation vornehmen. Die pannonische und slowakische Tiefebene wirkt dagegen trotz ihres bodenständigen Charakters und Marios Pizzen wie ein Strafgefangenenlager. Von der Terrasse des Schönberghofs kann man bei Lagustenlinguine und Aperol Sprizz mit dem Blick über einen Großteil der Rennstrecke sinnloserweise die Kurventechnik der Remus Kurve und Degradierungen auf der Schönberggeraden diskutieren. Die unglaubliche Rezeptionistin im alkoholschwülstigen Zustand zu mitternächtlicher Stunde sexuell in Verlegenheit zu bringen, ist im Preis für eine Übernachtung in traumhaften Zimmern (60 Euro) inkludiert. Dass uns als Zimmer im Schönberghof die Honeymoonsuite mit Kuschellounge zugeteilt wurde, war nur die schlaflose Einstimmung auf das morgige Kettensägenmassaker.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit 1kg steirischen Kernölaufstrich bei herrlicher Landluft ersparte ich mir das Schmieren des Kranzerls auf der Gixxn, zumal ich die gesamte Bratl-Fettn brauchte, um in meinem Daineseeinteiler zu kommen. In Verbindung mit meinem neu erstandenen Spidi-Airbag Gilet war meine Bewegungsfreiheit wie bei einem Tetra-Querschnitt eingeschränkt.


Mit Bratl-Fettn in die Lederkombi.


Als wir ins Fahrerlager eincheckten, sträubten sich bereits die Nackenfalten des bremsenden Notars. R1 Renneisen aufgeschnürt wie auf einer Perlenkette, durchtrainierte und bereits konzentriert im Streckenstudium befindliche Rennfahrer, die im Gegensatz zu uns ausgeruht waren.

Der erste Turn gestaltete sich wie das Betasten einer eingeölten indischen Schönheit, beim aufwärmenden Rauffahren auf die Remus Spitzkehre kommt man sich vor als würde man den Berg Isel mit einer 350er Enduro raufreißen. Wer nach der Senke auf der Bergaufgeraden nicht voll am Nagel hängt, hat im scharfen vorhergehenden Castrol Rechtsknick nach Start und Ziel alles falsch gemacht. Der Remus Knick ist der ideale Zeitpunkt zum Überholen, vorausgesetzt, man weiß, wie man umlegt. Mit seinen 80 Grad war dieser für mich am Vormittag de facto nicht nehmbar und ich hatte das Gefühl wegen meines engen Lenkeinschlags der Gixxn und zu geringer Kurvengeschwindigkeit umzufallen. Nach der Schönberggeraden aus Vollast in die Gösser Rechtskurve bergab anzubremsen kommt einem wie ein feuchter Traum vor. Die beiden schnellen Linkskurven im Infield (Niki Lauda und Gerhard Berger) sind traumhaft zum Liegen, wer hier nicht aufs Knie kommt, kriegt einen Gratiskurs in Teesdorf für das Rookie Warm Up Training geschenkt. Die beiden Zielkurven (Joch Rindt und Mobilkom) müssen genau genommen werden, sonst lässt man unendliche Zeiten liegen oder verabschiedet sich wie eine R1 vor mir mit tollen Überschlagsnoten.

Der Fotograf wollte uns nicht auf dem Gruppenfoto.


Auf der Start Ziel Geraden macht sich Arena Atmosphäre wie im römischen Kollosseum breit. Gefühle, von denen schnellere Fahrer rein gar nichts mitbekommen. Ich hatte ob meiner nicht rennmäßigen Haltung sogar Zeit, mir volle Publikumsränge vorzustellen und die für die kommende Airpower trainierenden Fliegerstunts am Himmel zu beobachten. In der Mittagspause genehmigten wir uns ein hervorragendes Menü in der Red Bull Lane, serviert von wunderbaren, gesund gewachsenen Geschöpfen aus der Steiermark. Der bremsende Notar beschwerte sich chronisch wie an der Klagemauer in Jerusalem über den bestialischen Materialverschleiß seiner Duc und zu wenig Spitzenleistung auf den Geraden. Auch Fahrwerks-gespräche über Reinrutschen, Abfangen etc….mit sehr schnellen Leuten wie Kawaman Sendlhofer brachten leider keinen durchschlagenden Erfolg. Der bremsende Notar merkte dazu trocken an: Es ist wie beim Sex, um etwas zu verbessern, müsste man endlich einmal unten ein bisserl was spüren, was aber keineswegs der Fall ist.

