RTS Hungaro 2010

Streckenrekord am Hungaroring. Die Krone wandert in die Schweiz. Schlechtes Wetter, gute Rennen.

RTS Saisonstart 2010 - Hungaroring

Horst Saiger ist auf MV Agusta F4 1000 umgestiegen.

Während sich die 1000PS Gemeinde auf dem Pannoniaring zur alljährlichen Gripparty trifft, um in lockerer Atmosphäre und friedlicher Absicht ein paar Runden zu drehen, tragen 200 Kilometer weiter östlich ein paar der besten Motorradfahrer der Alpenrepublik den ersten Kampf der Schlacht um die Schweizer Straßenmeisterschaft aus. Schon Samstagvormittag zeigte sich der April von seiner unsympathischen Seite und sorgte mit gefühlten 5 Grad Lufttemperatur begleitet von ein paar eisigen Regentropfen für äußerst diffizile Verhältnisse. Der Wetterbericht versprach zwar einige Sonnenstrahlen und erträgliche Temperaturen, der April war aber nicht bereit, dieses Versprechen zu halten. Patrick Muff konnte am Freitag bei optimalen Bedingungen noch einen inoffiziellen Streckenrekord von absurden 1:50.6 aufstellen. Dies sollte aber die schnellste Zeit des Wochenendes bleiben.

Die Veranstaltungen von RTS Racing teilen sich 2010 in zwei Rennserien auf. In der ersten Serie mit insgesamt 6 Terminen werden die Königsklassen Superstock 1000 und Superstock 600 gemeinsam mit der Schweizer Meisterschaft ausgetragen. Ein besonderes Schmankerl für Auge und Ohr bieten die exklusiven Klassen Ducati Challenge und MV Agusta Intercup. Die zweite Rennserie, die an 5 Wochenenden stattfinden wird, richtet sich verstärkt an Hobbypiloten, die sich im Yamaha R-Cup, im Metzeler Interact Cup oder im 2-Stunden Rennen mit anderen Freizeitsportlern messen können. Durch die Aufspaltung der Klassen konnte erheblich mehr Zeit für freies Fahren geschaffen werden. Die RTS Termine sind also nicht bloß Anlaufpunkt für Ehrgeizler, die auf der Jagd nach Pokalen sind und können außerdem perfekt zum Trainieren verwendet werden.

Dem Schneehaserl scheint kalt zu sein.


Swiss & Austrian Open


Gerade rechtzeitig zum Start des 1. Swiss und Austrian Open Rennens begann es stärker zu tröpfeln. Diese Klasse wird noch für sehenswerte Spektakel sorgen. Hier sind Motorräder aller Hubraumklassen erlaubt. In der ersten Startreihe stehen Fireblade und CBR1000RR nebeneinander, dahinter macht sich eine B-King breit, in der nächsten Reihe wartet ein Ducati Streetfighter neben einer Aprilia RSV Mille ungeduldig auf den ersten Schlag. Kraut und Rüben sozusagen, aber unterhaltsam nicht nur zum Zusehen. Doch schon in der zweiten Runde musste das Rennen leider abgebrochen werden, da die Strecke im hinteren Bereich bereits nass war und sämtliche Teilnehmer mit Trockenreifen gestartet waren, was gleich drei Stürze zur Folge hatte. Die Rennleitung entschied 10 Minuten freies Fahren dazwischen zu schieben, um sich mit den geänderten Verhältnissen vertraut zu machen. In der Einführungsrunde zum zweiten Start stürzten wieder zwei Fahrer. Da warens nur noch vier.

An diesem Punkt wurde das Rennen endgültig abgeblasen. Zu nass für profilierte Slicks, zu trocken für Regenreifen. Der Wettergott inszenierte ein Drama in mehreren Akten. Der Lauf wurde schließlich als letztes Rennen des ersten Tages nachgeholt. Diesmal bei trockener Strecke und Sonnenschein. Ja, zu früh gefreut. Wieder machte den leidgeprüften Teilnehmern der April einen Strich durch die Rechnung und öffnete die Wasserschleusen. Der Sonnenschein blieb, die trockene Strecke ging. Das Rennen wurde als Wet Race gestartet, die Fahrer konnten selbst entscheiden, mit welcher Bereifung sie auf die Strecke gehen wollten. Einige Fahrer wollten kein Risiko eingehen und kehrten direkt nach der Einführungsrunde wieder in die Box zurück, andere warteten eine weitere Runde ab, um dann ebenfalls abzubrechen. Am tapfersten hielten sich die B-King Piloten, die sich die Punkte nicht einfach gegenseitig schenken wollten. 


