BMW R 1300 GS Adventure Erfahrungen in Kanada

Traumtour durch Nova Scotia mit der R 1300 GS Adventure

1800 km Test! Zu Zweit durch das Outdoor Paradies Nova Scotia. Sie schlägt sich die BMW R 1300 GS Adventure im intensiven Praxistest?

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Manchmal erfüllen sich Wünsche nicht und das ist gut so. Eigentlich wollte ich nach meinen guten Erfahrungen auf Gran Canaria mit einer F 800 GS durch Nova Scotia touren. Stattdessen stand eine R 1300 GS Adventure vor mir. "Zu viel, zu schwer, nicht nötig", dachte ich. Nach einer Woche durch Kanadas Atlantikprovinz muss ich gestehen: Ich bin verliebt. Diese Maschine hat mich vom ersten Kilometer in der Großstadt Halifax bis zum letzten Sonnenuntergang am Cabot Trail völlig überzeugt.

BMW R 1300 GS Adventure Erste Eindrücke: Optik spaltet, Ergonomie überzeugt

Unterwegs in Nova Scotia mit der BMW R 1300 GS Adventure
Unterwegs in Nova Scotia mit der BMW R 1300 GS Adventure

Die neue Frontpartie der 1300er GS polarisiert das war schon vor der Reise klar. Auch ich gehörte zu den Skeptikern der neuen Optik. Doch je länger ich mit der Adventure unterwegs war, desto mehr verstand ich BMWs Designentscheidung. Die glatte Kunststoffverkleidung mag nicht den robusten Enduro-Charakter der alten Rohrrahmen-GS ausstrahlen, aber sie ist funktional durchdacht: keine störenden Kanten für die Knie, viel Bewegungsfreiheit und mit den praktischen Sturzbügeln perfekt für Adventure-Einsätze gerüstet. Der Arbeitsplatz präsentiert sich gewohnt BMW-typisch: Das "Wonderwheel" auf der linken Seite ist intuitiv bedienbar, alle Bedienelemente fallen natürlich unter die Finger. Selbst bei vollgepackter Ausstattung verliert man nie die Übersicht ein Detail, das man bei der Konkurrenz oft vermisst.

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BMW R 1300 GS Adventure Motor & Antrieb: Souveräne Kraftentfaltung mit einem Aber

Der BMW R 1300 GS Shiftcam Boxer
Der BMW R 1300 GS Shiftcam Boxer

Der 1300er Boxer entwickelt seine 145 PS und 149 Nm Drehmoment mit der gewohnten BMW-Souveränität. Auf den langen, geschwungenen Kurven der NS-30 am Cabot Trail entfaltet der Motor seine wahren Stärken: müheloses Dahingleiten bei moderaten Drehzahlen. Die Kraftentfaltung ist linear und gut dosierbar perfekt für die weiten kanadischen Landschaften. Trotzdem hat man immer ein Ass im Ärmel. Das ist vor allem bei Überholmanövern von Vorteil. Mein Sohn und ich wiegen mit Klamotten jeweils ca. 85kg. Das Gepäck brachte nochmal 15-20kg auf die Waage. Insofern musste ich eingestehen - Viel Hubraum und Drehmoment sind zwar kostspielig aber leider geil! Ein Kritikpunkt bleibt jedoch: Das früher so geschätzte "sechster-Gang-ab-50-km/h"-Feeling der alten 1250er GS kommt bei der 1300er nicht so rüber. Bei Geschwindigkeiten um 60-70 km/h fühlt sich der Motor im sechsten Gang leicht gequält an. Interessant: Mit Tempomat funktioniert dasselbe Szenario problemlos die Elektronik macht's möglich. Schaltet man selbst, wechselt man instinktiv in den fünften oder vierten Gang. Das Ansprechverhalten ist im tiefen Drehzahlbereich eben nicht mehr so souverän wie früher, aber offenbar ist es eher ein Problem im Kopf. Denn mit Tempomat gleitet man auch mit 60 km/h mühelos im sechsten Gang dahin. Ich bin schon gespannt wie Besitzer der GS das bei meinem YouTube Video kommentieren. In der Stadt nervt das harte "Klonk" beim Gangwechsel in den ersten beiden Gängen immer noch ein wenig, besonders im Stop-and-Go-Verkehr von Halifax. Das ruppige Anfahren und spürbare Lastwechsel trüben das Fahrvergnügen im urbanen Umfeld merklich. Das war einer der wenigen Momente wo ich eine zugängliche F800GS angenehmer empfunden hätte. Erstaunlicherweise hatte ich ansonsten in der Großstadt mit dem großen Motorrad keine Probleme. Der gewaltige Lenkeinschlag, die Hill Hold Control und die adaptive Sitzhöhen Regulierung sorgten dafür, dass sich die GS auch im Großstadtdschungel stark präsentierte.

