Weltreisestory 2.Teil
    Bericht Gibraltar Das Ende von Europa und der Ausblick auf Afrika | 
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    Als letzten und südlichsten Punkt meiner Reise durch Europa möchte ich die
    Britische Kronkolonie Gibraltar besichtigen. Gibraltar war und ist eine
    Festung. Der Felsen der sich über eine Fläche von wenigen
    Quadratkilometern erstreckt und sich an seiner höchsten Stelle 425m über
    die Seestraße von Gibraltar erhebt, stellt noch immer eine wichtige
    strategische und wirtschaftliche Position dar.
     Nahezu jedes Schiff, das die Meerenge zwischen Europa und Afrika
    passiert, die an ihrer engsten Stelle nur 13 Kilometer beträgt, wird im
    Hafen von Gibraltar betankt. In einem Jahr wird in der Kolonie mehr
    Schiffstreibstoff umgesetzt als beispielsweise in ganz Frankreich. Seit 1704
    ist Gibraltar von den Engländern besetzt und seit 1986 ist die Grenze über
    den Landweg wieder offen.  | 
    
     
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    General Franco hatte, als Spanien noch eine Militärregierung hatte,
    die Grenze schließen lassen und die Engländer konnten ihre Kronkolonie nur
    aus der Luft oder zu Wasser erreichen. 
     Im Felsen von Gibraltar erstreckt sich ein Tunnelsystem mit einer Länge von 55 Kilometern und ist damit länger als das dortige Straßennetz. Im 18 Jahrhundert wurde mit dem Bau dieser Tunnel begonnen um die angreifenden und belagernden Spanier am Einmarsch zu hindern. Immer mit Erfolg. Weiter ausgebaut wurden die unterirdischen Gänge dann im zweiten
    Weltkrieg. Aus Angst vor der Besetzung des Felsens durch Deutsche Truppen
    (an der Grenze zu Spanien standen zwei Divisionen dazu bereit!) und dem
    Verlust der Kontrolle des Mittelmeereingangs errichteten die Engländer eine
    der stärksten Festungen der Kriegsgeschichte.  | 
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    Über die Meerenge wurden Stahlnetze gespannt und die berühmte O`Hara
    Battery hatte ihre Geschütztürme seeseitig ausgerichtet. Jede Passage war
    unmöglich. Als Schutz vor Luftangriffen waren in den Kavernen des Felsen
    während des Krieges mehr Fliegerabwehr Scheinwerfer positioniert als in der
    Stadt London! Das Tunnelsystem wurde aber vor allem auch als wichtige
    Kommandozentrale verwendet. General Eisenhower plante hier die Operation
    Torch. Die Besetzung Afrikas durch englische und amerikanische Truppen. Seit
    2005 ist es möglich Teile dieses riesigen Tunnelsystems mit Guide zu
    besichtigen. Das ist natürlich eine tolle Gelegenheit für mich mehr über
    diesen interessanten Platz zu erfahren. | 
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    In Gibraltar leben ca. 30.0000 Menschen die sich aus allen Nationalitäten
    der Erde zusammensetzen. Es gibt Kirchen und Tempel für insgesamt 16
    verschiedene Religionen. Das Besondere jedoch an diesem multikulturellem
    Gefüge ist, dass alle in Frieden miteinander auskommen. Rassismus und
    Kriminalität gibt es hier so gut wie nicht. Wenn man die Leute nach dem
    Geheimnis dahinter fragt antworten sie, Kommunikation ist der Schlüssel
    dazu. Man versucht hier bei jedem Problem aufeinander zuzugehen und darüber
    zu reden um es aus der Welt zu schaffen. Das lernen schon die Kinder in der
    Schule. Als Gibraltar zwischen 1779-1783 von Spanien über 4 Jahre belagert
    war, war es entscheidend lange Zeit auf engem Raum gut miteinander
    auszukommen, dabei hat sich diese Einstellung der Menschen entwickelt und
    ist zur Tradition geworden. Vielleicht wäre Gibraltar ja deshalb ein
    Friedensmodell für den Rest von Europa und die ganze Welt. Auf jeden Fall
    ist es ein Platz der einen Besuch lohnt. Auch wegen den lustigen
    Felsenaffen, die mitunter recht übermütig sein können. | 
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| Wenn ich mit dem Schiff nach Tanger in Marokko übersetze liegen die ersten Kilometer Afrikanischer Boden vor mir. Ich werde Rabat besuchen und mir dort die Visa für Mauretanien und Mali besorgen. Dann geht es über den hohen Atlas in die Sahara. Ich werde immer weiter südlich fahren bis an die Grenze zu Mauretanien. Mauretanien ist als "Saharaanrainerstaat" ein echtes Wüstenland. Hier werden sicher Sandpassagen und große Hitze mir und dem Material einiges abverlangen. Nach rund 3500km in Afrika habe ich hoffentlich Dakar erreicht. Das Tor zu Westafrika am Landweg. | 
     
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    Marokko | 
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    Sonntag,12. November 06 Es ist endlich soweit! Nach zwei Wochen in Spanien, die ich für letzte Vorbereitungen und etwas Erholung genutzt habe bin ich abreisebereit für den langen Weg hinunter nach Kapstadt. Ich baue um 6 Uhr in der Früh mein Zelt auf dem Campingplatz in Tariffa ab und mache mich auf den Weg zum Hafen. Das Wetter ist wunderschön und das Meer liegt still in der Morgensonne. Um Punkt 9 Uhr legt meine Fähre nach Tanger ab.  | 
