So pflegst du dein Motorrad richtig

Die wichtigsten Tipps und Tricks

Ob vorm Einwintern oder als Vorbereitung für eine längere Standzeiten, so bleibt dein Motorrad in Schuss, auch wenn es nicht bewegt wird.

Schritt 1: Mach eine ordentliche Reinigung

Das A und O vor jeder längerer Standzeit ist eine wirklich gründliche Reinigung. Damit schont man nicht nur den Lack und andere Oberflächen, es dient auch dazu, eventuelle Undichtigkeiten rund um den Motorraum, Bremsen und Fahrwerksteile zu erkennen. Denn unter einer staubigen, dreckigen Schicht, ist eine Undichtigkeit leichter zu übersehen. Es lohnt sich auch die Verkleidungen abzumontieren, die Innenseiten zu putzen und dadurch an jene Stellen zu kommen, die sonst weniger leicht zu erreichen sind. Wichtig ist bei der Lackreinigung, die teilweise sehr harten und schon eingetrockneten Insektenreste zuerst etwas zu befeuchten und weich werden zu lassen. Damit gehen sie nicht nur leichter ab, man verhindert damit auch feine Kratzer im Klarlack, die über die Jahre unansehnliche Hologramme bilden. Einfacher Trick: Küchenrolle oder ein Tuch stark befeuchten und auf die entsprechenden Stellen legen, einwirken lassen und anschließend mit ganz wenig Druck abwischen.

Motorex Quick Cleaner
Eine gründliche Reinigung deckt so manche Problemstellen auf.

Gleiches gilt für staubige Motorräder. Ja nicht mit dem Schwamm aufdrücken und wegwischen - auch hier hat man sofort eine Hologrammbildung im Klarlack. Besser das Motorrad grob vom Staub befreien, beispielsweise einen Wasserkübel darüber schütten und so abschwemmen oder mittels Dampfstrahler von gut einem Meter Entfernung die Staubpartikel wegblasen und das Motorrad leicht anfeuchten. Ist das alles sauber, fett- und dreck- und staubfrei, sollte man das Motorrad ganz bewusst auf Undichtigkeit prüfen. Beliebte stellen sind alle Arten von Schlauchanschlüssen, z.B. beim Wasserkühler, Ölkühler, Bremsflüssigkeitsausgleichsbehälter, Bremsschläuche, hydraulische Kupplungsarmaturen. Oft sind diese Gummischläuche mit Metallklemmen fixiert, wo es am Übergang zu kleinen Rissen kommen kann, die zu spät bemerkt, zu einer Undichtigkeit führen können.

Schritt 2: Kette reinigen und schmieren

Noch immer haben die meisten Motorräder eine Antriebskette. Und diese möchte regelmäßig gereinigt und gepflegt werden. Wir bei 1000PS nutzen dazu die Kettenpflegekits von unserem Partner Motorex. Vorteil der speziellen Kettenreiniger und Kettensprays: Sie lösen das alte Kettenfetten verlässlich, erleichtern dadurch die Reinigung enorm und das Kettenspray versorgt die Ketten-Gummiringe wieder mit genug Weichmacher, um deren Abdichtung zu gewährleisten. Auch bei der Kettenreinigung sollte man mit dem Dampfstrahler nur sehr vorsichtig und mit großem Abstand zu Werke gehen. Ist man zu nahe dran und der Druck zu groß, kann man die besagten Kettengummiringe beschädigen oder Wasser reinblasen und das Kettenfett um die Bolzen rausblasen. Das beschleunigt den Kettenverschleiß enorm. Praktischer Tipp: Um bereits stark verschmutzte Ketten zu reinigen, ebenfalls einen Lappen oder Küchenrolle mit Kettenreiniger befeuchten, auflegen und einwirken lassen. Um die Ketten anschließend weitestgehend fettfrei zu bekommen, kann man mit speziellen Kettenbürsten arbeiten. Hier sollte auf die richtige Bürste gesetzt werden, weil je nach Kettenteilung (=Breite der Kette) eine falsche Bürste zu viel oder zu wenig Druck auf die Glieder ausübt. Die meisten Bürsten besitzen aber verschiedene Einsätze, um sie der eigenen Kettenteilung anzupassen. Um sich die Arbeit zu erleichtern, kann man den Kettenreiniger ruhig großzügig einsetzen. Finger weg bei der Kettenreinigung von Waschbenzin oder Bremsenreiniger. Deren Inhaltsstoffe können die Kettengummidichtringe angreifen, spröde machen und somit undicht. Ebenfalls Finger weg von Stahlbürsten, denn auch diese können die Dichtringe unbemerkt aufschneiden.

