Honda GB350 S im Test

Klassischer Cruiser-Charme bei der 1000PS Bestzeit

Die Honda GB350 S überrascht auf der 1000PS Bestzeit mit stoischer Gelassenheit, butterweichem Motorlauf und echtem Retro-Charme. Doch kann sie auf dem engen Kurs auch überzeugen?

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Entschleunigung auf der Überholspur

Ein Motor brummt, tief, voll, sonor wie ein alter Bekannter, der mit leiser Stimme spricht, aber jeder Silbe Gewicht verleiht. Als ich die Honda GB350 S auf der 1000PS Bestzeit Teststrecke aus dem Stand beschleunige, wird mir sofort klar: Heute wird keine Jagd nach der schnellsten Zeit gefahren. Heute geht es um Gefühl, Charakter und ein ehrliches Miteinander zwischen Mensch und Maschine.

Der Spirit der Entschleunigung

Honda hat mit der GB350 S ein Motorrad geschaffen, das sich mutig gegen den Trend der PS-Hysterie stemmt. In einer Welt voller wilder Drehzahlen und hypernervöser Gasannahmen bietet dieses Retrobike einen archaischen Rückzugsort. Sie ist keine Diva, keine Rampensau sondern eine souveräne Begleiterin für all jene, die in der Einfachheit das Wesentliche suchen.

Produkttipps

Motor mit Charakter – Ein Einzylinder wie aus dem Bilderbuch

Der luftgekühlte Einzylinder der GB350 S leistet laut Honda 21 PS bei 5.500 U/min und 29 Nm bei 3.000 U/min. Doch diese Zahlen sind so nebensächlich wie das Gewicht eines Romanhelden. Denn hier zählt, wie sich der Motor anfühlt. Und das tut er wie Samt auf Asphalt. Das Ansprechverhalten ist präzise, die Gasannahme weich wie Butter, das mechanische Klangbild eine wohltuende Reminiszenz an vergangene Zeiten. Und genau das macht ihn auf dem engen Kurs so spannend: Bei niedrigen Drehzahlen stemmt sich der kleine Motor stoisch durch die Kehren und lässt sich mit chirurgischer Präzision dosieren. Kein Rucken, kein Bocken nur ehrliche, gleichmäßige Kraftentfaltung.

Honda GB350S - Ein Fahrwerk, das Vertrauen schenkt

Die 1000PS Bestzeit Strecke verlangt nach exzellentem Handling und hier überrascht die GB350 S. Trotz des klassisch gestreckten Layouts bleibt sie willig im Radius, kippt leicht ein und bleibt stabil. Das Fahrwerk zeigt sich von seiner besten Seite: weich, aber nicht schwammig, komfortabel, aber nicht träge. In den engen Kehren gibt sie der Front genug Feedback, um Vertrauen zu fassen auch wenn der Grip schwindet. Es macht Spaß dieses Motorrad hier zu bewegen. Sie ist ein flinkes Motorrad.

Weniger Elektronik – Mehr Ehrlichkeit

Auch die Honda GB350S ist mit Traktionskontrolle und ABS ausgestattet. Beim sportlichen Einsatz auf der Teststrecke kam das ABS mit den sportlichen Manövern klar, die Traktionskontrolle war aber zu defensiv abgestimmt. Obwohl die Strecke perfekten Grip bot und die Motorleistung nicht gerade bedrohlich wirkt, hat die Traktionskontrolle immer wieder mal nervig Einspurch erhoben und die Leistung gekappt. Vermutlich wäre es besser gewesen keine Traktionskontrolle zu montieren - anstelle einer billigen. Denn gerade die GB350S ist ein Motorrad welches sich sehr einfach, präzise und zugänglich dosieren lässt. Die Bremse beißt sanft, aber wirkungsvoll, die Kupplung ist leichtgängig, das Getriebe schaltet mit der Präzision eines alten Uhrwerks.

Auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz

Klar, wer Leistung sucht, wird bei Royal Enfield oder Brixton fündiger. Doch keine dieser Alternativen bietet diesen Mix aus Eleganz, Reduziertheit und japanischer Präzision. Die Royal Enfield Classic 350 wirkt uriger, die Benelli Imperiale 400 etwas gröber, die Moto Guzzi V7 deutlich stärker und teurer. Die Honda bietet den Benefit einer verlässlichen Marke mit einem tollen Händlernetz zu einem phantastischen Preis.

Alltag? Aber bitte mit Stil

Der Sitz ist bequem, der Kniewinkel entspannt, die Bedienelemente klassisch, klar und perfekt erreichbar. Der Tank fasst 15 Liter, bei einem Verbrauch von rund 3 Litern reicht das für weite Distanzen. Honda bietet für das Motorrad verschiedene Zubehöroptionen an - um das Fahrzeug perfekt auf Deinen Einsatzzweck anzupassen. Zum Beispiel ein Windschild oder Gepäckoptionen.