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     Ich gehe in die Kantine, bestelle mir einen Kaffee und setze mich ans Fenster. Draußen sieht man Afrika näher kommen und die Küste ist wie meistens in eine schmale Staubwolke gehüllt. Ein bisschen etwas geheimnisvolles und mystisches hat es für mich immer wenn ich so meinen Blick nach drüben schweifen lasse. Was wird passieren, wie werde ich vorankommen, wird das Motorrad halten? Eine Lautsprecherdurchsage reißt mich aus meinen Gedanken, Marokko Police kommt an Bord um die Formalitäten für die Einreise abzuwickeln. Vor 6 Jahren musste man das alles noch im Hafen machen. Die Passkontrolle läuft freundlich und schnell, 5 Minuten später kann ich mein Motorrad von der Fähre fahren. Die Einreiseformalitäten für das Fahrzeug erweisen sich ebenfalls einfach, schnell und freundlich. Nachdem der Zollbeamte meine Papiere abgestempelt hat sagt er auf Deutsch, Gute Reise Felix! So was hört man gerne! Ich schließe noch schnell eine Kfz Versicherung für Marokko ab, ebenfalls an der Grenze und absolut problemlos und mache mich auf den Weg ins Zentrum von Tanger. Tanger ist eine sehr moderne und fast schon europäische Stadt. Ich
    bleibe beim Cafe Mozart stehen und trinke eine Wiener Melange! Der Kellner
    fragt mich von wo ich herkomme und ich sage, Nemsa (arabisch für
    Österreich). Dafür umarmt er mich und ich bekomme einen Kuß auf die
    Wange. Ich verlasse Tanger in Richtung Süden und fahre über die alte
    Hauptstrasse an der Küste entlang. Inzwischen gibt es auch eine neue
    Autobahn die allerdings mautpflichtig ist. Die ersten Kilometer in Marokko
    sind noch etwas gewöhnungsbedürftig, gefahren wird immer noch mit Herz und
    Hupe!  | 
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    Es macht einen riesigen Spaß, ich bin aber froh, dass ich eine Versicherung
    habe. Nach rund 250 Kilometern durch abwechslungsreiche Landschaft erreiche
    ich Sale bei Rabat. In Sale Plage gibt es einen netten Campingplatz auf dem
    ich einige Tage verbringen werde. 
     Rabat ist die Hauptstadt Marokkos und zugleich eine der saubersten und angenehmsten Städte des Landes. Für mich ist Rabat eine der wichtigsten Stationen in Afrika. Hier bekomme ich einen großen Teil der Visa um meine Reise fortzusetzen. Fast jedes Afrikanische Land hat in Rabat seine Vertretung. Nach einem schönen Spaziergang am Strand im Sonnenuntergang klettere ich in mein Zelt und verbringe meine erste Nacht auf afrikanischem Boden und teile das Zelt mit ein paar Moskitos.  | 
    
| Montag, 13. November 2006 | |
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    Der Morgen ist angenehm kühl und ich mache mich sogleich auf den Weg mein
    erstes Visum zu besorgen. Wenn man sich seine Afrikavisa in Rabat besorgt,
    hat man den großen Vorteil, dass fast alle Botschaften im selben Viertel
    sind. Dort gibt es riesige Alleen mit traumhaften Villen und Swimmingpools. 
     An jeder Ecke steht ein Polizist, der einem freundlich winkt und Auskunft nach dem Weg erteilt. Es ist hier überhaupt kein Problem sein Motorrad auf der Strasse stehen zu lassen und seine Erledigungen zu machen. Nirgendwo sonst findet man in Afrika so eine sichere und entspannte Atmosphäre um die Paperwork zu erledigen.  | 
    
     
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     Ich fahre zur Botschaft von Mali. Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt und in der Regel extrem bürokratisch. Für viele Gebiete braucht man extra Genehmigungen und alles hat seinen stolzen Preis. Die Botschaft befindet sich in einer schönen Villa und die Türe steht offen, es gibt keine Wachmannschaft wie in der Nachbarbotschaft von der Elfenbeinküste. Ich nehme meine Dokumentenmappe und betrete die Botschaft. Kein Mensch weit und breit. Ich komme in ein riesiges Vorzimmer, dass mit wunderschönen arabischen Verzierungen geschmückt ist und betrete dann so eine Art überdachten Innenhof. Von dort führt eine Tür in ein modernes Büro in dem nur eine Kanne Tee steht. Als ich in das Büro schaue steht plötzlich ein Mann mit malischer Tracht hinter mir, gefolgt von einem Mann im Anzug und einer Frau, die ebenfalls in afrikanischer Tracht gekleidet ist. Sie fragen mich erstaunt auf französisch was ich hier mache und wie ich herein gekommen bin. Ich antworte wahrheitsgemäß durch die Tür und sage, dass ich ein Visum für Mali brauche. Darauf sagt der Mann im Anzug kein Problem, es ist zwar noch nicht offen, aber ich kann meinen Pass hierlassen und mir am Nachmittag das Visum abholen. So einfach habe ich das nicht erwartet. Über die Mittagszeit gehe ich laufen und mache ein paar Fotos am Strand.  | 
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    Die Jugend spielt Fußball und alle sind entspannt. Das ist so schön an
    Marokko Als ich um zwei Uhr wieder in die Botschaft komme ist mein Visum
    fertig, Perfekt! Vor der Türe haben sich nun auch zwei malische
    Sicherheitskräfte eingefunden, die interessiert mein Motorrad begutachten
    und mir für meine Reise viel Glück wünschen. So macht das Spaß. Ich
    nütze den Tag noch um zur Botschaft von Burkina Faso zu fahren. Als ich vor
    dem Gebäude mein Motorrad abstelle kommt ein Mann heraus und bittet mich
    gleich hinein!