Produkttipps

BMW R 1300 GS Adventure Fahrwerk & Handling

Hier spielt die Adventure ihre größte Stärke aus: die Balance. Egal ob solo, mit Sozius oder vollbepackt mit zwei Koffern die Front fühlt sich immer neutral und harmonisch an. Diese Konstantheit, unabhängig vom Beladungszustand, erreicht kaum ein anderes Motorrad. Der extrem breite Lenker ermöglicht präzise Lenkbewegungen mit minimalem Kraftaufwand und einen beeindruckend engen Wendekreis. Das elektronische Fahrwerk ESA hat BMW über Generationen perfektioniert. Beim Bremsen, Beschleunigen oder bei Gangwechseln passt das System nahtlos es ist einfach richtig eingestellt. Die adaptive Fahrzeughöhenregelung zeigt ihre Stärken beim Rangieren in Halifax' steilen Straßen (niedriger) und auf Schotterpassagen (höher). Dennoch gibt es Luft nach oben: Schlaglöcher und Bodenwellen werden nicht "weggezaubert", sondern kommen als Komfortminderung beim Fahrer an. Bei einem 30.000-Euro-Motorrad mit 19-Zoll-Vorderrad erwarte ich hier mehr elektronische Magie. Hier gibt es immer noch Luft nach oben. Das Ansprechverhalten vom Fahrwerk - vor allem bei voller Beladung - könnte noch besser sein.

Die Straßen in Nova Scotia boten sehr wechselnde Asphaltqualitäten
Die Straßen in Nova Scotia boten sehr wechselnde Asphaltqualitäten

BMW R 1300 GS Adventure Komfort & Ergonomie

Die Adventure beweist ihre Langstrecken-DNA auf jeder der langen Tagesetappen. Große Fahrer profitieren besonders vom entspannten Kniewinkel. Das Windschild lässt sich per Wipptaster stufenlos verstellen, die Heizgriffe sind schnell konfiguriert. GS Fahrer wissen wovon ich spreche. Man sitzt im Sattel und hat das heimelige Gefühl im Sattel alles unter Kontrolle zu haben. Je nach Witterung und Straße wählt man den Richtung Fahrmodus und passt sich das Motorrad an. Man fühlt sich für alle Situationen gerüstet und das Motorrad präsentiert sich als treuer Begleiter. Wer die Adventure selbst noch nicht lange gefahren ist wird diese Zielen nicht verstehen. Aber dieses Feeling von Ich kann alles schaffen, kommt auf sonst kaum einem Motorrad so rüber. Die einfache Bedienung eines solch komplexen Motorrades vermittelt irgendwie dieses solide Vertrauen und macht auch lange Touren so entspannt. Je länger die Tour dauerte, desto mehr wuchs mir die Maschine ans Herz normalerweise ist es bei Motorrädern umgekehrt. Diese "Ich-kann-alles-schaffen"-Souveränität macht süchtig. Auf Nordamerikas breiten Straßen mit ihren weiten Radien wird die GS Adventure zum heimlichen Cruiser.

