Yamaha MT-09 SP Test auf den herrlichen Straßen der Algarve
Fahrwerk, Farbgebung, gefällige Details - den Aufpreis wert?
Als stolzen Yamaha MT-09 Besitzer und somit auch detailvertrauten „Kenner“, entsendet mich NastyNils zum internationalen Pressetest nach Portugal. Mir, MEX ist das natürlich ein Ehre und noch mehr eine große Freude, zumal ich selbst gewaltig gespannt bin, ob das neue Fahrwerk nun ab Werk ein vernünftiges Setup für engagierte Landstraßenfahrten bereithält.
Bereits auf der EICMA war die Yamaha MT-09 SP ein echter Hingucker
Auf der Eicma, wo die Yamaha MT-09 SP vergangenen Herbst das erste Mal präsentiert wurde, reichte man mir am Messestand Stand bereits das Taschentuch - nein, nicht wegen der heißen Messegirls - sondern um meine wässrigen Mundwinkel vor dem Bildnis der neuen MT-09 SP wieder trocken zu legen. Endlich, endlich, endlich packt Yamaha die Schwächen im Fahrwerk des ansonsten so genialen Dreizylinder-Bikes an. Und das Ganze nicht mit einer halbherzigen Sparefroh-Lösung, sondern gleich mit den feinen Teilen von Öhlins und Kayaba ab Werk.
Zwar eine kleine Ironie des Schicksals, dass wir vor kurzem erst unser eigenes 1000PS-internes TuneUp-Projekt fertig gestellt haben und einen Monat darauf dann von Yamaha das Sondermodell SP angekündigt wurde, aber umso mehr verlangt diese Tatsache nach einem direkten Vergleich am Asphalt. Damit bereichern wir euch selbstredend im Frühjahr, sobald es das Wetter auf den heimischen Straßen erlaubt.
Erster Eindruck der Yamaha MT-09 SP vor dem Hotel
Der erste Rundgang im Licht der warmen portugiesischen Sonne lässt dem geneigten Betrachter gleich einige weitere Details am Bike entdecken. Wow diese Farbgebung, ganz großartig wie die Sonderlackierung, welche den M bzw. SP Modellen bei Yamaha vorbehalten ist, schimmert. Die dunkelblauen Akzente, welche mit dezenten Metallic-Reflexen auffallen, sind übrigens sehr hochwertig im Wassertransferdruck-Verfahren aufgebracht und nicht wie bei manch konkurrierendem Modell einfach angeklebt. Ebenfalls eine Wohltat für das Auge sind die nun in edlem Schwarz gehaltenen Armaturen. Gleichsam entschied man sich beim Lenker für eine schwarze Beschichtung. Zwar alles nur eine rein optische Angelegenheit, weil die Teile darunter mit denen des Standard Modells ident sind, aber das Entfernen der unbehandelten, silbrigen Standardhebelein trägt deutlich zur hochwertigeren Ausstrahlung der SP bei.
Erster Test der neuen Yamaha MT-09 SP - ist sie den Aufpreis wert?
Yamaha MT-09 SP - die Eckdaten bleiben gleich
Die grundlegenden Eckdaten bleiben im Übrigen zur normalen MT-09 gleich. Der Dreizylinder schiebt nach wie vor mit seinen 115 Pferden aus 847 Kubikzentimetern mächtig an. Die aufrechte, Supermoto-Style Sitzpositon mit einer Höhe von 820mm schafft immer noch ein tolles und allround-taugliches Fahrgefühl. Mit dem Tankvolumen von 14 Litern kommt man locker auf eine Reichweite von 200 spaßerfüllten Kilometern, welche dem sportlich orientierten Fahrer dank spielerischem Handling mit nur 193 kg vollgetankt sicherlich zum Vergnügen werden.
Unverändert natürlich auch die hilfreichen Features des 2017er Modells, welches der SP als Basis dient. Da wäre der Quickshifter, welcher sportliches und schnelles Hochschalten ohne Einsatz der Kupplung ermöglicht. Die Anti-Hopping-Kupplung, die ein "Stempeln" des Hinterrades beim harten Ankern vor Spitzkehren zuverlässig verhindert und natürlich auch noch die dreistufige Traktionskontrolle, welche nicht ganz sanft aber dennoch zuverlässig vor ungewollten Powerslides schützt.