     Ich komme in einen überdachen Vorraum in dem eine gutgekleidete schicke
    Gesellschaft Tee trinkt und mich mit meinen staubigen Motorradsachen bittet
    Platz zu nehmen. Das Visum gibt es heute leider nicht mehr, aber das
    Antragsformular kann ich mitnehmen und dann morgen am Vormittag damit das
    Visum besorgen. Tres bien! Am Abend mache ich eine Tour mit dem Motorrad
    durch die Souks, die Marktstrassen von Rabat. Das ist schon ein tolles
    Erlebnis!  | 
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| Dienstag,14. November 2006 | |
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    Heute hole ich mir mein Visum für Burkina Faso ab. Alles läuft freundlich
    und problemlos. Ich komme zur Botschaft und die selben gut gekleideten
    Menschen sitzen im Empfang, trinken Tee und schauen sich einen Film am
    Laptop an. Dazu gibt es ständig Kommentare, sodass man vom Film selber nur
    mehr wenig versteht. Das Visum kann ich mir dann am selben Tag, am
    Nachmittag abholen. | 
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    In der Zwischenzeit beschließe ich in die Botschaft von Nigeria zu fahren
    um zu sehen ob ich dort mein Visum auch schon in Marokko besorgen kann. Vor
    der Türe steht ein Mann mit Maschinenpistole der mich freundlich
    hereinbittet. Wie ich durch die Türe gehen will, fragt er mich warum ich
    mein Motorrad nicht vor der Botschaft am Gehsteig parke, damit er darauf
    aufpassen kann. Wie ich das Motorrad dann direkt vor die Türe stelle muss
    ich ihm selbstverständlich die Funktion meines GPS erklären. In der
    Botschaft werde ich ebenfalls sehr freundlich empfangen aber man teilt mir
    mit, dass in Marokko nur Visa für Marokkaner ausgestellt werden. Als ich
    ihnen aber erzähle, dass ich für UNICEF unterwegs bin und außerdem aus
    dem mit Nigeria eng befreundeten Nemsa (Österreich) komme meint der
    Botschaftssekretär man könnte da vielleicht was machen. Er bittet mich in
    einen Raum fast ohne Licht und wir nehmen im Dunklen auf einer Couch platz.
    Er erklärt mir, dass die Möglichkeit Multiple Entry Visum heißt und ca.
    300 US Dollar kostet und für 3 Monate gültig ist. Das ist ein stolzer
    Preis, dafür, dass ich Nigeria nur durchqueren will. Als der Sekretär noch
    einmal bei seinem Chef Rückfragen will, lehnt dieser aber den Visum Antrag
    ab. Er meint, ich bräuchte ein Empfehlungsschreiben von Unicef Nigeria um
    das Visum zu bekommen. Das zu bekommen wäre zwar möglich aber trotzdem
    sind 300 US Dollar für ein Visum einfach zuviel. Ich beschließe es in
    Dakar/Senegal bzw. in Bamako/Mali zu versuchen wo es das Visum billiger
    geben sollte. Single Entry und ein Monat sind genug für mich. So ist das
    eben in Afrika, alles ist möglich aber nichts ist sicher. Wenigsten war der
    Botschaftssekretär von Nigeria so nett mir auf meiner Landkarte die beste
    und sicherste Route durch sein Land zu zeigen. Das ist viel wert. Den Rest
    des Tages verbringe ich mit Sight Seeing und schaue mir die alten Römischen
    Festungen von Rabat an sowie die Medina. | 
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    Am Abend muss ich feststellen, dass neben mir am Campingplatz ein Italiener
    mit seiner Freundin seinen Wohnwagen abgestellt hat. Er stürmt heraus als
    er mich sieht und lobt abwechselnd auf italienisch, englisch und
    französisch mein Vorhaben, obwohl er noch gar nicht weiß was ich
    eigentlich vorhabe. Als ich Bruno erzähle, dass ich nach Südafrika will,
    lädt er mich kurzerhand zum Abendessen in seinem Wohnwagen ein. Es gibt
    Pasta mit Pesto und der Abend könnte nicht schöner sein. Anschließend
    spielen wir Karten. Einfach wie zu Hause, wunderschön! | 
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    Mittwoch, 15. November 2006 Heute werde ich Rabat verlassen um mich auf den Weg nach Casablanca zu machen. Nachdem ich gestern mein Nigeria Visum nicht bekommen konnte steht das von Mauretanien als nächstes an. Das gibt es in Casablanca im Konsulat. Vorher verlängere ich aber noch meine Kfz Versicherung für Marokko. Die ursprünglichen 10 Tage werden mir zuwenig sein. Da ich bis jetzt so viel Zeit mit den Bürokratischen Aufgaben, die so eine Reise mit sich bringt verbracht habe, möchte ich etwas länger in Marokko bleiben um auch das Land zu bereisen und vor allem auch abseits der großen Städte Motorrad zu fahren. Den Rest des Tages verbringe ich mit dem Verfassen von Berichten, im Büro sur la rue!  | 
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    Donnerstag, 16. November 2006 Der Morgen in Casablanca empfängt mich mit Regen. Es ist kühl und als ich in der Früh aus meinem Zelt klettern will, kommt ein Hund vorbei und pinkelt mir vor die Nase. Auch eine Art guten Morgen zu sagen. Der erste Weg führt mich ins Konsulat von Mauretanien. Ich komme eine halbe Stunde vor 9 hin und ein Polizist ist bereits bemüht die sich drängende Menschenschlange einzuweisen. Nach Mauretanien wollen immer viele französische und marokkanische Autohändler um ihre alten Autos dort teuer zu verkaufen. Die Islamische Republik Mauretanien ist nämlich eines der wenigen Länder in Afrika für das man kein Carnet de Passage braucht. Also ist ein Fahrzeugverkauf problemlos möglich. Zudem gilt dort ein altes Auto aus Europa als größtes Statussymbol. Die Formalitäten für das Visum sind schnell erledigt. Ich bezahle, fülle den Antrag aus und soll um 4 am Nachmittag wieder kommen. Keine Probleme. Den restlichen Tag verbringe in der Altstadt von Casablanca in einem der zahlreichen Teehäuser mit Arbeit am Computer. Als ich mich nach der Steckdose erkundige, steckt der Kellner kurzerhand den Fernseher aus damit ich meinen Laptop anschließen kann! Die Leute im Cafe schauen unglücklich, sie haben ferngesehen. Jedoch, keiner schimpft! Das kann ich nicht verantworten. Also hole ich meinen Verteilerstecker vom marokkanischen Baumarkt raus und der Fernseher läuft wieder. Alle sind glücklich. So was müsste man mal in Wien probieren! 
