Ducati Supersport 2017 Test

Die Ducati Einstiegsdroge

Auf der EICMA 2016 wurde sie zum schönsten Motorrad der Messe gewählt und die Erwartungen waren entsprechend hoch. Jetzt, im Februar 2017, werden Horden von Journalisten auf die neue Ducati Supersport losgelassen, um ihr auf der Landstraße und dem Circuito Monteblanco auf den Zahn zu fühlen. Alles reine Show, oder steckt hinter der schönen Optik auch ein echtes Sportgerät?

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Unterschiede Supersport – Supersport S

Gleich vorweg: Die Unterschiede der beiden Supersport-Varianten sind in der Anzahl relativ gering, bei Bedarf machen sie aber einen großen Unterschied. Das stärkste Argument, das für die S-Version spricht, ist das optisch wunderschöne Fahrwerk von Öhlins. Während in der normalen Supersport eine Upside-Down Gabel von Marzocchi (einstellbar in Zug-, Druckstufe und Vorspannung) und ein Sachs Mono-Federbein im Heck (einstellbar in Zugstufe und Vorspannung) arbeiten, stammen in der Supersport S alle Komponenten von den schwedischen Experten bei Öhlins. Front und Heck sind vollständig einstellbar und für ernsthaften Rennstreckenbetrieb die einzig vernünftige Lösung.

Der zweite Unterschied ist ein Quickshifter mit Blipper-Funktion, der in der Supersport S serienmäßig verbaut ist. Somit kann bei Vollgas ohne Kupplung hochgeschalten werden und bei geschlossenem Gas einfach der niedrigere Gang reingedrückt werden. Im Gegensatz zum Öhlins Fahrwerk müssen Supersport Besitzer aber kein langes Gesicht ziehen, denn auf der normalen Version kann der Quickshifter bei Ducati nachgerüstet werden.

Zuletzt bekommt die Supersport S serienmäßig eine Soziusabdeckung geschenkt und die herrlich weiße Lackierung mit roten Felgen. Selbstverständlich ist die S-Version auch im üblichen Ducati-Rot verfügbar, falls man den klassischen Auftritt schätzt.

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Hypermotard als Organspender

Ganz nach dem Baukastenprinzip übernimmt die Supersport den 937ccm großen Testastretta Motor direkt aus der Hypermotard. Kleine Verbesserungen wurden aber unternommen, so sind zum Beispiel die Zylinderköpfe und das Kurbelgehäuse neu. Per Ride by Wire verfügt der Fahrer über maximal 113PS bei 9.250 U/min und 96Nm bei 6.500 U/min, im Fahrmodus Urban wird die Leistung auf 75 Pferde reduziert. Auch wenn in der heutigen Welt von 200PS-Superbikes die Leistung der Supersport keinen Hering mehr vom Teller zieht, ist die neue Duc alles andere als langsam. Für den Alltag und kleine Rennkurse liefert das Aggregat immer genug Vortrieb, Drehmoment sei Dank. Erst auf schnellen Rennstrecken, wie dem Red Bull Ring, wird sie wahrscheinlich auf der Geraden obenrum nicht mehr mithalten können.

Um die Supersport bei Laune zu halten, ist trotz viel Drehmoment die richtige Drehzahl entscheidend. Unter 3000 U/min beginnt die Testastretta Maschine zu stottern und zicken. Bewegt man sich jedoch über langen Zeitraum im hohen Drehzahlbereich, bekommt man das Temperament der Italienerin über starke Vibrationen im Lenker zu spüren. Auf die Dauer und im Rennstreckenbetrieb ermüdet man dadurch noch schneller. Mit schwereren Gewichten an den Lenkerenden lässt sich dieses Problem vielleicht beheben.