STK 1000: Neuer Streckenrekord Hungaroring 1:50.903


Patrick Muff holte sich am Freitag mit einer Fabelzeit von 1.50.62 die Poleposition in der Stock 1000 Klasse vor Gregory Junod und Simon Baumann. Da diese Zeit im Qualifying erreicht wurde, durfte sie lediglich als inoffizieller Streckenrekord gewertet werden. Am Samstag Nachmittag trocknete die Strecke nach etwas Regen wieder auf und Muff konnte bei idealen Bedingungen im Rennen mit 1.50.9 die Sache offiziell machen und Andreas Meklau als Streckenrekordhalter vom Thron stoßen. Doch diese Machtübernahme hatte seinen Preis. Muff pushte zu stark und ging über das Vorderrad ab, konnte das Rennen aber fortsetzen. Muff kommt vom Supermoto und fährt ähnlich spektakulär und riskant wie Rolo Resch. Nach einer kompromisslosen Aufholjagd mit extrem schlechter Laune, bei der er fast ausschließlich außen überholte, schaffte er es noch sich bis auf die 3 vorzuarbeiten. Der zweite lauf lief nicht besser. In Führung liegend stürzt er erneut und verläßt die Strecke nicht auf dem Motorrad, sondern im Krankenwagen. Passiert ist nichts, außer dass er seinem härtesten Konkurrenten und Vorjahresmeister Patrick Junod mit zwei Siegen die vollen 50 Punkte geschenkt hat.

STK 600: Grammer hält die Fahne hoch.


Die Superstock 600er Klasse wurde von zwei Männern dominiert. Dem Schweizer Dominik Plüss und dem Slowaken Jaroslaw Cerny. Am Stockerl standen aber letztendlich Fahrer dreier Nationalitäten. Den kleinsten Pokal holte sich zweimal der österreichische Rekordhalter im Langzeitstudieren/-tachinieren Klaus Grammer, der aber gegen das schnelle Duo beide Male keine Chance hatte. Im ersten Lauf entschied Cerny das Rennen mit einem Zielvorsprung von nur 0,6 Sekunden zu seinen Gunsten, im zweiten legte Plüss aber noch ein Scheibchen drauf und lag im Ziel fast 9 Sekunden vor dem Slowaken. Grammer kann mit seinem Resultat aber sehr zufrieden sein. Ein Meistertitel in seiner, nach eigener Aussage 'letzten Saison' wäre ein schönes Abschiedsgeschenk, das er sich allerdings nur selbst machen kann.

 

Klaus Grammer nutzte das Wochenende zum Trainieren und holte sich nebenbei zwei Pokale ab.

Ducati Challenge & MV Agusta Intercup


Die Italo Klasse, wie die Ducati Challenge gemeinsam mit dem MV Agusta Intercup getauft wurde, führte der schreckliche Horst Saiger auf einer MV Agusta F4 1000 vom Grisoni Racing Team an. Am kalten und teils verregneten Samstag schien es fast so, als wäre Gott ein Fan italienischer Motorräder, denn kurz vor Rennbeginn riss die Wolkendecke auf und ließ ein paar Sonnenstrahlen durchblitzen. Auch der Asphalt war wieder aufgetrocknet und so stand einem regulären Rennen nichts mehr im Weg. Ernst Grabner hielt auf seinem schwarzen Streetfighter von Ducati Wien als Einziger die österreichische Flagge hoch und hielt tapfer mit den Superbikes mit. Saiger dominierte als klarer Favorit das Rennen, doch er hat die Rechnung ohne die Divenhaftigkeit der bella macchinas gemacht. Kurz vor Schluss musste er das Rennen vorzeitig beenden.

Im zweiten Lauf lief dann alles bestens für den Liechtensteiner und er konnte seiner Favoritenrolle mit einem Start-Ziel Sieg und einem Vorsprung von 48,5 Sekunden auf den Zweitplatzierten Ernst Grabner voll und ganz gerecht werden. Grabner konnte mit seinem Streetfighter zwei Podestplätze einfahren, dritter Platz im ersten und zweiter Platz im zweiten Lauf, und dürfte nun auf die österreichische Konkurrenz bestens vorbereitet sein. Auf jeden Fall ist die Italo Klasse ein Fest für Auge und Ohr und sorgt für ein unvergleichliches Flair in der Boxengasse.

Edle Kaschmirdecken statt billiger Reifenwärmer.


B-King Cup: Big sick!