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    Wenn es regnet kommen die Menschen von der Strasse herein, trinken Tee und
    scheinen auf irgendetwas zu warten, nur weiß man nicht auf was. Irgendwie
    fühlt man sich wie im Film Casablanca mit Humphrey Bogart, nur mit dem
    Unterschied, dass die Stadt nun eine moderne Großstadt geworden ist und das
    wirtschaftliche Zentrum Marokkos darstellt. Vom alten Charme der Altstadt
    ist nur mehr wenig übrig geblieben. 
     Jetzt habe ich alle meine Formalitäten zur Weiterreise erledigt. Ich
    kann nun ohne bürokratische Hindernisse mit meinen Papieren bis an die
    Grenze Nigerias fahren, und damit bis ans Meer. Sollte es schlimmere
    Probleme in irgendeiner Form geben habe ich dort die besten Chancen. Im
    Hinterland schaut es eher schlecht aus. Morgen geht es über Marrakech in
    den Süden und dann über den hohen Atlas in das Meer des ewigen Sandes. Die
    Sahara. In Shalah! So Allah will.  | 
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    Freitag, 17. November 2006 Als ich heute morgen aufwache hat der Regen zum Glück aufgehört. Das Zelt ist zwar nass aber die Sonne scheint. Trotzdem muss ich mich ärgern. Eine Vogelfamilie hat genau über mir im Baum genistet und die ganze Nacht über auf mein Zelt gemacht. Das sieht dermaßen ekelhaft aus, das ich mit Flüssigseife die ganze Außenhaut reinigen muss. Hab ich auch noch nie erlebt, dass Tiere so eine Präzision beim Kacken aufweisen. Neben dem Zelt war nicht der geringste Schmutz!  | 
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    Ich verlasse dann Casablanca gleich in der Früh und mache mich auf den Weg
    nach Marrakech. Die Strasse führt durch schöne Landschaft, die sich endlos
    weit zum Horizont erstreckt. Nach rund 250 Km erreiche ich dann mein Ziel.
    Hier hat sich auf den ersten Blick viel geändert. Von den vielen
    Eselkarren, die früher das Verkehrsbild geprägt haben, findet man nur mehr
    wenige. Dafür schöne Strassen und belebte Plätze. 
     Den Nachmittag nütze ich dann wie beim letzten Mal, als ich hier war
    für mein persönliches Highlight. Eine Stadtrundfahrt durch die Souks, die
    schmalen Markstrassen mit dem Motorrad. Da braucht man gute Nerven!  | 
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    Samstag, 18. November 2006 Als ich heute morgen aus meinem Zelt klettere begrüßt mich eine Pfauenfamilie. Eines der Tiere versucht sogar an mir vorbei ins Zelt zu kommen. Lustige Gesellen sind das. Bei traumhaft schönem Wetter mache ich mich heute auf den Weg den hohen Atlas über den Tichka Pass zu überqueren. Auf einer Strecke von 200 Kilometer kommt man hier durch 3 total unterschiedliche Klimazonen. Nach vergnügter Fahrt auf teils holpriger Asphaltstrasse und kleineren
    Ausflügen auf die Seitenpisten habe ich heute meinen ersten
    Vibrationsschaden. Als ich zum Wassertrinken anhalten will, merke ich das
    sich die Halterung für meinen Gepäckträger gelöst hat. Dabei ist
    dummerweise auch die rechte Beifahrerfußraste verlorengegangen.  | 
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    Bis zur nächsten größeren Stadt sind es noch rund 100 km. Notdürftige
    kann ich den wackelnden Träger mit zwei Kabelbindern und Draht flicken und
    die Fahrt fortsetzen. Am Ortseingang angekommen finde ich gleich eine
    Metallwarenhandlung die mein Problem in 2 Minuten löst. Als ich für den
    neuen Schraubbolzen bezahlen will lehnt der Besitzer ab und bringt mir noch
    zwei weitere als Reserve! In Marokko sagt er, findet man viele Bolzen auf
    der Strasse deshalb muss man immer welche mitnehmen. Manchmal kann ich es
    gar nicht glauben wie freundlich die Leute hier zu mir sind.
