Conti RaceAttack Comp Test

Rennstreckenreifen von Conti im Test. RaceAttack Comp und RaceAttack Comp Slick!

 

   
Der Continental Konzern ist ein riesiges Milliardenimperium aus der Automotive Industrie. Gibt vermutlich wenig Autos, in denen nicht irgendein Conti-Teil verbaut ist. Die Reifensparte ist eben nur ein Teil des Unternehmens und in diesem Segment nimmt dann die Motorradsparte ebenfalls nur eine kleine Nische ein. Doch die Motorradtruppe bei Conti an sich ist aufgestellt wie ein Kleinbetrieb. Dort herrschen kurze Entscheidungswege und man agiert rasch und flexibel. Trotzdem kann man bei Basisforschung, Einkauf und Logistik auf die Ressourcen des Konzerns zurückgreifen. Für den Endkunden bietet diese Situation durchaus interessante Vorteile. Conti bietet teilweise richtige Nischenprodukte an, wie zum Beispiel den Roadattack 2 "Classic Race". DEN Reifen in der Klassik-Racerszene. Quasi die Nische in der Nische. Auf der anderen Seiten kann Conti trotzdem bei der Preisgestaltung durch den breiten Rücken aggressiv am Markt agieren.

Conti Race Attack Comp im NastyNils Härtetest!

Der Test am Pannoniaring ergab ein relativ emotionsloses Ergebnis. Das ist jetzt überhaupt nicht negativ zu werten. Der Reifen ist in allen Bereichen unauffällig und zuverlässig. In keinem der für Sportreifen relevanten Kriterien entlockte er uns Begeisterungsstürme aber es gab auch (fast)keinerlei Ansätze zur Kritik. 1000PS Testguru Klaus Grammer, mehrfacher Staatsmeister und Motorradtechnik-Freak resümiert: "Im Hobbyrennsport podestfähig."


David Hartenthaler, Mr. Conti Motorrad in Österreich, schickte uns mit butterweichen "soft" Mischungen ins Rennen. Eine selbstbewusste Wahl, da wir bei unserem Reifentest 2 Tage lang Gas geben. In Sachen Traktion macht er auf der Daytona 675 eine gute Figur. Einzig beim Rausbeschleunigen hätte sich Grammer hinten einen etwas steiferen Reifen gewünscht, da beim harten Andrücken der Pneu früher mit Pump-Bewegungen antwortete als zum Beispiel ein Pirelli SC. Vorne jedoch gab es in Sachen Stabilität keinerlei Beschwerden. Die Daytona R Bremse ist eine von der knackigen Sorte aber die Fuhre blieb bei allen Bremsmanövern stabil auf Kurs. Die Daytona harmoniert insgesamt gut mit dem Conti. Der Vorderreifen machte einen richtig guten Eindruck. Der Vorderpneu hat eher die Tendenz die Front auf den Innenradius zu ziehen. Wer also am Kurveneingang zu spät bremst oder die Linie versaut hat noch einige Korrekturmöglichkeiten zur Verfügung. Die Daytona blieb auch wenn man vorne in den Anker langte immer noch handlich und präzise. Vorne war die "Soft" Mischung den ganzen Tag über problemlos auf einem hohen Niveau einsetzbar und hatte auch immer ein tolles Reifenbild, der Hinterreifen jedoch zeigte sich etwas temperaturempfindlicher und kam erst am Nachmittag bei höheren Temperaturen in Topform und bot auch dann erst ein gutes Reifenbild. Wobei der Soft von Conti kein echter Quali-Reifen wie z.B. ein SC0 von Pirelli ist sondern vermutlich mit einer 1er Mischung von Pirelli vergleichbar sein wird. Der Conti RaceAttack Comp bietet ein gutes Maß ein Eigendämpfung. Im Umgang auf der Strecke bzw. mit dem Fahrwerk erscheint er eher unkompliziert.

Reifenbild / Laufleistung

Wir hatten vorne und hinten "Soft" Mischungen im Test. Frühmorgens hatte es 17 Grad Lufttemperatur und der Hinterreifen zeigte sofort deutlichen Verschleiß. Doch zu Mittag ließ der Wind nach, die Temperatur stieg an und sofort war das Reifenbild besser. 