Honda GB350S technische Daten

Die Honda GB350 S ist mit einem luftgekühlten Einzylinder-Viertaktmotor ausgestattet, der 348 ccm Hubraum aufweist. Sie leistet 21 PS bei 5.500 U/min und bietet ein maximales Drehmoment von 29 Nm bei 3.000 U/min. Das Trockengewicht beträgt 178 Kilogramm, die Sitzhöhe liegt bei 800 mm. Die Bremsanlage umfasst eine 310 mm Einzelscheibe vorne und eine 240 mm Scheibe hinten beide mit ABS. Die Gabel ist eine klassische Telegabel, hinten arbeitet eine Doppelschwinge mit zwei Federbeinen. Getankt wird Superbenzin, der Tankinhalt beträgt 15 Liter.

Fahrendes Motorrad

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Zubehör und digitale Helferlein

Im Einsatz war die Honda GB350 S mit SP Connect Halterung, Insta360 Ace Pro 2 für die Onboard-Aufnahmen, dem Ridelink Wingman zur Aufzeichnung der Telemetriedaten und ich trug von Louis ein sportliches Vanucci Set alles funktionierte tadellos. Auch wenn das sportliche Leder nicht ganz zum Motorrad passte. Doch Sicherheit geht vor!

Ich war verblüfft, wie ruhig sie sich trotz ihrer klassischen Geometrie durch die engen Wechselkurven führen ließ. Die Front baute früh Vertrauen auf, selbst bei forscherer Gangart. In der Anbremszone zeigte sich das Vorderrad erstaunlich stabil, das ABS arbeitete unauffällig genau so, wie man es sich wünscht. Beim Herausbeschleunigen punktete der Einzylinder mit einem geschmeidigen, gut dosierbaren Schub, der niemals überfordert, aber stets präsent bleibt. In den engen Radien machte sich der lange Radstand zwar bemerkbar, doch nicht störend eher wie ein gelassener Tanzpartner, der nie aus dem Takt kommt. Besonders in der Kehre 3 konnte ich den Motor richtig schön am Kurvenausgang auf Zug bringen kein Rucken, keine Unruhe, nur harmonischer Vorschub. Die weich abgestimmte Gabel und die beiden hinteren Federbeine schluckten kleinere Unebenheiten souverän, einzig bei ganz harten Bremsmanövern kam etwas Bewegung ins Fahrwerk aber nie so, dass es das Vertrauen untergrub. Nach zehn intensiven Runden stieg ich ab nicht schweißnass vor Adrenalin, sondern mit einem Lächeln. Die GB350 S war kein Werkzeug für Bestzeiten aber ein wunderbarer Komplize für rhythmische, fließende Runden, in denen Fahrspaß mehr zählte als Speed. Doch trotz all der Liebe für Motorräder und Verständnis für das Konzept hätte ich mir vom Motor mehr erwartet. 350 Kubikzentimer sind nunmal 350 Kubikzentimeter. Und der Motor fühlte sich eher nach 150-200 an. Auf der langen Geraden war er mir einfach zu lahm. Eine Prise mehr Pfeffer und ich hätte mir direkt eine GB350S gekauft. Aber so hat sie mir in der Praxis offen gesagt zu wenig Reserven bei Überholmanövern von LKWs.

Die 1000PS Bestzeit – das Format mit Tiefgang

Die 1000PS Bestzeit ist mehr als nur ein Rundenzeitvergleich. Sie ist ein ehrliches Abbild von Fahreigenschaften unter reproduzierbaren Bedingungen. Enge Kehren, kurze Geraden ideal, um das Verhalten in Alltagssituationen auf kurvigen Straßen zu simulieren. Gemessen wird nach zehn Runden Aufwärmen, gefilmt mit modernster Technik, durchgeführt auf der Teststrecke nahe Bad Fischau.

Alle Bestzeit-Videos finden sich auf YouTube, Rundenzeit und Setup können dort eingesehen werden. Onboard-Aufnahmen stammen von der Insta360 Ace Pro 2, zusätzliche GPS- und Fahrzeugdaten vom Ridelink Wingman.

Fazit: Honda GB350S 2025

Die Honda GB350 S ist kein Motorrad für den Stammtisch – sie ist ein Motorrad für Menschen, die lieber fahren als reden. Ihre Tugenden liegen nicht in Zahlen, sondern im Gefühl. Und genau deshalb passt sie so gut ins 1000PS Bestzeit-Konzept. Denn auch hier zählt am Ende nicht die pure Rundenzeit – sondern das, was zwischen Start und Ziel geschieht. Stärken: Schwächen:


  • herrlich sanfter Motorlauf
  • präzise Dosierbarkeit
  • ehrliches Fahrgefühl
  • überraschend gutes Handling
  • klassische Optik mit technischer Reife
  • hochwertige Verarbeitung
  • geringer Verbrauch
  • sehr leichtgängige Kupplung
  • zu wenig Leistung bei Überholmanövern in 70er Zonen oder 100er Zonen nervt auch entspannte Piloten
  • sehr defensive Traktionskontrolle

Bericht vom 22.05.2025 | 654 Aufrufe

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