     Die Nacht verbringe ich heute in Quarzazate, der ehemaligen Karawanenstadt zwischen Atlas und Sahara. 
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    Sonntag, 19. 11. 2006  Heute nütze ich den Tag zur routinemäßigen Wartung des Motorrades am Campingplatz.. Mein rechter Zylinder gibt seit einiger Zeit leicht klappernde Geräusche von sich und ich nehme an, dass es sich um das Ventilspiel handelt. Nach kurzer Nachjustierung ist das Problem behoben und die Maschine läuft wieder wie neu. So macht das Fahren total Spaß! Auf geht's in die Umgebung rund um Quarzazate die wirklich phantastische Eindrücke liefert. Fast wie in tausend und eine Nacht. Heute treffe ich zwei Biker aus Deutschland auf dem Campingplatz.
    Natascha und Chris waren mit ihren BMW Motorrädern in der Westsahara und in
    Mauretanien. Jetzt sind sie auf dem Weg zurück nach Deutschland. Wir
    verstehen uns super und beschließen ein paar Tage gemeinsam in der Gegend
    zu verbringen.  | 
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    Heute früh geht's zuerst mal zum Laufen. Ich muss an meine Bekannten
    denken, die am Marathon du Sable teilgenommen haben. Viel unterschiedlicher
    von daheim, kann eine Laufstrecke eigentlich nicht mehr sein. Aber man
    könnte sich daran gewöhnen. Am Nachmittag besuche ich mit Natascha und
    Chris die Atlasfilm Studios. Hier wurden Filme wie Der Gladiator mit Russel
    Crowe oder Asterix und Cleopatra gedreht. Leider verfallen die
    beindruckenden Kulissen teilweise schon zusehends. Wie hier die Arche Noah
    von Moses oder der Palast von Kleopatra. | 
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    Dienstag, 21. November 2006  Nach einer kalten Wüstennacht im schönen Quarzazate geht es heute wieder aufs Motorrad. Die Pisten in der näheren Umgebung sind wunderschön und wir beschließen noch eine kleine Runde zu drehen. In nicht einmal zwei Monaten geht hier dann auch die Rally Paris Dakar durch. Mit dem eigenen Motorrad macht das natürlich wesentlich mehr Spaß als nur zuzusehen auf Eurosport. Den Abend lassen wir in einem kleinen Restaurant mitten in den alten
    Festungsanlagen ausklingen. Die Atmosphäre ist wirklich einzigartig.  | 
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    Mittwoch, 22. November 2006 Heute geht es weiter in den Süden nach Zagora. Die Strecke führt entlang dem Tal der Draa, durch bizarre Felsformationen, mitten durch den Saharaatlas hinein in die Wüste. Das Leben für die Menschen hier ist um einiges härter als im modernen Norden Marokkos. An den Straßenseiten lagern nomadisierende Händler, viele schwere Arbeiten müssen von Hand verrichtet werden.  | 
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    Auch die Stimmung ist hier eine andere. Straßenkinder laufen zum Betteln
    vor mein Motorrad, und als ich einmal am Straßenrand ein Foto machen will,
    fliegen die ersten Steine nach mir. Zum Glück gehen sie daneben. 
     In Zagora angekommen geht es so weiter, lästige Mopedfahrer fahren mir
    nach und betteln mich an ihnen zu folgen, Händler springen auf die Fahrbahn
    und wollen mich anhalten. Endlich am Campingplatz angekommen treffe ich wie
    ausgemacht meine Freunde aus Deutschland wieder und wir werden sehr
    freundlich empfangen. Der Besitzer fragt uns ob wir in seinem Restaurant,
    einem Berberzelt essen wollen. Da die Atmosphäre ausgesprochen angenehm
    ist, der Campingplatz liegt mitten in einer Oase, stimmen wir zu. Als wir so
    auf das Essen warten geht plötzlich einige Meter neben uns in der Küche
    ein wilder Familienstreit los, Gläser zerbersten, ein Mann wird
    niedergeschlagen, ein anderer verletzt. Daraufhin laufen Männer ganz außer
    sich am Campingplatz umher und verfolgen einander scheinbar. Wir bleiben
    ruhig und versuchen die Situation abzuschätzen. Ungefährlich ist die Sache
    nicht, denn man weiß nie wer bei so einer Auseinandersetzung sein Gesicht
    verloren hat, bzw. auf welche Art und Weise er dann versucht sein Ansehen
    wieder herzustellen. Gerade in so kleinen Dorfstrukturen mitten im Nirgendwo
    kann so was böse eskalieren. Wir verlassen die Terrasse direkt beim Eingang
    und nehmen etwas weiter abseits zum Essen Platz. Trotz aller Unruhe schmeckt
    das Abendmahl hervorragend, welches wir mit Verspätung von einem Kellner
    serviert bekommen, der seine, beim Streit verletzte Hand notdürftig mit
    einem Plastiksack verbunden hat. Die Nacht über werden wir auf jeden Fall
    wachsam bleiben. Es kann eben alles hinter der nächsten Kurve liegen.  | 