BMW R 1300 GS Adventure Technik & Ausstattung: Durchdachte Details

Die Koffersysteme überzeugten ebenfalls: Optimal platzierte Öffnungsbegrenzer, integrierte USB-Anschlüsse, harmonische Integration in das Fahrzeug. Ein Helm plus Kameraausrüstung passen problemlos in einen Koffer, zusätzlich wäre Platz für ein Topcase. Die Hill Hold Control erweist sich in Halifax' steilen Straßen als Segen kurz die Vorderbremse ziehen, das System hält das Motorrad, bis man wieder anfährt. Die verschiedenen Fahrmodi (Road-Modus auf der Straße, Enduro-Pro im Gelände) funktionieren intuitiv und praxisgerecht.

BMW R 1300 GS Adventure Reisepraxis: Gepäck, Reichweite, Alltag

Als Reisemotorrad setzt die Adventure Maßstäbe. Vollbepackt mit zwei Koffern und Sozius verliert sie nichts von ihrer Souveränität. Der große Tank sorgt für entspannte Reichweiten, die Ausstattungsvielfalt lässt keine Wünsche offen. Vom Stadtverkehr Halifax über die malerischen Gassen des UNESCO-Weltkulturerbes Lunenburg bis zu den rauen Küstenwegen nach Peggy's Cove die Adventure meistert alles mit derselben Gelassenheit. Wir fuhren insgesamt 1800 km zu zweit mit vollem Gepäck.

BMW R 1300 GS Adventure Vergleich: Positionierung im GS-Universum

Die 1300 GS Adventure ist noch einen Schritt weiter Richtung Cruiser gegangen als ihr Vorgänger. Im wachsenden GS-Portfolio (puristische R 12 G/S, normale GS, Adventure, künftig möglicherweise M-Variante) besetzt sie klar das Langstrecken- und Komfort-Segment. Gegenüber RT oder RS punktet sie bei schlechtem Asphalt durch das 19-Zoll-Vorderrad und mehr Federweg. Je größer der Fahrer und je schlechter der Asphalt, desto klarer spricht alles für die Adventure. Kleinere Piloten sollten eher die RT für lange Touren wählen. Trotz des adaptiven Fahrwerkes ist die GS immer noch etwas schwieriger zu rangieren als eine RT oder eine RS.

Die R 1300 GS Adventure ist ein Motorrad, das man verstehen muss. Oberflächlich betrachtet ist sie hoch, schwer und übermotorisiert. In der Praxis offenbart sie eine Souveränität, die süchtig macht. Wer einmal diese konstante Balance, diese "Ich-schaffe-alles"-Gelassenheit erfahren hat, tut sich schwer, einen Schritt zurück zu machen. Für Nordamerika-Touren mit ihren riesigen Distanzen ist sie perfekt: Ein heimlicher Cruiser, der bei Bedarf auch Schotterpisten bewältigt. Die Investition von über 30.000 Euro ist nur für Vielfahrer zu rechtfertigen, die die elektronischen Finessen zu schätzen wissen und längere Touren planen. Auf europäischen Straßen spricht sie ebenfalls Vielfahrer an. Das sehen wir immer wieder auch im Marktplatz von 1000PS. Dort hatten 1250er GS Adventure Modelle im Schnitt sehr starke Jahreslaufleistungen erzielt.

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Intensiv! Die Landschaft in Nova Scotia bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke!
Intensiv! Die Landschaft in Nova Scotia bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke!

FAQs Motorradreise Nova Scotia

Wann ist die beste Reisezeit für eine Motorradtour durch Nova Scotia?

Juni bis September ist optimal, aber rechne mit Baustellen. Der Winter zerstört hier mit brutalen Frost-Tau-Zyklen die Straßen regelrecht, deshalb wird im kurzen Sommer repariert was das Zeug hält. Du hast angenehme Temperaturen, musst aber Geduld für Baustellenampeln mitbringen.

Wie viel Zeit sollte ich für den Cabot Trail einplanen?

