QJ Motor SRT 700 SX Test

Neue Reiseenduro auf der Teststrecke

Die neue QJ Motor SRT 700 SX muss sich auf der 1000PS Bestzeit-Strecke beweisen. Kann die chinesische Reise-Enduro mit Markenkomponenten gegen etablierte Konkurrenz bestehen? NastyNils hat sie getestet.

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QJ Motor SRT 700 SX erste Erfahrungen

Das Aufsteigen fühlt sich vertraut an, und doch ist da etwas Fremdes. Die QJ Motor SRT 700 SX steht vor mir auf der 1000PS Bestzeit-Strecke in Bad Fischau, und ich spüre bereits beim ersten Kontakt: Hier will jemand mitspielen in der Liga der etablierten Reise-Enduros. Der Name mag in europäischen Ohren noch fremd klingen, doch was da vor mir steht, ist alles andere als ein billiger Kompromiss. Marzocchi-Gabel, Brembo-Bremsen, Metzeler-Reifen die Visitenkarte liest sich wie ein Who's Who der Premiumkomponenten. Doch entscheidend ist nicht, was auf dem Papier steht, sondern was auf dem Asphalt passiert. Zehn Runden hat sie Zeit, mir zu beweisen, dass hinter dem ungewohnten Markennamen mehr steckt als Marketing-Versprechen.

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Günstige Reiseenduro von QJ Motor

Die SRT 700 SX positioniert sich als vollwertige Reise-Enduro für preisbewusste Abenteurer, die dennoch nicht auf gute Komponenten verzichten wollen. Mit ihrem 698 Kubikzentimeter großen Reihenzweizylinder und 70 PS navigiert sie geschickt zwischen den etablierten Platzhirschen hindurch. QJ Motor, ein Unternehmen aus dem Reich der Mitte, das längst nicht mehr nur Kopien produziert, sondern eigene Wege geht. Das Konzept ist klar: Maximaler Gegenwert für jeden investierten Euro, ohne dabei Kompromisse bei der Ausstattung einzugehen. Die serienmäßigen Koffer, die LED-Beleuchtung und das große TFT-Display zeigen: Hier denkt man an den praktischen Nutzen des Tourers, nicht nur an spektakuläre Prospektfotos.

Der Motor: 2 Zylinder, 70 PS

Unter der markanten Verkleidung arbeitet ein 698 Kubikzentimeter großer Reihenzweizylinder, der 70 PS bei 8.000 Umdrehungen und 70 Newtonmeter Drehmoment bei 6.000 Touren liefert. Doch Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit. Beim ersten Gasgriff offenbart sich eine Eigenheit moderner Abgasgesetzgebung: Die ersten Gradzahlen am Gasgriff sind von einer subtilen Verzögerung geprägt, einem Hauch von Magerkeit, der sensible Piloten durchaus bemerken werden. Es ist nicht schlecht, aber eben auch nicht perfekt. Dieser Motor ist ehrlich er verstellt sich nicht, er schminkt sich nicht. In den engen Radien der Bestzeit-Strecke zeigt er Charakter, arbeitet linear und vermittelt Vertrauen, auch wenn das Ansprechverhalten Raum für Verbesserungen lässt.

Praxistest: Wenn gute Hardware auf konservative Abstimmung trifft

Die Marzocchi-Gabel und das sichtbare Qualitätsniveau des Fahrwerks wecken Erwartungen, die in der Praxis nur teilweise erfüllt werden. Das ABS greift deutlich zu früh in den Regelbereich ein, was die eigentlich guten Brembo-Bremsen in ihrer Wirkung beschränkt. Auf der engen Bestzeit-Strecke führt dies wiederholt zu Situationen, in denen die volle Bremsleistung der hochwertigen Komponenten nicht ausgeschöpft werden kann. Eine zu konservative Abstimmung, die auf rauem Alpenasphalt möglicherweise für Kopfzerbrechen sorgen wird. Dennoch entwickelt sich schnell Vertrauen zur Front, das Motorrad lässt sich präzise auf die Linie dirigieren und bleibt auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten stabil und berechenbar. Das große TFT-Display, Sitzheizung und Griffheizung die SRT 700 SX bietet eine Ausstattung, die bei vielen Konkurrenten nur gegen Aufpreis zu haben ist. Diese Kommandobrücke vermittelt das Gefühl, auf einem ausgewachsenen, hochwertigen Produkt zu sitzen. Die Elektronik funktioniert intuitiv, auch wenn sie weniger sophisticated wirkt als bei den etablierten Premiumherstellern. Hier steht nicht die technische Spielerei im Vordergrund, sondern der praktische Nutzen für den Tourenfahrer. Ein Ansatz, der in Zeiten zunehmender Digitalisierung erfrischend bodenständig wirkt.

Handling auf der Bestzeit-Strecke: Überraschend gut, aber nicht perfekt

Auf der engen Supermoto-Strecke in Bad Fischau offenbart die QJ Motor ihre Stärken und Schwächen gleichermaßen. Die Sitzposition ist stark ins Fahrzeug integriert typisch für asiatische Reise-Enduros. Die tiefe Sitzposition entkoppelt den Fahrer etwas von der Front, was das Gefühl für die Vorderradführung beeinträchtigt. Dennoch lässt sich das 243 Kilogramm schwere Motorrad überraschend präzise durch die Kehren dirigieren. Ein Problem stellt der Hauptständer dar, der bei sportlicher Fahrweise immer wieder aufsetzt und die Schräglagenfreiheit einschränkt.