Was kann das Fahrwerk der neuen Yamaha MT-09 SP?
Gleich die ersten paar Kilometer unseres Ausritts im dichten portugiesischem Kurvengeschlängel bestätigen meine Erfahrungen mit dem Öhlins STX46 Federbein in der Spezifikation YA535, welches auch in unserem TuneUp-Projekt verbaut wurden. Sportlich straff gleitet man dahin - Unebenheiten, Schlaglöcher und Bodenwellen werden deutlich aber nicht unangenehm an das Gesäß des Fahrers gemeldet. Generell ist das Feedback grandios, schnell stellt sich Vertrauen ein. Vorbei sind hier die Zeiten des pumpenden Hecks, welches in so manch flotter Kurvenkombination den Angstschweiß auf die Stirn des Fahrers drückte.
Wem das Grundsetup nicht gefällt, oder wer spezielle Vorlieben hat, kann sich obendrein noch der vollen Einstellbarkeit des Federbeins bedienen. Die Vorspannung für Fahrten mit Sozia oder schwerem Gepäck lässt sich zudem in Sekundenschnelle mittels hydraulischem Handrad justieren.
Ob es sich beim verbauten Dämpfungselement aber tatsächlich um die exakt gleich Variante, wie die um rund 1200 Euro im Original-Zubehör erhältliche Version des Öhlins STX 46 handelt erfragte ich direkt bei den Spezialisten von Yamaha, welche mich wie folgt aufklärten: "Ja es ist das gleiche Modell, nur wurde zur besseren Harmonie mit der Front eine minimal weichere Feder eingesetzt." Um ganz ehrlich zu sein - ich habe den Unterschied nicht gemerkt. Das Federbein ist jedenfalls nun eine echte Bereicherung und kein Vergleich zur dem in der Standardvariante.
Wie fühlt sich die Kayaba Gabel an der Front an?
Mit besonderem Interesse führte ich auch die ersten (An-)Bremsvorgänge im Sattel der SP richtig knackig aus. Bei der relativ weichen Standard-Gabel der Yamaha MT-09 ist das Limit beim Eintauchen der Holme schnell erreicht. Die Federung geht auf Block und das ABS löst aus, was wiederum einen unnötig langen Bremsweg zur Folge hat. Anders das Verhalten hier nun mit dem verbauten Kayaba Modell. Das saubere Ansprechverhalten gepaart mit einer strafferen Grundauslegung, welche dank progressiver Federkennlinie gleichzeitig auch noch große Reserven bereit hält, ist eine ganz deutliche Verbesserung. Rein vom subjektiven Empfinden her würde ich sagen, dass die Gabel, speziell in der ersten Hälfte der 13.7 Zentimeter, die als Federweg zur Verfügung stehen, angenehm sanft und feinfühlig zu Werke geht, dann aber im letzten Drittel etwas unsensibel wird - was vermutlich wiederum der progressiven Feder geschuldet ist. Befindet man sich im Zuge eines harten Bremsvorgangs dann im besagten letzten Bereich des Federwegs und noch dazu auf einer mit Unebenheiten gespickten Fahrbahn, löst auch hier ab und an das ABS mal ungewollt aus. Das Öhlins Cartridge-Kit aus dem Yamaha Zubehör, welches wir ans unserem TuneUp-Projekt verbaut haben, eignet sich für sportliche Einsätze gefühlsmäßig noch einen Ticken besser.
Endlich ein Fahrwerk, dass dem tollen Motor gerecht wird.
Toll ist auch der große Spielraum an Einstellmöglichkeiten an der Gabel. Neben Vorspannung und Zugstufendämpfung kann auch in jedem Holm noch separat die High- und Low-Speed Druckstufe justiert werden. Die edle goldene Farbgebung passt dabei hervorragend zum Schwedengold am Heck. Zusammengefasst könnte man nun sagen, dass es mit der MT-09 SP nun endlich ein Fahrzeug von Yamaha gibt wo das Fahrwerk dem großartigen CP3 Motor gerecht wird.