Motorex Chain Cleaner
Eine gründliche Reinigung der Kette sollte man nicht missachten.

Auch Besitzer von automatischen Kettenschmiersystemen sollten ihre Kette ab und an gründlich reinigen, da sich im angetrockneten Kettenfett oder Öl Sand, Staub, feine Steinchen oder andere Verschmutzungen verkleben und diese damit die Dichtringe schädigen können. Tipp: Bei den meisten Motorrädern sammelt sich sehr viel überschüssiges Kettenfett und entsprechender Dreck unter der Kettenritzelabdeckung über der Schaltwelle. Unbedingt ein bis zweimal im Jahr die Abdeckung demontieren und dahinter ordentlich reinigen. Das ist zwar etwas fummelig, lohnt sich aber. Bei der Kettenreinigung gleich auch deren Zustand kontrollieren: Stimmt die Kettenspannung (diese ist vom Hersteller vorgegeben und steht meistens im Benutzerhandbuch oder gar auf einen Aufkleber auf der Schwinge)? Ist das Kettenrad abgenutzt? Ist die Ketten gleichmäßig gespannt oder ist sie ungleich gelängt? Sind die Kettenglieder leicht zu bewegen und geschmeidig oder steif? Beim Kettenspray-Auftragen darauf achten, dass das Spray auf die Kettendichtringe auf der Innenseite landet und nicht von außen auf die Kettenglieder - das bringt nichts.

Schritt 3: Batteriecheck machen

Bei den meisten Motorrädern sitzt die Starterbatterie entweder unter der Sitzbank, unterm Tank oder vereinzelt rund um den Motorraum. Eine Batterie sollte - um verlässlich zu starten - nicht unter 12,5 Volt Spannung fallen. Das kann man entweder ganz einfach via Voltmeter überprüfen oder bei sehr modernen Maschinen kann man die Spannung auch im Cockpit ablesen. Die Batterie muss nicht zwangsweise über den Winter ausgebaut werden. Wer ein Batterieladegerät hat, kann die Batterie drinnen lassen und einfach über den Winter anhängen. Die Ladelogik der modernen Batterieladegeräte hält die Akkus verlässlich am Leben und sorgt dafür, dass nach der längeren Standzeit die volle Starterpower zur Verfügung steht. Übrigens ist nicht Kälte der Tod für die Batterie, sondern Hitze. Wer sein Motorrad über den Sommer stilllegt und in einem Schuppen mit direkter Sonneneinstrahlung stehen hat, muss sogar mehr auf seine Batterie achten als im Winter. Wer kann Ladegerät hat, der kann die Batterie auch ausbauen und sollte diese dann in einem Raum aufbewahren, wo es keine allzu großen Temperaturschwankungen gibt. Die Pole mit Polfett einschmieren kann man machen, ist aber mehr eine Fleißaufgabe für besonders große Pflegeenthusiasten. Lithium-Ionen-Batterien, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und teilweise auch schon ab Werk verbaut werden, sind tendenziell langlebiger schaffen durchaus längere Standzeiten ohne Zwischenladung.

Schritt 4: Fahrwerk und Lager kontrollieren

Hat man die Möglichkeit sein Motorrad via Hauptständer aufzubocken, ist das ein klarer Vorteil. Damit kann man die Fahrwerkselemente (Gabel und Federbeine) entlassen. Nach der Grundreinigung lohnt sich diese genau zu kontrollieren. Die Gabelrohre können durch Kieselsteine vereinzelt Steinschläge abbekommen. Diese können scharfe Kanten in die Beschichtung machen, welche wiederrum die Gabelsimmeringe (= Dichtringe) beleidigen oder gar aufschneiden können. Eine Folge davon wäre Gabelölausdricht = Undichtigkeit. Das ist fatal, da dadurch nicht nur die Performance leidet, sondern das Gabelöl verteilt sich dann ratzfatz auf den Bremsscheiben vorne oder gar auf den Vorderreifen. Damit besteht akute Sturzgefahr. Nicht immer muss eine leicht feuchte Gabel ein Defekt sein. Ein Schwitzen des Gabelsimmerings kann auch durch Schmutz und Staub zwischen Dichtring und Gabelgleitrohr entstehen. Hier könnte eine Reinigung bereits das Problem beheben. Ist der Simmering jedoch porös, dann muss er sofort getauscht werden. Das gilt auch für das Federbein. Dieses ist jedoch konstruktionsbedingt oft besser geschützt vor Steinschlägen und daher nicht so gefährdet wie die Gabelholme. Wer sein Fahrwerk auf Dichtigkeit kontrolliert hat, sollte als nächstes einen Check von Lenkkopflager und eventuell auch Schwingen- und Radlager machen. Das Lenkkopflager sollte sich bei entlastetem Vorderrad leicht und ohne spürbaren Widerstand bewegen lassen können. Auch eine Rastung sollte nicht spürbar sein. Ein Spiel nach vorne und hinten darf nicht sein. Gleiches gilt für das Schwingenlager. Nach oben und unten sollte die Schwinge leicht führbar sein, nach links und rechts darf es keine Bewegung geben. Die Radlager kann man ähnlich wie beim Auto prüfen: Dreht man das Rad in Gabel und Schwinge, sollte sich die Felge nicht nach rechts und links bewegen dürfen. Hört man ein schleifendes, malendes Geräusch beim Drehen, ist es ein erstes Indiz, dass das Lager nicht mehr richtig funktioniert. Aber Achtung: Das Geräusch nicht mit Schleifen der Bremsscheiben in den Bremszangen verwechseln. Apropos Fahrwerk: In Gabeln und Federbeinen kommt Öl zum Einsatz. Auch dieses Öl unterliegt einer natürlichen Alterung und verschleißt mit der Zeit. Dadurch wird das Fahrverhalten spürbar unpräziser / schwammiger / weicher. Je nach Fahrspiel, eigenen Ansprüche und Einsatzzweck, sollte man alle paar Jahre ein Fahrwerksservice mit entsprechendem Ölwechsel machen. Das Fahrgefühl dankt es einem.