Dass ein Suzuki B-King Cup funktionieren könnte, hätte ich nie für möglich gehalten. Ein GSR600 Cup vielleicht, da es sich dabei um ein ebenso Ring taugliches wie leistbares Motorrad handelt. Die B-King hingegen ist weder noch. Mit einer Leistung von 184 PS aus 1,34 Litern Hubraum fehlt es ihr zwar nicht an Schmalz, mit 259 Kilo Lebendgewicht aber auch nicht an Gewicht. Und bei einem Preis von € 17.199,- (Österreich) plus die Kosten für ein paar notwendige Modifikationen für den Ringbetrieb sicher nicht die günstigste Art Rennen zu fahren. Doch ein paar echte Männer aus der Schweiz ließen sich nicht von rationalen Kosten-Nutzen-Rechnungen, sondern rein von irrationaler Leidenschaft leiten und entschieden nach einer ersten Testfahrt in Dijon/Frankreich, den B-King Cup zu starten.

Gefahren wird der Cup in der offenen Klasse im Rahmen der RTS Veranstaltungen. Zu der besonderen B-King Wertung zählen aber nicht nur die Punkte aus den beiden Rennen an einem Wochenende. Teamchef Roland Münterer hat sich mit seinen Kollegen ein ganz spezielles Punktesystem einfallen lassen: "Zunächst einmal bekommt jeder Fahrer am Anfang der Saison Punkte für sein Gewicht und sein Alter. Je mehr ein Fahrer wiegt und je älter er ist, desto mehr Punkte werden auf seinem Konto gut geschrieben. Außerdem fließt die Bewertung bei der Gridgirl-Wahl (Jeder Fahrer hat ein eigenes Gridgirl) in die Punktetabelle ein." Münterer betonte aber, dass bei allem Spaß letztendlich die Leistung im Rennen zählt und am Ende der Saison mit Sicherheit der beste Fahrer den ersten B-King Meisterpokal in Händen halten wird.

B-King Box: Gegen den Schlankheitswahn.

Das persönliche Gridgirl darf nicht fehlen.


100 Liter Freibier


Samstagabend lud die Veranstalterin zu einem kleinen Beisammensein in Box 8. Zur Verpflegung wurden Knabbergebäck und 100 Liter Freibier gereicht. Die Pokale des ersten Tages wurden überreicht und das schönste Gridgirl des B-King Cups gekührt.

 
Volle Hütte. Ob das was mit den 100 Litern Freibier zu tun hatte, können wir nur vermuten.
Ernst Grabner erkämpfte mit seinem Streetfighter von Ducati Wien sensationell einen dritten und einen zweiten Platz (nur hinter Horst Saiger). STK 1000 Sieger Gregory Junod und MV Agusta Pilot Horst Saiger.

Ergebnisse Hungaro


Superstock 600 Superstock 1000
Open Italo

Termine 2010


Rennserie 1    
Austria + Swiss Open, Ducati / MV Agusta Challenge, Schweizer Superstock
09. - 11. April Hungaro (HU) 09. - 11. April 2010
11. - 13. Juni Most (CZ) 11. - 13. Juni 2010
01. - 04. Juli Pannonia (HU) 01. - 04. Juli 2010
27. - 29. August Dijon (F) 27. - 29. August 2010
17. - 19. September Slovakia (SK) 17. - 19. August 2010
Rennserie 2    
Metzeler Interact Cup, Racing4Fun Cup, Yamaha R-Cup, RTS Open Cup, RTS Racing Challenge, 2h Rennen
16. - 18. April Pannonia (HU) 16. - 18. April 2010
07. - 09. Mai  Pannonia (HU) 07. - 09. Mai 2010
23. - 25. Juli Slovakia (SK) 23. - 25. Juli 2010
13. - 15. August Slovakia (SK) 12. - 15. August 2010
01. - 03. Oktober Hungaro (HU) 01. - 03. Oktober 2010 inkl. IOEM

RC8 - Projekt Sozia


Martin Mühlberger hat zwar selbst an keinem Rennen mehr teilgenommen, dafür bot er sich als kompetenter und unterhaltsamer Co-Moderator an und sorgte für kurzweilige Stimmung im Fahrerlager. Fad dürfte es auch seiner Frau nicht geworden sein, denn die nahm er auf seiner RC8 für ein paar gemütliche Runden auf den Ring mit. Diesmal musste sie sich noch an ihrem Gatten festklammern, was nach eigener Aussage nicht mehr als 2 Runden möglich war, doch gemeinsam mit 1000PS wird Martin ein Haltegriff-System für Beifahrer testen, um am Pannoniaring herauszufinden, welche Zeit mit einem Renntaxi möglich ist.

   

 
 

Text: kot
Fotos: kot, Mühlberger

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Bericht vom 13.04.2010 | 4.773 Aufrufe

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