Vergleich mit der Konkurrenz: David hat gelernt zu kämpfen

In der Liga der mittelgroßen Reise-Enduros herrscht erbitterter Konkurrenzkampf. BMW F 750 GS, Yamaha Ténéré 700, KTM 790 Adventure sie alle buhlen um die Gunst abenteuerlicher Tourenfahrer. Die QJ Motor SRT 700 SX muss sich nicht verstecken, auch wenn sie anders ist. Während die Konkurrenz oft auf sportliche Dynamik oder traditionelle Enduro-Tugenden setzt, punktet die Chinesin mit ihrer pragmatischen Ausstattung und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Komponentenqualität steht den etablierten Herstellern in nichts nach, nur die finale Abstimmung verrät noch die relative Jugend der Marke im europäischen Premiumsegment. In der Praxis zeigte sich jedoch auch, dass bei der Konstruktion zu wenig Wert auf echten Nutzen in der Praxis gelegt wurde. Die Federvorspannung vom Federbein wäre theoretisch einstellbar, aber man kommt mit dem Werkzeug einfach nicht an das Federbein ran! Auch hier wird etwas Potential verschenkt.

Sportlichkeit und Speed: Respektabel, aber nicht spektakulär

Auf der 1000PS Bestzeit-Strecke zeigt die SRT 700 SX eine respektable Performance. Sie ist schnell genug, um sportliche Ambitionen zu befriedigen, ohne dabei ihren Charakter als Reise-Enduro zu verleugnen. Die Rundenzeiten werden sich in einem durchaus ansehnlichen Bereich bewegen, auch wenn sie nicht die Spitzenplätze erobern wird. Aber dies ist eine vollwertige Reise-Enduro, mit der man durchaus sportiv Motorrad fahren kann.

Wichtigste technische Daten: Solide Basis für große Abenteuer

Der 698 Kubikzentimeter große Reihenzweizylinder leistet 51,5 Kilowatt oder 70 PS bei 8.000 Umdrehungen pro Minute und entwickelt ein maximales Drehmoment von 70 Newtonmetern bei 6.000 Touren. Das Gewicht beträgt 243 Kilogramm bei einer Sitzhöhe von 825 Millimetern. Der Tank fasst 19,5 Liter, die Bereifung misst vorne 110/80-19 und hinten 150/70-17 Zoll. Das sechsgängige Schaltgetriebe überträgt die Kraft auf das 17-Zoll-Hinterrad, während das 19-Zoll-Vorderrad für Enduro-typische Laufruhe sorgt. Die Radstandsmaße von 2.225 Millimeter Länge, 925 Millimeter Breite und 1.420 Millimeter Höhe komplettieren das Datenblatt einer ausgewachsenen Reise-Enduro.

Über 1000PS Bestzeit: Das Eichmaß für Handling und Performance

Die 1000PS Bestzeit-Serie ist unser Benchmark für vergleichbare Testbedingungen. Auf der kompakten Supermoto-Strecke bei Bad Fischau, unweit unserer Redaktionszentrale, absolvieren sämtliche Testmotorräder zehn Aufwärmrunden, bevor sie ihre schnellste Runde fahren müssen. Die engen Kehren simulieren dabei eher abwechslungsreiche Alpenstraßen als Rennstrecken-Performance. Hier zählen gutes Handling, präzises Ansprechverhalten und dosierbare Bremsen mehr als pure Spitzenleistung. Sauberer Durchzug aus dem Keller schlägt spektakuläre Endleistung. Die Strecke wird so zum realistischen Abbild der Straßenwirklichkeit, fernab von Hochgeschwindigkeits-Autobahnorgien.

Die QJ Motor SRT 700 SX ist eine würdige neue Erscheinung in der Reise-Enduro-Liga. Anständige Komponenten, durchdachte Ausstattung und ein konkurrenzfähiges Gesamtpaket machen sie zu einer ernstzunehmenden Alternative zu etablierten Modellen.

Fahrendes Motorrad

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Fazit: QJ Motor SRT 700 SX 2025

Die QJ Motor SRT 700 SX bietet ein attraktives Gesamtpaket für Einsteiger oder Preisbewusste. Sie richtet sich an Fahrer, die Komfort und Ausstattung schätzen, aber beim Thema Ergonomie, Motor- und Bremsperformance Kompromisse eingehen können. Für 7.990 Euro bekommt man ein vollgepacktes Reisemotorrad – serienmäßig mit Koffern, Sturzbügeln, TFT-Display und solider Reichweite. Wer an der Ergonomie bastelt und mit dem Fahrverhalten leben kann, findet hier ein erstaunlich ausgestattetes Angebot für den aufgerufenen Preis.


  • sehr gutes Preis-Ausstattungs-Verhältnis
  • Koffersystem inklusive
  • Windschild verstellbar
  • großes TFT-Display mit Smartphone-Mirroring
  • einstellbares Fahrwerk
  • komfortable Sitzbank
  • optional Sitz- und Griffheizung
  • Hauptständer Serie, gelungene Optik, namhafte Zulieferer von Komponenten
  • zugängliches Fahrverhalten
  • zäher und vibrationsintensiver Motorlauf
  • ABS nicht abschaltbar
  • kurze Wartungsintervalle
  • hohes Gewicht
  • ABS zu konservativ abgestimmt
  • leichte Verzögerung beim Gasansprechverhalten
  • Hauptständer schränkt Schräglagenfreiheit ein
  • Sitzposition entkoppelt etwas von der Front

Bericht vom 15.06.2025 | 430 Aufrufe