Gefahrenbewußtsein: Voll daneben!

ÖAMTC&HDI-Studie zum Motorradfahren

In einer breit angelegten Studie untersuchte die ÖAMTC Fahrtechnik gemeinsam mit der HDI Versicherung die Gefahreneinschätzung von Österreichs Motorradfahrern und -fahrerinnen. Dabei wurde deutlich, dass Vorstellung und Realität meist weit auseinanderliegen.

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"Gefährliche Situationen, die laut Statistik sehr häufig zu Unfällen führen, sind zu wenig im Bewusstsein der Motorradfahrer. Umgekehrt fürchten sie sich aber vor Unfallsituationen, die tatsächlich kaum vorkommen", stellte ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold im Rahmen einer Pressekonferenz, die heute in Wien stattfand, fest.

Über 50 Prozent sind Alleinunfälle

Eine Analyse der Statistik Austria zu Motorradunfällen von 2012 bis 2015 zeigt, dass im Freiland über 50 Prozent aller Unfälle mit Verletzungsfolgen sogenannte Alleinunfälle sind, also ohne Beteiligung eines anderen Fahrzeuges. Kreuzungsunfälle sind mit 14,4 Prozent viel seltener als im Ortsgebiet. Dort machen die Alleinunfälle nur 20,7 Prozent aus, die Kreuzungsunfälle aber 38,2. Das ist nachvollziehbar. Bei den tödlichen Unfällen aber kommt man ins Staunen: Im Ortsgebiet liegen die Alleinunfälle mit 38,3 Prozent vor den Kreuzungsunfällen mit 31,9, gefolgt vom Begegnungsverkehr mit 14,9. Die Getöteten im Freiland: 35 Prozent Alleinunfälle, 19,2 Kreuzungsunfälle und 31,2 (!) Begegnungsverkehr. Nachdem der Begegnungsverkehr bei Unfällen mit Verletzungen im Freiland nur 11 Prozent ausmacht, wird die enorme Gefahr solcher Unfälle klar. Motorradfahrer, die in unachtsame Linksabbieger krachen, haben wenig Chancen.

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Angst vor der Autotür, aber nicht vor der Kreuzung

Günther Weiß, der Vorstandsvorsitzende der HDI-Versicherung legte dann einige Ergebnisse der Studie vor und verglich sie mit den tatsächlichen Unfallzahlen. Die Befragten schätzten zum Beispiel das Gefahrenpotenzial in Kreuzungen (25%) und die Kollision mit einem Linksabbieger (31%) deutlich geringer ein als den Spurwechsel nach links (56%) und die Kollision mit einer Autotür beim Öffnen (54%). De facto passieren aber nur ein bis zwei Prozent der Unfälle beim Spurwechsel nach links und die gefürchtete Autotür kommt extrem selten vor, aber Kollisionen auf der Kreuzung bzw. mit entgegenkommenden Linksabbiegern sind relativ häufig und oft folgenschwer (siehe oben). Weiß: "Unser Anliegen ist es, Motorradfahrer für jene Gefahren zu sensibilisieren, die tatsächlich ein hohes Unfallrisiko bergen und zu deren Vermeidung sie aktiv beitragen können." Eine gute Einschätzung bewiesen die Befragten bei den Unfallursachen nicht angepasste Geschwindigkeit und zu hohe Kurvengeschwindigkeit. Diese beiden in der Umfrage mit Abstand meistgenannten Faktoren (über 50 Prozent) sind laut Statistik Austria tatsächlich für knapp 17 Prozent aller Motorradunfälle verantwortlich.

Wer ist der sicherste Motorradfahrer Österreichs?

Punktgenau auf die Erhöhung der eigenen Fahrsicherheit zugeschnitten sind die extrem bewährten und beliebten Kurse des ÖAMTC. Der Chefinstruktor Georg Scheiblauer weiß, wovon er spricht: "Für uns Motorradfahrer gibt es zwei Typen von gefährlichen Situationen - die einen können wir beeinflussen, die anderen nicht. Beeinflussen können wir beispielsweise die Wahl der Kurvengeschwindigkeit, nicht aber, ob wir von einem Autofahrer übersehen werden. Bei unseren Trainings werden genau die Situationen verinnerlicht, bei denen die Fahrtechnik entscheidend ist. Außerdem zeigen wir den Teilnehmern die aktuellen Unfallstatistiken, damit sie sehen, wo und wie die meisten Unfälle passieren. Dadurch bekommen sie ein besseres Gefühl für Situationen, die wirklich gefährlich sind. Auch heuer suchen ÖAMTC Fahrtechnik und HDI gemeinsam Österreichs sichersten Motorradfahrer. Teilnehmen können alle, die bei der ÖAMTC Fahrtechnik ein Aktiv- oder Dynamik-Training absolvieren. Als Hauptpreis wartet eine neue Honda Africa Twin. Trainiert werden dabei richtiges Kurvenfahren, Notbremsungen und Ausweichmanöver. Mehr Infos und Anmeldung zum Bewerb unter www.bestbiker.at.

Bericht vom 07.03.2017 | 9.715 Aufrufe

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