Yamaha MT-09 SP - wäre für das Sondermodell noch mehr drinnen gewesen?
Klar kann man nun Überlegungen anstellen, ob für das SP-Modell (SP steht übrigens für "Special") nicht die eine oder andere Kleinigkeit dabei gewesen wäre, welche Yamaha dem Käufer noch dazu spendieren hätte können. Ein hübsches TFT-Display beispielsweise, einen einstellbaren Kupplungshebel, oder zumindest nur einen Satz Erstausrüster-Bereifung der aktuellsten Generation. Denn auch hier werkelt immer noch der Bridgestone S20 in der Sonderspezifikation M als Bindeglied zum Asphalt. Summa summarum ergibt das Bike aber nun ein noch stimmigeres Konzept. Der Aufpreis von 1.200 Euro zur Standardvariante ist jedenfalls mehr als gerechtfertigt. Besorgt man sich im Zubehör beispielsweise das Öhlins Federbein ist man alleine schon hier die oben genannte Summe los.
Muss sich die Konkurrenz nun warm anziehen?
Speziell in Anbetracht des nach wie vor richtig guten Preis-Leistungs-Verhältnisses würde ich sagen ja. Klar kann beispielsweise eine Street Triple RS von Triumph noch mit weiteren Features glänzen und auch das schicke Farbdisplay im Cockpit macht sich bei ihr gut. Der potentielle Kunde muss dafür aber seinem Sparschwein ganz einfach noch einen Tausender mehr aus den Rippen schneiden. Ebenfalls ein heißer Konkurrent wird die KTM 790 Duke werden, doch hierzu kann man vorerst nur mutmaßen.
Fix ist jedoch, dass die Yamaha MT-09 SP ein echt gelungenes Bike geworden ist, dass einfach nur Freude bereitet, sobald man auf ihr Platz genommen hat. Einerseits bringt sie tolle Allrounder-Qualitäten mit sich, gleichzeitig aber auch genug Flexibilität für individuelle Einsätze. Sei es das Fahrwerks-Setup, welches mit ein paar Umdrehungen für Ausflüge auf die Rennstrecke klar gemacht werden kann, oder auch der umfangreiche Yamaha Zubehörkatalog, wo sie mit nur wenigen Teilen wie beispielsweise einem Windschild und Heizgriffen fit für den nächsten Mehrtagesausflug in die Alpen gemacht werden kann. Die Yamaha MT-09 SP, ein Bike das mit Vielseitigkeit und Flexibilität punktet.
Fazit: Yamaha MT-09 SP 2018
Die Yamaha MT-09 SP bleibt dem Grundgedanken des Basismodells treu und ist nach wie vor ein echtes Spaßgerät. Der potente Dreizylinder mit mächtigem Drehmoment in allen Lebenslagen begeistert schon seit der ersten Generation. Dank des verbesserten Fahrwerks werden Einsatzbereich und Vielseitigkeit des Modells nun nochmals größer. In Sachen Ausstattung und Elektronik bringt sie alles mit was man heutzutage von einem modernen Nakedbike der obersten Mittelklasse erwartet. Verarbeitungsqualität und Finish des Bikes sind in gewohnter Yamaha-Qualität als sehr gut zu bezeichnen. Die Sonderlackierung mit hochwertigen SP-Details hebt dieses Modell von der Masse ab und weiß zu gefallen. Auf Premium Elektronik, wie beispielsweise ein Kurven-ABS oder eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle muss der Konsument aufgrund des nach wie vor recht günstigen Preises allerdings verzichten. Die 1.200 Euro, welche auf die Kosten der Basis MT-09 draufgelegt werden müssen, lohnen sich aber in jedem Fall und das nicht nur für den sportlichen Fahrer.- endlich ein adäquates Fahrwerk
- gelungene Sonderlackierung
- hochwertiges Erscheinungsbild
- tolle Harmonie des Gesamtkonzepts
- top Preis-Leistungs-Verhältnis
- Elektronikpaket nur auf gutem Basisniveau
- Display mit Kontrast-Umkehrung Geschmacksache
- Kupplungshebel nicht einstellbar
Bericht vom 18.01.2018 | 56.054 Aufrufe