Centopassi 2006
|
|
Gestartet wird die Tour in Nizza
an der Cote d'Azur. Von dort führt der Weg durch die Seealpen in den
italienischen Wintersportort Bardonecchia, direkt an der Grenze zu
Frankreich. Bardonecchia, in einem wunderbaren Alpental inmitten 15
Dreitausender gelegen, ist für die nächsten Tage der Start- und Zielort
der sternfömig angelegten Fahrten. Centopassi, also hundert Pässe, wird
seit vier Jahren jedes Jahr ausgetragen. Jeder, der ein Motorrad besitzt, darf mitmachen, wenn er unter den ersten 150 Anmeldungen ist.
Veranstalter ist DreamEngine, eine italienische Werbefirma, die
Motorsportevents veranstaltet. Hauptsponsor und wohl auch Veranstalter im
Hintergrund ist Ducati. Ducati wollte mit diesem Event 2003 die
Multistrada bewerben, was zumindest in Italien gelungen scheint. Den
größten Motorradanteil stellen die Multistradas, gefolgt von BMW GS. Beide
Bikes sind für dieses Pässereiten wohl am besten
geeignet. Es sind aber auch durchaus andere Motorräder am Start: viele Monster,
von der alten 900 bis hin zu neuesten S4R werden über die teilweise recht
schwierigen Straßen getrieben. Der Rest ist eine bunte Mischung aller
möglichen Typen: SV1000, Pan European, Speed Triple, 999er, Fazer,
Hornet, etc. etc.: 150 Motorräder eben. |
|
|
|
Eine
italienische Veranstaltung wird natürlich überwiegend von Italienern
gebucht. Sie stellen den größten Anteil. Viele Holländer und Briten
sind dabei und einige wenige Franzosen, Deutsche und Österreicher. Jahr
für Jahr sind aber auch Exoten dabei: US-Amerkaner, ein Mexikaner, ein
Japaner, ein Neuseeländer, ein Pole und ein Tscheche, die die Anmeldung
über's Internet gewagt haben. Ein buntes Gemisch, das sich sehr gut
über's Englische verständigt. Die Kommunikation mit den Organisatoren
ist dagegen nicht immer einfach, da viele der Helfer und Begleiter nur
Italienisch sprechen. Aber auch das ist manchmal reizvoll, weil man sich
wirklich bemühen muss, eine Verständigung hinzubekommen. Es klappt
meistens und wird immer von Freundlichkeit begleitet. Überhaupt hat die
ganze Veranstaltung einen freundlichen und freundschaftlichen Charakter.
Es wird trotz der großen Anstrengungen viel gelacht und eigentlich immer
mindestens gelächelt, wenn auch manchmal etwas gequält. Centopassi wird in zwei Gruppen gefahren: die touristische
Gruppe mit dem martialischen Namen "Iron Biker" und die
Wettbewerbsgruppe "Competition". Die Iron Biker fahren in
Gruppen von ca. 25 Bikes Tagestrips von 300 bis 450 Kilometern. Sie werden
geführt von Fahrern der italienischen Firma Curve & Tournante (dieser
Name ist Programm!!) und begleitet von der italienischen Polizei auf
Motorrädern. Gefahren wird sehr zügig, manchmal sogar schnell.
Teilnehmer, die ihr Bike nicht sehr gut beherrschen, die bleiben schon mal
zurück oder sie geben entnervt auf. Man sollte also schon etwas Übung
und auch etwas Courage haben, wenn man teilnehmen will. Aber wenn man
dabei ist und dabei bleibt (!), dann macht's nur noch Fun! Und jeder, der
dabei war, erzählt noch Jahre danach wie geil dieses "Pässefressen"
war. |
|
|
|
Die
Wettbewerbsgruppe, an der dieses Jahr 53 Motorräder teilgenommen
haben, fahren nach einem festgelegten Fahrplan. Die Strecke und die zu
fahrende Zeit wird genau festgelegt. Es geht nicht darum, besonders
schnell zu fahren, sondern auf Hundertstel Sekunden genau: also weder zu
schnell, noch zu langsam. Wer am genauesten fährt, der gewinnt.
Zusätzlich gibt's noch jeden Tag zwei Geschicklichkeitswettbewerbe: einen
Parcours nach Zeit zu fahren mit dem sonderbaren Namen Gimkana und eine
reine Zeitgenauigkeitsprüfung: 10 Meter in 10 Sekunden. Die Zeiten werden
immer mit Lichtschranken gemessen, also absolut genau. Der Gewinner über alles the winner over all! bekommt zum Lohn eine nagelneue Multistrada 620! Wo kann man so was schon mal gewinnen? Beim Briefing vor Beginn des Rennens wird darauf hingewiesen,
dass man die geltende Straßenverkehrsordnung strikt einhalten muss. Aber
schon bald reibt man sich verwundert seine Augen: die begleitende,
hemdsärmlig fahrende Polizei fährt zeitweise wie vom Affen gebissen und
treibt die Teilnehmer nach vorne, wenn sie drohen, den Anschluss zu
verpassen. Das treibt so manchem den den Schweiß auf die Stirn unterm
Helm. Auch die Teilnehmer der Competition müssen manchmal alles geben, um
in der Zeit zu bleiben. Es ist also sicher nicht so, dass die Insekten in
den Nacken einschlagen oder man aufrecht durch die unzähligen Kurven
fahren kann. |
|
Als Letztes: die Fahrt über die ungezählten Pässe - hundert sind's sicher nicht, aber genug! - hat auch einen touristischen Wert: es werden Strecken gefahren, die man alleine nicht so leicht finden würde. Und alles ständig begleitet von einem großartigen Alpenpanorama. Aber auch die bekannten Pässe der Tour de France: Izoard, Turini, Galibier, Sarenne, Telegraph, Bonnette, la Madeleine, Lombarda, etc. sind immer eine Überquerung Wert. Also dann bis zum nächsten Jahr - Centopassi 2007 wartet schon auf euch. |
|
Wollt ihr die schönsten Strecken und die tollsten Pässe in Europa und Nordafrika erleben und nicht auf Centopassi 2007 warten? Dann seht mal unter www.motorradreisen.cc nach. Es wird sicher was für euch dabei sein. Interessante Links: |
Fotos - Manfred Cyran
Text - Axel Dees
MOTORRADREISEN
Weitere BerichteBericht vom 07.08.2006 | 4.593 Aufrufe