Test der neuen BMW F 850 GS Adventure 2019 in Südspanien

Ist die "kleine" etwa die bessere Adventure?

2018 wurde die komplett neu gestaltete BMW F 850 GS auf den Markt gebracht. Für 2019, also ein Jahr später, wird als logischer Schritt die Adventure Variante nachgereicht. Wir durften Sie bereits für Euch testen, BMW präsentierte im schönen Andalusien auf offroad-lastigem Terrain das kleine Universaltalent.

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Der Weg zur neuen BMW F 850 GS Adventure

Knapp 10 Jahre hatte das Konzept der alten F 800 GS bereits am Buckel als BMW 2018 die neue 850er Generation vorstellte. Dabei blieb kein Stein am anderen. Der Tank wanderte wieder nach vorne, der Motor wurde komplett neu entwickelt und auch das Rückgrat ist nun ein Brückenrahmen anstelle der Gitterrohr-Konstruktion. Für 2019 wurde nun auch die obligatorische Adventure Variante nachgereicht. Die auffälligsten Änderungen am Papier: Mehr Federweg, mehr Tankinhalt, höherer Lenker und natürlich auch ein etwas höheres Gewicht. Die grundlegenden Eckdaten der Antriebseinheit blieben unverändert. Der Reihenzweizylinder mit 853 ccm drückt an der Kurbelwelle 95 PS und 92 Nm ab.

BMW F 850 GS Adventure glänzt mit wohlerzogenem Motor und gutem Getriebe

Wo wir schon beim Motor sind - dieser weiß auch in der getesteten Adventure zu überzeugen. Allerdings weniger durch satten Antritt oder eine überragende Spritzigkeiten. Nein, viel mehr ist es die gute Fahrbarkeit und die Manieren, welche der 850er an den Tag legt. Schon ab knapp über 2000 Umdrehungen läuft das Aggregat rund und dreht seidig hoch, Lastwechsel sind kaum zu spüren und auch Vibrationen kommen relativ wenig durch. Anders als von den großen Boxer-GS-Modellen gewohnt, möchte der Reihenzweizylinder mit 90 Grad Hubzapfenversatz aber gedreht werden, um in schnelleren Straßenpassagen dranbleiben zu können. Einen weiteren positiven Beitrag zu den zuvor genannten Tugenden liefert auch der optionale Schaltautomat inklusive Blipper Funktion, welcher im Test sehr gut funktionierte. Das Hoch- und Runterschalten ohne Kupplung erleichtert den Umgang mit der Maschine in jeder Situation und schafft ein deutliches Plus an Komfort. (Die Gänge flutschen übrigens merklich sauberer und mit weniger Kraftaufwand durch das Getriebe als an der großen 1250er GS.) In Kombination ermöglicht dieses Paket auch im Gelände ein angenehm stressfreies vorankommen, was wir bei unserem Test auf den unbefestigten Straßen und Trails durch die malerische Landschaft Andalusiens mit engen Kehren und schmalen Trails, gleich in der Praxis erleben durften.

BMW F 850 GS Adventure mit vielen Technologie- und Elektronik-Optionen

Mit der BMW F 850 GS (Adventure) wurde nun auch in Sachen Assistenzsysteme und Elektronik ein neues Niveau erreicht. Da wäre etwa das Dynamic ESA Dämpfungssystem, welches in der neuen Modellgeneration zur Verfügung steht. Dieses reagiert selbstständig auf die unterschiedlichsten Fahr- und Beladungszustände und sorgt Augenblicklich für ein optimales Dämpfungsverhalten. Ebenfalls angeboten wird nun das obligatorische Kurven-ABS sowie auch eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle. Empfehlenswert auch die "Fahrmodi-Pro", welche das serienmäßigen Angebot Rain und Road um den Enduro Pro sowie auch den Dynamic Pro Mode erweitern. Diese Liste könnte man noch eine Zeit lang fort führen: Heizgriffe, Tagfahrlicht, Tempomat, etc... alles verfügbar. Doch am Ende wartet die zu erwartende schlechte Nachricht - all das ist aufpreispflichtig. So macht man aus dem Basispreis von 12.950 (in Deutschland) schnell mal knapp 20.000 Euro und wildert damit eigentlich schon in den Preisregionen der neuen R 1250 GS.

