Bilder: KTM 1290 Super Duke R vs. BMW S 1000 R

Die beiden Bikes lassen beide unsere Herzen höher schlagen. Auch wenn in beiden Motorrädern ein anderes Herzstück als Antrieb steckt

Der KTM Motor ist am Papier um 20 PS stärker. Für einen V2 läuft er relativ ruhig und kultiviert. Beim Start kann man mit der KTM viel gewinnen und viel verlieren....

Das Getriebe stammt aus der Adventure und so ist der erste Gang relativ kurz übersetzt. Nur mit Übung kriegt man die irren 180 Pferde auch wirklich in Vortrieb umgesetzt.

Im direkten Vergleich merkt man dann doch, dass der Vierzylinder noch mal ruhiger läuft und noch angenehmer zu dosieren ist. V2 vs. R4 ist und bleibt eben eine Glaubensfrage. Für Herzflattern sorgt der coole Sound, den die BMW Ingenieure implementiert haben. Rauhes Brabbeln wie bei alten Vergasern, beim Schließen vom Gasgriff.

Die 160 PS der BMW sind beim Ampelstart leichter in Vortrieb umzusetzen. Der erste Gang ist länger, die Dosierung einfacher. Von 0-100 ist sie sogar vor der SuperDuke R

Den Leistungsvorteil der SuperDuke R kann man ab dem 2. / 3. Gang in Tempo umsetzen. Richtig brachial wird es aber bei hohen Geschwindigkeiten. Autobahn, 140km/h, 6. Gang - einfach Gasgriff umlegen und die Super Duke R hämmert ganz brutal bis 290 km/h. Das Limit sind definitiv die Unterhosen, ab 200 keine Chance für die BMW.

Die SuperDuke kommt ehemaligen Supermoto Fahrern aber auch Enduristen und Crossern sehr entgegen. Mit direkten Befehlen über den Lenker drückt man da übermotorisierte Fuhre in den Radius wie einen kleinen Kurvenräuber.

Die S1000R trägt Supersport Gene in sich. Das merkt man auch bei der Sitzposition und beim Einlenkverhalten. Piloten welche früher Supersportler fuhren, werden sich hier sofort wohl fühlen. Engerer Kniewinkel, weniger Druck am Lenker, mehr Impulse aus der Hüfte. Aber am Kurveneingang gleich schnell wie die SD.

Beim Rausbeschleunigen aus schnellen Kurven kann die 1290er den Drehmoment Vorteil gnadenlos ausspielen. Selbst in 180 km/h Kurven zeichnet sie schwarze Striche in den Asphalt. Die Traktionskontrolle verhindert kein Adrenalin aber spart Angstschweiß.

Der Motor der BMW kann noch feiner dosiert werden. In der Rollphase ist sie daher etwas präziser zu steuern, am Kurvenausgang kann sie bei 2. /3. Gang Kurven noch mithalten. Darüber dann macht die KTM ordentlich Meter.

Die Ausstattung der KTM an Fahrhilfen ist komplett und hochwertig. ABS, Traktionskontrolle, Ride-by-wire. DIE Messlatte wenn es um sportives Fahren geht.

Die BMW Fahrhilfen sind ebenfalls auf einem Top Niveau - aber nur in der Vollausstattung mit beiden Paketen kann sie im Windschatten der KTM bleiben. ABER das grandiose DDC (dynamic damping control) ist ein dicker Pluspunkt!

Die BMW ist in engen Kurven ähnlich handlich wie die KTM, bietet bei Topspeed aber mehr Stabilität. Mitverantwortlich dürfte da das dynamische Fahrwerk sein. Auch beim Umstieg von der Rennstrecke auf die Straße ist das elektronisch einstellbare DDC-Fahrwerk ein tolles Komfortfeature.

Es gibt noch weitere Details, mit denen die BMW Pluspunkte sammelt. Griffheizung und Tempomat wirken nur am ersten Blick uncool. Kenner schätzen das Teil auf der Verbindungsetappe auf der Autobahn.

Doch auch bei Racingfeatures haben die Produkmanager mitgedacht. Um rund 300 Euro kann der Schaltassistent an die S1000R gehängt werden. Ohne zusätzliche Motormanagement-Geräte.

Summiert man die Pluspunkte bei der Ausstattung und setzt dann noch den Preis unten drunter ist die BMW pragmatisch betrachtet die bessere Wahl.

Doch die ärgsten Adrenalinschübe erlebt man im Sattel der radikaleren Super Duke R. Dieses fette Drehmoment, die aggressive Optik und der irre Antritt fahren voll ins Herz der Freaks. Der Kaufvertrag wird nach der Probefahrt vermutlich unterschrieben, bevor man den Kaufpreis nochmal prüft. Nur nicht zu viel nachdenken...