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    Donnerstag, 23. November 2006 Der Tag empfängt uns mit wunderschönem Sonnenschein und die Nacht war viel wärmer als noch in Quarzazate. Wir beschließen heute eine Tour nach Mhamid zu machen. Dieser kleine Ort liegt an einem ausgetrockneten Salzsee und war früher ein wichtiger Knotenpunkt der Karawanen. Hier wurde früher Salz gegen Seide getauscht. Heute verläuft einige Kilometer südlich die algerische Grenze. Nachdem wir unsere Motorräder um das Gepäck erleichtert haben, fahren wir los Die Landschaft ist absolut beeindruckend und führt durch die südlichen Ausläufer des Antiatlas hinein in die unendliche Weite der Wüste. Die Hauptverkehrsstrecke ist mittlerweile geteert aber links und rechts verlaufen immer noch überall gute aber harte Lateritpisten. Schöner kann Endurofahren eigentlich nicht mehr sein. Die Sonne der Sahara brennt vom Himmel, die Schatten werden immer kürzer und endlose Weiten gilt es zu erfahren. Ein Gefühl wie jenseits von Afrika! Am Abend lassen wir uns müde aber glücklich am Campingplatz nieder und schlagen noch mal schnell das Büro unter Palmen auf. Es gibt noch was zu tun, denn heute hat das deutsche Motorradmagazin
    Bikerszene wegen eines Email Interviews bei mir angefragt. Es freut mich
    natürlich sehr, dass ich die Möglichkeit habe etwas über mein
    Reiseprojekt für Unicef publizieren zu können.  | 
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    Freitag, 24. November 06 Heute ist ein gemütlicher Tag am Campingplatz. Ich gehe laufen und überprüfe mit Chris zusammen noch mal alles an meiner Maschine. Als ich den hinteren Faltenbalg am Kardan abnehme, bemerke ich, dass sich Getriebeöl darin gesammelt hat. Das deutet auf einen verschlissenen Getriebesimmering hin. Leider kann ich da selber nichts machen. Um den Ring zu tauschen müsste ich den ganzen Kardanantrieb abnehmen. Das lasse ich dann in der BMW Werkstätte in Dakar machen. Bis dahin muss ich jetzt öfters das Getriebeöl nachfüllen um den Verlust immer wieder auszugleichen. Samstag, 25. November 2006 Die Strecke ist gut und die Maschine lässt sich trotz Gepäck und vollen Wassertanks einwandfrei durch die Versandungen bewegen. Teilweise ist die Gegend sehr einsam und links und rechts zieren nur ein paar Dünen die karge Landschaft. Teilweise führt die Piste aber auch an kleinen Dörfern vorbei. Auf den ersten Blick sehen diese Dörfer unbewohnt aus, sobald ich einem aber näher komme, löst sich plötzlich eine Gestalt von einer Hauswand und will mir den Weg abschneiden. Ich nehme an, dass es sich um ein bettelndes Nomadenkind handelt und verringere etwas die Fahrt, um sicher vorbeizukommen. Als die Gestalt aber näher kommt, erkenne ich, dass es sich um einen etwa 15-16 jährigen Jugendlichen handelt, der zielstrebig versucht mich mit faustgroßen Steinen von der Maschine zu schießen! Zum Glück bin ich noch weit genug von ihm entfernt und kann unbeschadet vorbeifahren. Diese Szene wiederholt sich auch bei einem der nächsten Dörfer, nur diesmal spring mir ein Kind fast vors Motorrad um mich zu stoppen und am Ende eines Weichsandabschnitts stehen zwei andere Jugendliche, die meine langsame Fahrt durch den Sand ausnützen um mich wieder mit Steinen zu bewerfen. Diesmal mit kleineren und wieder ohne Erfolg. Noch etwas weiter läuft mir ein Hirtenjunge entgegen um mich mit wutverzerrtem Gesicht zu bespucken! Ich kann gar nicht glauben, dass das gerade passiert. Ich kenne Marokko, und aufdringliche Nomadenkinder, die betteln und den einen oder anderen Stein werfen sind normal. So eine feindselige Zielstrebigkeit und gleichzeitig so eine Wut mir gegenüber als Reisenden habe ich aber noch nirgends erlebt. Auf dem halben Weg nach Foum Zigid beginnt dann auch noch ein Sandsturm
    der meine Sicht stark beschränkt.  | 
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    Piste fahren bei Sandsturm ist sehr unangenehm. Der Weg versandet total und
    innerhalb weniger Minuten sind keine Spuren mehr zu erkennen. Genau das
    passiert auch. Das GPS zeigt zwar die Richtung, die Strecke vorausschauend
    zu beurteilen wird aber unmöglich und ich hätte noch ca. 70 km durch
    unbekanntes Gebiet zu fahren. Da ich nicht weiß, welche Feindseligkeiten
    von Seiten der Einheimischen noch auf mich warten, bzw. ob der Sturm nicht
    noch schlimmer wird, beschließe ich mit der Track Back Funktion des
    Navigationsgerätes 60km nach Zagora zurückzufahren. Der Sandsturm erweist
    sich jetzt als Verbündeter, denn die Kinder und Jugendlichen in den
    Dörfern können mich so nicht schon hunderte Meter vor dem Ort erkennen.
    Außerdem unternehmen sie bei Sturm anscheinend keinerlei Versuche mich
    aufzuhalten. | 
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    Alles geht gut und ich werde von Zagora aus über die Asphaltstrasse nach
    Agadir und Guemin fahren. Das hat den Vorteil, dass ich durch Gegenden mit
    Menschen komme, die an Motorradfahrer mehr gewöhnt sind und die außerdem
    verstehen, dass Touristen lieber Geld ausgeben wenn ihnen nicht die Steine
    um die Ohren fliegen.
