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Centopassi 2008 | 
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BMW und Ducati kämpfen im Quartett | 
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Die Abruzzen, der wunderschöne Teil des Appenin mit 
dem Zentrum L´Aquila, und dem südlichsten Gletscher Europas, Höhen bis 
2900 Meter, ein richtiges Landschaftsparadies Auf den Hochalmen wiegen sich farbenfrohe Alpenblumen im Wind. Das Muhen 
der Kühe wird melodisch durch das Blöken der Schafe ergänzt. Der Schäfer 
stützt sich auf seinen Stock, streichelt den Kopf seines treuen 
Hirtenhundes und zählt die Beine der ihm Anvertrauten. Das Ergebnis 
dividiert durch 4 macht ihn zufrieden und glücklich, denn alle sind da 
und weiden genüsslich auf den Almwiesen. Plötzlich: das dumpfe Brüllen einer Bos-Tröte, untermalt vom kastrierten 
Bellen eines vorsichtshalber mit DB-Killern versehenen Termignonis, 
hallt über die Hochebene. | 
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| PEOPLE, IT´S CENTOPASSITIME !!!!! 
 Manfred Cyran (BMW 1100 GS Deserto), Peter Schott (BMW GS 1200 Deserto 
3), Johannes Kerschbaumer (Ducati 1098) und Klemens Petersilka (Ducati 
ST4) meldeten sich abenteuerlustig zur 6. Ausgabe der Centopassi an. 
Während Peter Schott nicht genug bekommen konnte und auf eigener Achse 
nach L´Aquila in den Abruzzen fuhr, verluden die anderen 3. Manfred und 
Peter haben schon mehrmals teilgenommen, für die anderen 2 war diese Art 
Veranstaltung Neuland. Manfred trackte die Strecke in´s Garmin, Peter 
kopierte und Klemens konvertierte in´s TomTom, das aber gleich am ersten 
Tag mangels Batteriekapazität kollabierte. Also waren wir Neulinge auf 
Manfreds Navigationskünste angewiesen.
 Die Gleichmässigkeitsübungen und zeitmäßigen Punktlandungen gelangen den 
Neulingen mangels Erfahrung am ersten Tag noch nicht besonders, was uns 
ernsthafte Aufforderungen zu erhöhter Konzentration seitens Manfreds 
eintrug.Frei nach dem Motto, 
mangelndes Berechnen der Durchschnittsgeschwindigkeit wird einfach durch Speed ersetzt, was das Ganze noch viel lustiger machte. Unsere 
Reiseschnitte auf Strassen, deren längste Gerade 300 Meter lang waren, 
konnten sich durchaus sehen lassen. Zurück in L´Aquila kamen wieder Zeit- und Geschicklichkeitsprüfungen. 
Die Erfahrenen erledigten die Aufgabe standesgemäß, die Neulinge hatten 
entweder Probleme mit der Kurssetzung oder mit der Einschätzung der zu 
fahrenden Geschwindigkeit.
 Das Fahren auf der Strecke erledigten wir auf Sicherheit. Wir verstanden 
das so, dass wir gewaltig zu schnell fuhren, um Essens-, Tank- und 
Rauchpausen einlegen zu können um dann vor den Passierkontrollen noch 
gemütlich 20 Minuten ausrasten zu können.
 Das ergab im Tagesklassement Manfred 6., Peter 13., Johannes 24. und 
Klemens 25.
 In der Teamwertung lagen wir ex aequo am 4. Platz. Die Neulinge gelobten 
für den 2. Tag Besserung und Manfred schwor auf Angriff.
 
 Tag 2 begann wie jeder Centopassitag mit zeitlichen Zielübungen, die den 
Neulingen schon besser gelangen, die alten Profis hielten sich auf ihrem 
Niveau. L´Aquila verlassend schwangen wir bis auf 1.900 Meter was das 
Zeug hielt, wir wollten ja auch die Landschaft genießen, aber bitte 
nicht beim Fahren, dafür ist in diversen Pausen genügend Zeit. Möchte 
nicht wissen, wie viel Grad die Reifen hatten, die Motoren waren trotz 
Höhenluft und angenehmen Temperaturen durchaus echauffiert. Espresso und 
Aqua Minerale plus formaggio für uns, 15 Minuten Ruhe für die Technik.
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| Wir behielten das Sicherheitsdenken des ersten Tages bei und waren auf 
der Strecke gnadenlos zu schnell, was uns aber erfrischende Picknick- 
und den Rädern nahrhafte Tankpausen ermöglichte. 
 Die abendlichen Abilitytests waren fast zufriedenstellend. Was Klemens 
gestern zu langsam war, ging er heute zu forsch an und sein zarter 
45-er-Stiefel rasierte im Parcour gleich ein Hüttchen um. Jo war etwas zu 
schnell, die Profis wie immer zuverlässig. Das ergab in der 
Zwischenwertung Platz 5 für Manfred, 11 für Peter, 15 für Jo, 18 für 
Klemens und in der Teamwertung Platz 4.
 
