Honda Monkey, Dax und SuperCub im Test
125er Spaß mit Tradition
Drei Mal 125 Kubik für ein Halleluja. Hondas kleine Retrobikes sind auch im mondänen Wien absolute Hingucker. Zonko, Vauli und Poky vergleichen mit der gebotenen Ernsthaftigkeit.
Dax, Monkey, SuperCub: Drei klingende Namen mit Geschichte
Es geht tierisch zu bei Honda und das schon seit den 50er Jahren. Zwar steht CUB, wie Hondas meistgebautes Fahrzeug (2017 wurde die 100 Millionen Stück Marke geknackt!) bei seiner Marktpremiere 1958 noch hieß für Cheap Urban Bike, aber Cub bezeichnet im Englischen auch ein frisch geborenes fleischfressendes Säugetier. Die tierischen Verbindungen setzten sich 1960 mit der Honda Monkey und 1967 mit der Honda Dax (zu deutsch Dackel) fort. Allen drei historischen Tierchen war ein 50 Kubik-Einzylinder sowie der Nimbus der Unzerstörbarkeit gemeinsam.
Für 2023 wurde nach Monkey und SuperCub nun also auch der Dackel wiederbelebt. Dabei darf er sich bei der Monkey den Motor, das Fahrwerk und Chassis leihen und vom SuperCub bekommt er die halbautomatische Viergangschaltung geliehen. Der Hubraum ist wie bei den Geschwistermodellen ebenfalls auf stattliche 125 Kubikzentimeter angewachsen. Um die Leistung der drei Hondas von knapp 10 PS legal auf die Straße bringen zu können, ist nunmehr also ein Führerschein der Klasse A1 erforderlich. Alternativ können Autoführerscheinbesitzer in Deutschland mittels der B196-Zusatzausbildung bzw. in Österreich mit dem Code 111 in den Genuss der tierischen Kleinmotorräder kommen.
Praxistauglichkeit der drei Musketiere
Auch wenn die drei Bikes nach heutigen Maßstäben zierlich wirken, im Vergleich zu ihren Urahnen sind sie beinahe als riesig zu bezeichnen. So ist auf Dax und SuperCub auch ein Zweipersonenbetrieb vorgesehen und (sofern man keine sportlichen Ambitionen hegt) möglich. Beim Thema Stauraum muss man selbst beim SuperCub im Vergleich zu modernen Rollern Abstriche machen. Dennoch sind die drei Bikes mit ihrem geringen Gewicht - Monkey 104 kg, Dax 107 kg, SuperCub 110 kg, alles vollgetankt auf der unbestechlichen 1000PS-Viehwaage ermittelt - praktisch. So können sie aufgrund ihrer geringen Ausmaße problemlos hinten am Wohnmobil oder anderen Fahrzeugen mit einer entsprechenden Stützlast auf der Anhängerkupplung mitgenommen werden und am Zielort als Fortbewegungsmittel für die letzten Kilometer zum Strand oder in die nächste Stadt genutzt werden. Dabei reicht es in der Regel den 5,6 Liter fassenden Tank bei der Abfahrt vollzumachen, der unglaublich geringe Verbrauch ermöglicht Reichweiten jenseits der 300 Kilometer.
Hinsichtlich Beschleunigung und Topspeed braucht man sich keine Illusionen machen: 11 Newtonmeter und knapp 10 PS sind keine Werte die im Quartett zum Sieg reichen. Aufgrund des niedrigen Gewichts, ist man an der Ampel aber zumindest kein Hindernis für die Autos an denen man sich gerade so mühelos vorbeigeschummelt hat. Je nach Fahrergröße und -gewicht erreichen alle drei über kurz oder länger die 100 km/h Marke. Man kann also durchaus Überland-Etappen oder ein paar (Stadt-Autobahn-Kilometer) einplanen. Vorsicht ist jedoch bei Überholmanövern geboten. Im Windschatten des LKWs lassen sich Geschwindigkeitsdifferenzen von 20 km/h realisieren, schert man dann übermütig aus und setzt zum Überholen an, kann man am Tacho den Verfall des aufgebauten Speed-Überschusses beobachten. Spätestens auf Höhe der Fahrerkabine wird es dann zäh und eventuell auch risikoreich, schließlich hat so ein 40 Tonner großzügig bemessene Tote Winkel in denn man im Sattel der kleinen Hondas mühelos verschwindet. Also lieber entspannt den Gashahn etwas zudrehen und die Landschaft genießen.
