NIU NQiX 500 im Test
Pizzaservice im Rundenzeitcheck
Der NIU NQiX 500 verspricht mit 240 Nm Drehmoment und 100 km/h Spitze sportliche Ambitionen. Kann der Elektroroller auf der 1000PS Bestzeit-Teststrecke überzeugen? Unser ausführlicher Test zeigt die Stärken und Schwächen des E-Rollers.

Das ist er also, der NIU NQiX 500. Ein Elektroroller, den ich normalerweise nur aus dem Augenwinkel wahrnehme, wenn er mit dampfender Pizza an mir vorbeisurrt. Doch heute steht er vor mir auf der 1000PS Bestzeit-Teststrecke, und ich frage mich: Kann ein Fahrzeug, das oft auch eigentlich für den Stadtverkehr konzipiert wurde, tatsächlich sportliche Ambitionen haben? Die Antwort auf diese Frage sollte sich in den nächsten Minuten klären, als ich den Gasgriff das erste Mal öffne und das volle Drehmoment von 240 Newtonmetern auf das Hinterrad geschickt wird.
NIU NQiX 500 im Test
NIU hat sich in den letzten Jahren als einer der Premium-Anbieter im E-Scooter-Segment etabliert. Was in Großstädten als pragmatische Lösung für Lieferflotten begonnen hat, will nun auch den coolen Fahrer ansprechen. Der NQiX 500 ist dabei das Jubiläumsmodell der erfolgreichen NQi-Serie und verspricht mit seiner Leistung von 9000 Watt Dauerleistung und bis zu 9900 Watt im Boost-Modus ein flottes Vorankommen. Dass dabei 240 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung stehen, klingt auf dem Papier durchaus respektabel - aber ist natürlich nicht mit den Drehmomentangaben von Motorrädern mit Getriebe vergleichbar.
Erste Erfahrungen - NIU NQiX 500
Das Ansprechverhalten des NIU NQiX 500 ist schlichtweg brilliant. Hier merkt man sofort, dass NIU seine Hausaufgaben gemacht hat. Die ersten paar Grad am Gasgriff sind irrsinnig gut gelungen - kein Spiel, keine Verzögerung, keine störenden Unterbrechungen im Kraftfluss. Du denkst "Gas", und der Motor antwortet sofort. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu vielen anderen Elektrofahrzeugen, die ich in den letzten Jahren testen durfte. Hier entsteht sofort diese wichtige Verbindung zwischen Gedanken, Gefühl und Motor. Du weißt instinktiv, wie weit du den Gasgriff öffnen musst, wie viel Kraft ans Hinterrad geschickt wird. Vom Start weg überrascht der NIU positiv. Bei niedrigen Geschwindigkeiten zeigt er, was in ihm steckt. Das elektrische Drehmoment entwickelt sich leise und unsichtbare Kraft, die dich sanft aber bestimmt nach vorne katapultiert. Allerdings - und das ist typisch für diese Elektro-Kategorie - lässt die Begeisterung ab der mittleren Geschwindigkeitsregion merklich nach. Während Benzinfahrer gewohnt sind, dass der Motor in höheren Drehzahlen noch einmal richtig aufdreht, fühlt sich der Elektroantrieb weiter oben relativ unspektakulär an.
Handling auf engstem Raum - Die Bestzeit-Herausforderung
Auf der engen Supermoto-Strecke von Bad Fischau zeigt der NIU NQiX 500 durchaus seine Qualitäten. Trotz meines Lederkombis, der für diese Sitzposition eigentlich nicht gemacht ist, finde ich schnell eine komfortable Position. Der Kniewinkel ist zwar nicht optimal, aber als erwachsener Europäer habe ich ausreichend Platz und kann den vollen Lenkeinschlag nutzen. Es fühlt sich nach einem vollwertigen Scooter für die Stadt an - nicht nach einem Kompromiss. Die Geschwindigkeiten, die ich auf der Teststrecke erreiche, sind durchaus respektabel. 85 bis 90 km/h zeigt das Display, und dabei habe ich mich dynamisch genug positionieren können. Doch zwei gravierende Probleme bremsen mich aus und verhindern bessere Rundenzeiten. Das erste Problem ist die begrenzte Schräglagenfreiheit. Wenn du in den Radius hineinfährst, setzt etwas auf, was sich starr und robust anfühlt und sofort einen harten Impuls ins Fahrwerk gibt. Es vermittelt das Gefühl: "Hier ist Schluss, keinen Millimeter mehr!"