     Ich muss hierzu bemerken, dass Marokko ein wunderschönes Land mit sehr gastfreundlichen und herzlichen Menschen ist. Im Grenzgebiet zu Algerien, in den kleinen Dörfern abseits der Strassen, herrscht allerdings ganz offensichtlich Armut. Einheimische Jugendliche, die Europäer auf Motorrädern sehen hätten dann selber gerne welche, wissen aber, dass sie nicht das Geld dazu haben. Das erzeugt bei einigen Hass. Nach diesem Schreck komme ich wieder gut voran. Gegen Abend beginnt es dann zu regnen und ich friere ziemlich, da sich die Strasse auf ca. 1500m Seehöhe befindet. Die Nacht verbringe ich in einem kleinen Ort in den Bergen auf einem Campingplatz, wo mir der Kellner im Restaurant erzählt, dass es besser ist wenn ich morgen nicht hier frühstücke, weil sein Chef, der Besitzer ein Geizkragen ist. Manchmal ist die Welt schon verrückt, oder eben die Menschen die sie bewohnen! Sonntag, 26. November 2006 Im permanent starken und kalten Wind fahre ich heute bis Fort Bou Jerif
    bei Sidi Ifni. Sidi Ifni liegt am Atlantik und war eine portugiesische
    Enklave, die Marokko 1969 zurück gegeben wurde. In Fort Bou Jerif gibt es
    einen schönen, nur über eine Piste zu erreichenden Campingplatz, der sich
    in einem alten Fort befindet, dass früher von Fremdenlegionären gebaut
    wurde. Dort schlage ich heute Nacht mein Zelt auf, zwar im starken Wind
    dafür aber unter Millionen von Sternen.  | 
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    Montag, 27. November 2006  Heute mache ich mich auf den Weg in Richtung Layoune und fahre in die Westsahara. Die Strasse führt endlos lang, direkt neben der Küste schnurgerade aus ins Nichts. Nicht einmal eines von den hier freilebenden Dromedaren kreuzt meinen Weg. Nur ein Schiffswrack am Strand vermittelt ein wenig Abwechslung in dieser Einsamkeit. Vor den Städten gibt es immer Polizei und Militärkontrollen bei denen ich ständig freundlich winkend und salutierend angehalten werde. Nach einem kurzen Gespräch sowie dem Abschreiben der Daten aus meinem Reisepass wünscht man mir stets eine gute Reise. Ich befinde mich nun genau auf der Höhe der Kanarischen Inseln und
    hoffe, dass es bald mal wärmer wird. Ich fahre ständig mit meiner
    Winterausrüstung, die eigentlich für Europa gedacht war, und mir ist
    trotzdem kalt. Am Abende fahre ich auf den nirgends Beschilderten und fast
    nicht zu findenden Campingplatz von Layoune. Der Wind ist so stark, dass mir
    der Besitzer rät heute im Restaurant zu schlafen. Dieses befindet sich zwar
    noch im Bau, jedoch sind Boden und Wände vorhanden. Ich packe meinen Kocher
    aus und mache mir Spagetti mit Thunfisch. Plötzlich kommt ein Geländewagen
    vorbei. Ein Puch G mit Wiener Kennzeichen. Manchmal geschehen schon Dinge
    mit denen man nicht rechnet. Wir essen zusammen zu Abend man fühlt sich
    fast wie daheim.  | 
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    Dienstag, 28. November 2006 Noch mitten in der Nacht plagen mich auf einmal starke Magenschmerzen. Ich friere und schwitze abwechselnd. Wahrscheinlich habe ich irgendeine Infektion erwischt. In der Früh fühle ich mich ziemlich geschwächt und müde, ich habe ja kaum geschlafen. Als ich dann vor der Abfahrt vom Campingplatz die Maschine vom Ständer hebe, rutsche ich etwas ab und beleidige mir auch noch den Rücken. Die ersten 150 km halten sich die Rückenschmerzen in Grenzen, dann aber steigen mir teilweise vor Schmerz Tränen in die Augen und das Fahren wird bei jeder noch so kleinen Unebenheit zur Qual. Stehen bleiben ist nicht möglich, weil es hier gar nichts gibt und vor mir liegen noch rund 400 km Westsahara bis Dakhla. Um die Mittagszeit gesellt sich zu meinen Rückenproblemen dann auch noch leichtes Fieber, wahrscheinlich noch vom Infekt, und das Fahren wird schwierig. Zum Glück komme ich 200km vor Dakhla bei einer Ansammlung von Hütten vorbei. Einige Lastwagen stehen davor und ich sehe ein Schild mit der Aufschrift Coca Cola. Ein echter Luxus ist das in dieser Einsamkeit, ich habe soeben eine Raststation gefunden. Ich lege mich zu den Lastwagenfahrern auf den Teppich und schlafe eine Stunde. Als ich aufwache, fühle ich mich wieder besser und der Wirt reicht mir ein Sandwich und eine Dose Cola. Er sagt, Sahara und lacht. Ebenso die anderen im Lokal, ich glaube ich weiß warum. Dakhla erreiche ich dann nach einigen Polizei und Militärkontrollen gegen Sonnenuntergang. Die letzten 10km fahre ich direkt in die untergehende Sonne. Die Sicht ist trotz neuer Scott Rallybrille gleich null. Der Wind streicht über das Meer und wirbelt Salz in die Luft, ich fahre wie durch eine weißgoldene Wand. Dakhla selber ist eine Militärstadt. Hier findet man eine Kaserne neben
    der anderen und bei der Ankunft muss man sich melden. Wie auch sonst üblich
