Rennsport reloaded

kot trainiert wieder. Der GSX-R Cup erweckt verblasste Emotionen und Ambitionen.

Es müssten dringend die Rundenzeiten dem Fahrstil angepasst werden.

 

kot am Ring - reloaded

2008 hatte ich mich aus dem Rennsport zurückgezogen. Doch die Euphorie der Erfolge (beste Platzierung Vorvorvorletzter) liess mich nicht mehr los. Ich musste zurückkehren.
 
GSX-R Challenge beim Pezibär, erste ernstzunehmende Rennveranstaltung seit 3 Jahren. (Ausreden müssen immer gleich am Anfang genannt werden, damit sämtliche Misserfolge nicht mit Unvermögen und Faulheit erklärt werden müssen.) Nachdem ich den ganzen Donnerstag über allerorts nach Motorradständern und Reifenwärmern gesucht hatte, informiert mich Nils, der gerade beim Six Days Crazy Job in Bulgarien Mensch und Maschine schändete, dass sich gesuchte Teile im Serverraum des 1000PS-Büros befinden, 5 Meter von jenem Ort entfernt, an dem ich die ganze Woche gesessen hatte. Das ist wie beim Ringfahren, dachte ich. Man sucht die Sekunden beim Fahrwerk, bei der Motorleistung, bei der Aerodynamik des Helms und bei den 5 Kilo zuviel auf den Hüften, dabei liegen sie direkt vor dir auf der Strasse, du musst sie nur aufsaugen. Am Freitag also noch schnell beim Serverraum vorbeigeschaut und ab nach Brünn, das ist die Rennstrecke, die ich bis dato noch nie ohne Umwege erreicht habe. Das Navi war immer Schuld, also diesmal kein Navi und trotzdem verfahren. Zweimal. Ich kann und möchte das jetzt hier nicht ausführen, sonst müsste ich weinen.

If I had a hammer...Die unverzichtbare technisch-handwerkliche Begabung bringt kot schon mal mit. Er hat völlig selbständig und ohne Bauplan drei ferngesteuerte Autos fahruntüchtig gemacht. Jetzt überlegt er, was er als Nächstes ruinieren könnte.


Alles unter 30 Minuten macht keinen Sinn.


Nach 3 Stunden endlich am Masarik-Ring angekommen (fehlerlos und bei seichtem Verkehr in 2 Stunden möglich), die ersten Vorbereitungen für den MotoGP schon im Gange und deshalb mit halbiertem Fahrerlager, bekam ich, sobald ich mich vom Nervenzusammenbruch erholt hatte, einen unerwarteten Motivationskick. Zu Deutsch: Ich wurde geil. Angesichts der Rundenzeiten auf dem Bildschirm, die sich um die 2:20 bewegten, war ich guter Dinge. Letzte offizielle Zeitnehmung im Jahr 2008: exakt 2.20 Damals allerdings mit einer 600er Rennsemmel vom Unger Sepp. (Zur Orientierung: Jochen Rotter, der den Cup seit 2 Jahren dominiert, fuhr letzte Saison im Regen 2:20, im Trockenen erreicht er derzeit 2:11. Wird allerdings nächstes Jahr wieder im internationalen Rennsport aktiv sein.) Als analytisch denkender Realist wusste ich, dass dies mit der komplett serienmässigen GSX-R nicht auf Anhieb möglich sein würde. Mit einer Zeit von 2.25 würde ich im ersten Turn zufrieden sein.

Eine professionelle Rennsportkarriere funktioniert nicht ohne kompetentes Personal. Andi Gruber von Bridgestone Austria - Als Reifenexperte zuständig für die Fusspflege der GSX-R.

 
Motorrad vollgetankt, raus auf die Strecke und bis zur Erschöpfung draussen geblieben. Wenn ich was aus einer grossen österreichischen Motorradzeitschrift gelernt habe, dann, dass ein 20 Minuten Turn Null Sinn macht, wenn es darum geht, Linie und Rythmus zu finden. Deshalb versuche ich immer, mindestens 40 Minuten oder eine ganze Tankfüllung das sind meistens 50 Minuten meine Runden zu drehen. Nach 30 Minuten stellen sich zwar die ersten Ermüdungserscheinungen ein, doch erst nach einer halben Stunde findet man den richtigen Takt, der den Kräfteschwund mehr als wett macht. Streckensegmente vereinen sich, Übergänge werden fliessend, aus Ecken werden Kurven. Ausserdem agiert man dann erst Kräfte sparend, Verkrampfungen lösen sich und man bekommt den Flow…oder den Swag oder sonst was.

Ein Ziel, das man erreicht hat, ist keines mehr.


Ich hatte also Zeit, auf meine Zeit zu kommen. Ich erlaubte mir kaum Fehler, vermied riskante Überholmanöver, experimentierte nicht und tastete mich nur langsam an Brems- und Einlenkpunkte heran. Die Konkurrenz beobachten, das war jetzt wichtig. Hin und wieder erwischte ich eine saubere Runde, sowas merkt man sofort. Da später gebremst, hier früher ans Gas und dort spürbar mehr Schwung mitgenommen. Ja, ich glaube das war sie, die 2.25er Runde. Nach der Entscheidung, mich selbst nach 45 Minuten aus dem Ring zu nehmen, folgte der schwierigste Teil der Übung, der Gang zum Bildschirm. Auf der ersten Seite war mein Name nicht zu finden, auf der letzten auch nicht. Doch im Mittelfeld stand sie, die Nummer 57, mit einer Zeit von 2.25.009 Wahnsinn, unglaubliche Selbsteinschätzung! (Na geh sch…)

Einsatz am Ring in absoluter Standardcondition. Aus der Kiste minus Spiegel und plus in der GSX-R Challenge vorgeschriebene Bridgestone Battlax R10 Racing.

 
Ein Ziel, das man erreicht hat, ist im selben Moment keines mehr und führt deshalb unmittelbar nach dem Erfolg zu Unzufriedenheit und alles geht wieder von vorne los. Doch nur so kommt man voran. Same place, same station, neue Zeit. Am Nachmittag müssen 2.23 drin sein. Für die Suzuki eine Fingerübung, nur aus mir selbst musste ich sie irgendwie rausholen. An Motivation sollte es nicht mangeln. Doch so, wie es mir heuer auf dem Weg zum See und damit dem inspirierenden Anblick freigelegter Brüste unzählige Male passiert ist, sollte es auch diesmal kommen. In der Mittagspause setzte der ach so dringende Regen ein. Endlich wieder keine Sonne. Ich schreibe diese Zeile gerade live aus dem Laderaum des Scudo, in den schon mehr Benzin gesickert ist, als in den Naturparkplatz an der Endurostrecke in Nagycenk. Ich fühl mich funky. Die unerwartet schlechte Entwicklung der Wetterlage liess für den kommenden Tag nichts Gutes verheissen, war doch die Regenwahrscheinlichkeit für Samstag drei Mal so hoch prognostiziert wie für Freitag. Sonntag sollte es dann nur mittelschlecht werden. Für die Teilnehmer nichts Neues, schliesslich war bisher jedes Wochenende schlechtes Wetter gewesen. Doch diesmal kam es anders...

Fortsetzung: kot beim Rennen


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Text: kot
Fotos: A.Hlavac

Autor

Bericht vom 10.08.2011 | 3.952 Aufrufe

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