NIU NQiX Schwächen in der Praxis
Das zweite und für mich gravierendere Problem ist die Programmierung der Antriebssteuerung. Sobald ich eine der beiden Bremsen berühre, wird sofort der Drehmomentfluss zum Hinterrad unterbrochen. Das bedeutet konkret: Ein sportlicher Fahrstil, bei dem man degressiv in den Radius hineinbremst und gleichzeitig bereits wieder Gas gibt, ist schlichtweg unmöglich. Für einen routinierten Fahrer, der gewohnt ist, dieses Balancespiel zwischen Gas und Bremse zu spielen, entsteht ein frustrierender 0-1-Zustand. Du musst den Bremsvorgang komplett beenden, bevor du den Beschleunigungsvorgang einleiten kannst. Das ist umso ärgerlicher, als das NIU-Elektromotorrad, das ich kürzlich testen durfte, genau diese Funktion beherrscht. Warum der Roller das nicht kann, bleibt mir ein Rätsel. Möglicherweise richtet sich NIU hier an eine Zielgruppe, die vom E-Scooter auf den Elektroroller aufsteigt und für die diese Eigenart kein Problem darstellt. Für Benzinkunden, die NIU offensichtlich auch ansprechen will, sind das jedoch genau jene Punkte, die stören.
Bremsen und Stabilität - Die positiven Überraschungen
Erfreulicher gestaltet sich die Bewertung der Bremsanlage. Die hydraulischen Scheibenbremsen mit 240 mm vorne und 220 mm hinten verzögern deutlich besser, als ich erwartet hätte. Auch die Stabilität beim Bremsen ist durchaus anständig. Es nervt allerdings der automatische Warnblinkanlagen-Modus, der bei hastigeren Bremsvorgängen aktiviert wird und glaubt, eine Gefahrensituation erkannt zu haben. Diese Alarmsignale in alle Richtungen mögen sicherheitstechnisch sinnvoll sein, sind aber gewaltig störend - ein Phänomen, das leider auch bei modernen Motorrädern immer häufiger auftritt.
Qualitätseinordnung - Zwischen Hausmannskost und Premium
In Sachen Verarbeitungsqualität, Fahrwerksgüte und Bremsstabilität ordne ich den NIU NQiX 500 etwa auf dem Niveau von 250 bis 300 Kubikzentimeter Benzinscootern ein. Das ist durchaus respektabel und liegt deutlich über der 125er-Klasse, wo oft eher Hausmannskost montiert wird. Für den Preis von 4.499 Euro bewegt sich der NIU in einem durchaus fairen Segment.
Wichtigste technische Daten
Der NIU NQiX 500 verfügt über zwei herausnehmbare 72V 28Ah Akkus mit einem Gesamtgewicht von 24,8 Kilogramm und bietet eine Reichweite von 90 bis 100 Kilometern. Das Gesamtgewicht von 128 Kilogramm bei einer Sitzhöhe von 810 Millimetern macht ihn für die meisten Fahrer gut beherrschbar. Die Beschleunigung (Herstellerangabe) von null auf 50 km/h in 2,8 Sekunden ist durchaus beeindruckend, die Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h (Herstellerangabe) ausreichend für Stadt und Umland. Das 5-Zoll-LCD-Farbdisplay und die umfangreiche Smartphone-Integration über die NIU App runden das moderne Konzept ab.
Über 1000PS Bestzeit
Die 1000PS Bestzeit-Serie ist unser Beitrag zur objektiven Motorradbewertung. Auf der kompakten Supermoto-Strecke bei Bad Fischau testen wir sämtliche Motorräder und Roller unter vergleichbaren Bedingungen. Die engen Kehren simulieren das Handling auf abwechslungsreichen Alpenstraßen besser als jede große Rennstrecke. Hier zählen gutes Handling, perfektes Vertrauen zur Front, präzise Bedienelemente und gut dosierbare Bremsen mehr als pure Spitzenleistung. Nach zehn Aufwärmrunden hat jedes Fahrzeug eine Chance für die perfekte Runde - aufgezeichnet mit der Insta360 Ace Pro 2.
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- Onboardaufnahme: Insta360 Ace Pro 2
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Bestzeit Berichte auf 1000PS
Fazit: NIU NQiX 500 2025
Mit durchdachtem Stauraum, moderner Technik und stabiler Fahrleistung erfüllt der NQiX 500genau die Anforderungen, die urbane Pendler:innen an ein Zweirad stellen. Besonders überzeugend sind das stimmige Bedienkonzept, die App-Funktionen und das ausgereifte Fahrverhalten. Schwächen wie das hohe Trittbrett für größere Personen sind im Gesamtbild verzeihlich.- Fairer Preis
- Zwei entnehmbare Akkus mit schneller Ladezeit
- Großer Stauraum – sogar für einen Integralhelm
- Hervorragende App-Integration mit echten Alltagsfunktionen
- Gute Verarbeitung und ruhiger Fahrbetrieb
- Stabiles Fahrverhalten dank tiefem Schwerpunkt
- Brillantes Ansprechverhalten des Motors
- kein Spiel am Gasgriff
- gute Bremsleistung
- Hohes Trittbrett - für große Fahrer:innen eher unbequem
- Drehmomentfluss wird bei Bremsung unterbrochen
- begrenzte Schräglagenfreiheit
- nerviges Warnblinkanlage-System
Bericht vom 10.06.2025 | 940 Aufrufe