3 Fahrmodi für die Ducati Supersport

Sport: Wie es der Name schon vermuten lässt, ist der Sportmodus für ambitionierte Zeitenjagden auf der Hausstrecke oder für die Rennstrecke gedacht. Die Gasannahme ist direkt und befördert alle 113 Pferde quasi direkt an das Hinterrad. Die Traktionskontrolle ist auf Stufe 3 (von 8) festgelegt und das ABS regelt auf Stufe 2 (von 3).

Touring: …könnte auch Normal genannt werden, denn für den Straßenbetrieb ist dieser Fahrmodus der sinnvollste. Zwar liegen noch 113PS an, die Gasannahme ist aber spürbar sanfter, wodurch die Supersport in alltäglichen Situationen kontrollierbar bleibt. Die Traktionskontrolle befindet sich auf Stufe 4 und das ABS ist auf Stufe 3 maximal aktiv.

Urban: Auch hier lässt der Name wenig Interpretationsspielraum. Gedacht für die Verwendung im Stadtraum, drosselt die Elektronik die Leistung auf 75PS und besänftigt die Gasannahme. Im Test hat sich gezeigt, dass dieser Modus wirklich nur in der Stadt verwendet werden sollte, da die Leistung merkbar minimiert wird. Um Zebrastreifen auch für den Motorradfahrer sicher zu machen, regelt die Traktionskontrolle auf Stufe 6 und das ABS auf Stufe 3.

Für Individualisten und Rennstreckenfahrer gibt es noch eine gute Nachricht, denn die einzelnen Modi können frei konfiguriert werden. Das betrifft zwar nicht die Gasannahme; Traktionskontrolle und ABS aber sehr wohl. Die Fahrassistenten können auch komplett deaktiviert werden, das ABS lässt sich sogar getrennt ausschalten. Das ermöglicht es beispielsweise, das ABS nur am Hinterrad zu deaktivieren.

Sport + Touring auf der Landstraße

Konzipiert als Straßenmotorrad ist die Supersport ein idealer Kompromiss zwischen Rennmaschine und Sporttourer. Die Vorteile dieser Mischung der beiden Konzepte spürt man auch im alltäglichen Betrieb. Dank den erhöhten Lenkerstummel sitzt man relativ aufrecht, was den Rücken beim Pendeln schont. Soll es schneller vorangehen und werden die Kurven enger, ist die Ergonomie aber sportlich genug, um ordentlich anrauchen zu können. Gleichzeitig bleibt die Supersport dabei stets freundlich und schockt keinesfalls mit irgendwelchen Eigenheiten. Die Stabilität in Kurven ist ebenfalls hervorragend. Ist der Radius angepeilt, kann man die Linie sauber bis an den Kurvenausgang durchziehen.

Ein weiteres Feature, das die Ducati Supersport zu einem hervorragenden Allrounder macht, ist das Windschild, das serienmäßig zwei Einstellmöglichkeiten bietet. Einfach an der Scheibe ziehen, damit lange Touren gemütlicher zurückgelegt werden können.

Ducati Supersport S auf der Rennstrecke? Einfach genial!

Beim Namen Supersport sollte Rennstreckenbetrieb eigentlich kein Problem sein, oder? Genau richtig, es empfiehlt sich aber zur S-Version zu greifen, da diese von hochwertiger Hardware profitiert (siehe oben). Kaum auf der Rennstrecke angekommen, schon die erste Überraschung: fahre ich etwa auf meinem eigenen Motorrad? Die Zeit, die ich gebraucht habe um mich mit der Maschine vertraut zu machen, war quasi nicht existent. So hoch ist der Wohlfühlfaktor auf der Supersport. Die kompakten Ausmaße regen dazu an, sie von einer Schräglage in die nächste zu werfen und danach den Gashahn bis zum Begrenzer bei 10.000 U/min aufzudrehen. Dass der Pirelli Diablo Rosso 3, der als Serienbereifung kommt, einwandfrei funktioniert muss wohl nicht extra erwähnt werden, auch die Bremsleistung der Bremboanlage ist zufriedenstellend.