Die Kontrolle des Schwingenlagers.
Die Kontrolle des Schwingenlagers.

Schritt 5: Bremsen überprüfen

Die Lebensversicherung schlechthin auf dem Motorrad ist die Bremsanlage. So wichtig wie sie ist, so heikel ist sie auch. Jedes moderne Motorrad besitzt ABS. Ältere Modell haben diese Technik oft nicht verbaut, aber die Bremsen sind absolut vergleichbar aufgebaut und daher ähnlich zu warten. Zuerst einmal reicht eine Sichtprüfung der Bremsanlage: Erkennt man bei Bremsleitungen, Bremspumpen oder -zylindern eine Undichtigkeit? Sind die Bremsscheiben plan abgeschliffen oder wellig bzw. sind starke, tiefe Rillen eingebremst? Wellige Bremsscheiben spürt man durch Vibrationen bei der Betätigung. Ungleichmäßig tiefe Rillen in der Bremsscheiben deuten darauf hin, dass der Bremsbelag nicht plan anliegt. Das kann auf Verunreinigung deuten, aber auch darauf, dass der Bremsbelag nicht ordnungsgemäß verbaut oder ungleich abgenutzt ist. Schauen die Bremsscheiben gut aus, sollten die Bremsbeläge kontrolliert werden. Diese haben einen Verschleißindikator, den man oft am besten sieht, wenn man von vorne direkt über die Bremsscheiben in die Bremszange sieht. Das System ist vergleichbar mit dem Reifenverschleißindikator: Ist der Belag bis dahin abgefahren, muss dieser gewechselt werden. Sind die Beläge zwischen Außen- und Innenseite stark unterschiedlich abgefahren (=verschlissen), deutet das darauf hin, dass die Bremskolben im Bremssattel nicht gleichmäßig den Belag andrücken. Das liegt meistens daran, dass die entsprechenden Bremskolben nicht freigängig genug sind. Wer an seiner Bremse bisher nicht gewerkt hat und nicht über entsprechende Kenntnisse und Werkzeuge verfügt, der sollte ab hier zur Werkstatt seines Vertrauens fahren und diese dort überprüfen lassen.

Kontrolle der Bremsbeläge.
Kontrolle der Bremsbeläge.

Wer es selbst versuchen möchte, muss die Bremszangen demontieren, die Beläge herausnehmen, vorsichtig die Bremskolben herausdrücken, um diese dann zu reinigen. Aber Achtung: Nicht zu fest am Bremshebel ziehen, um die Kolben ausfahren zu lassen, denn dann könnte so ein Kolben auch schon mal rausfallen und die Montage kann sehr fummelig werden. Außerdem besteht die Gefahr, die Bremskolbendichtung zu beschädigen, was im schlimmsten Fall zum Bremsversagen führen kann. Daher: Höchste Vorsicht, wenn man seine Bremsen angreift. Und Finger weg, wenn man keine Ahnung davon hat. Ein typisches Phänomen bei sehr langer Standzeit kann sein, dass die Bremsflüssigkeit Wasser aus der Luft gezogen hat. Dann fällt der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit und die Bremse fühlt sich im Fahrbetrieb weich und matschig an, da das Wasser in der Leitung verdampft und sich Luftbläschen bilden können, die sich unter der hohen Bremstemperatur ausdehnen. Grundsätzlich sollte man die Bremse dann entlüften und mit neuer Bremsflüssigkeit versehen. Denn einmal Luft im System, kommt diese von alleine nicht mehr raus. Bei ABS-Motorrädern ist diese Prozedur mitunter etwas mühsamer und manchmal von Laien gar nicht mehr selbst zu erledigen, da das ABS-Modul dafür elektronisch geöffnet werden muss, um wirklich die gesamte Bremsflüssigkeit zu tauschen. Im Schnitt - und je nach eigenem Fahrprofil und Anforderungen an die Bremse - sollte die Bremsflüssigkeit jährlich oder spätestens alle zwei Jahre gewechselt werden.