 Wir haben uns Manfreds Rügen zu Herzen genommen, morgen wollten wir 
weiterkämpfen.
 
 Tag 3: 325 km, 32° C, rauf über die Baumgrenze, runter, rauf und so 
weiter. Irgendwie war am Vormittag der Wurm drinnen. Wahrscheinlich, 
weil es der dritte Tag war, das ist immer der Gefährliche. Am Rotwein 
des Vortages kann es nicht gelegen haben, den hatten wir ja auch am 
ersten Abend. Das morgendliche Zeitfahren bewältigten Manfred und Jo 
hervorragend, Peter normal und Klemens fuhr absolute Bestzeit. 
Wahrscheinlich hat man ihn falsch informiert, denn das war nicht 
gefragt. In der ersten Pause wurden wir von einem fahrenden Obsthändler 
mit seinen Produkten querbeet versorgt, trotzdem waren wir irgendwie 
indisponiert.
 
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| Klemens röhrte an einer Abzweigung vorbei, wurde dann aber von Peter auf 
den rechten Pfad der Tugend gebracht. In der Folge waren die 
Asphaltbänder Fleckerlteppiche mit Löchern. Für die GS-Fraktion war es 
nur irgendwie nicht schön zu fahren, für die Ducatisti war es 15 Runden 
Sparring mit Vladimir Klitschko. Jedes Loch, jeder Buckel ein Schlag in 
den Magen und der ganze Bock hüpfte durch die Abruzzen. Manfred wollte 
auf einem schöneren Stück Jo´s 1098er versuchen, nach 7 km hatte er 
Magenweh, das Gemächt schmerzte und anschließend fand er bewundernde 
Worte über die körperlichen Leistungen der beiden Rot-Fahrer. Er wollte 
weder für Geld noch gute Worte mit uns an diesem Tag tauschen, Jo wäre 
zur Erholung ganz gern mit der Bajuwarischen weitergefahren. 
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| Versteckt auf einer Hochalm, hinter einer Kuppe, ruhte wieder einmal 
einsam Ken bei den Klängen seines GoldWing-CD-Players. Auch dieses Idyll 
wurde gestört, denn Manfred und Peter wollten endlich ein bisschen Offroad fahren. Es kann der frömmste Norweger nicht in Ruhe rasten, wenn 
es den bösen Österreichern nicht gefällt. Auch das herumweidende 
Viehzeug wurde ein bisschen durcheinander bewegt. Können ja nicht nur 
fressen. Wir wollen bemuskelte Rinder zu Steak verarbeitet haben und 
keine Schlappis.
 
 Wie immer waren wir viel zu früh zurück in L´Aquila, so gönnten wir uns 
in der Altstadt Eiscreme und Yoghurt mit Früchten, um erfrischt in die 
abschließenden Prüfungen zu gehen. Ein Zeitfahren 5 Sekunden, 8 Sekunden 
und abschließend 3 Sekunden in einem vorgegeben Parcour. Manfred wurde 
ernst, Jo ruhig, Klemens übte Sekundenzählen und Peter war 
ruhig-konzentriert wie immer.
 Der folgende Kegelparcour war heute wieder um eine Sekunde schneller zu 
bewältigen als am Vortag, 25 Sekunden waren angesagt. Manfred 
ruhig-professionell wie immer, Jo musste eingebremst werden, um nicht 
Bestzeit zu fahren und Klemens fuhr schneller als am Vortag, aber immer 
noch zu langsam, was er am Schluss aufholen wollte und der 
Lichtschranken mit seinem Leben bezahlte. Manfred war wegen der 
Teamwertung nicht sehr zufrieden.
 Doch dann kam Peter und holte sich im Hütchenfahren den Tagessieg !! Da 
haben die Italiener etwas betrübt ausgesehen und Manfred´s Stimmung war 
wieder besser. Und in der Teamwertung sind wir noch immer auf dem 
vierten Platz.
 