Am Ende unserer Turns war mir eines klar: die Ducati Supersport ist ein sehr zugängliches Motorrad, das heißt jeder wird sie nach kurzer Zeit sehr schnell bewegen können. Außerdem hat mir die Supersport S erlaubt, das erste Mal in meiner jungen Motorradkarriere meine Knieschleifer zu verwenden, und dafür hat sie einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen gewonnen.

Hat sich das Warten gelohnt?

Zu guter Letzt zu den beiden entscheidenden Fragen: Was ist die Ducati Supersport und ist sie ihren Preis, bzw. ist die Supersport S ihren Aufpreis wert? Frage 1 ist schnell geklärt. Die Supersport ist ein sportlicher Sporttourer, der im Stadtverkehr und auf Rennstrecke überzeugen kann. Es kommt immer das Gefühl einer Honda CBR600F auf, nur eben schärfer, emotionaler und eben von Ducati. Zieht man das Design mit in Betracht, könnte man sagen die Supersport ist eine Panigale auf einer hohen Dosis Beruhigungspillen.

Nun zur schwierigen Frage: der Preis der Ducati Supersport. Preislich informiert ihr euch am besten auf eurer Ducati Website, die Preise für Deutschland, Österreich und Schweiz sind dank Steuerbelastung doch sehr unterschiedlich. Aber egal wo man nachsieht, billig ist der Spaß nicht. Doch ist der Preis gerechtfertigt? Die Antwort ist ein klares Ja. Die Ducati Supersport steht nämlich zurzeit ohne vergleichbarer Konkurrenz dar und bietet ein sehr attraktives Allround-Paket. Ducati Design, ein herrlich klingender Motor und viel Elektronik machen die Supersport für jeden Einsatzzweck verwendbar. Der Aufpreis zur S-Version zahlt sich aber nur für jene aus, die ihre Ducati regelmäßig auf der Rennstrecke bewegen, das Serienfahrwerk bietet auch ohne Öhlins genug Feedback für die Straße.

Fazit: Ducati SuperSport 2017

Mit der Supersport ist Ducati ein sehr attraktives Paket gelungen, das jeden sportlich ambitionierten Fahrer ansprechen wird. Sie bietet die Optik einer Rennmaschine, verfügt aber über eine angenehme Ergonomie, womit Strecken über 200km kein Problem darstellen. Der Testastretta Motor hat viel Temperament und noch mehr Drehmoment. Gepaart mit dem sportlichen Chassis sind kurvenreiche Straßen eine Freude und auch auf der Rennstrecke schlägt sie sich sehr gut. Für häufigen Betrieb auf Rundkursen empfiehlt sich aber das Upgrade zur Supersport S mit Öhlins Fahrwerk.


  • Testastretta Motor
  • viel Drehmoment
  • bequeme Ergonomie
  • flinkes Handling
  • viel Elektronik
  • Ducati Optik
  • breites Einsatzspektrum
  • spürbare Vibrationen im Lenker
  • Preis
  • Quickshifter mit Blipper fehlt

Fazit: Ducati SuperSport S 2017

Die Ducati Supersport S ist die Wahl, wenn es öfters auf die Rennstrecke gehen soll. Das voll einstellbare Öhlins Fahrwerk ist nicht nur optisch ein Hit, sondern erledigt auch seine Aufgabe hervorragend. Auf den bereits verbauten Quickshifter mit Blipper-Funktion möchte man ebenfalls nicht mehr verzichten. Selbst unerfahrene Rennstreckenfahrer werden sich schnell auf der Supersport S wohl fühlen und jede Menge Spaß mit ihr haben.


  • Testastretta Motor
  • viel Drehmoment
  • Quickshifter mit Blipper
  • Öhlins Fahrwerk
  • viel Elektronik
  • bequeme Ergonomie
  • flinkes Handling
  • Ducati Optik
  • breites Einsatzspektrum
  • spürbare Vibrationen im Lenker
  • Preis

Bericht vom 17.02.2017 | 82.706 Aufrufe

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