Das darauf folgende Familyfoto der Yart Community wurde offenbar nach den Rundenzeiten am Vormittag positioniert, da wir vom Fotografen (in der Hoffnung, dass wir dadurch aus dem Bild verschwinden) gebeten wurden, ganz rechts außen in Stellung zu gehen. Der Nachmittag war bei sengender Hitze ein Erlebnis der besonderen Art. Das Yart Team testete (wie schon am Vormittag durchgehend im Gegensatz zu uns) mit seinen Spitzenleuten (Martin etc…).
Als ich auf der Bergaufgeraden bei ca. 260 von einem Yarter überholt wurde als hätte ich einen Motorschaden, wünschte ich mir, ich wäre Fliegenfischen in der Hochwasser führenden Mur. Beim Durchreichen passte subjektiv gefühlt maximal ein Schamhaar einer Jungfrau dazwischen und ich hatte durch den Windzug das Gefühl, dass mir das Gixxn-Heck in den Airbagkragen fällt.

Auf jeden Fall reichte es, nota bene nur auf der Geraden, ein paar Zweitakter Oldtimer, Speed Triples und Benellis zu degradieren. Bemerkenswert war, dass eine 30 köpfige Polizei Staffel mit ihren Dienstfahrzeugen trainierte. Weiße Mäuse ungestraft herzubirnen erlebt man auch nicht alle Tage, wobei auf der Bremse trotz Topcase und Blaulichhalter gegen die Herren nichts auszurichten war. Die einzige Dame aus der Polizistenriege war ein göttliches Geschöpf und sorgte in der Box für ein stalkendes Blitzlichtgewitter.

Den bremsenden Notar bekam ich fast nur in den Pausen der Turns zu sehen, wo er seine Eierspeis mit Speiseeis kühlte. Neben den Turns konnte man das Yart Team um fachkundige Tipps fragen, ein Gespräch in der Yart Box mit Jerman samt Foto bringt subjektiv 5 sec auf der Renne. Dass man sich schnelle Rundenzeiten verdienen muss, zeigten die Juniors der Yart Herren, die in Vollmontur am Ohrwascheln liegend durchs Fahrerlager düsten.

 
Am Abend waren die Ellbogen vom Anbremsen angeschwollen wie bei Bull Hurley nach dem Finale der Armdrückweltmeisterschaft, wie die Yart Racer ein Langstreckenrennen überstehen bleibt mir sowieso unerklärlich. Zur Abheilung der Schwellung von innen genehmigte ich mir noch einen vollen Beertender und freute mich insgeheim schon auf den nächsten Yart Day (voraussichtlich im Juni 2012 in Brünn).

Fazit des Tages und der Rennstrecke: Motorradstars zum Angreifen, die am Boden geblieben sind und sich nicht scheuen, notorischen Umherlutschern zur Seite zu stehen, Spielberg ist mehr Auto- als Motorradstrecke mit Paddock Annehmlichkeiten wie auf einem Ayurveda Urlaub und fordert martialischen Verschleiß von Körpergelenken und Material, die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Spielberg fordert jede 1000er und offenbart für jedermann sichtbar jede Inkontinenz (wie viel zu frühes Anbremsen und Panikattacken vor dem zu frühen Kabelziehen aus Kurven). Schon aus nostalgischen und patriotischen Gründen ein absolutes Muss.
 

 
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Text: Mother in Law
Bilder:
Mother in Law

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Bericht vom 21.07.2011 | 5.292 Aufrufe

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