    in der Westsahara werden die Daten des Passes abgeschrieben und einige
    Fragen gestellt. Die Kontrollen verlaufen aber alle korrekt. Der Wind bläst
    unvermindert heftig und ich beschließe die Nacht im Hotel zu verbringen. 14
    Euro pro Nacht sind ok und das Hotel ist sehr sauber. Als der Besitzer
    meinen Namen aus dem Pass abschreibt, hält er mir einen Vortrag über die
    Geschichte Österreichs sowie über die Ursachen und Hintergründe der
    Ersten Weltkriegs! Das ist mir heute, nach all den Kilometern am Bike und
    all meinen Rückenproblemen zu anstrengend. Ich verabschiede mich schnell
    aufs Zimmern. Ziemlich geschwächt, lege ich mich um 7:30 Uhr schlafen und
    schlafe durch bis um 8 am nächsten Tag.  | 
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    Mittwoch, 29. November 2006 Wie ich mich heute zum Frühstück ans Meer setzte laufen mir zwei Kinder entgegen. Sie sammeln Schrott um ihn zu verkaufen. Als ich ihnen was von meinem Essen anbiete, holt der eine Junge ein Stück Blei von einem Fischernetz aus der Tasche und erklärt mir stolz, dass man damit gut werfen kann. Als er es mir schenkt, bin ich froh, dass die Steine werfenden Kinder noch nicht auf die Idee gekommen sind solche Geschosse zu verwenden. Wie ich heute am Nachmittag in Dakhla mit dem Motorrad eine Runde fahre passiert mir ein dummer Fehler. Ich komme in eine Seitengasse und übersehe, dass die Kanaldeckel entfernt wurden! Weiter angezeigt wird das auch nicht, außer, dass rund um das offene Loch ein Steinkreis gezogen wird.  | 
    
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    Als ich von rechts um die Kurve komme und links nach dem Verkehr sehe, ist
    es zu spät zum Ausweichen. Das Loch ist genau vor mir. Ich bremse voll und
    lenke gleichzeitig stark ein. Das Vorderrad driftet weg und das Motorrad
    fällt auf die Seite. Ich kann rechzeitig abspringen und tue mir nicht weh.
    Durch den vorzeitigen Sturz bleibt die Maschine schräg neben dem Loch
    liegen und das Vorderrad ist zum Glück nicht aus der Fahrt in das Loch
    eingestochen. Das hätte mit Sicherheit die Gabel zerstört. Einheimische
    helfen mir die Maschine wieder aufzustellen und auch bei näherer
    Untersuchung kann ich keine Beschädigung erkennen, außer einer kleinen
    Delle am Seitenkoffer. Glück gehabt! Und vor allem muss ich mehr aufpassen.
    Man weiß wirklich nie was kommt. | 
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    Donnerstag, 30. November 2006 Heute gehe ich in Dakhla auf die Post. Ich habe ein paar Sachen, die ich nicht mehr brauche und die ich heimschicken möchte. Bevor man als Fremder etwas per Packet verschicken darf, muss man sich erst beim Zollbüro melden. Ich komme dort am Vormittag hin und leider ist der zuständige Sekretär nicht anwesend. Nach rund einer Stunde Wartezeit ist er immer noch unauffindbar und ich bitte den anwesenden Chef sich doch bitte um die Sache zu kümmern. Das macht er dann auch. Freundlich bittet er mich Platz zu nehmen um meine Dinge durchzusehen. Als er bemerkt, dass ich CDs verschicken möchte fragt er ich nach deren Inhalt. Ich antworte wahrheitsgemäß, dass es sich um Reisefotos handelt und er besteht darauf alle 4 CDs durchzusehen! Das dauert dann über eine Stunde, in der er mir versichert, dass er so froh ist, dass ich ein Tourist bin, der das schöne Marokko fotografiert und nicht pornographische Bilder von Minderjährigen verschickt.  | 
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    Während der ganzen Konversation lässt er aber keinen Zweifel darüber
    aufkommen, was alles mit dem passiert, der solche Bilder, besonders in
    Marokko aufgenommene doch haben sollte. Er kann sich dabei nicht oft genug
    mit den Fingern schräg über seinen Hals fahren... Nun gut, ganz so
    intensiv hätte ich mir meinen Kontakt mit dem königlichen Marokkanischen
    Zoll nicht vorgestellt. Für mich läuft aber alles perfekt und am Ende der
    unfreiwilligen Diashow werde ich auf einen Tee eingeladen. Den Nachmittag
    verbringe ich gemütlich in der Sonne sitzend in einem der vielen Cafes. Als
    ich mit der Hilfe eines Tischnachbarn versuche ein bisschen mein Arabisch zu
    verbessern schenkt mir ein anderer Gast seinen Schal. Gegen die Sonne und
    als Erinnerung!
     Morgen werde ich mich von Marokko verabschieden und die Grenze nach Mauretanien passieren.  | 
    
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    In Mauretaniens Hauptstadt, in Nouakchott, wartet mein erstes UNICEF Projekt
    darauf besucht zu werden.
     
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| www.felix-bergmeister.at | |
Bericht vom 14.03.2007 | 7.326 Aufrufe
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    

    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    