Schritt 6: Motoröl wechseln

Ob man das Motoröl vor oder nach der längeren Standzeit wechseln sollte, da scheiden sich die Geister. Ein Motoröltechniker hat mir im Vieraugengespräch gesagt, dass er persönlich vor dem Winter das Öl wechselt, damit das alte Öl mit allem Abrieb, Schwebstoffen und Co. draußen ist und nur mehr das neue Öl im Motor verweilt. Grundsätzlich geben die meisten Hersteller an, dass man das Motorenöl nach einer gewissen Laufleistung oder jährlich bzw. alle zwei Jahre tauschen sollte. Motoröl dient nicht nur zu Schmierung, sondern bindet auch Schmutzpartikel, die dann im Ölfilter aufgefangen werden. Daher: Wer sein Motoröl wechselt, gleich ob vor oder nach der längeren Standzeit, sollte unbedingt auch den Ölfilter mitwechseln. Motoröl unterliegt einer natürlichen Alterung. Heißt: Wer sein Motorrad über mehrere Jahre nicht bewegt hat, sollte das Öl unbedingt wechseln, da es nicht mehr diese Schmiereigenschaften haben wird, wie neues Öl. Beim Ölwechsel lässt sich auch der Abrieb gut kontrollieren. Die meisten Ölablassschauben sind magnetisch und sammeln dort gröbere Metallspäne, sofern man welche hat. Je nach deren Größe und Beschaffenheit, lassen sich gewisse Rückschlüsse auf den Motorverschleiß ziehen. Für den Laien heißt das: Sind nur sehr feine, winzige Späne zu erkennen, ist das unbedenklich. Sind die Metallspäne größer und dicker, sollte man diese aufheben und eventuell von der Werkstatt seines Vertrauens kontrollieren lassen. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass ein Ölwechsel absolut kein Hexenwerk ist und man bei modernen Motorrädern ob der hohen Fertigungsqualitäten, kaum noch größere Späne im Öl finden wird. Bei Rennmotorrädern, deren Beanspruchung deutlich höher ist, ist ein sehr regelmäßiger Ölwechsel, auch während der Saison, angeraten.

Motorrad Ölwechsel
Ein Ölwechsel zeigt mögliche Motorschäden.

Schritt 7: Benzin im Tank - ja oder nein?

Ob man den Treibstoff über den Winter im Tank lassen soll oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Absolut entscheidend ist die Frage: Wie lange möchte ich das Fahrzeug nicht mehr bewegen? Möchte man das Motorrad nur überwintern (also nur ein paar Monate stilllegen), ist die Empfehlung den Tank maximal zu befüllen und genauso abzustellen. Plant man das Motorrad eventuell mehrere Jahre nicht mehr zu bewegen, sollte der Treibstoff am besten komplett abgelassen werden. Dadurch wird verhindert, dass sich die flüchtigen Stoffe im Benzin im Kraftstoffsystem absetzen und Einspritzdüsen oder Vergaser verkleben / verstopfen. Um das System komplett kraftstofffrei zu bekommen, kann man das Motorrad im Stand einfach leerlaufen lassen. Oder, bei Modellen mit Vergasern, dreht man zuerst den Benzinhahn zu und lässt das Motorrad dann leerlaufen. Den Tankinhalt kann man dann entweder über die Benzinleitung ablaufen lassen oder mit Pumpen aus dem Tank saugen. Bei älteren Modellen die noch einen Stahltank haben, sollte man die Tankinnenbeschichtung kontrollieren. Hier kann es von Vorteil sein, den Tank doch befüllt zu lassen und das Benzin mit speziellen Additiven zu versehen, um eine Rostbildung im Tank zu verhindern. Unser Technik-Experte Martin Bauer rät dazu, besonders hochwertigen Treibstoff vor der Überwinterung einzufüllen, da deren Additive und Zusammensetzung besser geeignet sind, um auch einen Winter im Tank bedenkenlos überstehen zu können.

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Bericht vom 13.12.2022 | 15.705 Aufrufe

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