 Bei den Tageswertungen bisher war Manfred am 1. Tag 6., am 2. Tag 5. und 
am 3. Tag 3.
 
 Der 4. Tag, theoretisch ein Tag wie jeder andere in L´Aquila. Und doch 
nicht, denn um 0900 Uhr werden zig Motoren angeworfen und die 
Competition-Class-Driver werfen sich nach den üblichen, jedoch immer 
gemeiner und schwerer werdenden Zeitfahrübungen mit Parcour auf die 
Strecke.
Curva una in Kaffo italiano ist Curva Trattoria, die ersten rasieren 
fast die Gehsteigkante und die Opas italiane ziehen die Beine ein. In 
Curva Mercatore retten Frauen ihre Kinder an die Mutterbrust und in der 
weiteren Folge der Strasse ist Samstagsmarkt, was Motorradslalom mit 
biologischen Kippstangen bedeutet. Aber alles geht gut und die Einwohner 
sind sogar begeistert.
 Die folgenden Strassen rauf über die Baumgrenze und wieder runter usw. 
waren eng und kurvig wie die Tage zuvor, nur dürften in diesem Teil der 
Abruzzen Dieseltankdeckel Mangelware sein. Mit der Zeit gewöhnt man sich 
aber an das sanfte Sliden des ganzen Motorrades.
Doch plötzlich stand mitten auf der Strasse ein freundliches 
Staff-Mitglied und deutete uns das internationale Zeichen für slippery 
road. Manfred und Peter waren auf einmal weg, Jo und Klemens verstanden 
plötzlich den Sinn der Warnung: Schotterweg mit Asphaltresten und 
Felsbrocken. Das haben sich die roten Diven auch nicht so vorgestellt, 
wie sie in Bologna auf die Welt kamen.
 
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|  | Unser Kilometerschnitt war im Eimer! An einem romantisch-schönen Teil 
der Schotterpassage wurde auf einmal ein Fotograf hektisch, als er die 2 
roten Damen über das Geröll hüpfen sah und prompt übersah Klemens in 
einer Steilauffahrt eine tiefe Querrille: Duc down ! Trotz seines 
biblischen Alters war die Reaktion schnell genug, um Schaden zu 
vermeiden. Auch der Fotograf war glücklich. Und erst die Engländer und 
Italiener, die das Schauspiel mitangesehen haben, alle beglückwünschten 
die beiden Ducatisti, denn sie hatten zum ersten Mal solche Räder im 
Schotter gesehen. Mut kann man nicht kaufen, Verkleidungsteile schon. 
Ein Brite schickte sofort ein MMS an einen Freund: 1098 good for 
offroad, buy it. | 
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| Beim abendlichen Hütchenfahren waren die Kurven so eng, dass der 
Lenkeinschlag der ST4 ein ordentliches Ergebnis verhinderte, was uns in 
der Teamwertung vom 4. auf den 5. Platz zurückwarf. Aber immerhin: es waren in der 6-jährigen Geschichte der Centopassi die 
ersten Supersportler, die den Bewerb mit allen seinen Schikanen 
beendeten.
 Auch die Einzelergebnisse konnten sich sehen lassen: Manfred 5., Peter 
10., Jo 18. und Klemens 20. Und das mit zum Teil touristischer 
Ausrüstung der Roten.
 
 Conclusio des Ganzen: Man muss nicht sehr verrückt sein, um an der Centopassi teilzunehmen, aber es hilft. In Österreich wären wir an vier 
Tagen bestraft worden: am Ersten wegen maßlos überhöhter 
Geschwindigkeit, am 2. 3. und 4. Tag wegen Fahrens ohne Führerschein.
 Manfred von Manfreds Motorradreisen wird Centopassi für kommendes Jahr 
in Österreich promoten, um auch mal einige mehr aus unserer 
Alpenrepublik von Centopassi zu überzeugen.
 Es ist durchaus möglich, dass wir nächstes Jahr wieder teilnehmen, doch 
zumindest die rote Fraktion rüstet dann auf und/oder um. Ein 
Paris-Dakar-Gerät muss her und das sonstige notwendige Equipment.
 Wenn es die Göttergattinnen zulassen.
Schön wär´s schon.
Wir feilen schon an der Überzeugungsarbeit.
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| Interessante Links: | Text: Klemens PetersilkaFotos: Petersilka Klemens, Johannes Kerschbaumer
 
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