Produkttipps
Sparsamer Unterhalt und hoher Werterhalt relativieren den Einstandspreis
Die Preise für Honda SuperCub, Monkey und Dax sind auf den ersten Blick ambitioniert angesiedelt. Betrachtet man allerdings die wertige Verarbeitung und die Liebe zum Detail, mit der Honda die kleinen Fahrzeuge bedacht hat und wirft einen Blick auf den guten Werterhalt älterer Modelle, von dem andere 125er am Markt nur träumen können, relativieren sich die Anschaffungskosten. Zudem umfasst die Serienausstattung aller drei ABS (am Vorderrad) ein Sicherheitsfeature, das bei Zweirädern bis 125 Kubik nicht verpflichtend und auch immer noch nicht Standard ist.
Zum bereits erwähnt niedrigen Verbrauch gesellen sich extrem geringe Kosten für Steuer und Versicherung. Wie bei allen Zweirädern entfallen in der Regel auch Parkscheine in Kurzparkzonen. Der geringe Platzbedarf der drei Retro-125er lässt einen beinahe überall ein Plätzchen finden. Die Bereifung hält aufgrund der geringen Belastung durch den Antrieb ewig, Verschleißteil- und Servicekosten halten sich ebenfalls in Grenzen. So kommt man auch mit einem geringen Budget gut durchs Jahr.
Honda ST125 Dax 2023 im Detail
Die Honda ST125 Dax, wie der Dackel mit vollem Namen heißt, wurde 2022 vorgestellt und ist seit Kurzem erhältlich. Die Halbautomatik mit vier Fahrstufen ist für Motorradfahrer zunächst gewöhnungsbedürftig gibt es schließlich ein umgekehrtes Schaltschema und keine Kupplung, erschwerend kommt hinzu, dass die Dax im Gegensatz zum SuperCub ohne Ganganzeige auskommen muss. Doch hunderte Millionen Käufer dieses Systems in Asien können nicht irren! Für Käufer, die vom Auto umsteigen ist der Einstieg und das Erlernen dieser Getriebebedienung sicherlich leichter, als das einer herkömmlichen Motorradgetriebes. Ein Absterben lassen des Motors etwa ist quasi nicht möglich.
Nicht ganz optimal ist die Ablesbarkeit des kleinen LC-Displays, das von der Monkey übernommen wurde, da hilft auch die verspielte Animation beim Betätigen der Zündung nicht. Auf die Darstellung eines Drehzahlmessers verzichtet Honda, die Geräuschentwicklung des kleinen Einzylinders ist somit der einzige Indikator für einen Schaltvorgang. Erfahrene Piloten werden damit kein Problem haben, für Anfänger ist es aber vermutlich schwieriger einzuschätzen, wann es geboten wäre, den nächsthöheren Gang einzulegen.
Die Sitzposition auf dem Dackel ist auch für größere Piloten erträglich, durch die lange Sitzbank hat man viel Bewegungsfreiheit auf dem Motorrad. Die Bereifung der 12 Zöller in den Dimensionen erlaubt Umlegen bis auf die Rasten, wie wir bei unserem Abstecher auf die Supermotostrecke herausgefunden haben. Der kleine wendige Dackel macht einfach einen Riesenspaß und ist die richtige Wahl für all jene denen die Monkey grundsätzlich gefallen würde, sich aber die Möglichkeit wünschen ab und an einen Passagier mitzunehmen.
Honda Monkey 2023 im Detail
Die ikonische Monkey war das erste klassische Modell der Familie, das Honda wieder zum Leben erweckt hat. Seit 2018 ist sie als 125er wieder im Programm, wodurch wir auch schon einige Testberichte zur Honda Monkey 125 online haben und ich den Absatz eher kurz halten werde. Als Fuhrparkfahrzeug von 2018-2020 hat sie sich im Herzen der 1000PS Redaktion einen Fixplatz erarbeitet. Es gibt wohl kaum ein zugänglicheres Motorrad am Markt. Für das Modelljahr 2022 spendierte Honda einen fünften Gang, der als Overdrive dazu ausgelegt ist, das Drehzahlniveau auf längeren Etappen zu senken. Das Motorradgetriebe ermöglicht auch wunderbar erste Wheelieversuche, die mit der Monkey leicht eingeleitet (und wenn man es beherrscht auch gut kontrolliert) werden können. Die Kritik am Display muss sie sich wie der Dackel gefallen lassen, doch spätestens nach dem einem die ersten freundlichen Gesichter am Straßenrand entgegen gelächelt haben und man es sich im bequemen Einzelsitz der Monkey so richtig gemütlich gemacht hat, verzeiht man ihr ohnedies alles.