BMW F 850 GS Adventure Ergonomie und Komfort

In diesem Kapitel kann die F 850 GS Adventure mit den selben Pluspunkten wie ihre große 1250er Schwester aufwarten. Einmal auf den Sattel in einer Höhe von 875mm (890mm mit Rallye Sitzbank) geschwungen, fühlt man sich auch hier gleich von Beginn weg extrem gut in das Motorrad integriert. Der wuchtige 23 Liter Tank, an der Adventure verlangt einen etwas weiteren Beinwinkel als bei der Standard GS, dafür kommt man laut Angaben von BMW über 550 Kilometer weit. Mit dem hohen und breiten Lenker lässt sich das Motorrad auch jederzeit wunderbar dirigieren. Erwähnenswert an dieser Stelle auch die überragende Stabilität. Selbst beim Experiment auf der Autobahn, wenn bei einer Geschwindigkeiten von etwa 160 km/h (bei montiertem Topcase) mächtiger am Lenker gerüttelt wurde, ließ sich die Adventure nicht aus Ruhe bringen. Geschuldet ist dies vermutlich unter anderem auch dem langen Radstand von 1593 mm, welcher nochmal um 89 mm länger ist, als der an der großen 1250er GS. Zusammen mit den 211 Kg Zulademöglichkeit steht somit auch komfortablen Fahrten mit Sozia und ordentlich Gepäck nicht´s im Wege.

BMW F 850 GS Adventure mit ungewöhnlicher 21 Zoll / 17 Zoll Paarung

Anders als in diesem Segment üblich, setzt man bei der BMW F 850 GS Adventure auf ein 17 Zoll Hinterrad. Einerseits ein logischer Schritt um sich aus dem bestehenden Baukasten bedienen zu können und andererseits wäre mit einem 18 Zoll Pneu der ohnehin lange Radstand noch weiter angewachsen. Im Fahrbetrieb gibt sich diese Dimensions-Paarung aber absolut harmonisch und unspektakulär. Viel stärker macht sich hier das 21" Vorderrad im schweren Gelände bemerkbar. Grobe Unebenheiten und Spurrillen werden damit spürbar eleganter genommen als mit der 19" Front der 1250 GS.

Dynamic ESA Dämpfungssystem wirkt an der F 850 GS Adventure nur am Heck

Die reguläre 43 mm Upside-Down-Federgabel benötigt, anders als die Telelever-Technologie, keine Eingewöhnung und liefert von Beginn weg transparentes Feedback. An den überragenden Komfort der großen GS kommt sie allerdings dabei nicht ganz heran. Das liegt vielleicht auch an der universalverträglichen Abstimmung des Dämpfungselements, denn eine (elektronische) Verstellbarkeit hat man ihr aus Kostengründen nicht gegönnt. Das optionale Dynamic ESA am Heck funktioniert dagegen hervorragend und darf als echte Empfehlung gesehen werden, speziell wenn man sich auf oftmals wechselndem Terrain befindet.

BMW F 850 GS Adventure mit sinnvoller Enduro Ausstattung

Eine tolle Sache sind, wie an den Adventure Modellen von BMW üblich, die groben Enduro Fußrasten. Diese liefern auch unter nassen und schlammigen Bedingungen bombastischen Grip und passen gleichzeitig sehr gut zum Rallye Look der Adventure. Ebenfalls eine tolle Idee, ist die integrierte Höhenverstellung des Fußbremshebels, welche mittels einfacher Klappenbewegung um etwa 2 cm nach oben oder unteren arretiert werden kann. Die robuste Erscheinung der BMW F 850 GS Adventure wird mit zwei großzügig ausgeformten Sturzbügel an den Flanken komplettiert. Bei Um- und Unfällen, welche im ernsthaften Offroad-Einsatz schon mal passieren, wird damit effektiv die Verkleidung sowie auch sensible Bauteile, wie beispielsweise der Kühler, geschützt.

BMW F 850 GS Adventure optional auch als A2 Version mit 48 PS erhältlich

Für Einsteiger bietet BMW die F 850 GS Adventure dankenswerterweise auch als 48 PS Version an. Für echte Abenteuerer und Weltreisende steht außerdem eine Variante parat, welche mit Normalbenzin auskommt aber dabei immer noch 90 PS liefert.

Fazit: BMW F 850 GS Adventure 2018

Die "kleine" Adventure ist ebenso ein grandioses Universaltalent wie die große 1250er GS. Mit dem 21 Zoll Vorderrad eignet sie sich für ernste Offroad-Einsätze vielleicht sogar noch etwas besser. Motor und Getriebe funktionieren trotz des oftmals bemängelten chinesischen Ursprungs ausgezeichnet. Stärke und Schwäche zugleich sind an ihr die umfangreiche optional gebotene Ausstattung. Damit kann zwar alles drangepackt werden was Sicherheit bietet, Spaß macht und auch Sinn ergibt. Doch treibt man´s mit den Häkchen bei den Optionen zu bunt, ist man schnell in Preisregionen vorgedrungen wo auch schon die große GS zu haben ist.


  • Komfort
  • Ergonomie
  • Witterungsschutz
  • wohlerzogene Antriebseinheit
  • gutes Getriebe/Schaltautomat
  • gute Geländegängigkeit dank 21" Vorderrad
  • Motor versprüht wenig Emotion
  • Gabel nicht einstellbar
  • hoher Preis mit Zusatzausstattung

Bericht vom 18.12.2018 | 28.701 Aufrufe

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