Das Härteste beim 1000PS Test war jedoch die Intensität. Wir wollten den Conti-Pneu bis ans Limit fahren und ließen ihn 2 Tage lang beinahe Nonstop auf der Daytona laufen. Wir selbst gaben Gas, sowie auch unsere 1000PS Gripparty Besucher am Pannoniaring. Am ersten Tag kamen so gnadenlose 443  Rennstrecken-Kilometer auf die Gummis, am zweiten Tag weitere 363 km. Eigentlich ein Wahnsinn - aber die Pneus hielten! Wobei aber natürlich nicht alle 800 km richtig angedrückt wurde sondern zwischendurch auch gemächliche Piloten am Ruder waren.

Reifendruck: 1,9 bar (kalt gemessen) vorne. 1,6 bar (kalt gemessen) hinten.
Getestete Dimension: 120 / 70 - 17 vorne, 180 / 60 - 17 hinten

Fazit: Insgesamt wäre der Conti RaceAttack nach einem Schulnotensystem ein klassischer "GUT" Kandidat kombiniert mit einem "äußerst zufriedenstellend" in "Betragen". Ein Streber also ohne dem letzten Quentchen Siegeswillen welcher aus ihm möglicherweise einen aufmüpfigeren Punk und Lehrerschreck machen würde. Das Preisniveau der Pneus ist eher niedrig was ihm einen weiteren Pluspunkt einbringt. Die Laufleistung war hier sogar in der "soft" Mischung grandios.

 

Conti Race Attack Comp Slick Test

Während der ersten 2 Runden wäre NastyNils beinahe ein Anfängerfehler unterlaufen. Der  Slick lenkt etwas unwillig ein und die Front ist etwas bockig. Doch ab Runde 3 lief der Conti Slick dann richtig rund. Das Problem: Wir hatten den Slick bloß 20 Minuten unter den Heizdecken. Er war zwar außen schon heiß, aber die Karkasse eben noch nicht auf Betriebstemperatur.
Doch dann konnte der Slick zeigen was in ihm steckt. NastyNils konnte beim Hinterrad keinen Unterschied zum vorhin getesteten SC2 von Pirelli feststellen. Vorne jedoch war der Conti GUT aber nicht SEHR GUT - verglichen mit dem Referenzpneu von Pirelli. Auf den ersten Grad Schräglage war der Reifen nicht so agil und zackig und kippte dann erst bei hoher Schräglage flink und fast von selbst in der Radius. In starker Schräglage hätten wir uns etwas Eigendämpfung gewünscht, auf der anderen Seite war der Pneu aber beim Anbremsen und auch beim Topspeed sehr stabil. Es waren ein paar Eingewöhnungsrunden nötig um die Linie exakt zu treffen. Die Karkasse ist etwas härter als die von Pirelli und dürfte bei der Eigendämpfung auf dem Niveau von Bridgestone liegen - man spürt die kleinen Unebenheiten einfach stärker. Ungefähr in diesem Bereich wird der Slick von Conti auch insgesamt einzuordnen sein - also im Bereich Michelin (etwas komplexer in Handhabung) / Bridgestone (leichter in Handhabung) und nicht bei der absolute Spitze die Dunlop und Pirelli mitspielen. Verglichen mit dem Profilpneu von Conti gefiel uns der Slick nicht ganz so gut. Möglicherweise hätte er etwas mehr Abstimmungsarbeit benötigt, doch der Profilpneu funktionierte auf der Daytona perfekt - der Slick auf der Test-Gixxer mit super eingestelltem Öhlins Fahrwerk eben nur zu 90%.

Aber man muss natürlich auch die Vorteile des deutschen Produktes erwähnen. Das waren auf der einen Seite das makellose Reifenbild welches nach dem Testtag auf eine lange Laufleistung schließen lässt. Der Supersport Reifen hat ja bei einem besonders intensiven Test gezeigt was in Sachen Laufleistung möglich ist. Und ein weiteres ganz gewichtiges PRO-Argument beim Conti Slick ist der Preis. 100 Euro unter Dunlop und ca. 70 Euro unter Pirelli sind eine harte Ansage. Conti möchte in diesem Bereich wieder Fuß fassen und da muss man eben nun erst mal wieder mit einem attraktiven Preis punkten.

Getestete Dimension: 120/70-17 "soft" und 190/60-17 "soft"
Luftdruck: 1.9 bar vorne (kalt gemessen), 1.6 bar hinten (kalt gemessen)


Interessante Links:

Text: nastynils
Fotos:
1000ps

Bericht vom 04.06.2013 | 26.941 Aufrufe

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