Honda SuperCub C125 2023 im Detail
Der praktischste Teil des Trios und Nachfahre des legendären Honda Cubs der 50er Jahre, wurde von Honda für Europa 2019 wiederbelebt. Zunächst als Einsitzer ausgeführt, gibt es mittlerweile einen vollwertigen Soziussitz. Das Fahren zu zweit ist auf keinem anderen Retro-Achterl so würdig, wie am SuperCub. Fahrdynamisch punktet er insbesondere hinsichtlich der Stabilität, die ihm seine großen Räder verleihen. Der Grip mit den Asphaltschneidern in den Dimensionen, ist allerdings endlich. Insbesondere auf rutschigem Untergrund oder bei Regen sei ein gewisses Maß an Vorsicht angeraten. Apropos Schlechtwetter: Die Schürze an der Front bietet ein zufriedenstellendes Maß an Wind- und Wetterschutz, von dem Piloten von Monkey und Dax nur träumen können.
Die Tachoeinheit besteht aus einem analogen Geschwindigkeitsmesser und einem kleinen Digital-Display, das prominent die Ganganzeige beherbergt. Ohne Spektakuläres zu bieten, stellt sie ihre 125er-Geschwister in dieser Kategorie in den Schatten. Ein Feature, das auch nicht viele A1-Bikes bieten, ist das Keyless-Go System. Der Schlüssel kann beim Abstellen vorm Cafe also lässig in der Tasche bleiben. Kontrovers: Der SuperCub bietet (nur) einen Hauptständer, wodurch das Abstellen vorm Cafe dann doch wieder etwas weniger lässig wird. Auf der anderen Seite erleichtert so ein Hauptständer arbeiten wie Ketteschmieren natürlich maßgeblich.
Fazit: Honda Super Cub C 125 2023
Schlau, schlau, Honda positioniert den Super Cub C125 in unseren Breiten nach wie vor als stylishes Schmuckstück, während er in Asien als ultimatives Arbeitsgerät und Lastesel verwendet wird. Der Alltagsnutzen ist durch den fehlenden Stauraum unter dem Sitz zwar nach wie vor eingeschränkt, nun kann man ihn aber problemlos im Zweimann-Betrieb nutzen - und das sogar richtig gut! Das Fahrwerk zeigt sich selbst bei massiver Überschreitung der zulässigen Zuladung erstaunlich robust, bleibt dabei aber komfortabel, der Motor zieht in Kombination mit dem Viergang-Halbautomatik-Getriebe agil an und die Bremsen verzögern Honda-typisch zuverlässig. Der große Trumpf ist die einzigartige Optik, die den Super Cub in die Riege der meist teureren 125er-Edelroller und -motorräder hievt.- Vom Arbeitsvieh zum Kultgerät
- genügend Leistung samt Euro5
- stabiles Fahrverhalten
- zuverlässige Bremsen
- coole Retro-Optik
- LED und Smart Key
- enormer Spaßfaktor
- kein Stauraum
- wenig Grip bei schlechten Straßenverhältnissen
Fazit: Honda Monkey 125 2023
Sucht man im Lexikon nach dem Wort "Freude", sollte daneben gleich ein Bild der Honda Monkey 125 erscheinen. Sie ist das perfekte Motorrad für alle, die sich nicht allzu ernst nehmen und ein kultiges Funbike suchen. Denn egal wie anstrengend der Tag in der Arbeit, der Schule, etc. war, ein kurzer Ausritt auf der Honda Monkey 125 lässt alles schnell vergessen. Schüchtern darf man aber nicht sein, denn kein anderes A1-Bike ist solch ein Magnet für neugierige Blicke, die sich schnell in ein breites Grinsen verwandeln. Die Honda Monkey 125 - ein Synonym für Spaß auf zwei Rädern!- Kultfaktor
- kompakte Ausmaße
- coole Optik
- hoher Spaßfaktor
- guter Motorsound
- handliches Fahrverhalten
- vollwertiges 5-Gang-Getriebe
- kaum Stauraum
- nur ein Sitzplatz
- Armaturen schwer ablesbar
Fazit: Honda Dax 125 2023
Der Dackel ist zurück! Das tierische Spaßgerät für zwei aus dem Hause Honda ist ein absoluter Blickfang. Ob A1-Führerschein, Code 111 oder B196: Die zu überwindende Hürde um Freude an der Dax zu haben, ist gering. Die Halbautomatik ist zwar für Motorradfahrer ungewohnt, aber dennoch praktisch. Das kompakte Leichtgewicht findet überall seinen Platz und ist genügsam im Verbrauch! Willkommen zurück Honda Dax!- Kultfaktor
- kompakte Ausmaße
- coole Optik
- hoher Spaßfaktor
- guter Motorsound
- handliches Fahrverhalten
- Platz für Zwei
- für Motorradfahrer gewöhnungsbedürfttige Halbautomatik
- keine Ganganzeige
- Armaturen schwer ablesbar
Bericht vom 22.06.2023 | 46.034 Aufrufe