GS Adventure Vergleich

BMW R 1200 GS Adventure gegen F 800 GS Adventure in den Alpen.
BMW GS Adventure
 

BMW R 1200 GS Adventure und F 800 GS Adventure

Familienfehde in den Alpen, das kennt man aus unzähligen Heimatromanen, -filmen und dem Tatort. Wir begaben uns mit den beiden Adventures aus Bayern auf die Suche nach dem Ursprung des Bösen: Dem Bruderkrieg.

 

kots Meinung: Ganz so schlimm wie in der Überschrift angekündigt, ist es natürlich nicht. Auch muss man hier geschlechtergerecht (manche nennen es "gender") anmerken, dass es sich um einen Schwesternkrieg handelt, auch die können ganz garstig zueinander sein. Nun fangen aber leblose Objekte im Normalfall und ohne Zuhilfenahme von Hollywood's SpecialFX keinen Streit an, außer sie werden von Menschen gesteuert oder programmiert, wodurch eine Maschine resp. ein mechanischer Apparat nie zum Täter werden kann. Guns don't kill people und so, ihr wißt schon. Selbst wenn wir immer wieder Gefahr laufen, einem Motorrad menschliche Charaktereigenschaften zuzuschreiben, so sind wir es am Ende selbst, die diese Eigenschaften in das Objekt projizieren. Gefragt ist aber der neutrale Blick, was besonders bei Vergleichen die größte Herausforderung darstellt.

Die 1200er Adventure war und ist meine große Favoritin, daran wird auch eine F 800 GS Adventure nichts ändern, so sehr sie sich auch anstrengt. Anders als bei Nakedbikes, wo ich die mittleren Kubaturen durchaus schätze und teilweise sogar den größeren vorziehe, brauche ich bei Reiseenduros den Hubraum mindestens so sehr wie Sturzbügel, Zusatzscheinwerfer oder ein Aluminiumkofferset. Dinge, die bei Abenteuer-Ablegern zur Grundausstattung gehören, zumindest teilweise. Damit wären wir schon beim einzigen Schwachpunkt, nämlich der Aufpreispolitik, die bei der Endabrechnung zu Schnappatmung führen kann. Du darfst 99 Probleme haben, wenn du von einer R 1200 GS Adventure mit Vollausstattung träumst, aber Liquidität darf keines sein. Dafür bietet dieses Modell einen Leistungsumfang und einen Einsatzbereich, der seinesgleichen sucht, weshalb viele nach dem "Ideal" GS streben - meist vergeblich.

Mit dem neuen, wassergekühlten Boxer-Kraftwerk, das 125 PS leistet und ebenso viel Drehmoment erzeugt und einem Gewicht von 260 kg vollgetankt (bei 30 Litern Tankinhalt) hat man das Gefühl, von einem 100%ig zuverlässigen, vertrauenswürdigen und bärenstarken Freund nach wo-auch-immer-du-willst getragen zu werden. (Eigentlich ist es ja eine Freundin, aber das klingt irgendwie seltsam.) Dieses Gefühl kann mir die 800er nie geben, solch Vertrauen kann ich nicht zu ihr aufbauen. Ihr fehlt diese Ur-Kraft, das massive Auftreten, die archaische Gestalt, als wäre die 1200er mit ein paar groben Schlägen aus einem Felsblock gehauen. Härter und besser geht für mich derzeit nicht. Und mit dem militärischen Olivgrün hat sie mich sowieso für immer. BMW GS Adventure

1200er: Zuverlässig, vertrauenswürdig und bärenstark.

Vaulis Meinung: Ein markeninternes Duell ist immer spannend, besonders wenn die Modelle die gleiche Käuferschicht bedienen. Natürlich sollten sie sich aus Sicht des Herstellers nicht gegenseitig kanibalisieren - was im Falle der BMW R 1200 GS Adventure und F 800 GS Adventure erheblich erschwert wird: Sie haben nur sich selbst als direkte Konkurrenz. Lediglich BMW bietet solch robuste Reiseenduros mit vergrößerten Tanks an, die sich vorrangig an Weltenbummler richten, denen die Extra-Portion Sprit, die längeren Federwege und die robusten Sturzbügel im einsamen Gelände gerade recht kommen.

Dass dadurch auch viel Zusatzgewicht herum geschleppt wird, würde mich persönlich eher zu der jeweiligen Version ohne Adventure greifen lassen - ich freue mich sogar, wenn ich nach 300 Kilometern am Stück zur Tankstelle fahren muss. Im direkten Vergleich wäre es aber die R 1200 GS Adventure, die am ehesten beim Rangieren durch die hohe Sitzposition und ihre 260 Kilo Gewicht Probleme macht. Erst einmal in Fahrt, gehen die 125 PS des nun wassergekühlten Boxermotors herrlich sportlich ans Werk und das Fahrwerk ist über jeden Zweifel erhaben. Da mühen sich die 86 PS der 229 Kilo schweren F 800 GS Adventure erheblich mehr ab, wodurch sie weit weniger souverän wirkt und am Ende auch nicht so viel Spaß macht. Für kleinere und leichtere Abenteurer - oder Abenteurerinnen - ist die 800er-Adventure aber eine ausgezeichnete Alternative. Dass die Absatzzahlen des 1200er-Modells dennoch fast zehnmal so hoch sind, liegt nicht nur daran, dass sie von Spezialisten gekauft sondern auch von vielen als Statussymbol missbraucht wird - je dicker und schwerer, desto mehr Eindruck wird geschunden. Ein weiterer Grund, die Version ohne Adventure zu kaufen. BMW GS Adventure
BMW GS Adventure
BMW GS Adventure

 

Text: 1000PS
Fotos:
KuK

Autor

Bericht vom 22.08.2014 | 15.189 Aufrufe

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