Inside HJC: Hinter den Kulissen des Helm-Giganten
Besuch in der Europazentrale bringt spannende Insights
Besuch bei HJC Europe: Wie der Weltmarktführer produziert, entwickelt und im Rennsport mitmischt. Zahlen, Technik und Hintergründe zum Helmhersteller Nummer 1.
Gründung und Aufstieg zum globalen Marktführer
HJC wurde im Jahr 1971 in Südkorea von Wan Ki Hong gegründet und widmet sich zunächst ausschließlich der Entwicklung und Produktion von Motorradhelmen. Bis heute ist das Unternehmen in Familienhand und in Schlüsselfunktionen sind einige Verwandte von Hong eingesetzt. In den Folgejahren expandierte das Unternehmen schrittweise, kürzlich erweiterte HJC das Portfolio um Fahrradhelme insbesondere im Bereich Performance- und Rennradmodelle. Die gewonnene Erfahrung aus beiden Welten floss übergreifend in Entwicklung, Belüftungskonzepte und Aerodynamik ein.
Der Fokus auf ein einziges Produktsegment ermöglichte eine tiefe Spezialisierung und führte früh zu internationalem Erfolg. 1986 expandierte HJC in die USA, bereits seit 1992 stieg man zum Marktführer mit den meistverkauften Helmen auf und hat diese Position bis zum heutigen Tage inne. Im Jahr 2001 folgte die Gründung von HJC Europe mit Sitz nahe Straßburg, von wo aus mittlerweile mehr als 40 europäische Märkte betreut werden. Weitere Niederlassungen in Deutschland und Italien sorgen für zusätzliche regionale Nähe.
Produktionsstandorte in Asien – Logistik für Europa über Straßburg
Die Produktionsstruktur von HJC verteilt sich heute auf zwei Werke in Vietnam und das Hauptquartier: Während in Südkorea vor allem die Entwicklung von High-End-Produkten und Forschung angesiedelt sind, übernehmen die Fabriken in Vietnam mit über 3000 Mitarbeitern die Fertigung großer Stückzahlen. Dort werden jährlich über eine Million Helme hergestellt, wobei sehr viele Schritte nach wie vor in Handarbeit erfolgen.
Auch im OEM-Geschäft ist HJC stark vertreten, so entstehen für Harley-Davidson etwa spezielle Varianten des i20, der als offizieller Markenhelm vertrieben wird.
Täglich gelangen Containereinheiten nach Europa, wo das Logistikzentrum in Frankreich rund 500.000 Helme pro Jahr ausliefert. Mit einem Lagerbestand von knapp 200.000 Helmen, 14.000 Ersatzteilen und einer Versandfrequenz von mindestens zwei Lkw-Ladungen pro Tag gehört HJC zu den effizientesten Helmherstellern Europas. Laut Unternehmensangaben liegt die Reklamationsquote konstant unter einem Prozent.
Technologische Innovation durch hauseigenes Testlabor bei HJC
Ein herausragendes Merkmal von HJC ist der eigene Windkanal mit angeschlossenem Labor, in dem Aerodynamik, Geräuschverhalten und Belüftung unter realitätsnahen Bedingungen getestet werden. Diese Forschungsinfrastruktur bildet die Basis für Technologien wie PIM+ (Premium Integrated Matrix), bei der Carbon, Aramid und Glasfaser zu besonders leichten und stabilen Helmschalen verarbeitet werden. Hinzu kommen Features wie COOLPATH™, ein internes Kanalsystem zur effektiven Kopfluftkühlung, sowie SELFiT™, ein adaptives Anpassungssystem für die optimale Passform am Kopf. Die Integration dieser Technologien erfolgt in mehreren Schalen- und Passformgrößen, abgestimmt auf verschiedenste Kopfprofile.
RPHA-Serie und Engagement im hochklassigen Motorsport
Der Einstieg in den professionellen Rennsport gelang HJC mit der RPHA-Serie. Der RPHA 10 wurde unter anderem mit MotoGP-Fahrer Ben Spies entwickelt, der ihn auch während seiner Rennsaison trug. Ein weiterer prominenter Name ist Jorge Lorenzo, der 2013 bis 2015 in Zusammenarbeit mit HJC unterwegs war. Seine Erfahrungen flossen direkt in die Weiterentwicklung der RPHA-Serie ein, insbesondere in den sportlich orientierten RPHA 11. Zudem trat HJC als offizieller Titelsponsor der MotoGP-Rennen in Brünn (2016) und Le Mans (2017) und Deutschland (2019) auf, was das Engagement im internationalen Motorsport unterstreicht.
In jüngerer Zeit ist MotoGP-Fans vor allem Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) als Träger des RPHA 1 bekannt. Auch Brad Binder (Red Bull KTM Factory Racing) verwendet den Helm im Rennbetrieb und hebt die Aerodynamik und Stabilität hervor. Neuzugang für 2025 ist Miguel Oliveira (Prima Pramac Yamaha), aber auch jüngere Talente wie Raul Fernández (KTM Tech3), sowie diverse Moto2 Fahrer sind von HJC verpflichtet.
In anderen Rennklassen wie der WSBK, aber auch der Freestyle MX und der FIM EWC ist man ebenfalls vertreten. Le-Mans Sieger 2025 Marvin Fritz war bei unserem Besuch in Straßburg vor Ort und zeigte uns seinen RPHA 1, den er beim letzten Rennen in Spa getragen hat. Auch bei eingängiger Untersuchung war kein Unterschied zu einem RPHA 1 aus dem Regal auszumachen. Material aus dem Hochleistungssport zum Tragen für jedermann.
Legendär: Die HJC-Lizenzdesigns und Lifestyle-Helme für die Straße
Neben technischer Kompetenz und Rennsport-Engagement setzt HJC auch auf visuelle Differenzierung. Mit offiziellen Lizenzpartnerschaften zu Marken wie Marvel, Star Wars und Pixar schafft der Hersteller Helme, die über den praktischen Nutzen hinaus als begehrenswerte Lifestyle-Produkte reüssieren. Die grafischen Designs reichen von Superhelden über Filmfiguren bis hin zu limitierten Sammlereditionen. Manche Designs sind binnen Tagen nach der Präsentation ausverkauft. Diese Kombination aus Funktion, Style und Popkultur macht HJC-Modelle besonders bei jüngeren Fahrern beliebt und sorgt für Aufmerksamkeit abseits der Rennstrecke.
HJC Modellvielfalt 2026 – für jeden Kopf die passende Schale
Mit Blick auf das Jahr 2026 bietet HJC eine breite Modellpalette, die insgesamt 31 Helmtypen und 461 verschiedene Designs umfasst. Damit bedient der Hersteller sämtliche Segmente vom Kinderhelm über sportliche Integralhelme bis hin zu offenen Helmen für urbane Pendler oder Cross-Modelle für den Offroad-Einsatz. Details zu den neuen Modellen und Farbvarianten für 2026 erfahrt ihr im September.
Bericht vom 22.07.2025 | 708 Aufrufe