Minimum drei Tage alles andere ist Blasphemie! Ein Tag reicht höchstens für einen Appetizer. Du willst Meat Cove sehen, die Nordküste erkunden, den Skyline Trail wandern und das Alexander Graham Bell Museum in Baddeck besuchen. Nimm Ingonish oder Chéticamp als Basis, nicht Sydney.

Welche kulturellen Unterschiede erlebst du auf einer Nova Scotia-Tour?

Krasser als jeder Alpentransit! Im Osten und Norden hörst du Dudelsack und Gaelic, siehst schottische Architektur. An der Westküste wird's französisch-akadisch andere Musik, andere Häuser, sogar die Gärten sehen anders aus. Zwei komplett verschiedene Welten auf einer Insel.

Muss ich mit besonderen Straßenbedingungen rechnen?

Ja, von perfektem Asphalt bis Schotterpisten ist alles dabei. Baustellen zwischen Juni und September sind Nova Scotia-Realität, aber dafür hast du breite Straßen mit weiten, geschwungenen Kurven ganz anders als unsere engen Alpenpässe. Das Motorrad wird zum Pinsel für die Landschaft.

Welcher Motorradtyp eignet sich am besten für Nova Scotia?

Adventure-Bikes sind perfekt. Mit 19-Zoll-Vorderrad und extra Federweg meisterst du die wechselnden Straßenbeläge souverän. Je größer du bist und je mehr schlechter Asphalt dich nicht stört, desto eher zur Adventure statt Tourer oder Sporttourer greifen. Aber auch Cruiser sind voll in Ordnung. Dann ist zwar die eine oder andere Zufahrt an einen Strand über Schotter etwas mühsam aber dafür ist das Gleiten auf den Highways noch entspannter.

Wie unterscheidet sich das Fahren in Nova Scotia von europäischen Bergstraßen?

Komplett anders! Statt enger Serpentinen gleitest du entspannt durch weite Kurven. Die Appalachen-Ausläufer haben zwar steile Anstiege, aber auf viel breiteren Straßen. Du kämpfst nicht mit Haarnadelkurven, sondern malst Linien in die Landschaft.

Wie sind die Übernachtungsmöglichkeiten und Infrastruktur?

Gut ausgebaut. Halifax als Startpunkt ist okay, aber für den Cabot Trail nimm Ingonish oder Baddeck als Basis. Restaurants wie die Freight Shed in Baddeck bieten gehobene Maritime-Küche mit Seeblick. Tankstellen und Unterkünfte findest du ausreichend.

Hier findest Du Reiseberichte von NastyNils - auch von seiner letzten Reise nach Nova Scotia.

Fazit: BMW R 1300 GS Adventure 2025

Die BMW R 1300 GS Adventure bleibt eine beeindruckende Reiseenduro mit kraftvollem Antrieb, hohem Komfort und souveräner Dynamik. Sie glänzt durch agiles Handling, hochwertige Assistenzsysteme und erstklassige Ergonomie. Trotz polarisiertem Design ist sie eine klare Wahl für erfahrene Fahrer, die Komfort und Performance auf langen Touren schätzen.


  • Agiler Boxer-Antrieb
  • erstaunlich neutrales Handling
  • tolle Ergonomie für Langstrecken
  • hohe Reichweite
  • hochwertige Assistenzsysteme erlauben sehr dynamische Fahrmanöver
  • tolle Ausstattung
  • tolles Bedienkonzept
  • grandioser Sitz
  • sehr harmonisches Einlenkverhalten
  • beeindruckende Stabilität bei hohem Tempo
  • souveräne Leistung auch bei anspruchsvollen Bedingungen
  • Hohes Gewicht – schwer vom Ständer zu wuchten
  • etwas eingeschränktes Bremsgefühl bei sehr schlechtem Asphalt
  • Traktionskontrolle und Combined-ABS stoßen in extremen Bedingungen an ihre Grenzen
  • sehr hohe Sitzposition ist für kleinere Fahrer herausfordernd
  • Optik noch polarisierender als bei früheren Modellen

Bericht vom 01.07.2025 | 249 Aufrufe

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